PIERRE LE GRAND, André Grétrys schönste Oper

  • Pierre le Grand Oper von André Modeste Grétry


    Etliche Komponisten haben sich dem russischen Zaren zugewandt und seine bewegte Jugend in eine Oper verwandelt. Dem Konsumenten ist die Vertonung von Albert Lortzing am geläufigsten, aber auch Donizetti und Meyerbeer fanden das Sujet interessant.


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    Die russischen Komponisten selbst hatten eher die entfernteren historischen und patriotischen Stoffe im Visier, so dass man zur 300 Jahrfeier von St. Petersburg keinem einheimischen Komponisten mobilisieren konnte, um dem Stadtgründer zu huldigen. Den Zuschlag bekam nicht der Deutsche Albert Lortzing, sondern ein Komponist des 18. Jahrhunderts, André Modest Gretry, in Belgien geboren und später in Paris niedergelassen, Zeitgenosse der Französischen Revolution, hauptsächlich bekannt unter seinem Hauptwerk Richard, Coeur de Lion.

    Gretrys Kompositionen sind spritzig und witzig und die Melodien eingängig, komödiantischen Opern von Gluck nicht unähnlich. Zar Peter erlernt in Holland das Schiffshandwerk, es wird gesägt und gehämmert, schwungvoll die Reling gestrichen und Fähnchen geschwungen, das es eine Art hat. Allerdings verliebt der Zar sich nicht in Marie der Nichte des Bürgermeisters van Bett, sondern wendet sich einer Dame namens Catherine zu. Das Inkognito wird zu Ende des Stückes gelüftet, die verliebte Catherine ist verzweifelt, aber ihre Wahnsinnsszene wird von niemanden besonders ernst genommen.


    Das Helikon-Musical-Theater in Moskau unter dem Dirigenten Sergej Stadler, der seine Karriere als Geiger begann, legt sich mächtig ins Zeug. Ensemble und Hauptdarsteller laufen zu Höchstform auf. Spielfreude und Esprit wirken niemals dosiert oder hektisch, sondern schlagen den Zuschauer durch ihre Natürlichkeit und Unbekümmertheit vollkommen in seinen Bann. Gesungen wird französisch, deklamiert russisch, die Kostüme und Perücken sind opulent gefertigt, alles Ton in Ton auf graublau und beige abgestimmt. Allerdings muss bezweifelt werden, ob die vom Zaren und seinen Helfern erbaute Fregatte jemals manöverierfähig von Stapel gehen wird. Das kümmert den Herrscher auch nicht, er schwingt sich auf ein Drahtgestell und verlässt zu Ende den Schauplatz.


    :angel: