Mozart und seine Zeitgenossen - Grétry - der Molière der Musik

  • Grétry gilt als einer der erfolgreichsten Komponisten des ausgehenden 18. Jahrhunderts, leider gehört er auch zu denen die man Heute kaum mehr beachtet, was wie fast immer bei diesen Meistern alles andere als gerechtfertigt ist.
    Sein Hauptmetier war die Opera Comique.


    Grétry wurde am 8. Februar 1741 in Lüttich (Belgien) geboren, er studierte in Rom Musik (1761 - 1765) bevor er sich 1767 in Paris nieder ließ.



    André Ernest Modeste Grétry
    (Gemälde von Vigée-Lebrun)


    Zusammen mit Philidor vertrat er die Komische Oper in der Nachfolge Rousseaus.
    Ein besonders großer Bewunderer Grétrys war Jacques Offenbach.
    Im Vorrevulotinären Frankreich kann er als der bekannteste und beliebteset Komponist angesehen werden.


    Er war gleichermaßen beim Volk wie auch beim Hof beliebt.
    So dass er 1773 den Auftrag erhielt für die Hochzeit des Grafen von Artois (der spätere Charles X ) eine Ballettoper zu verfassen, die dann in Versailles gegeben wurde: "Céphale et Procris"


    In den Jahren 1767 bis zum Sturm auf die Bastille 1789 brachte er 50 Werke auf die Bühne, drei neue Produktionen im Jahr waren nichts ungewöhnliches.


    Durch geschicktes Vermarkten seiner Opern, der Partituren etc. verdiente er sehr viel Geld, und sein Ruhm verbreitet sich schnell über Europa - und so wurden am Habsburger Hof nicht weniger als 130 (!) Vorführungen seiner Werke gegeben. Am Zarenhof in St. Petersburg war man ebenfalls angetan.
    Das Ballett "Zemire et Azor" das 1771 in Fontainebleau zum ersten Mal gegeben wurde (für die Gräfin Du Barry) war so erfolgreich, das es in Wien 69 aufgeführt wurde.


    Grétry hatte als Sänger eine natürliche Begabung für einfache eingängige Melodien, oftmals wird er deshalb auch scherzhaft der erste "Musical-Komponist" genannt.
    Er hatte ein gutes Gespür für den Tanz, was ihm den Erfolg allein schon sichern könnte...
    Seine Melodien wurden überall gespielt und gesungen, selten war ein Komponist mit seinen Werken seit Lully so polpulär gewesen.


    Man sagt seine Musik wäre beim Grafen genauso beliebt gewesen wie beim Handwerker.
    Er verfasste eine launische, philosophische Schrift "Memoires, ou Essai sur la Musique" entstanden zwischen 1789 und 1797.


    Er glaubte, das vermiderte oder Molltöne auf das Ohr die gleiche Wirkung haben wie düstere, dunkle Fraben auf das Auge,
    das erhöte Noten jedoch im Gegenteil ihre Wirkung haben, wie lebhafte helle Farben.
    Schwarz und Lila bedeuten Zorn, Rosa passt zur Bescheidenheit..., Gelb weißt auf verhaltenen Schmerz hin ...
    Musik hatte die Fähigkeit, das zum Ausdruck zu bringen was Worte nicht vermochten, sie konnte Zustände hinter der Fassade und den Ritualen des Gesprochenen heraufbeschwören...
    Das Gefühl muß im Lied liegen.
    Geist, Gesten und Erdulden müssen durch die Begleitung verstärkt werden....




    hier in späteren Jahren




    auch als Büste



    1795 wurde er zum Inspektor des Konservatoriums und ein Jahr darauf zum Mitglid des Institut de France ernannt.
    Von Napoleon wurde er mit einer pension bedacht, die es ihm ermöglichte aufs Land nach Emonville hinauszuziehen, dort starb er im ehemaligen Landhaus Rousseaus am 24. September 1813.



    die wichtigsten Werke:


    Le Huron 1768 (Komische Oper in 2 Akten, Libretto von Marmontell nach Voltaires "L'Ingénu)


    Lucile 1769 (Komische Oper in einem Akt, Libretto von Marmontel)


    Zemire et Azor 1771 (Komödienballett in 4 Akten, Libretto von Marmontel nach Nivelle de la Chaussées "Amour par Amour)


    Céphale et Procris 1773 (Opernballet in 3 Akten, Libretto von Marmontel)


    Le jugement de Midas 1778 (Komische Oper in 3 Akten, Libretto von d'Hèle )


    L'épreuve de villageoise 1784 (Komische Oper in 2 Akten, Libretto von Desforges)
    Eine Kurzform der weniger gut aufgenommenen Oper "Theodore et Paulin (Versailles 1784)


    Richard Coeur de Lion 1784 ( Comèdie in 3 Akten, Libretto von Sedaine)


    Guillaume Tell 1794 (Drama in 3 Akten, Libretto von Sedaine)





    Eine nette Aufnahme um einmal etwas in seine ungenmein fröhliche Musik hineinzuschnuppern:



    Suites & Ouvertures
    Orchestre de Bretagne / Sanderling

  • Lieber Lullist,


    auch ich bin ein Freund der Musik Gretrys und möchte Deine Diskographie noch ein wenig erweitern.


    Da wäre zunächst die traumschöne Oper Pierre le Grand,hierzu auch meinen Beitrag Oper auf DVD



    Dann besitze ich noch als CD La Caravaine du Caire, die Einspielung
    aus Namur unter Minkowski (Label Ricercar)



    Erwähnen sollte man noch L'amant jaloux.


    Die Karawane führt zwar auch die Bezeichnung "Opern-Ballett"
    auf zwei CDs haben die Gesangsolisten voll zu tun. Bei der Zemir verhält es sich genau so. Die Bezeichnung muß wohl einer damaligen
    Gepflogenheit entsprochen haben und ist für den Einsteiger
    irreführend


    Den Coeur erwähne ich nochmal wegen des schönen Covers.
    Die Rousseau-Oper ist auch mit drauf




    Den Midas besitze ich leider nicht, schaffe ihn mir aber an, sobald er
    im Antiquariat auftaucht.


    Von Francois-André Danican Philidor existiert eine wunderschöne Aufnahme aus Rennes von Le Sorcier, die Marc Soustrot dirigiert.
    Label Arion


    Gruß Engelbert

  • Hallo!!


    Ich kenne zwar nur einen Richard Coeur de Lion, bin aber von ihm so hingerissen, dass ich mir bald mehr von Gretry besorgen werde. Die Aufnahme von der ich spreche, ist mit Otto Edelmann (den Sohn von Peter Edelmann, der heuer in Gars als Don Giovanni auftrat; Otto) und Roman Zingerle.


    Die Arie "Que le Sultan Saladin" erinnert an den mittelalterlichen Balladenstil, was ich überaus genial finde, da ja Blondel ein Minnesänger ist. Das Wiedersehensduett Richard-Blondel gehört für mich zu den ganz großen Duetten zwischen Männern. Aber das Finale ist von ungemeiner Wucht. Störend ist allerdings das hereinklatschende Publikum. ICH HASSE DAS!!!! X( X( X( X( X( :angry: :angry: :angry: :angry: :angry:


    Weiters ist auch DENYS LE TYRAN von 1794 dabei, der mit der MArseillaise abschließt, aber sonst eher blass ist. (im Gegensatz zu Richard)


    Mich würde nun interessieren ob ihr diese Aufnahme kennt und was ihr davon haltet.


    LG Joschi

  • so nun habe ich mein erstes vollständiges Werk von Grétry.
    Ich konnte zwar schon erahnen wieso er so beliebt und berühmt gewesen ist, anhand der CD mit den Ouvertüren und Ballettmusiken.


    Was soll ich sagen - was für ein Genie...




    Zemire et Azor
    Choeur et Orchestre de l'Orchestre de RTB / Donneux


    ist das erste und bestimmt nicht das letzte Werk das seinen Weg in meine Sammlung fand.
    Ich bin absolut begeistert - seine wunderbare Musik liegt mir mehr als die von Mozart und allein dieses eine Werk ist so rundum gelungen dass man regelrecht süchtig werden könnte.


    was ich mehr als bedaure ist das die Oper "La Caravaine du Caire" gestrichen ist :angry:


    aber ein paar Einspielungen bleiben ja noch - was für eine unglaublich großartige Musik!
    Neben Mozart, Kraus, Haydn und Gossec zweifellos das größte Genie dieser Epoche!


  • Zemire et Azor


    Salut,


    die 'abe isch nün aussi... :D


    Mir gefällt dieses Werk ungemein und besonders die herausragende Aufführung mit mir namentlich noch unbekannten Sängern! Und auch das gesungene Französisch ist einfach nur herzerweichend!


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Sehr witzig ist Zemires Air "La Fauvette" [es singt Mandy Mesplé] - quasi ein Duell der Sopranistin [falls man sie nicht als Akrobatin bezeichnen sollte] mit der Soloflöte. Mir kommt das ganze quasi vor wie eine Parodie auf die Koloraturarien - nicht zu toppen das schön lang gehaltene g ''' [einen Ton höher als die Königin der Nacht] am Schluß der Arie, die darauf quasi hinarbeitet. Mit welcher Leichtigkeit Mesplé das singt! Wenn da keine Gläser und Scheiben reihenweise springen, dann hilft nichts mehr... das schafft nichtmal eine getunete Kreissäge.


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut, cher Lulliste,


    ich lese mal wieder Häppchenweise in Lorenzo da Ponte Biographie:


    [...] Dazu gehörte, daß er [Le Texier] die Banti [eine offenbar großartige Sopranistein] gewann; er trug kein Bedenken, zu ihr zu gehen, und überbrachte ihr die Partitur von Grétrys 'Semira und Azur', eine liebenswürdige Oper für die Zeit, in welcher sie geschrieben wurde, und namentlich für französische Kehlen berechnet [Anm.: :D ].


    "Hier", sagte er zu ihr, "empfangen Sie die Oper, die einem Talent wie dem Ihreigen zukommt; weit über der 'Semiramide', der 'Galatea' und der 'Metrope' stehend, wird sie Ihnen einen Triumph schaffen. Dank diesem Meisterwerke bleibt der Name der Banti Jahrhunderte lang in der Welt der Harmonien, so lange nur die Namen Grétry und Frankreich bestehen."


    Er sagte ihr dies und jenes, und sie, die eben keine große Intelligenz besaß, ging in die Falle und rief dreimal aufeinander: "Semira, Semira, Semira!"


    Die Oper war jedoch französisch geschrieben; wie sollte man sie übersetzen, und wer sollte dies übernehmen? [...] Man täusche sich nicht, die Übersetzung eines Theaterstückes aus einer Sprache in die andere ist durchaus keine leichte Sache. Die Kunst, Verse zu machen, ist dabei das mindeste Talent; aber Worte und Musik einander anzupassen, und zwar dergestalt, daß die Töne der Poesie mit den Noten des Musikers harmonieren, das ist eine Klippe; eine solche Befähigung ist nicht jedem gegeben. [...]


    'Semira und Azor' wurde mit großem Prachtaufwand an Dekorationen dargestellt, was jedoch nicht verhinderte, daß sie durchfiel; nach dem Theaterausdruck machte sie Fiasko. Alle Welt verlor dabei [...]


    Das dürfte sich 1793/94 in London abgespielt haben.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • von der Oper "Céphale et Procris" die zur Hochzeit des Grafen von Artois (1773) in Versailles aufgefürt wurde gibt es bisher keine Gesamtaufnahme, doch auf dieser Cd befinden sich einige Ballette und Airs aus dieser Oper:



    Gretry: Airs et Ballets


    Sophie Karthäuser, Les Agremens, Guy va Waas


    Ich kann die Cd nur wärmstens empfehlen, die Sopranistin ist wundervoll und die Auswahl an Balletten und Airs ist außergewöhnlich schön.



    dies ist auch bisher die einzige CD mit der Musik Gretrys in historisch informierter Aufführungspraxis.


    Die Gesamtaufnahme der Oper "La Caravane du Caire" war zwar auch HIP (Les Musiciens du Louvre / Minkowski) ist jedoch gestrichen und nicht mehr zu bekommen. ;( Falls irgendjemand die Aufnahme entdeckt, so wende er sich an mich.


    doch demnächst erscheint eine weitere wohl wahrhaft großartige CD:



    GRANDS MOTETS von Grétry, Gossec und Giroust


    Les Agremens / Choeur de Chambre de Namur / Malgoire


    dies wäre dann die erste Aufnahme mit großen Motetten aus der Epoche Louis XVI


    :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:


    ich kann es kaum erwarten!

  • Salut,


    die 1783 komponierte Caravane du Caire ist nun auch seit einigen Tagen mein.



    André-Modeste Grétry
    La Caravane du Caire


    Marc Minkowski


    Der Bass-Buffo gefällt mir am besten. :jubel:


    Die ersten beiden Drittel der ersten CD halte ich für ziemlichen Radau à la Revolutionsmusik, dann wird's allmählich besser und CD 2 sind Welten gegen die erste... da trifft man dann auch auf alte Bekannte, wie die Aire pour une Esclave Italienne: Fra l'orror della tempesta... und den danse égyptienne. Allerdings gefällt mir da die Ausführung von Sophie Karthäuser mit Les Agréments und Guy van Waas doch bedeutend besser, als Catherine Napoli.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Moin, moin!


    Wußte gar nicht, daß es seit einem Jahr einen Gretry-thread gibt!


    Wie sehr Gretry damals geschätzt wurde, zeigt die unglaublich große Anteilnahme, die seine Beisetzung fand. Goethe pries ihn als den herausragenden Opernkomponisten seiner Zeit.


    :hello:
    Wulf.

  • Aus aktuellem Anlass (Adventstürchen - der TAMINO-Adventskalender 2008) stieß ich zufällig auf diesen Thread, der leider vor zwei Jahren in Vergessenheit geriet.


    Vielleicht sollte man das mal wieder ändern. Ich höre jedenfalls gerade mal wieder seinen 'L'AMANT JALOUX und bin erneut entzückt:



    Was für ein Jammer, dass die Aufnahme schon fast wieder vom Markt verschwunden ist. Wer sich irgend für die Oper des 18. Jahrhunderts interessiert und etwa Cimarosa, Dittersdorf oder DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL schätzt, von frühen Beispielen meisterhafter Ensambles ganz zu schweigen, sollte sich diese Aufnahme sichern.


    Und wenn sie/er gerade dabei ist, möglichst auch diese, die ebenfalls kaum noch zu greifen ist, allerdings nicht zu dem geforderten Mondpreis:



    Hätte ich geahnt, dass jemand nur fünf Jahre nach ihrer kurzen Wiederauflage dafür 200 Teuronen verlangt, hätte ich mir gleich einen ganzen Stapel zugelegt.


    So aber bin ich wohl einfach nur vermögend, und nicht reich. :wacky:


    Diese wunderschöne Musik gebe ich aber trotzdem nicht her. :no:


    :hello: Jacques Rideamus

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Pa­trick Dheur, der Konservator des Musée Gre­try, hat in Liège eine bislang als verschollen gegoltene Oper des französischen Komponisten André Gre­try entdeckt.


    Das Gre­try das Werk 1790 im Auftrag der Co­mé­die ita­lienne de Paris verfasst hatte, war bekannt. Die Partitur selber galt allerdings als verloren.



    Nun soll das Werk, das noch nie auf der Bühne zu sehen war, zunächst aufbereitet werden. Eine zeitgenössische Aufführung verhinderten im 18. Jahrhundert Kriegswirren.


    Zur Uraufführung gelangen soll die Oper nun 2013 anlässlich des 200. Todestages des Komponisten in Lüttich.

    (cf)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch er gehört zu den Jubilaren des Jahres 2013:


    [timg]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/91/Andr%C3%A9_Ernest_Modeste_Gr%C3%A9try.jpg/220px-Andr%C3%A9_Ernest_Modeste_Gr%C3%A9try.jpg;l;220;272;http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Andr%C3%A9_Ernest_Modeste_Gr%C3%A9try.jpg;André-Ernest-Modeste Grétry[/timg]
    André-Ernest-Modeste Grétry (* 8. Februar 1741 in Lüttich; † 24. September 1813 in Montmorency (Val-d'Oise) bei Paris) war ein belgisch-französischer Komponist.



    Grétrys meist für die Opéra Comique geschriebenen Kompositionen zeichnen sich durch Wahrheit des musikalischen Ausdrucks und Melodienreichtum vorteilhaft aus und haben auf die Bildung des musikalischen Geschmacks großen Einfluss geübt.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Auch er hat einen "Wilhelm Tell" komponiert, aber schon lange vor Rossini:


    Heute ist sein 274. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und heute ist sein Todestag, zu dem ich diese Box ausgesucht ahbe:



    Heute ist André Grétrys 202. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich kenne mittlerweile zahlreiche der Opernouvertüren von Grétry. Eine ist hinreißender als die andere. Besonders hat es mir die Ouvertüre zu "Le Magnifique" angetan. Nomen est omen. Eine Oper von 1773, der man den höfischen Charakter noch anmerkt (sie entstand sogar noch zu Lebzeiten Ludwigs XV., der im Folgejahr starb).


    Eine ausgezeichnete Einspielung legte bereits 1970 Richard Bonynge mit dem English Chamber Orchestra vor (derzeit vergriffen):



    Mittlerweile gibt es aber sogar eine Gesamteinspielung dieser Oper durch das Opera Lafayette Orchestra unter Ryan Brown zum Spottpreis:



    Diese erhielt hohe und höchste Bewertungen (vgl. hier).


    Grétry galt als der bedeutendste französische Vertreter der opéra comique im 18. Jahrhundert. "Le Magnifique" ist eine solche und unter seinen über 50 Opern eine der frühesten.


    Das Libretto stammt von Jean-Michel Sedaine (1719—1797) und ist nach einer Vorlage von Jean de La Fontaine (1621—1695). Gewidmet ist das Werk Fernando de Silva, dem 12. Herzog von Alba (1714—1776). Die Uraufführung erfolgte am 4. März 1773 im Hôtel de Bourgogne in Paris. Kurze Zeit später stieg Grétry zum persönlichen Musikdirektor von Königin Marie Antoinette auf.


    Bereits die Ouvertüre lässt aufhorchen. Der markante Einsatz der Pauken und Trommeln darf als innovativ gelten. Die Ouvertüre unterteilt sich in drei Abschnitte, die jeweils von den Trommeln eröffnet werden. Es folgen ohrwurmartige, betörend schöne Abschnitte, die typisch für den Galanten Stil des 18. Jahrhunderts sind.


    Im Zentrum der Handlung der Oper steht Horace, welcher zusammen mit seinem Diener Laurence vom titelgebenenden Le Magnifique, der eigentlich Octave heißt und der heimliche Schwarm seiner Tochter Clémentine ist, aus jahrelanger Gefangenschaft befreit wurde. Laurence ist der Ehemann von Alix, der Gouvernante von Clémentine. Der Held weiß nicht um die Gefühle der jungen Dame, die sich ihrerseits zurückhalten muss, hat doch ihr Vormund Aldobrandin selbst ein Auge auf sie geworfen. Die Situation verschärft sich, als publik wird, dass auch Magnifique etwas für Clémentine übrig hat. Zudem kommen bis dato nicht bekannte Wahrheiten über die Gefangenschaft ihres Vaters heraus. Man kann hier bereits den Typus der Rettungsoper feststellen. Es gibt eine klare Unterscheidung in die Familie aus der Oberschicht und die Dienerschaft, die die Unterschicht repräsentiert. Einer der Diener, Fabio, fungiert, obwohl Tenor, in der Funktion des komischen Bass, hierin Mozarts Leporello nicht unähnlich. Natürlich hat das Ganze ein Happy End. Zum Schluss kommt heraus, dass es Aldobrandin war, der Horace und Laurence in die Sklaverei verkaufte. Er wird entlassen und Horace gibt seinen Segen für die Heirat zwischen Magnifique und Clémentine. Die Familie ist wiedervereinigt und besingt ihr Glück. Lediglich Diener Fabio besingt seine Intention, zu fliehen.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • André-Ernest-Modeste Grétry
    Andromaque


    Karine Deshayes, Maria Riccarda Wesseling, Sébastien Guèze, Tassis Christoyannis
    Les Chantres du Centre de Musique Baroque de Versailles
    Chœur et Orchestre du Concert Spirituel
    Hervé Niquet


    Aufnahme: 2009






    Von allen Opern André Grétrys (es sind über siebzig) sticht die dreiaktige "Andromaque" insofern heraus, als es sich um seine einzige tragische Oper (tragédie lyrique) handelt. Das Libretto von Louis-Guillaume Pitra basiert auf einer Adaption von Racines gleichnamiger Tragödie von 1667.


    Man traute Grétry durchaus zu, auch ein solch ernstes Werk zu schreiben, auch wenn er als der bedeutendste Vertreter der Opéra comique galt und als solcher große Erfolge hatte feiern können. "Andromaque" ist in vielfacher Hinsicht ihrer Zeit voraus, deutet bereits auf Spontini und sogar Berlioz hin. Entsprechend verständnislos wurde sie am 6. Juni 1780 an der Académie Royale de Musique aufgenommen. Sie erschien den Zeitgenossen als viel zu dramatisch und düster und erinnerte sie aufgrund der zahlreichen Chöre eher an ein Oratorium. Besonders das tragische Finale wurde bemängelt. Grétry und sein Librettist sahen sich gezwungen, den dritten Akt noch einmal zu überarbeiten. Man wich in dieser 1781 aufgeführten zweiten Fassung deutlich von Racine ab und ließ das Werk in einer großen freudigen Hochzeit ausklingen. Diese zweite Aufführung wurde ein großer Erfolg, allerdings brannte es kurz darauf im Opernhaus; das Werk fiel der Vergessenheit anheim.


    Glücklicherweise entschied sich Hervé Niquet in dieser ersten Aufnahme der Oper für die Originalfassung, die der ursprünglichen Intention des Komponisten und auch dem Trauerspiel von Racine nähersteht. Das Ergebnis lässt aufhorchen. Es handelt sich um eine Oper in Gluck-Nähe und am ehesten vergleichbar mit dessen 1779 uraufgeführter "Iphigénie en Tauride". Gleichwohl verabschiedete sich Grétry wegen des mäßigen Erfolges danach wieder vom ernsten Genre und feierte mit weiteren komischen Opern noch zahlreiche große Erfolge.


    Die Einspielung ist sehr empfehlenswert, zeigt sie doch eine unbekannte Seite dieses Komponisten. Allerdings sollte man sich eben bewusst sein, dass sie kein "typischer" Grétry ist, sondern ein Unikat in seinem kaum überschaubaren Œuvre darstellt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões