Liselotte Losch - mehr als nur Frau Metternich


  • Liselotte Losch war eine deutsche Opernsängerin im Fach Sopran. Sie stammte aus Berlin, wo sie am 11. November 1917 geboren wurde. Gestorben ist Liselotte Losch am 21. November 2011. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof in Faldafing im Landkreis Starnberg an der Seite ihres Mannes, des Baritons Josef Metternich, den sie um sechs Jahre überlebte. Hart hat an anderer Stelle das Grab vorgestellt. Auf dem Kreuz ist sie als Liselotte Metternich verewigt. Nichts deutet mehr auf die einstige Opernsängerin mit eigenen Erfolgen hin. Sie hatte ihre Karriere offenbar schon frühzeig beendet, war sozusagen hinter ihren Mann zurückgetreten. Das ist nicht unüblich gewesen zu damaliger Zeit. Es gibt auch andere Beispiele. Die Losch wurde in ihrer Heimatstadt ausgebildet und begann ihre Laufbahn am Stadttheater Ulm. 1939 kehrte sie nach Berlin zurück und trat zuletzt bis 1961 an der Ostberliner Staatsoper auf. Danach - es war das Jahr des Mauerbaus - finden sich keine weiteren Engagements. In Berlin hatte sie auch ihren späteren Mann kennengelernt, der ebenfalls dort engagiert war. Aus Berlin haben sich in privaten Sammlungen Mitschnitte von Moniuszkos "Halka" (Titelrolle) und Leoncavallos "Bajazzo" (Nedda) erhalten. In der Operette "Der Zigeunerprimas" von Kálmán, die 1949 beim WDR eingespielt wurde, wirkt sie gemeinsam mit Josef Metternich mit. Beide sind auch an einem Querschnitt der EMI durch Mascagnis "Cavalleria rusticana" von 1955 beteiligt - als Lola und Alfio. In der Operette "Der Karneval in Rom" von Strauß, 1950 ebenfalls beim WDR eingespielt, ist sie die Marie, in der berühmten Grammophon-Aufnahme der "Zauberflöte" unter Ferenc Fricsay die zweite Dame.


    Wer hören will, wie sie sang, sollte sich dieses Duett aus der Operette "Madame Pompadour" von Leo Fall (WDR 1952 / Franz Marszalek) zu Gemüte führen.* Ihr Partner ist Peter Anders, mit dem sie auch andere Aufnahmen bestritt:


    Und hier noch ein paar CD-Empfehlungen:


    Der "Cavalleria"-Querschnitt verbirgt sich in dieser Box, die Rudolf Schock gewidmet ist. Schock war ein Freund der Familie Metternich. Das Foto zeigt sie zu dritt.


    * Wie ich eben feststellen muss, lässt sich diese Aufnahme nur direkt auf der Youtube-Seite abspielen. Dor bitte nach Liselotte Losch suchen. Dann erscheint es gleich oben an. Es kann sein, dass andere Browser das Duett von der Tamino-Seite direkt abspielen, wie es gedacht war.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wie bereits in der Rubrik zu Sigrid Ekkehard erwähnt, sang Liselotte Losch an der Unter den Linden wiedereröffneten Deutschen Staatsoper Berlin am 18. September 1955 die Donna Elvira in der Premiere von Mozarts "Don Giovanni".


    Bis 1961 kamen zur Donna Elvira noch (mindestens) folgende Rollen hinzu:
    - Konstanze ("Die Entführung aus dem Serail")
    - Nedda ("Der Bajazzo")
    - Ottavia ("Die Krönung der Poppea", Premierenbesetzung)
    - Violetta ("La Traviata")
    - Zdenka ("Arabella")


    Allerdings hat die Losch in diesen sechs Jahren nur etwa ein Drittel der Anzahl der Abende gesungen, die die Ekkehard am Haus gesungen hat.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Vor zweieinhalb Jahren habe ich hier die Rollen genannt, in denen Liselotte Losch an der wiedereröffneten Lindenoper zwischen 1955 und 1961 aufgetreten ist. Dabei habe ich den Eindruck vermittelt, dass es nicht ganz so viele Auftritte gewesen seien (wie etwa bei Sigrid Ekkehard).
    Inzwischen habe ich auch die Besetzungszettel der Berliner Staatsoper im Admiralspalast zwischen 1945 (1946) und 1955 durchgesehen. Dabei habe ich den Namen Liselotte Losch genau 333 Mal herausgeschrieben. Sie hat also 333 Mal eine mittlere oder große Rollen im Admiralspalast Haus gesungen.


    Das erste Mal habe ich sie am 17. Oktober 1947 namentlich (mit dem Zusatz a.G.) als Königin der Nacht auf einem Besetzungszettel des Hauses gefunden. Tiana Lemnitz war ihre Tochter Pamina, Peter Anders der von ihr in den Kampf gegen Sarastro geschickte Prinz Tamino. Es dirigerte Hans Schüler.


    Bei ihrem zweiten Auftritt am Haus am 28. Oktober 1947 sang Liselotte Losch (als Gast) die Konstanze, Peter Anders war der Belmonte, es dirigierte Karl Schmidt.
    Am 17.1.48 folgte die zweite Konstanze, Julius Katona war ihr Belmonte, Fritz Soot war wie schon beim Debbüt ihr Bassa.
    Bei ihrer dritten Konstanze am 10.3.1948 war Rudolf Schock ihr Belmonte.
    Weitere Vorstellungen mit ihr als Konstanze gab es im Jahr 1948 am 30.3., 8.4., 19.4., 15.5., 13.6., 7.7., 3.9., 1.10., 3.11. und 23.12. (mit Ludwig Hofmann als Osmin).


    Weitere Vorstellungen mit ihr als Königin der Nacht folgten bis Jahresende 1948 am 14.4. (mit Rudolf Schock als Tamino), 11.5. (mit Julius Katona als Tamino), 13.7. (mit Gottlob Frick als Sarastro), 3.10., 12.10., 24.10. (mit Elisabeth Grümmer als Pamina und Frick), 5.11., 29.11. und 3.12., 18.12. und 25.12.


    Am 20. September 1948 sang Liselotte Losch am Haus ihre erste Violetta neben Julius Katona als Alfred und Josef Metternich als Germont, es dirigerte Karl Schmidt.
    Weitere Violettas folgten bis Jahresende am 5.10., 10.10. und 10.11.


    Am 30. Oktober 1948 sang Liselotte Losch ihre erste Donna Elvira am Haus. Karl Wolfram war der Don Giovanni, Eugen Fuchs der Leporello und Julius Katona der Don Ottavio, Karl Fischer dirigierte. Am 13.11 folgte eine zweite Vorstellung.


    Im Laufe des Jahre 1948 verschwand auch der Zusatz a.G. hinter ihrem Namen auf den Besetzungszetteln des Hauses,


    Im Gründungsjahr der beiden deutschen Nachkriegsstaaten, 1949, sang Liselotte Losch folgende Partien am Haus: Königin der Nacht, alle drei großen Frauenrollen in "Hoffmanns Erzählungen" (Debüt am 18.1. neben Josef Metternich in den vier Bösewichter-Rollen, ab 10.4. auch nur die Antonia), Violetta, Konstanze, Frau Fluth (Debüt am 19.3. neben Margarethe Klose als Frau Reich, Kurt Rehm als Herr Fluth und Otto Hopf als Falstaff unter Hans Schüler), Gilda (ab 26.4. neben Josef Metternich als Rigoletto unter Karl Schmidt) und Donna Elvira.


    Das Jahr 1950 begann für Liselotte Losch wie schon das Jahr 1949 mit einer Königin der Nacht am Neujahrstag, im Laufe dieses Jahres folgten noch an anderen Rollen: Konstanze, Violetta, Gilda, Frau Fluth, Massenets Manon (Debüt am 27.4. unter Hans Löwlein a.G. mit Werner Liebing a.G.), Antonia, Donna Elvira und Olympia.


    Das Jahr 1951 begann für die Losch am 3.1. mit einer Konstanze (neben Werner Liebing a.G. als Belmonte, Gerhard Frei a.G. als Osmin und Fritz Soot als Bassa), an weiteren Rollen folgten im Laufe dieses Jahres Frau Fluth, Königin der Nacht (mit Trötschel als Pamina), Violetta, Olympia, Gilda, Manon und Nedda (Debüt in der "Bajazzo"-Premiere am 8.12. unter Karl Schmidt mit Alfred Hülgert als Canio und Kurt Rehm als Tonio, am 22.12. auch neben Josef Metternich als Tonio).
    Das Jahr 1951 beschloss sie am Silvestertag mit der Glucke in den "Bremer Stadtmusikanten" von Richard Mohaupt. Ruth Keplinger war die Marie, Gertraud Prenzlow die Mieze, Helmut Meinokat der Gockel und Heinrich Pflanzl Pluto, es dirigerte Hans Löwlein.


    Das Jahr 1952 begann mit der Glucke am 2.1., an weiteren Rollen folgten bis Jahresende Nedda, Konstanze, Königin der Nacht, Violetta, Manon, Gilda, ein Blumenmädchen im "Parsifal" (Debüt am 11.4. unter Josef Keilberth), die Zdenka in "Arabella" (Debüt am 19.4. unter Erich Riede aus Dresden mit Hedwig Müller-Bütow in der Titelpartie, Egmont Koch aus Kassel als Mandryka und Erich Witte als Matteo) und Frau Fluth.
    Am 10.2.1952 sang sie in einer Operettengala für die Helfer beim Aufbau Berlins.


    Das Jahr 1953 begann für Liselotte Losch am Neujahrstag mit der Zdenka, es folgten an weiteren Rollen Nedda, Violetta, Gilda, Halka (Debüt in der Premiere am 21.3. neben Erich Witte als Jontek), Sophie im "Rosenkavalier" (Debüt am 19.7. neben Tiana Lemnitz als Marschallin, Gertraud Prenzlow als Octavian und Heinrich Pflanzl als Ochs unter Hans Löwlein) und Elvira in der "Stummen von Portici" (Debüt in der Premiere am 8.11. neben Gerhard Stolze als Masaniello unter Hans Löwlein).


    Das Jahr 1954 begann für Liselotte Losch im Admiralspalast am 14.1. mit der Zdenka (Müller-Bütow war wieder die Arabella und Mathieu Ahlersmeyer war als Gast aus Hamburg warnder Mandryka), es folgten Sophie, Elvira, Violetta, Nedda, Gilda, Halka, Blumenmädchen, Donna Elvira und Konstanze. (Am 24.10. sang sie Halka, am 25.10. Gilda und am 26.10. Violetta).


    Das Jahr 1955 begann für sie am Neujahrstag als Donna Elvira in "Don Giovanni" (mit Gisela Behm als Donna Anna, Kurt Rehm in der Titelpartie, Heinrich Pflanzl als Leporello und Rudolf Schock a.G. als Don Ottavio unter Hans Schüler). Am Folgetag sang sie die Violette neben Julius Katona und Hans Löbel aus Dresden. Bis Sommer 1955 (dem Zeitpunkt des Umzuges zurück ins Stammhaus) folgten noch folgende weitere Rollen: Gilda, Zdenka und Halka. Ihre letzte Vorstellung im Admiralspalast war am 11.6.1955 eine "Arabella" (wieder mit Müller-Bütow in der Titelpartie und Rudolf Gonszar als Mandryka, Erich Witte war Zdenkas Matteo, Theo Herrmann sang den Papa Waldner und Julius Katona sang den Elemer, es dirigierte Hans Löwlein).


    Diese Informationen wollte ich heute, an ihrem 100. Geburtstag, nicht vorenthalten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Rüdiger, lieber Stimmenliebhaber,
    das ist ein lobenswertes Thema ganz nach meinem Geschmack,weil hier großartigen Sängerinnen/Gattinnen ein Würdigung zu Teil wird, die sie längst verdient haben. Mir fallen sofort Lieselotte Wissmannn die Ehefrau von Wolfgang Windgassen, Frau Beirer die streitbare Frau des Heldentenors Hans Beirer, und Margarethe Frick, ebenfalls Sopranistin,ein. Häufig haben diese bewundernswerten Frauen ihre eigenen Karrieren zugunsten des Mannes zurückgestellt oder ganz aufgegeben und höchsten fördernden Einfluss auf die Karriere des Sängergatten gehabt.. Durch die Freundschaft mit der Familie Frick kenne ich dieses Beispiel selbstverständlich ganz detailliert. Beide Fricks waren an der Stuttgarter Staatsoper engagiert. Gretel Frick als Soubrette und lyrischer Sopran. Gottlob Frick 7 Jahre im Chor und in der weiteren sängerischen Ausbildung. In dieser Zeit finanzierte Frau Frick das Leben und das Studium des aus einer Familie mit 13 Kindern stammenden Förstersohns. Sie war es auch, die den Lobl zum Vorsingen für die erste Solistenstelle in Coburg anmeldete. Auch später war sie seine wichtigste Gesprächspartnerin in allen Sangesfragen. Erfreulicherweise ist von ihr eine einzige Liedplatte erhalten: immerhin mit Hubert Giesen am Flügel. Man hört eine leichte Stimme mit schönem Klang, guter Gesangstechnik und geschmackvollem Vortrag..
    Wenn noch weitere Beispiele gefunden würden könnten wir diesen "Heldinnen" der Oper vielleicht sogar einen eigenen Thread widmen. Ich würde dies begrüßen.
    Herzlichst
    Operus
    Auch die Ehemänner von Sängerinnen und Sängeehepaare könnten interessant sein.

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Kleine Korrektur, lieber Hans, Frau Wissmann, die übrigens mit dem Vornamen Lore hiess, hatte auch selber eine beachtliche Karriere, die sie bis nach Bayreuth (und Zürich) führte.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Nach meinen Informationen führte streng genommen Wolfgang Windgassen Lore Wissmann nach Bayreuth, auch unter Drohung der Absage seiner eigenen Mitwirkung.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ist das nur üble Nachrede, oder kannst Du das genauer belegen? Mich dünkt, dass Wissmanns Stimme diesen Support nicht nötig hatte, wie ihre Aufnahmen es bis heute belegen...

  • Ist das nur üble Nachrede, oder kannst Du das genauer belegen?

    Dass mir das eine Betroffene erzählt hat, die von Wieland Wagner die Besetzung als Eva schon zugesagt bekommen und dann genau mit dieser Begründung von ihm von dieser Rolle wieder entbunden wurde, reicht mir, um das zu glauben.


    Dass du das anders siehst und nicht glauben willst, glaube ich auch gerne...


    (Aber ich habe Lore Wissmann nicht in diese Rubrik eingeführt und schon gar nicht gegen Liselotte Losch, die das Thema dieser Rubrik ist, ausgespielt, denn sie hat sicherlich keine kleinere Karriere gemacht als Lore Wissmann.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"