Günther Herbig

  • [timg]http://bsomusic.org/media/205755/gunther-herbig.jpg;l;300;300;*;Günther Herbig[/timg]Günther Herbig, geboren am 30. November 1931 in Aussig/Ústí, Tschechoslowakei, ist ein deutscher Dirigent.


    Er begann seine Ausbildung 1951 an der Franz-Liszt-Hochschule Weimar, wo Hermann Abendroth sein Lehrer wurde. Später folgten so bedeutende Dirigenten wie Hermann Scherchen und Arvīds Jansons, der Vater von Mariss Jansons. Zudem war Günther Herbig einer der wenigen Schüler von Herbert von Karajan.


    1956 wurde er Kapellmeister am Deutschen Nationaltheater Weimar.


    1972—1977 war er Generalmusikdirektor der Dresdner Philharmonie. 1977—1984 wurde er Chefdirigent des Berliner Sinfonie-Orchesters (seit 2006 Konzerthausorchester Berlin), welches er bereits zwischen 1966 und 1972 dirigert hatte.


    Erst spät trat er auch im Westen auf. 1979 verliehen ihm sowohl das BBC Northern Symphony Orchestra (seit 1982: BBC Philharmonic) als auch das Dallas Symphony Orchestra den Titel eines Ersten Gastdirigenten.


    1984 siedelte Herbig in die USA über, wo er 1984—1990 als Musikdirektor des Detroit Symphony Orchestra amtierte. Kurz vor Ende seiner Amtszeit in Detroit wurde er 1989 Chefdirigent des Toronto Symphony Orchestra in Kanada, was er bis 1994 blieb.


    Seit dem Zeitpunkt seiner Ausreise aus der DDR dirigierte er zahlreiche bedeutende europäische und nordamerikanische Orchester und machte zudem mehrfach Tourneen nach Japan, Südamerika und Australien.


    Seinen bislang letzten Chefdirigentenposten nahm er von 2001—2006 beim Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken ein.


    Seit 2009 wirkt er als Erster Gastdirigent und musikalischer Berater des Columbus Symphony Orchestra in Ohio, was er bereits von 2003—2006 war. Zudem ist er Ehrendirigent des National Symphony Orchestra in Taiwan.


    1990—1997 wirkte Herbig als Professor für Dirigieren an der berühmten Yale University in New Haven, Connecticut, Vereinigte Staaten.


    Während seiner Jahrzehnte andauernden Dirigentenlaufbahn nahm er über 100 Werke auf.



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • wurde er 1989 Chefdirigent des Toronto Symphony Orchestra in Kanada, was er bis 1994 blieb.


    Dort dirigierte er 1994 einen sehr schönen konzertanten "Fidelio" mit Eva-Maria Bundschuh und Ben Heppner - ich habe den Rundfunkmitschnitt. :rolleyes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gut, einmal hier auf den Dirigenten Günther Herbig hinzuweisen. Ich kenne Herbig gut, noch als Nachfolger von Kurt Sanderling am Berliner Sinfonie-Orchester. Er gehört zur Garde der klassischen deutschen Kapellmeister-Generation. 1984 verließ er im Unfrieden das Orchester. Er hatte sich erhofft, mit der Wiedererrichtung des zerstörten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt (Konzerthaus) das Haus nach dem Vorbild des Leipziger Gewandhauses institutionell zusammenzuführen und die Gesamtleitung übernehmen zu können. Die Partei- und Staatsführung der DDR sah das anders. Sie hielt Haus und Orchester auseinander, ernannte einen früheren Industrieminister (!) zum Intendanten und setzte den Tenor und Dirigenten Peter Schreier, der sich darum wahrlich nicht gerissen hatte, an die Spitze eines künstlerischen Kuratoriums. Herbig trat verärgert vom Posten des Chefdirigenten zurück, erhielt postwendend Hausverbot und Dirigiersperre. Da reiste er in die USA aus. Bei den Orchestern in Dallas, Detroit und im kanadischen Toronto war er nun ebenso gefragt, wie bei der BBC in London und beim Orchestre de Paris. Ich erlebte Herbig dann wieder im Februar 1989 in Berlin, diesmal im Westteil der Stadt in der Philharmonie mit dem Detroit Symphony Orchestra. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde alsbald auch das Hausverbot für Herbig am Konzerthaus wieder aufgehoben, so dass er nun regelmäßig hier wieder als gerngesehener Gastdirigent, jetzt etwa im Zwei-Jahres Rhythmus, konzertiert. Im September z.B. wird er Tschaikowskys 5. Sinfonie leiten. Es sind eine Reihe von hörenswerten Aufnahmen mit ihm im Handel. Neben den hier bereits genannten möchte ich auch auf diese Einspielungen verweisen:




    (Im Beethoven-Set ist nur die Eroica unter der Leitung von Günther Herbig.)
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Sie hielt Haus und Orchester auseinander, ernannte einen früheren Industrieminister (!) zum Intendanten und setzte den Tenor und Dirigenten Peter Schreier, der sich darum wahrlich nicht gerissen hatte, an die Spitze eines künstlerischen Kuratoriums.


