Res Fischer war ein klassicher Kontra-Alt mit einem breit angelegten Repertoire. Diese Stimmlage ist selten geworden. Sie kam am 8. November 1896 in Berlin zur Welt und starb am 4. Oktober 1974 in Ruit auf den Fildern bei Esslingen. Sie studierte noch bei der legendären Sopranistin Lilli Lehmann und debütierte 1927 in Basel. Ihre Karriere erfuhr durch den zweiten Weltkrieg nur eine kurze Unterbrechung. Bereits im Dezember 1945 stand sie als Gluckscher Orpheus (Foto oben) wieder auf der Bühne in Stuttgart. Davon hat sich ein Mitschnitt erhalten, der, versehen mit zeitgenössischen Berichten, vor einiger Zeit noch einmal gesendet gesendet wurde. Stuttgart blieb Mittelpunkt ihres künstlerischen Wirkens. Dort trat sie auch in der deutschen Erstaufführung von Paul Hindemiths „Mathis der Maler“ (Gräfin Helfenstein/1949) auf. Ihre starke Bühnenpräsenz und ihr großes schauspielerisches Können prägten die Uraufführungen von Carl Orffs „Antigonae“ (Titelrolle/1949) und Rudolf Wagner-Régenys „Bergwerk zu Fallun“ (Großmutter/1961) bei den Salzburger Festspielen. Gastspiele führten Res Fischer in alle Welt. Sie war eine gefeierte Erda, Ortrud, Fricka und Waltraute, sang aber auch Amneris, Eboli und Azucena. Von Richard Strauss wurden die Klytämnestra und die Gaea im Rundfunk eingespielt und inzwischen auch veröffentlicht. Gesungen hat sie auch die Amme. Diese Partien gelten deshalb als beispielhaft, weil sie die Gesangslinie betonen. Die Stimme der Fischer ist charaktervoll, nicht eigentlich schön, dafür aber betont stilistisch. Übertreibungen sind ihr fremd. Wieland Wagner holte sie 1959 für seinen „Fliegenden Holländer“ als Mary nach Bayreuth. Einen Eindruck von ihrer Gestaltungskraft vermittelt sie in der filmischen Version einer Inszenierung von Wolfgang Fortners „Bluthochzeit“ (Die Bettlerin als Tod) durch Günther Rennert an der Staatsoper Stuttgart von 1964.
Bei Youtube gibt es als Höreindruck die beklemmende Szene Elektra-Klytämnestra aus der oben gezeigten Gesamtaufnahme: