Sigiswald Kuijken — Vorreiter in Sachen HIP

  • Dass es noch keinen gesonderten Thread für ihn gibt, sollte man kaum für möglich halten. Seine Einspielung der selten aufgeführten Händel-Oper "Alessandro" ist noch immer maßgeblich. Gerade in letzter Zeit erschienen einige ganz neue Aufnahmen. Von daher ist es hohe Zeit, dies hiermit zu ändern.


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    Sigiswald Kuijken, geboren am 16. Februar 1944 in Dilbeek bei Brüssel, ist ein belgischer Dirigent, Violinist und Gambenspieler. Er zählt zu den bedeutendsten Pionieren der Erforschung der Spieltechniken des 17. und 18. Jahrhunderts und ist ein Vorreiter der sog. HIP-Bewegung.


    Er studierte an den Konservatorien von Brügge und Brüssel, wo er seine spätere Gattin Marleen Thiers kennenlernte. Sein Abschlussdiplom erhielt er im Jahre 1964 und war zwischen 1960 und 1971 Mitglied im Ensemble Musiques Nouvelles.


    Bereits seit Kinderjahren interessierte er sich für Instrumente der Renaissance. Er und sein Bruder Wieland erlernten auf diese Weise autodidaktisch das Gambenspiel. Beide waren Mitglieder im Alarius Ensemble (Brüssel), welches bereits in dieser Zeit Schallplatten- und Rundfunkaufnahmen mit Werken des 17. und frühen 18. Jahrhunderts machten. Besonders ab 1969 ging Kuijken daran alte Spieltechniken im Selbstversuch wiederzuentdecken.


    1971—1996 war er Professor für Barockvioline am Königlichen Konservatorium in Den Haag, 1993—2009 zudem am Königlichen Konservatorium in Brüssel. In dieser Zeit gab er sein Wissen an zahlreiche Violinisten weiter.


    1972 stellte er auf Ersuchen von Gustav Leonhardt und der Deutschen Harmonia Mundi ein größeres Ensemble zusammen. Dies war die Geburtsstunde von La Petite Bande. Diesem Orchester steht er seit dieser Zeit vor.


    Mit La Petite Bande spielte er viele Werke des französischen, italienischen und deutschen Barock ein. Bald schon widmete er sich allerdings auch der Klassik. So entstand 1982 die erste Aufnahme von Haydns "Schöpfung" auf historischen Instrumenten. Die Mozart-Opern "Le nozze di Figaro", "Don Giovanni", "Così fan tutte" und "Die Zauberflöte" folgten. Unzählige weitere Einspielungen sollten folgen. Darunter befinden sich Werke von Georg Muffat, Johann Sebastian Bach, Arcangelo Corelli, Jean-Baptiste de Lully, Jean-Pilippe de Rameau, François Couperin und Wolfgang Amadeus Mozart.


    Kuijken wirkte zudem mehrfach als Dirigent bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit.


    2007 wurde Kuijken die Ehrendoktorwürde der Katholischen Universität Löwen verliehen. 2009 erhielt er den mit 20.000 Euro dotierten Kulturpreis der Flämischen Gemeinschaft.





    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Für mich ist er einer der ganz Großen. Er beschreibt irgendwo einmal seine Zeit in seinem Geigenstudium, in dem er keine Lust hatte, die ganze hochvirtuose Musik à la Paganini zu spielen, die auch mir so verhasst ist.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)