    Darf ich nach dem Namen des früheren Industrieministers, der Intendant des Schauspielhauses wurde, fragen?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wikipedia liefert die Antwort:


    Zitat

    Hans Lessing, der erste Intendant, war zuvor Minister für Leichtindustrie gewesen

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Mir ist auch nicht ganz verständlich, wieso ein Dirigent wie Günther Herbig so dermaßen im Schatten steht. Dass er einige bedeutende Orchester geleitet hat, sahen wir ja bereits in seiner Vita. Bei Spotify findet man auch einige Aufnahmen von ihm, die allesamt interessant erscheinen. Was ich bisher so gehört habe, hat mich eigentlich immer sehr positiv überrascht. Herbig, immerhin auch schon 83, scheint auch noch immer aktiv zu sein. Vielleicht geriet er durch sein Übersiedeln in die Vereinigten Staaten Mitte der 80er Jahre ein wenig in Vergessenheit. Das Kulturleben der DDR hat er aber doch zwei Jahrzehnte mitgeprägt, erst ab 1966 als "Nummer Zwei" beim Berliner Sinfonie-Orchester neben Kurt Sanderling, dann ab 1972 als Chef der Dresdner Philharmonie und dann schließlich ab 1977 als Chef des Berliner Sinfonie-Orchesters. Er zerkriegte sich mit der SED-Führung und verließ das Land 1984. Erst 2001 kehrte er zu einem deutschen Orchester, nach Saarbrücken, zurück.



    Diese Aufnahme der 5. Symphonie von Bruckner von 2012 hat es wirklich in sich.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kenne Herbig gut, noch als Nachfolger von Kurt Sanderling am Berliner Sinfonie-Orchester. Er gehört zur Garde der klassischen deutschen Kapellmeister-Generation. 1984 verließ er im Unfrieden das Orchester. Er hatte sich erhofft, mit der Wiedererrichtung des zerstörten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt (Konzerthaus) das Haus nach dem Vorbild des Leipziger Gewandhauses institutionell zusammenzuführen und die Gesamtleitung übernehmen zu können. Die Partei- und Staatsführung der DDR sah das anders. Sie hielt Haus und Orchester auseinander, ernannte einen früheren Industrieminister (!) zum Intendanten und setzte den Tenor und Dirigenten Peter Schreier, der sich darum wahrlich nicht gerissen hatte, an die Spitze eines künstlerischen Kuratoriums.


    Meilenweit davon entfernt, die DDR-Kulturpolitik verteidigen zu wollen, waren die Konzepte für Gewandhaus und Schauspielhaus, wie es seinerzeit noch hieß, grundverschieden. Das Berliner Haus war ja nicht nur Konzerthaus. Es war viel mehr. Es gab darin noch andere Veranstaltungsräume, ein kleines, damals sehr aktives Theater ohne eigenes Ensemble, in dem aber fast täglich Vorstellungen stattfanden, Kongresse, Tagungen, Gastronomie, einen Plattenladen usw. Das alles brauchte einen Manager, der das Unternehmen am Laufen hielt und die unterschiedlichen Sparten miteinander verband. In der Tat war der erste Intendant Lessing, der diesen organisatorischen Job hatte, vorher Minister für Leichtindustrie. Der soll durchaus etwas von Kunst verstanden haben, hörte ich verschiedentlich. Ein Dirigent als Chef des Konzerthauses hätte ein sehr großes Pensum rein organisatorischer Aufgaben, das nichts mit Musik zu tun hatte, zu bewältigen gehabt. Also wurde entschieden, dass der Dirigent "nur" Chef des Orchesters blieb. Ich finde das in Ordnung, zumal das Orchester ja auch auf Reisen geht. Herbig sah das offenbar ganz anders, fühlte sich übergangen. Nach meinem Eindruck funktionierte das wiederaufgebaute Haus am Gendarmenmarkt seit seiner Eröffnung sehr gut. Es gab dort sehr viele Gäste, darunter Bernstein, Celibidache, Menuhin, Haitink etc. mit den verschiedensten Orchestern. Die Mailänder Scala kam mit dem Verdi-Requiem unter Muti. Auch die inzwischen sehr vernachlässigte Tradition der Liederabende mit vielen internationalen Stars wurde noch gepflegt. Es gab sogar reine Orgelkonzerte. Die Künstler und Klangkörper mussten ja auch alle herbei organisiert werden. Das Kuratorium gab wohl dem Gesamtprogramm beratend seinen Segen. Managen musste es der Intendant.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Zu seinem 80. Geburtstag wurde Günther Herbig mit folgender Aufnahme geehrt:



    Entstanden sind die Live-Aufnahmen allerdings schon 2002. Ich kann mich zwar nicht mehr ganz detailliert an die Interpretationen erinnern, habe sie aber als durchaus konkurrenzfähig gespeichert.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler