Artur Bodanzky — ein Österreicher in New York


  • Artur Bodanzky, geboren am 16. Dezember 1877 in Wien, gestorben am 23. November 1939 in New York City, war ein österreichisch-amerikanischer Dirigent und Violinist.


    Bodanzky wuchs in einer jüdisch-assimilierten Familie auf. Gegen den Willen des Vaters entschied er sich für die Musik und studierte am Wiener Konservatorium sowie bei Alexander von Zemlinsky. 1897—1899 war er Erster Violinist im Orchester der Kaiserlichen Hofoper, danach Kapellmeister in Budweis sowie am Wiener Carl-Theater. 1901—1903 war er Assistent von Gustav Mahler.


    1909 wurde er Erster Kapellmeister in Mannheim; sein Nachfolger dort wurde niemand Geringerer als Wilhelm Furtwängler. 1915 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus und wurde Chefdirigent an der Metropolitan Opera. 1928 trat er zunächst zurück, doch da sein Nachfolger Joseph Rosenstock überwiegend negative Kritiken erhielt und hinschmiss, übernahm Bodanzky wiederum und behielt das Amt bis zu seinem Tode.


    1936 lehnte er ein Engagement am Royal Opera House in London ab, da man ihm die geforderten 250 Pfund pro Vorstellung verweigerte.


    Bodanzky war berühmt für seine Wagner-Dirigate, von denen sich einige als Mitschnitte erhalten haben. Man sagte ihm ein (zu) schnelles Tempo nach. Zudem war er für etliche Schnitte an der Met verantwortlich, die sich noch Jahrzehnte später hielten.





    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der merkwürdigste Posten in der reichhaltigen Diskographie von Artur Bodanzky ist dieser FIDELIO, der am 31. Dezember 1938 aus der Met übertragen wurde:



    Es wurde der erneute Versuch unternommen, die große Oper zu Lasten der Singspiel-Elemente herauszukehren. Solche Experimente hatte es ja immer wieder gegeben. Roccos Arie "Hat man nicht auch Gold beineben" wurde in dieser Fassung weggelassen. Bodanzky setzte die stark zusammengestrichenen Dialoge selbst in Musik und verwendete dabei Motive aus den umliegenden Nummern. Das klingt für unsere heutigen Ohren höchst ungewöhnlich und nicht wirklich überzeugend. Aber gerade dadurch gewinnt dieser Mitschnitt seine Exklusivität. Es kann nicht schaden, ihn wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Bruno Walter, der 1941 als FIDELIO-Dirigent in der Met dokumentiert ist (wieder mit Kirsten Flagstad als Leonore), kehrte zur gängigen Praxis zurück. Und Alexander Kipnis durfte seine Rocco-Arie singen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent