Ist Oper Unterhaltung oder Kunstwerk?

  • Hallo Opernfreunde,


    beginnen wir gleich mit der Definition, was unter "Oper" in diesem Thread gemeint ist: Sowohl das Werk (Libretto und Norten) als auch die Ausstattung, Inszenierung und Gesangliche Realisierung, bzw schauspielerische Leistung, oder kurz gsagt: Das Phänomen Oper.


    Die Frage, die ich als Titel gewählt habe stammt nicht von mir, irgendwelche Politiker brachten sie ins Gespräch, im Zusammenhang mit Subventionen für Opern-Events.


    Ist nicht, so argumentierte man, Oper eine Unterhaltung bzw. Vergnügen auf höchstem Niveau, höchst kostspielig realisiert und in Szene gesetzt ? Warum soll der Staat Unterhaltung subventionieren,
    noch dazu Unterhaltung für eine Minderheit?


    Glücklicherweise ist das Thema nur ein theoretisches. Interessant ist es aber trotzdem.


    Was ist Eure Meinung ?



    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Die Frage, die ich als Titel gewählt habe stammt nicht von mir, irgendwelche Politiker brachten sie ins Gespräch, im Zusammenhang mit Subventionen für Opern-Events.


    Die dann aber das "oder" wohl wieder als "entweder oder" gemeint haben könnten?


    "Unterhaltung ist keine Kunst", "Kunst ist nicht unterhaltsam" - Das wären die logischen Ableitungen.


    Oper muß für mich Kunst und Unterhaltung sein, in allen anderen Fällen verliere ich das Interesse.


    Viele Grüße
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Für mich sollte Oper auch beides sein. Wobei die ursprüngliche Absicht vielleicht nicht immer das war, was dann letzten Endes daraus geworden ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die "alten" Komponisten in ersten Linie das wollten, was heute z.B. ein Filmemacher tut - die Leute unterhalten. Dass dann "einige" unterhaltsame Kunstwerke entstanden sind, kann uns nur freuen. Es gibt ca. 40.000 Opern; 200 davon befinden sich auf den Spielplänen der Opernhäuser - mögen 10 % davon überbewertet und von den restlichen 39.800 ein paar zu Unrecht in Vergessenheit geraten sein - das was aktiv erhalten geblieben ist, kann man doch getrost zu den Kunstwerken zählen. Wer jetzt was lieber mag ist wohl reine Geschmacksache.
    Wenn man, wie ich ein "Lauscher" UND "Glotzer" ist, landet man wohl früher oder später bei der Oper - bei reiner Instrumentalmusik fehlt mir persönlich halt (meistens) das optische Erlebnis und beim Theater fehlt mir demzufolge die Musik ;-)

  • Hallo Sonny,


    heißt das, du meidest die reine Instrumentalmusik?


    Bei mir ist das ja eher andersrum.
    Ich habe eher Vorbehalte gegenüber der Oper.
    Wenn ich etwas Visuelles brauche, gehe ich ins Konzert und habe das Orchester 5 Meter vor mir zu sitzen und kann fast jedem Instrumentalisten in die Augen sehen.
    Bei der Oper habe ich Probleme damit, ständig die Handlung und somit auch die Texte mitzuverfolgen. Vor allem, wenn sie auf deutsch auch nur im Handbuch zu finden sind.
    Ich habe live erst eine Oper gesehen (Nabucco), das war sogar eine Freilichtoper, habe es dann aber nach einigen Szenen aufgegeben, mit der Handlung mitzukommen und habe mich an der Musik erfreut.
    Nach der Vorstellung habe ich dann mit meiner Mutter die Handlung rekonstruiert.
    Vielleicht bin ich "noch" zu jung dafür.



    Gruß, Peter.

  • Alfred frägt:


    Zitat

    Ist Oper Unterhaltung oder Kunstwerk?


    Ach, sie kann beides sein; mal das eine, mal das andere aber leider ist sie öfter weder das eine noch das andere und da seh ich schon ein Problem :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • nein, ich meide sie natürlich nicht, aber wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich aus genannten Gründen eher für die Oper.


    Zu jung kann man für die Oper sicher nicht sein ;-) und das Problem mit der Handlung kann man dadurch lösen, dass man sich mit dem Stoff halt vorher etwas auseinandersetzt - Inhalt, Textbuch od. Klavierauszug. So einem die Musik an sich gefällt, wird es ja auch nicht bei einem Einmalerlebnis bleiben. Die gängigen Verdi-Opern hab' ich so oft gesehen und gehört, dass ich sie auswendig kann. Außerdem kennt man ja von manchen Stücken den Inhalt auch schon aus der Literatur (Otello, Macbeth, Don Carlos etc.)


    Übrigens ist das Medium DVD hervorragend geeignet um eine Oper kennenzulernen - vielleicht probierst du das einmal! Ich bin derzeit am "Macbeth-Trip" (ausgelöst durch eine Lieblingsaufnahme - Glyndebourne 1972 Paskalis, Morris, Barstow - eine der ersten Aufnahmen, die ich mir von den alten Videos auf DVD gebrannt habe) und kann z.B. die im Handel erhältliche Zürcher Aufnahme mit Hampson und Marrocu wärmstens empfehlen.

  • Hi Sonny,


    wirklich düster ist die Verfilmung von Claude D Anna von macbeth. Einmalig. Den Soubnd liefert Chailly mit den Bolognesen. Ausgezeichnet agieren ( nicht nur singen) Nucci den Mcbeth und Verrett die Lady ( stimmlich gibt es , leider für alle Sänger, eine Aufnahme mit der Callas, die nicht zu toppen ist.
    Ästhetisch ist es sehr interessant: der Film ist immer überlegen, wenn man realistisch insceniert. So kann D´Anna einfach großartige Bilder liefern, die eine Bühne nicht vollbringen kann- die Aktionen der Hexen,das Wiederauftauchen vergangener Könige und Gemorderter...........
    Wenn Du auf Zürich verweist, ist es die Idee von Macbeth- Ideen in Iscenierungen umzusetzen- das kann auf der Bühne sehr gut gelingen.


    Ich habe die Inscenierung auf Laserdisc, überspiele sie aber jetzt auf DVD,weil der Laserdiscspieler langsam den Geist aufgibt.


    Schöne Grüße und alles Gute für 2005


    Sagitt

  • @Alfred Zitat: Warum soll der Staat Unterhaltung subventionieren,noch dazu Unterhaltung für eine Minderheit?
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    Hierüber ist in der" Kulturpolitischen Szene" schon viel Porzellan zerschlagen worden....
    Die Diskussionen der Politiker... Opernhäuser... Orchester aus Kostengründen zu schließen wäre ein Offenbarungseid an unserer Kultur..... (was wird nicht alles an Usinnigen subvenzioniert...)


    Die steigenden Besucherzahlen in den Opernhäusern und Konzertshäusern sagen eindeutig etwas anderes aus..... in der heutigen technisierten Zeit besteht einfach das Bedürfnis der Besucher sich an das Kulturgut
    wieder zurück zu besinnen....


    Ob nun der Besuch eines Konzertes oder in die Oper zu gehen bleibt nicht nur für mich ein immenses Bedürfnis....



    Herzliche Grüße
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • Oh ja freilich - der Film IST super gelungen und ich liebe ihn! Überhaupt sehr erfreulich, dass es gleich einige tolle Macbeths zu sehen + hören gibt. Bin auch ein Callas-Fan und stimme dir grundsätzlich zu, aber gerade in der Partie gibt es wenigstens auch noch andere gute Leistungen - Zampieri z.B. - oft in Wien gesehen und auch sie hat es grandios gemacht.


    Generell finde ich es ja schade, dass es nicht ein größeres Opernpublikum gibt für das es sich lohnt klasse Opernverfilmungen zu machen; speziell bei Werken, die auf der Bühne schwierig plausibel darzustellen sind. Was für tolle Filme könnte man da machen mit all den heutigen Spezieleffekten - nur die Musik darf nicht darunter leiden - das ist meine Grundbedingung.


    Aber wollen wir nicht meckern; ich bin eigentlich hellauf von dem doch recht üppigen Angebot an Live-Produktionen auf DVD begeistert. So macht's eigentlich fast doppelt so viel Vergnügen!

  • Es freut mich zu lesen, daß die Besucherzahlen der Opernhäuser steigen. Die neuen Technologien, vor allem das Internet, machen es einem leicht, unbekannte Welten zu erkunden und neue Interessen zu entwickeln. Mit wenigen Mausklicks kann man die Opernhäuser der Welt besuchen, sich Eindrücke von den Veranstaltungen verschaffen und Karten buchen. Ich fände es jammerschade, wenn man die Subventionierung der Oper und des Theaters einstellen würde. Man müßte wohl damit rechnen, daß die Bühnenkunst mehr oder weniger einginge und damit eine Verarmung des Kulturangebots einträte - ein Schaden, der kaum wiedergutzumachen wäre.

  • Hallo,


    wenn Opernhäuser von "Mausklicks" abhängig werden
    - DAS finden WIR jammerschade!
    (Wobei wir wieder beim Thema Zeit wären ;)). Wir sind der Meinung. dass man hier einfach differenzieren muss. Oper im 18ten Jahrhundert oder im Jahr 2000.
    "Früher" war Oper mit Sicherheit für die Mehrzahl der Menschen (die HEUTE ins Kino gehen) pure Unterhaltung (Anders sieht es mit "reinen Konzerten aus - selbst da sind wir nicht sicher). Von den wenigen "Kennern" Ihrereseits abgesehen. (
    Aber das ist doch heut zu tage nichts anderes. Weiß ein Kinobesucher, welche Gedanken und vor allem Arbeit hinter einem Film steht? Warum werden JETZT Opern vom heutigen Publikum so zerpflückt - analysiert? Gibt die Filmbranche nichts mehr her? (Das war im Prinzip keine Frage sondern eine Feststellung)
    Für das Publikum ist Kunst IMMER Unterhaltung! Für den "Veranstalter" oder "Urheber" immer KUNST


    Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen...
    Haben wir uns eigentlich überhaupt deutlich ausgedrückt???


    Wenn nicht, dann schmettert uns nieder.
    B&W

  • WIR HABEN UNS UNDEUTLICH AUSGEDRÜCKT....


    Bitte NICHT Niederschmettern...


    Liebe Grüße


    B&W


    PS: Werden versuchen es morgen richtig zu stellen - sowie Thorsten endlich auf die Frage "kann klassische Musik den Charakter verändern" zu antworten. Das ist aber nicht einfach. Das Ganze Thema ist nicht einfach. Wenn man es genau nimmt...


    Sind jetzt einfach nur müde

  • Zitat

    Für das Publikum ist Kunst IMMER Unterhaltung! Für den "Veranstalter" oder "Urheber" immer KUNST


    Ich möchte diesen Satz noch etwas verbessern:


    Für das Publikum ist Kunst immer UNTERHALTUNG, für den "Veranstalter" immer GESCHÄFT und für den "Urheber" (fast) immer KUNST.


    Man kann darüber diskutieren, ob ein gesunder Geschäftssinn des Künstlers seiner Kunst auf lange Sicht durchaus förderlich ist, aber man kann Künstler schlecht in einen Topf werfen, und ich gehe einmal von der optimistischen Annahme aus, dass Künstler in erster Linie Schaffende und erst danach Vermarktende sind.


    Kunst ist eine besondere Form von Ware (wie besonders, überlasse ich jedem seiner persönlichen Einschätzung), und muss in der Praxis als solche behandelt werden.


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Bettina und Wilfried,


    ich will das nicht auseinanderpflücken, aber eine Frage habe ich doch:


    Zitat

    Original von Bettina und Wilfried
    Aber das ist doch heut zu tage nichts anderes. Weiß ein Kinobesucher, welche Gedanken und vor allem Arbeit hinter einem Film steht? Warum werden JETZT Opern vom heutigen Publikum so zerpflückt - analysiert? Gibt die Filmbranche nichts mehr her? (Das war im Prinzip keine Frage sondern eine Feststellung)


    Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr eher selten oder nie ins Kino geht? Denn anders kann diese Bewertung meiner Meinung nach nicht zustande kommen.....Ist nich Thema dieses Forums, aber meiner Erfahrung nach sind Eure Aussagen weder für das Kinopublikum noch für die Filmbranche in solcher Allgemeinheit zutreffend.


