Karl Jörn (auch Carl Jörn) ist ein Opernsänger, der am 5. Januar 1973 in Riga geboren wurde und am 19. Dezember 1947 in Denver (Colorado) starb. Er war Deutsch-Amerikaner. Debütiert hat er 1998 in Freiburg als Lyonel in "Martha". Nächste Stationen waren Zürich und Hamburg. Von 1902 bis 1908 wirkte er an der Berliner Hofoper, wo er sich die Gunst von Kaiser Wilhelm II. erwarb. Nach Gastspielen in London wurde er für mehrere Spielzeiten an die Metropolitan Opera in New York verpflichtet. 1916 wurde er US-Bürger und beendete seine Sängerlaufbahn. Jörn gilt als einer der ersten Weltstars.
Die Frida-Leider-Gesellschaft hat ihm ein CD-Doppelalbum gewidmet. Es kann bei der Gesellschaft direkt bezogen werden. Als ich es dieser Tage wieder hörte, stellte ich fest, dass Jörn eine der nobelsten Stimmen hatte, die ich kenne. Wer die beiden randvoll gefüllten CDs gehört hat, würde nicht auf einen einzigen Titel verzichten wollen. Die akustische Hinterlassenschaft des Sängers ist üppig. Sie reicht von Mozart über Flotow, Meyerbeer, Leoncavallo bis hin zu Boieldieu und Donizetti. Gemessen an der Programmauswahl ist Richard Wagner proportional am stärksten vertreten in seiner Karriere – und war es in Wirklichkeit wohl auch. Alle achtzehn Nummern der ersten CD sind ausschließlich diesem Komponisten gewidmet. Der Beginn mit Steuermannslied aus dem „Fliegenden Holländer“ scheint programmatisch. Jörn singt es mit der Eleganz und Leichtigkeit, die einer Arie von Mozart zu Ehren gereichen würde. Er forciert nicht, er stemmt nicht, er singt, als würde Legato das wesentlichste Merkmal des Vortragsstils bei Wagner sein. Deshalb klingt er auch für unsere heutigen Ohren erstaunlich modern. Niemals bedient er das Klischee des Heldentenors. Er ist es durch Stil und Gestaltung. Bei Jörn ist jedes Wort zu verstehen. Dabei sind die Originaltonträger meistens älter als ein halbes Jahrhundert.
Wer einen Ausschnitt aus der ersten Gesamtaufnahme von Bizets „Carmen“ von 1908 sucht, sieht sich enttäuscht. Offenbar wurde von den Herausgebern ganz bewusst darauf verzichtet, weil die legendäre Einspielung mit Emmy Destinn in der Titelrolle ohnehin Bestandteil jeder gut sortierten Sammlung ist. Sie hat den Namen von Jörn bis in die Gegenwart getragen, ihn zugleich aber auch darauf festgelegt. Karl Jörn? Das ist doch der José aus der Carmen mit der Destinn! Jörn ist noch viel mehr. Insofern ist dieses Doppelalbum auch eine Art Befreiung aus dieser Fessel, weil es eine der vielseitigsten Sängerpersönlichkeiten gebührend und angemessen würdigt. Und so sieht das Doppelalbum aus: