Woldemar Nelsson

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    Woldemar Nelsson, geb. am 4. April 1938 in Klinzy, Russland, gest. am 7. November 2006 in München, war ein russischer Dirigent.


    Er stammt aus einer jüdischen Musikerfamilie, bereits sein Vater war Dirigent und auch Komponist. Zunächst lebte seine Familie in Kiew, danach in Orjol. Er begann eine Ausbildung aus Geiger und spielte bereits mit fünfzehn im Symphonieorchester Nowosibirsk. Es schloss sein ein Dirigierstudium an der dortigen Musikhochschule an. Meisterklassen in Moskau und Leningrad vervollständigten die Ausbildung.


    1971 wurde er nach Gewinn des Zweiten Preises im 3. Moskauer Allunions-Wettbewerb von Kirill Kondrachin für drei Jahre als Assistenzdirigent der Moskauer Philharmoniker verpflichtet. Bald schon arbeitete Nelsson mit vielen wichtigen sowjetischen Orchestern und Musikern wie Oistrach, Rostropowitsch, Kogan, Kremer, Gutman, Wirsaladze und Kagan. Auch mit den Komponisten Pärt und Schnittke kam er in Kontakt.


    1976 reiste seine Familie in den Westen aus. Er übernahm kurzfristig eine Tournee des NDR Sinfonieorchesters, was zu seinem Durchbruch in Deutschland führte, wo er eine zweite Heimat fand.


    Zwischen 1980 und 1985 dirigierte er bei den Bayreuther Festspielen auf Einladung Wolfgang Wagners "Lohengrin" (1980—1982) und "Der fliegende Holländer" (1984—1985). Nelsson hatte zuvor nie eine Oper, geschweige denn eine von Wagner dirigiert, meisterte diese Herausforderung aber mit Bravour. Sowohl "Der fliegende Holländer" als auch der "Lohengrin" wurden für Rundfunk, Fernsehen, Video und CD aufgezeichnet.


    1986 lud ihn Herbert von Karajan zu den Salzburger Festspielen ein, wo er die Uraufführung von Pendereckis Oper "Die schwarze Maske" dirigierte; zudem leitete er die Erstaufführung dieses Werkes an der Wiener Staatsoper.


    Er arbeitete nebenbei als ständiger Gastdirigent des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart, wo er 1979 die Uraufführung von Henzes Ballett "Orpheus" dirigierte. Es schlossen sich Gastspiele in den USA an.


    1980 wurde ihm die Max-Reger-Medaille verliehen.


    1980—1987 war er Generalmusikdirektor des Staatsorchesters Kassel.


    1987—1994 fungierte Nelsson als Generalmusikdirektor an der Opera Forum in den Niederlanden sowie als Chefdirigent der Königlichen Oper Kopenhagen.


    1996 erfolgte seine Berufung zum Chefdirigenten des Teatro Verdi in Triest, wo er u. a. "Don Carlo" und "Das Rheingold" dirigierte. Seit dem Jahre 2000 lebte Nelsson aufgrund schwerer Krankheit überwiegend in Italien, wo er auch Erster Gastdirigent des Orchestra Filarmonica Marchigiana wurde.


    Er war Mitbegründer des Internationalen Oleg Kagan Musikfests in Wildbad Kreuth. Hier fungierte er als künstlerischer Leiter (neben Natalia Gutman) dirigierte auch sein letztes Konzert, Schostakowitschs 14. Symphonie, im Juli 2006.


    Seit seinem Tode findet jährlich das kleine Festival "Woldemar Nelsson" im Castello di Piticchio statt, das von einstigen Weggefährten ins Leben gerufen wurde.


    Nelsson dirigierte die meisten führenden Orchester der Welt, darunter die Berliner, Wiener und Münchner Philharmoniker, das London Symphony Orchestra und das London Philharmonic Orchestra, die Rotterdamer Philharmoniker, das City of Birmingham Symphony Orchestra, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das WDR Sinfonieorchester und das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, die Tschechische Philharmonie, die Prager Symphoniker, das Schwedische und das Finnische Radio-Symphonieorchester, das Königliche Philharmonische Orchester Stockholm, das Philharmonische Orchester Helsinki, das Orchestre de Paris, die Bamberger und Wiener Symphoniker und viele mehr.


    Er trat an unzähligen Opernhäusern auf, u. a. Wiener Staatsoper, Hamburgische Staatsoper, Opéra de Lyon, Welsh National Opera, Teatro Comunale di Firenze, Grand Opéra de Genève, zahlreiche Opernhäuser in den Vereinigten Staaten usw.


    Nelsson war bekannt für seine große Werkkenntnis wie auch seine eindringliche Expressivität, die er mit einer feinen Klangsensualität vermengte.



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    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es gibt eine wunderbare Fassung der Wesendoncklieder für Alt und kleines Orchester von Henze. Die habe ich aus dem Radio aufgenommen, und sie ist für mich die schönste, die ich kenne: Ortud Wenkel, Alt, Mitglieder des Orchesters des Saarländischen Rundfunks; Dirigent Woldemar Nelsson.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Zwei der von dir geposteten Aufnahmen, lieber Joseph, den Holländer und den Lohengrin, habe ich, genauso, wie du sie vorgestellt hast, auch in meiner Sammlung, und ich bin sehr glücklich mit ihnen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).