    Ansonsten sind für mich Kunst und Unterhaltung keine Gegensätze, die ein "oder" wie im Threadtitel erfordern. Das eine schliesst das andere keineswegs aus, und ich sehe auch keinen Sinn darin, einen solchen Gegensatz herbeizureden.


    Beste Grüsse,


    Claus

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Zitat

    Original von C.Huth


    [quote]Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr eher selten oder nie ins Kino geht? Denn anders kann diese Bewertung meiner Meinung nach nicht zustande kommen.....


    Hallo Claus,


    Du hast Recht, der letzte Film, der uns seit 100 Jahren ins Kino locken konnte, war Herr der Ringe :stumm:


    Wenn wir Zeit haben, und das ist leider seeeehr selten, gehen wir in die Oper. Und hier bevorzugen wir den Römersteinbruch in St. Margarethen / Burgenland. Aber auch das nur nebenher.


    Um wieder aufs Thema zurück zu kommen: (Wir haben es eigentlich schon gesagt) Für uns ist Oper beides. Wenn wir sie "ansehen" reine Unterhaltung - wenn wir Oper "hören" dann ist es Kunst...


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried


    PS: Kannst Du uns sagen, was aus dem Staatstheater in Saarbrücken geworden ist? Wir haben gehört, dass es geschlossen werden soll.

  • Oper: Unterhaltung und Kunst selbstverständlich.


    Erlaubt mir, einen weiteren Aspekt anzuführen, der nahe am Thread von Bettina und Wilfried liegt (Charakterveränderung durch die Klassische Musik), aber nicht so weit geht..
    Vielleicht kann die Oper das (Unter-)Bewußtsein, das Bewußtwerden erzeugen bzw. verstärken.


    Es wird niemand mit dem Ziel in die Oper gehen, dadurch ein besserer, kritischerer Mensch zu werden, deshalb Bewußtsein bzw. Unterbewußtsein.


    Ein Beispiel aus meiner Lieblingsoper "Fidelio", da ich so abstrakt nicht formulieren kann.
    "Fidelio" wird keinen Anhänger totalitärer Systeme zu einem glühenden Demokraten machen.
    Vielleicht denken aber ein paar Leute über den angepaßten Erfüllungsgehilfen Rocco nach, ohne den die totalitären Systeme nicht funktionieren würden.
    Vielleicht bemüht sich ein Bruchteil der Nachdenker, ím Leben nicht wie Rocco zu agieren.


    Ist vielleicht Stumpfsinn oder frommer Wunsch.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Salut,


    es ist mir (heute) einfach zu anstrengend, die ganzen Beiträge vollständig durchzulesen... meiner Empfindung nach war die Oper für den Zuschauer/-hörer des 17. bis 19. Jahrhunderts reine Unterhaltung, für die Künstler und deren Rivalen natürlich "Kunst". Vielleicht braucht auch die "Kunst" eine gewisse Zeit, um erst zur Kunst zu werden... dann nämlich, wenn kein Mensch dieser Welt mehr in der Lage ist, solche Kunst zu produzieren...? Die Opern waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kritisch betrachtete zeitgenössische Werke... der Kunstgedanke war im Entstehungszeitpunkt - außer für den/die Künstler - Nebensache, mit einer Ausnahme: Die Zauberflöte. Der Künstler war bei der Opernkomposition überwiegend darauf aus, Geld zu verdienen und das war bei Opern immer sehr lukrativ, vorausgesetzt, man bekam den Auftrag und schrieb entsprechend "gefällig". Die Oper wurde m. E. erst später, also im 19. JH zum "Kunstwerk" - vielleicht mit Beginn eines J. W. v. Goethe... ? Die Zauberflöte ist deswegen ein reines Kunstwerk, weil sie überwiegend - wenn auch der Geldgedanke nicht ganz auszuschliessen ist - als Freundschaftsdienst für Schikaneder zu betrachten ist und der Künstler sich gehen lassen konnte...


    Für mich persönlich sind Opern deswegen Kunst, weil sie aus der Feder eines Künstlers stammen. Das soll aber nicht heißen, dass jeder Künstler ausschliesslich Kunst fabriziert (hat). Ich denke, man geht auch heutzutage noch gern in die Oper, um "mal was anderes" zu sehen, also um "Unterhaltung" zu haben und das noch in Kombination mit Kunst und Künstlern... eine einfach geniale Mischung!!


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Leute!


    Für mich ist die Oper in allererster Linie Kunst, aber wenn die Inszenierung gut ist ist es Unterhaltung!
    Jetzt taucht die Frage auf, wann eine Inszenierung gut ist!
    Für mich ist Oper ein Ausflug in dir Vergangenheit oder in eine mir ferne Welt, wenn das nicht gegeben ist, ist das Erlebnis Oper nicht da, ist die Inszenierung nicht gut!
    Das ist meine Meinung.


    MFG Joschi

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  • Hallo,


    die Crux an Opern ist, das man sie am Text festmacht und am Spektakel.
    Eine Gutrune zu sein, einen Kurwenal als Freund zu haben. Das sind die schwer erklärbaren Höhepunkte einer Oper.


    Soweit zu meiner Meinung,


    Gruß,


    Oliver

  • Zitat


    Ansonsten sind für mich Kunst und Unterhaltung keine Gegensätze, die ein "oder" wie im Threadtitel erfordern. Das eine schliesst das andere keineswegs aus, und ich sehe auch keinen Sinn darin, einen solchen Gegensatz herbeizureden.


    Beste Grüsse,


    Claus


    Das sehe ich genau so!


    Was ist's bei dem glücklichen Fall, wenn alle drei Faktoren zusammentreffen? Ein Wunder?


    Auch verschwimmen die Grenzen, wie ich finde. Ein Beispiel: Nehmen wir ein Auftrags-Portrait eines alten Meisters. Da war's für den Urheber ein Geschäft. Ein paar wenige dieser Bilder wurden zur Kunst erhoben und über den Unterhaltungswert scheiden sich dann wieder die Geister.


    Die Trennung in Kunstwerk ODER Unterhaltung finde ich furchtbar; darf man Kunst nicht unterhaltsam finden? Bzw. wenn's mich unterhält, ist es dann automatisch keine Kunst mehr? Kann doch nicht sein, oder?

  • Hallo Alfred,


    das Eine muß das Andere nicht ausschließen.Ich meine sogar:Kunst muß unterhalten,sonst ist sie nicht gut.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo!


    Für mich ist die Oper beides, Kunst und Unterhaltung.
    Das Problem ist heutzutage, dass es keine Definition von Kunst gibt, die allgemein anerkannt wäre. Zum Thema Freundschaft meinte ein Vortragender, dass ein Sokrates, ein Cicero oder ein Kant einem Gesprächspartner den Begriff auseinandersetzten hätte können. Heute muss jeder erst wieder draufkommen, was Freundschaft bedeuten könnte. Ähnlich sehe ich das mit der Kunst, wo doch jeder der daraufbesteht, dass nicht alles Kunst sein kann, schief angeschaut wird. Da kann so macher Künstler noch so viel Quatsch machen, es gibt sicher einige, die darin Kunst sehen.


    Auch der Begriff Unterhaltung ist nicht so einfach. Eine Gruppe von Menschen unterhält sich prächtig bei Videos mit den Hoppallas anderer. Andere unterhalten sich bei Opern oder einem Buch. Es ist die Frage, welche Unterhaltung als die erstrebenswerte gilt. Es gibt keine Konsens über das Schöne und Gute bzw. werden diese Konzepte abgelehnt, weil angeblich veraltet.


    Vielleicht gehört so manches deshalb gefördert, weil es nur wenige interessiert, damit es nicht verloren geht. Alles was die Masse will, erhält sich doch meist von selbst. Das braucht keine Unterstützung.


    Früher konnte der Herrscher über die Kunst sein Prestige erhöhen. Für heutige Politiker zählt in erster Linie das Budget, daher ist auch die Motivation sich für die Oper oder die Kunst im Allgemeinen einzusetzen eher nicht so hoch.


    lg,
    Franz

    Sagt nicht:"Ich habe die Wahrheit gefunden", sondern:"Ich habe eine Wahrheit gefunden." (Khalil Gibran; Der Prophet, dtv, 2002)

  • @ Franz: Mit der Begriffsdefinition hast du ein wichtiges Problem angesprochen: "Unterhaltung" heißt für mich, dass ich in irgend einer Weise angeregt werde, egal ob das jetzt meine kleinen grauen Zellen oder die Lachmuskeln betrifft. Insofern ist ein Opernabend für mich beides, Kunst (also das Kunstwerk an sich) und Unterhaltung (Was löst es in mir aus?) Nur wenn sich weder mein Kopf noch mein Bauch angesprochen fühlen, ist es ein verlorener Abend. Allerdings würde ich nicht so weit gehen, meine fehlende Empfindung/Euphorie zu einem allgemeinen Werturteil im Sinne von "Was mich nicht berührt, ist keine Kunst" hochzustilisieren. Vielleicht findet sich ja der Schlüssel noch, der mir einen Zugang ermöglicht :)
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Siegfried


    das Eine muß das Andere nicht ausschließen.Ich meine sogar:Kunst muß unterhalten,sonst ist sie nicht gut.


    Lieber Siegfried,


    ich darf mal bei dir ansetzen. Es sind nur kleine Korrekturen, die ich machen muss, um meine Auffassung von deiner abzuleiten. Zum einen streiche ich das "Muss" - Kunst unterhält, es ist für mich Teil einer künstlerischen Betätigung, dass sie auf die Unterhaltung (zumindest eines Teils) des Publikums setzt. Sie unterhält eben nicht jeden und nicht automatisch. Da Kunst ein Form der ästhetischen Kommunikation ist, brauchen die Teilnehmer an dieser Kommunikation auch den Wortschatz und die Regeln dieser Kommunikation. Wenn Mozart im Don Giovanni auf Cosa rara anspielt, so wird das Zitat nur den erheitern, der weiß, das dies ein Zitat ist. Es gibt kurz gesagt eine Bringschuld dessen, der an der ästhetischen Kommunikation teilnimmt.


    Wenn ich also über das spreche, was Kunst leisten soll, muss ich auch davon sprechen, was derjenige leisten soll, der Kunst erleben will.


    LG Peter

  • Zitat

    Original von Franz Laier
    Für mich ist die Oper beides, Kunst und Unterhaltung.


    D'accord

    Das Problem ist heutzutage, dass es keine Definition von Kunst gibt, die allgemein anerkannt wäre. Zum Thema Freundschaft meinte ein Vortragender, dass ein Sokrates, ein Cicero oder ein Kant einem Gesprächspartner den Begriff auseinandersetzten hätte können.[/quote]


    Man kann einen solchen Begriff vorgeben, aber dann muss die Vorgabe auch allgemein akzeptiert werden. Ich ziehe die Sokratische Methode vor, die Mäeutik, das heißt die im Dialog gegebene Hilfe, mit der der Begriff einverständlich hervorgebracht wird.


    Was Freundschaft ist und für uns heute bedeutet, hat auch mit den konkreten sozialen Bedingungen zu tun, die wir heute haben, denn ..


    Zitat

    Heute muss jeder erst wieder draufkommen, was Freundschaft bedeuten könnte.


    Früher war Freundschaft überlebenswichtig. Heute sind die meisten so gesichert, dass sie meinen zu vernachlässigen können, was Freundschaft von einem fordert.


    Zitat

    Ähnlich sehe ich das mit der Kunst, wo doch jeder der daraufbesteht, dass nicht alles Kunst sein kann, schief angeschaut wird. Da kann so macher Künstler noch so viel Quatsch machen, es gibt sicher einige, die darin Kunst sehen.


    Die Willkürlichkeit, die du anprangerst, ist der Lebensraum der Kunst. Dass sich der Begriff der Kunst heute geweitet hat, heißt nicht, dass er nicht mehr besteht. Er war übrigens zu keiner Zeit der Geschichte, von der wir entsprechende Schriftzeugnisse haben, einvernehmlich.



    Zitat

    Es ist die Frage, welche Unterhaltung als die erstrebenswerte gilt. Es gibt keine Konsens über das Schöne und Gute bzw. werden diese Konzepte abgelehnt, weil angeblich veraltet.


    Unterhaltende Unterhaltung ist erstrebenswert - für alle. Je nach den geistigen Voraussetzungen wird der eine darunter das Schlachten von Menschen in der Arena, der andere das Symposium des Trimalchio verstehen - und einige werden die Gesellschaft des Petronius arbiter suchen. Heute wie damals ...


    Zitat

    Vielleicht gehört so manches deshalb gefördert, weil es nur wenige interessiert, damit es nicht verloren geht. Alles was die Masse will, erhält sich doch meist von selbst. Das braucht keine Unterstützung.


    Früher konnte der Herrscher über die Kunst sein Prestige erhöhen. Für heutige Politiker zählt in erster Linie das Budget, daher ist auch die Motivation sich für die Oper oder die Kunst im Allgemeinen einzusetzen eher nicht so hoch.


    Lieber Franz,


    das ist ein ganz anderes Problem, das auch mit der bürgerlichen Gesellschaft zu tun hat, die an Stelle des (oft willkürlich verfahrenden) adligen Mäzen trat. Mit der Überbetonung der Naturwissenschaft und Technik als schnellverwertbare Quellen gesellschaftlichen Reichtums ist die Geisteswissenschaft und die Achtung vor ihr zurückgedrängt worden - wie eben die Errungenschaften menschlichen Geistes im Bereich der Kultur. Wissen ohne Kultur ist aber Barbarei - man beginnt es eben wieder neu zu lernen ... hoffe ich.


    LG Peter

  • Zitat

    Original von Siegfried
    Hallo Alfred,


    das Eine muß das Andere nicht ausschließen.Ich meine sogar:Kunst muß unterhalten,sonst ist sie nicht gut.


    Lieber Siegfried!


    Vollkommen richtig, Oper, und auch Operette und Musical, müssen richtig gebracht werden, dann ist es Unterhaltung und Kunst!


    Liebe Grüße aus dem kalten Wien und alles Gute für 2009 sendet Dir Peter. :hello: :hello:

  • Lieber Peter :


    Oper ist hohe Kunst , die auf einenem sehr hohen Niveau


    unterhalten kann .


    Um sich nur aus Zeitvertreib "zu unterhalten" , dürfte in aller Regel in guten Opernhäusern falsch sein .


    Viele Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Ich verstehe nicht so ganz, wo zwischen Unterhaltung und Kunst der Unterscheid sein soll, bzw. wo das eine das andere ausschließen soll. Das ist genauso abwegig wie die E- und U-Musik Unterscheidung. Es gibt nur gute und schlechte Musik, und selbst da ist die Beurteilung subjektiv.


    Was ist Kunst? Ein sehr abstrakter Begriff. Was ist Unterhaltung? Ich habe den Eindruck, Unterhaltung gilt als minderwertig, Kunst als höherwertig. Ich aber finde, Musik (ob Oper oder andere Musik), die nicht unterhält, ist es nicht wert, gehört zu werden.


    Ich höre natürlich Musik, um mich zu unterhalten, mich zu erfreuen, etc. Dazu gehört auch, dass der Geist angeregt wird. Das gehört für mich zum Begriff der Unterhaltung dazu. Es darf dabei also durchaus auch um "Probleme" gehen, nicht nur schöne, heile Welt. Genauso, wie auch gute, intelligente Filme im Fernsehen laufen können, und nicht nur die Sendungen und Filme, bei denen man nur auf dümmliche Weise berieselt wird. Aber "Unterhaltung" ist doch beides, nur auf unterschiedlichen Niveaus. Zugegeben, die meisten wollen vermutlich bei Unterhaltung nur berieselt werden. Aber das gilt nicht für jeden. Ich sehe den Begriff "Unterhaltung" sehr allgemein und mache ihn nicht vom "Niveau" abhängig.


    Nebenbei: Für mich steht bei einer Oper immer die Musik im Vordergrund, nicht Text oder Handlung. Wenn das neben der Musik auch gut ist, umso besser.


    maticus

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