Die Benutzung unterschiedlicher Sprachen in einer Oper

  • Salut,


    lange schleppe ich dies Thema schon in mir herum, nun endlich kann ich es halbwegs formulieren:


    Anlass war die damalige Anschaffung von Antonio Salieris Falstaff. Die Oper ist in der "Grundtonart" Italienisch textlich wie musikalisch geschrieben. In Scene 11 allerdings geht es los:


    Mrs Ford
    Guten morgen, mein Herr.


    Falstaff [a parte]
    Una tedesca! [a Mrs Ford] Guten morgen, meine Frau.


    Mrs Ford
    Mein Herr, io pocco posso vostra lingua parlar*.
    [...]


    Es folgt eine Arie der


    Mrs Ford
    Oh, die Männer kenn ich schon!
    Wenn sie nur ein Mädchen sehen
    Du bist reizend, Du bist schön:
    Du bist rein und ohne Mängel,
    Ach, Du bist ein wahrer Engel.
    Ja, so pflegen sie zu sagen.
    Ach! Ach! Lindre meinen Schmerz
    Sieh, ich kann ihn nicht ertragen!
    Sieh, er bricht mir schon das Herz,
    Doch dies alles sind nur Lügen
    Um die Mädchen zu betrügen,
    Denn es darf nur einem glücken,
    unsre Herzen zu betrügen,
    Ah, läuft er Euch davon...


    Oh, so come sono gli uomini!
    blabla...


    Wer kennt ähnliche witzige Dinge in Opern und, was mich am meisten interessiert: Gibt es in dem Pendant von Giuseppe Verdi eine ebensolche Textstelle?


    Ich glaube bei Mozart muss ich auch nochmals blättern, da war auch noch was...


    Grüße von
    Ulli



    *ich nix viel sprechen Deine Sprache

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • In der deutschen Barockoper kommt das häufiger vor, genauer gesagt in der Hamburger Oper.


    Dort hat man beispielsweise oft die Rezitative in deutsch geschrieben, Arien in italienisch und die Chöre in französischer Sprache verfasst.


    Oder aber Opern so umgeschrieben, Händel und Lully wurden dort mit deutschen Rezitativen aufgeführt.


    Ein besonders gutes und schönes Beispiel für diesen Sprachmix:



    Telemann: Orpheus, oder die wunderbare Bestämdigkeit der Liebe
    Akademie für alte Musik Berlin / Jacobs

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Dort hat man beispielsweise oft die Rezitative in deutsch geschrieben, Arien in italienisch und die Chöre in französischer Sprache verfasst.


    Original im Libretto...?


    ?(

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Man stelle sich eine Oper vor, die als Themengrundlage den Turmbau zu Babel beinhaltet.
    Sprachen über Sprachen, wohin das Ohr auch hört!


    Vielleicht gibt es ja so etwas schon.



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original im Libretto...?


    jep.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Diese Szenen sind extra so im Libretto verfasst, da man das auch so haben wollte. Denn das Publikum wollte die italienischen Bravourarien, das frz. Ballett und die Chöre und gleichzeitig auch die Geschichte verfolgen - Resultat Sprachenmix, der vielleicht ersteinmal seltsam anmuten mag, aber beispielsweise bei Telemanns Oper durchaus seinen Reiz hat.

  • Salut,


    ja, das verstehe ich jetzt ganz gut. Aber: Wie ist die jeweilig Handlung aufgebaut? Nehmen die Texte Bezug aufeinander oder profitieren im Falstaff'schen Sinne voneinander?


    ?(


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • also ich kann jetzt nur von Telemanns Oper reden, soviele Hamburger Opern mit diesem Mix gibt es noch nicht auf CD (ich glaube das ist bisher die einzige...)


    Also die Texte nehmen sehr wohl aufeinander Bezug, eben nur in einer anderen Sprache, so singt Orasia (in dieser etwas anderen Geschichte über Orpheus) sowohl deutsche Rezitative und auch Arien in deutsch, dann in italienisch und einige frz. Plaintes :lips:


    Da aber die Arien in der Barockoper nur nochmal ein besonders Gefühl zum Ausdruck bringen sollen ist das nicht weiter störend, ganz im Gegenteil.


    In jedem Fall ist es wohl schon mit bedacht gemacht worden, diese unterschiedlichen Stile auch in ihrer Ganzheit zu übernehmen. Der Effekt gibt dem Recht, ganz sicher - die Oper profitiert von diesem "unsäglichen Mischmasch" (Mattheson) :D

  • Zitat

    also ich kann jetzt nur von Telemanns Oper reden, soviele Hamburger Opern mit diesem Mix gibt es noch nicht auf CD (ich glaube das ist bisher die einzige...)


    oooch, das würde ich so nicht sagen. Da gäbe es z.B. noch:


    Telemanns Pimpinone
    Händels Almira
    Keisers Masaniello furioso


    alle mit italienischen Arieneinlagen. Teilweise sind sämtliche Arie italienisch (Pimpinone), teilweise aber auch nur einzelne Arien (Almira & Masaniello).


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Schön, dabey geht es dann um den "Stil" - ich hab mich wohl doch falsch artikuliert... :wacky:


    Trotzdem sind Eure Ausführungen hochinteressant, Danke für die Anreize!


    Also, es geht mir eigentlich um die "Ausländer" in der Oper. Wenn also im "wohltätigen Derwisch" um ein ganz krasses Beispiel zu nennen, der Döner-Chor singt:


    O Abdallah, mudi falla,
    hascha, wascha bu badallah.
    Dalla falla, muk, muk,
    dara vara, vizli puzli,
    Selim blinke, kuk, kuk.


    [balla-balla] :D


    oder:


    Vino pani, Turka kani,
    iro kesi, pa pa pap.
    Misil vani, mitu pani,
    prima vesi, pa pa pap.
    Pa pa pap per Farscha tu.
    Pa pa pap per glu glu glu.


    Ähnliches hat auch Kraus in seinem [schwedischen] "Soliman II" veranstaltet, über Peter von Winters "Maometo" werde ich dann morgen berichten.


    Es geht aber hier nicht speziell um die Döner-Oper, sonden um ausländischen Sprachgebrauch in der Oper im Allgemeinen.


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Sagitt meint:
    Eine abartige Variante. Fidelio 1952 ? in Neapel. Alle singen italienisch bis auf den Florestan, Peter Anders, der singt deutsch.
    Und zugelassen hat dies Ferenc Friscay.

  • Hallo Ulli,


    auf Deinen wohltätigen Derwisch bin ich gespannt.
    ----------------------------------------------------------------------


    Die Oper der Gegenwart kennt die Doppelsprachigkeit auch.


    In Samuel Babers "Vanessa" singt gleich im ersten Duett die
    Erika ihren Part in französisch und die Vanessa antwortet
    englisch.


    :yes:
    --------------------------------------------------------------------------------
    Es gab einmal einen Fernsehfilm über die Offenbach-Operette
    "Orpheus in der Unterwelt", in welcher die ersten drei Akte
    in deutsch gesungen wurden (Beirer und die Varney waren
    die Protagonisten) und der letzte Akt in der Unterwelt war
    in französisch gegeben. Das war einmal notwendig, weil
    George Shirley als Pluto kein deutsch konnte, aber auch dramatisch
    so eingerichtet, daß eben in der Unterwelt französich und auf dem
    Olymp deutsch gesprochen wurde.


    Es ergab sich dann die Situation, daß die Göttin Diana, die sich
    bei der Aphrodite eingehängt hatte, auch kein französisch sprach,
    zudem noch lispelte und die Aphrodite immer fragen musste "Was hat der Höllenfürst soeben gesagt?"


    :angel:

  • Hallo Sagittarius


    Zitat

    Eine abartige Variante. Fidelio 1952 ? in Neapel. Alle singen italienisch bis auf den Florestan, Peter Anders, der singt deutsch.
    Und zugelassen hat dies Ferenc Friscay.


    Daran ist gar nichts abartig, sondern damals (noch) gängige Praxis. Die Opern wurden in Europa überwiegend in Landessprache gesungen, und fahrende Gäste hatten ihre Rollen selten in mehreren Sprachversionen parat und sangen daher in der Originalsprache (oder bei kurzfristigen Einsprüngen u.U. sogar in "ihrer" Sprache - das muss erst recht befremdlich gewirkt haben).
    Ferenc Fricsay hat also nichts "zugelassen", was nicht übliche Praxis war. Erst durch die Bemühungen Karajans in den späten 50ern beginnen die größeren Häuser auf breiter Front zur Originalsprache zu wechseln (zumindest beim gängigen Repertoire), und die Beispiele für "gemischten" Gesang werden seltener und sind dann immer aus der Not geboren.


    Interessant ist die Entwicklung in jüngster Zeit, wo man draufgekommen ist, dass die reine Lehre oft nicht unbedingt das Beste ist. Ein spezieller Fall ist z.B. Jacques Offenbach. Einerseits ist seine Musik so auf den Text komponiert, dass man unisono der Meinung ist, er könne nur auf Französisch gesungen werden, ohne allzuviel vom Charme der Musik zu verlieren. Auf der anderen Seite sind aber auch die gesprochenen Texte zumeist sehr pointiert und lustig, würden im Ausland aber nur von einer verschwindend geringen Zahl von Zusehern verstanden werden. Also wählt man ganz bewusst die Variante, auf Französisch zu singen und in der Landessprache zu rezitieren (wobei dann oft auch dezente Aktualisierungen der vielen auf historische Gegebenheiten anspielende Pointen gemacht werden).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • In einer Stuttgarter Aufführung von "Les Contes d'Hoffmann" vor etwa 2 Jahren gab es diesen Kauderwelsch auch als "Gag" eingebaut.Allgemein wurde Fanzösisch gesungen,eine Szene wurde plötzlich von allen Akteuren in der jeweiligen Landessprache durcheinander gesungen,als da waren:Schwyzerdytsch,Isländisch,
    Nederlands,Afrikaans,Bulgarisch,Englisch und last not least Sächsisch.
    Ein launiger Einfall,der kurz für Erstaunen sorgte,und sogleich gings "normal" weiter.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Theophilus
    ...sondern damals (noch) gängige Praxis. Die Opern wurden in Europa überwiegend in Landessprache gesungen, und fahrende Gäste hatten ihre Rollen selten in mehreren Sprachversionen parat und sangen daher in der Originalsprache (oder bei kurzfristigen Einsprüngen u.U. sogar in "ihrer" Sprache - das muss erst recht befremdlich gewirkt haben).


    Habe ich mal Ende der 60er/Anfang 70er im Leipziger Opernhaus erlebt. Da war es ja gängige Praxis, alle Opern auf deutsch aufzuführen. Bei Boris Godunow gastierte eine bulgarische Sängerin, die dann auch bulgarisch sang. Das war damals tatsächlich irritierend und befremdlich...

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Bei einem Besuch im damaligen Ost-Berlin Mitte der 60er Jahre hörte ich einen "Don Carlos", in dem die bulgarischen Gäste Julia Wiener (Elisabeth), Nadja Afejan (Eboli), Ljubomir Bodurow (Carlos) ihre Partien bulgarisch, der rumänische Gast Nicolae Herlea (Posa) italienisch und der Rest (darunter Theo Adam als Philipp) deutsch sangen.


    Auf seinem Weg, die Hamburgische Staatsoper zu internationalisieren, hatte Rolf Liebermann Anfang der 60er Jahre Giulietta Simionato für eine Amneris gewinnen können. Wie damals üblich, sang der Chor deutsch, die Solisten (u.a. Edith Lang, Eugene Tobin, Lawrence Winters, Arnold van Mill) assistierten der Simionato auf italienisch - bis auf einen kurzen Aussetzer von Amonasro-Lawrence Winters, der im Nil-Akt plötzlich ins Deutsche zurückfiel : "Radames kommt hierher, ich weiß es".


    Sune

  • Salut,


    mal wieder war es Mozart, der dies alles vortrefflich auf die Schippe nehmen konnte:


    C. Caro mio Druck und Schluck,
    ti lascio, oh Dio! kugelrund,
    che affanno! a Loth is ka Pfund.


    M. Cara mia bagatellerl,
    io parto, tu resti, Spitzignas,
    oh Dio! che pena! che tormento!
    Wenn's regn't, ist's naß.


    F. Perfidi! Barbari! Belui! Mostri!
    Tiranni, Erzlumpen, Gesindel, Lumpengesindel.
    Vedrete, ihr scheißt noch in die Bündel.


    H. Amico, non tanto aufbracht's Wesen,
    eh, quel ch'è strato ist gewesen.


    [...]


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zweisprachigkeit setzt auf geradezu erschütternde Weise Gian-Carlo Menotti in seiner (von ihm selbst getexteten) Oper "The Consul" ein. Die Originalsprache ist amerikanisches Englisch. Die Szene: Verschiedene Menschen warten in einem Konsulat, um für ihr Visum einzureichen, darunter auch eine Italienerin, die ihrer Tochter zuhilfe kommen will. Aber sie kann die Sprache nicht. Einer der Wartenden, ein gewisser Herr Kofner, hilft ihr und dolmetscht. Sie singt in italienisch eine puccineske Kantilene, während Herr Kofner den Inhalt in ein englisches Rezitativ übersetzt. Eine grandiose Szene!


    Nicht ganz vergleichbar: In Janáceks "Sache Makropulos" wird im ersten Akt die tschechische Sprache wiederholt unterbrochen: Die amtlichen Dokumente sind nämlich in deutscher Sprache abgefasst und werden auch in dieser vorgetragen.

    ...

  • Vom Prager Frühling 1965 erhielt ich dieser Tage einen Bild-/Tonauschnitt aus Mozarts Zauberflöte,und zwar die Szene,bei der Papageno von den 3 Damen der sternflammenden Königin sein Schloß vom Mund abgenommen kriegt und er und Tamino ihre "Silberglöckchen,Zauberflöten,sind zu eurem Schutz vonnöten" ausgehändigt bekommen.
    Damals gastierte Fritz Wunderlich an der Prager Oper und er sang als einziger deutsch,das Ensemble natürlich tschechisch und da die Musik von Mozart stammt,hört sich das gar nicht sooo übel an.Etwas gewöhnungsbedürftig zwar,doch die Handlung ist ja hinlänglich bekannt.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Vor langer, sozusagen in alter Zeit hörte ich im Budapester Erkel-Színház (dem damaligen zweiten Haus der ungarischen Staatsoper) eine "Cavalleria rusticana", bei der alle außer Turiddu ungarisch sangen, er aber italienisch (János B.Nagy trat laufend auch diesseits des Eisernen Vorhangs auf und hatte die Partie vielleicht wirklich nur in der Originalsprache studiert). Es hat nicht wirklich gestört, denn Ungarisch verträgt sich mit Italienisch ganz gut. Sicher lassen sich andere Sprachen aber weniger leicht miteinander kombinieren.


    LG


    Waldi

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Nicht ganz vergleichbar: In Janáceks "Sache Makropulos" wird im ersten Akt die tschechische Sprache wiederholt unterbrochen: Die amtlichen Dokumente sind nämlich in deutscher Sprache abgefasst und werden auch in dieser vorgetragen.


    Janácek setzt in dieser Oper die Fremdsprachigkeit aber noch anders, und zwar dramaturgisch effektvoll, ein: Emilia Marty beginnt im dritten Akt, nachdem sie ihre Kindheitsgeschichte erzählt hat, die ihr die anderen nicht glauben, plötzlich in ihrer Muttersprache - Griechisch - das Vaterunser zu beten und fällt danach in Ohnmacht.


    Und in "Z mrtvéhu domu" stehen einige russische Ausdrücke, aber nur des Lokalkolorits wegen.

  • Zitat

    Und in "Z mrtvéhu domu" stehen einige russische Ausdrücke, aber nur des Lokalkolorits wegen.


    Im "Totenhaus" verhält es sich eine Spur anders. Janácek gehörte zu den Panslavisten, einer Gruppe, die sich bewußt auf ihr slawisches Erbe berief und sich Rußland näher fühlte als dem Westen. Janácek lernte russisch und erstellte das Libretto direkt aus dem russischen Original Dostojewskijs.
    Janáceks Tschechisch ist auch in seinen Essays extrem eigenartig, da es immer wieder russische Wörter in die tschechische Grammatik einpaßt. In dieser Mischsprache ist auch das "Totenhaus"-Libretto abgefaßt, also weniger Kolorit, als ein stark russifiziertes Tschechisch, wie es Janáceks panslawistischen Überzeugungen entsprach.
    :hello:

    ...

  • Lieber Ulli,


    Mozart ist ohnedies eine gute Adresse. In der La Finta Giardiniera gibt es eine Arie, in der Nationen und ihre Mentalität vorgestellt werden. Ich zitiere aus der deutschen Singspielfassung (Die Gärtnerin aus Liebe):


    Nach der welschen Art und Weise
    spricht man so:
    ah, quel vissetto m'ha infiammato il core,
    il petto, che languire ognor mi fa.


    Bist du nicht damit zufrieden?
    Nun so hör ein Kompliment auf gut französisch:
    Ah madame, votre serviteur,
    ah madame, de tout mon coeur.


    Und auch dies gefällt dir nicht?
    Nun laßt uns auf englisch sehen:
    Ah my Life pray you, say yes


    Ei, das ist ja zum Krepieren,
    ich muß die Geduld verlieren,
    weder Englisch noch Französisch,
    weder Deutsch noch Italienisch,
    gar nichts steht ihr an.
    O das eigensinnge Mädchen,
    gar nichts ist ihr recht getan.


    Die Vielsprachigkeit hat nur die deutsche Fassung.


    LG Peter

  • Und gleich noch einen draufgesetzt: in Salieris Falstaff (1. Akt, 11. Szene) mimt Mrs. Ford eine Deutsche, so dass Falstaff, mitten in einer italienischen Oper, anfängt, auf Deutsch zu radebrechen:


    FALSTAFF
    (Una tedescha!) Guten Morgen, mein Frau!
    MRS FORD
    Bitt' um Vergebung!
    Ich noch nicht Frau: ich Jungfer.
    FALSTAFF
    Oh, gratulieren!
    Etwas wollen von mich, schöne Jungfretta?
    MRS FORD
    Sie sind ein loser Mann!
    Sie haben, kleiner Schelm, zugleich zwei Herzen
    So - mir nichts dir nichts - weggefischt.
    FALSTAFF
    Mein Jungfer,
    Ich sag in confidenz:
    Von deutsch nit haben viel Intelligenz:
    Vor das ich dir preghieren,
    Nostra lingua du will mit mich parlieren.
    MRS FORD
    Mein Herr! Io poco posso
    Vostra lingua parlar.
    FALSTAFF
    Du nur probieren.
    Ich bissel deutsch, tu bissel nostra lingua,
    A bissel pantomime,
    A bissel discretion ... assicurieren
    So très bien miteinander explichieren
    MRS FORD
    Ma io far molit böcke ...


    (usw. ...)


    Ich kann die Oper nur nachdrücklichst empfehlen. Sie hat nur den einen Nachteil, dass Verdi den gleichen Stoff vertonte, sonst hat sie alle Vorzüge der Schreibart Salieris - höchst vergnüglich, nicht nur in dieser Szene.


    LG Peter

  • Hallo Freunde,


    in Prag erlebte ich eine "Zauberflöte", in welcher der Gast aus Brno die Königin der Nacht in vorzüglichem Deutsch interpretierte, das übrige Ensemble sang tschechisch.


    Jussi Björling und Todor Mazaroff sangen ihre Debuts an der WSO in ihrer Muttersprache...
    Diese Praxis war ja bis in die 50-er Jahre zu erleben..und später.


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo,


    Es gibt die Einspielung einer schönen Aufführung des Fidelio in Genf 1951 unter Fricsay (mit Werth, Anders, Frick und Metternich). Alle singen auf Deutsch - nur der Chor - und entsprechend auch der 1. und 2. Gefangene - singt auf Französisch.


    LG Peter

  • Zitat

    Original von pbrixius
    Die Vielsprachigkeit hat nur die deutsche Fassung.


    Salü,


    ja, genau soetwas meinte ich! Hier würde ich ausnahmsweise die "deutsche" Fassung als "intelligentere" dem italienischen Original vorziehen. Aber die Arie finde ich insgesamt ziemlich bescheuert.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Aber die Arie finde ich insgesamt ziemlich bescheuert.


    Lieber Ulli,


    du weißt ja, wer sie singt. Nardo ist ja eher ein Vertreter einer gröberen Ausgabe von Männlichkeit. Auf der einen Seite steht die Treue zu seiner Gräfin, auf der anderen Seite ist er doch eher einfach gestrickt. Und wenn man in die Noten sieht, wird er ja auch nicht ganz ernst genommen von Mozart. Immerhin hat sich Nardo eine schlichte Form von Weltläufigkeit erworben, die er da demonstriert. Serpetta findet die Arie offensichtlich auch insgesamt ziemlich bescheuert ;)


    Liebe Grüße


    Peter

  • Ich würde gerne mal etwas Grundsätzliches sagen:
    Diese Oper des von mir so sehr geschätzten Giancarlo Menotti, kenne ich leider nicht, ist nicht so meine große Leidenschaft.


    Nur: nicht immer ist oder war ein Opernhaus in der Lage seinen Chor in einer Fremdsprache singen zu machen.


    Die Schwarzkopf erzählte mal in einem Interview, sie habe es in Rom sehr genossen ihren Part in der Zauberflöte auf Italienisch „singen zu dürfen“, was mir zunächst paradox vorkam. Ihre Begründung war, dass es schlicht leichter sei, in italienischer Sprache zu singen, der vielen Selbstlaute wegen.


    Vielleicht macht Not eben doch manchmal erfinderisch.


    LG Micha :hello:

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