Rota, Nino (* Dezember 1911; † April 1979)

  • Hallo zusammen,


    da ich bezweifle, dass sich ein eigener Thread allein über Rotas Cellokonzerte lohnt, hier ein allgemeines Thema über diesen Komponisten.


    Nino Rota (ausführlicher, der engl. Wiki-Eintrag) ist heute vorwiegend als Komponist von Filmmusik bekannt. Hier ist insbesondere sein Score für "Der Pate" zu nennen, dessen Hauptthema sicher vielen im Ohr sein dürfte. Neben seinen zahlreichen Filmkompositionen für mehr oder weniger bekannte Produktionen schuf Rota gleichzeitig nicht wenig an absoluter Musik, vorwiegend in den klassischen Werksformen.


    Bisher kenne ich nur einen sehr schmalen Auszug aus Rotas schaffen. Neben ein paar "Encores" (eingespielt von diversen Geigern), besitze ich diese Einspielung der beiden Cellokonzerte, die meiner Meinung nach sehr gelungen ist :):



    Nino Rota (1911-1979)
    Cellokonzerte Nr.1 & 2

    Silvia Chiesa, RAI SO, Corrado Rovaris
    Sony, DDD, 2011


    Diese beiden Konzerte erscheinen gemessen an der Anzahl verfügbarer Aufnahmen einigermaßen populär zu sein, jedenfalls finde ich bei jpc spontan vier verschiedene Interpretationen. Beide Kompositionen haben mir absolut gut gefallen. Der Tonfall ist nicht wirklich modern und durchgängig tonal (das erste Konzert mag noch etwas mutiger sein, als das Zweite), "neo-romantisch" könnte man sagen. An der ein oder anderen Stelle meint man ganz leicht den Filmmusikkomponisten zu vernehmen, denn die Kompositionen haben meiner Ansicht nach durchaus etwas plakativ-bildhaftes. Der Einfallsreichtum mit Blick auf die Vielfalt der Themen und Einfälle ist wirklich erstaunlich und auf dieser Fülle an Ideen hätte man wohl auch einige Werke mehr gründen können, als sich nur auf zwei Konzerte zu beschränken. Dabei wirkt das zweite Konzert auf mich formal strenger und klarer in der Struktur, gleichzeitig begrenzter in der thematischen Vielfalt. Interessant erscheint mir, dass Rota beim zweiten Konzert ein bekanntes Motiv aus Dvoraks neunter Sinfonie verwendet. Für mich klingt das sehr eindeutig, allerdings kann ich dazu im Netz nichts weiter finden. Beide Werke sind sehr solistisch gedacht und geben dem ausführenden Künstler in guter Balance die Möglichkeit zur Darstellung der technischen Fähigkeiten, als auch zum Schwelgen im Melos.
    Mangels Vergleich kann ich die Interpretation durch diese "authentischen" Musiker von Werken ihres Landsmannes Nino Rota nicht wirklich beurteilen. Mir scheint das aber alles wunderbar zu passen und insbesondere der Solo-Part wird herrlich gestaltet. Klanglich ist die Aufnahme sehr gut, eher etwas "weich" aber mit schön räumlicher Darstellung.


    Sollten die beiden Cellokonzerte Nr. 1 und 2 exemplarisch für sein weiteres Schaffen sein, so tut sich hier mit Rota für mich ein neues, interessantes Betätigungsfeld auf. Glücklicherweise ist doch einiges von ihm auf Tonträger dokumentiert:


    Sinfonien 1 bis 3




    Kammermusik




    Mich würde es freuen, wenn weitere "Entdecker-Label" in Sachen Rota tätig werden würden.
    Ebenso freuen würden mich natürlich weitere Eindrücke eurerseits zu Werken Rotas, sofern vorhanden! :)


    Viele Grüße
    Frank

  • Bezüglich der beiden Klavierkonzerte kann ich den obigen Bemerkungen Franks in fast jeder Hinsicht analog zustimmen: neuromantisch- klassizistisch, lyrisch verspielt, eindeutig auf das Soloinstrument zugeschnitten, klanglich dennoch elegant mit dem Orchester verwoben, keineswegs virtuosenhaft in der Attitüde - aber mit jener auffälligen melodischen Plastizität, die doch an den Filmkomponisten erinnert.


    Wie von den Cellokonzerten scheint es eine Handvoll Einspielungen zu geben, von denen mir die folgende zur Verfügung steht. Vergleichsaufnahmen brauche ich eigentlich nicht.



    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Nino Rotas 3. Symphonie und das Concerto festivo (die man auch als 4. Symphonie hätte titulieren können) entstanden unmittelbar nacheinander Ende der 50er Anfang der 60er Jahre. Beides sind typische neoklassizistische Stücke, die durchaus eine Nähe zu Prokofieffs Erster zeigen. Perfekt orchestriert, melodisch einprägsam, wenn auch nicht sehr tiefschürfend. Auch hier das Fazit, für den Sommerpreis in Ordnung, den Vollpreis wäre die CD mir nicht wert.