Die Orchester der Welt — Vereinigtes Königreich: England

  • London Symphony Orchestra



    1904 wurde das älteste bestehende Sinfonieorchester Londons gegründet, es ist zugleich das erste selbstverwaltete Orchester in England - nicht zuletzt nach dem Vorbild der Berliner Philharmoniker verfasst.
    Dank prominenter Chefdirigenten wie Hans Richter und Arthur Nikisch machte sich das Ensemble rasch einen Namen. Elgar und Holst spielten eigene Werke ein. Die Entstehung der Londoner Konkurrenzorchester in den 30er und 40er Jahren führte beinahe zum Untergang des Ensembles, dem man bereits 1912 knapp entgangen war, als die Überfahrt zur erfolgreichen Amerikatournee kurzfristig von der RMS Titanic auf ein anderes Schiff umgebucht wurde.
    Erst unter der Leitung von Pierre Monteux restaurierte das Ensemble seinen einstigen Ruf gänzlich und gilt seither als führendes Sinfonieorchester Großbritanniens, bestätigt durch Kritikerumfragen in "Le Monde de la Musique" und "Gramophone".


    Zudem übertrifft die Zahl der angefertigten Tonträger wie auch die Verkaufszahlen die aller anderen Orchester, gestützt auf die Nähe zur Schallplattenindustrie und der seit 1935 gepflegten Filmmusik-Tradition. Man war auch Vorreiter bei der Gründung eines hauseigenen Labels.
    Heimstatt ist seit 1982 das Barbican-Centre. Der langjährige Chefdirigent André Previn fungiert als Ehrendirigent, Simon Rattle soll ab 2017 das Amt des Musikdirektors antreten.



    Chefdirigenten:

    Hans Richter (1904–1911)
    Edward Elgar (1911–1912)
    Arthur Nikisch (1912–1914)
    Albert Coates (1919–1922)
    Willem Mengelberg (1930–1931)
    Hamilton Harty (1932–1935)
    Josef Krips (1951–1954)
    Pierre Monteux (1960–1964)
    István Kertész (1965–1968)
    André Previn (1968–1979)
    Claudio Abbado (1979–1987)
    Michael Tilson Thomas (1987–1995)
    Colin Davis (1995–2006)
    Waleri Gergijew (2007–2015)
    Sir Simon Rattle (seit 2017)




  • BBC Symphony Orchestra



    Für die British Broadcasting Corporation wurde 1930 das erste englische Orchester gegründet, welches weder ein Privatunternehmen noch selbsttragend war. Die ungewohnten festen Arbeitsverträge waren entsprechend begehrt, Toscanini wurde ob der rasch gewonnen Qualität zu einem ständigen Gastdirigenten. Die eigentliche Aufbauarbeit leistete vor allem Adrian Boult, der dennoch nach zwanzigjähriger Amtszeit entlassen wurde. Eine unglückliche Entscheidung, denn erst unter der Leitung von Antal Dorati erlangte man wieder internationale Reputation. Wie die deutschen Pendents ist auch das Hauptorchester des Britischen Rundfunks der Pflege zeitgenössischer Musik verpflichet.


    Der wichtigste Fakor für den Bekanntheitsgrad des Ensembles dürfte allerdings seine Rolle beim Eröffnungs- und Abschlusskonzertes der Proms sein. Der eigentliche Stammsitz ist gleichwohl nicht die Royal Albert Hall, sondern das Maida Vale Studio der BBC.



    Chefdirigenten:

    Adrian Boult (1930–1950)
    Malcolm Sargent (1950–1957)
    Rudolf Schwarz (1957–1963)
    Antal Doráti (1962–1966)
    Colin Davis (1967–1971)
    Pierre Boulez (1971–1975)
    Rudolf Kempe (1976)
    Gennadi Roshdestwenski (1978–1981)
    John Pritchard (1982–1989)
    Andrew Davis (1989–2000)
    Leonard Slatkin (2000–2004)
    Jirí Belohlávek (2006–2012)
    Sakari Oramo (seit 2013)




  • London Philharmonic Orchestra



    Nachdem die bestehenden Londoner Orchester die Forderungen des Dirigenten Thomas Beecham nicht erfüllen wollten, gründete dieser kurzerhand ein eigenes Ensemble, vorzugsweise aus jungen Musikern bestehend. Der anspruchsvolle Name war Programm, und tatsächlich stellten sich noch im Gründungsjahr, 1932, zahlreiche namhafte Dirigenten und Solisten ein. Zwei Jahre darauf folgten die ersten Stereoaufnahmen. Da mit Beginn des Krieges die Sponsoren absprangen und Beecham nur selten im unsicheren England weilte (1941 verlor das Orchester alle Instrumente während eines Luftangriffs) wandte sich das Orchester der Selbtverwaltung zu. Die Situation verschärfte sich in der Nachkriegszeit durch die Gründung neuer Konkurrenz. Doch das Ensemble überstand die Krisen und vermochte später einige Stars des internationalen Dirigentenzirkus als Chefs zu verpflichten, etwa Bernard Haitink, Georg Solti und Kurt Masur. Seit 1993 residiert das Orchester in der Royal Festival Hall.



    Chefdirigenten:


    Thomas Beecham (1932–1939)
    Eduard van Beinum (1947–1950)
    Adrian Boult (1950–1957)
    William Steinberg (1958–1960)
    John Pritchard (1962–1966)
    Bernard Haitink (1966–1979)
    Georg Solti (1979–1983)
    Klaus Tennstedt (1983–1990)
    Franz Welser-Möst (1990–1996)
    Kurt Masur (2000–2007)
    Wladimir Jurowski (seit 2007)




  • Philharmonia Orchestra



    Primär als Schallplattenorchester konzipiert, wurde das Philharmonia 1945 durch den EMI-Produzenten Walter Legge gegründet - beim Probespiel trugen etliche der zukünftigen Orchestermitglieder noch ihre Armeeuniform. Von Beginn an mit exzellenten Instrumentalisten versehen und von prominenten Gastdirigenten geleitet, erfolgte der weitere musikalische Aufbau seit 1947 maßgeblich durch Herbert von Karajan. Nach dessen Berufung nach Berlin, nicht unwesentlich durch eine Deutschland-Tour des Philharmonia-Orchestras gefördert, übernahm Otto Klemperer immer weitere Aufgaben, bis er 1959 schließlich zum ersten offiziellen Musikdirektor ernannt wurde.


    Bereits in den Jahren zuvor spielte das Ensemble eine dominante Rolle im Schallplattengeschäft und galt als eines der besten Orchester Europas. Gleichwohl beabsichtige Walter Legge 1964 die Auflösung, woraufhin sich auch dieses Orchester in die Selbstverwaltung begab, unterstützt von Klemperer und Giulini. Zwar scheint die Identität des Ensembles, das zwischenzeitlich als "New Philharmonia Orchestra" und später als "The Philharmonia" fungiert, unsicher, doch behält es Bestand und kann namhafte Chefdirigenten für sich gewinnen. Mittlerweile wieder den Ursprungsnamen führend, ist es an der Royal Festival Hall angesiedelt, unterhält aber auch Nebenresidenzen in Basingstoke, Bedford und Leicester.



    Chefdirigenten:


    Otto Klemperer (1959–1973)
    Riccardo Muti (1973–1982)
    Giuseppe Sinopoli (1984–1994)
    Christoph von Dohnányi (1997–2008)
    Esa-Pekka Salonen (seit 2008)




  • Royal Philharmonic Orchestra


    Unzufrieden mit seiner Stellung in London, gründete Thomas Beecham 1946 einmal mehr ein neues Orchester, das Promenadenkonzerte für die Royal Philharmonic Society übernahm und bald auch in Glyndebourne spielte. Diese Engagements entfielen jedoch nach Beecham Tod 1961, wodurch eine Phase jener Existenzbedrohung begann, die allen selbsttragenden Londoner Orchester - seit 1963 gehört auch das RPO in diese Reihe - nicht unbekannt ist.
    Als die Königliche Philharmonische Gesellschaft auch noch die Namensrechte entziehen will, wird immerhin die Bezeichnung "Royal" von Seiten der höchsten Instanz legitimiert. Trotz bedeutender "seriöser" Schallplattenaufnahmen muss man sich auch mittels Pop- und Filmmusikproduktionen über Wasser halten. Zudem versteht sich das Ensemble als Nationalorchester und tritt regelmässig in der englischen Provinz auf. Die Position innerhalb der Londoner Orchesterszene konsolidiert sich während der Regentschaft der beiden letzten Chefdirigenten, es findet in der Cardogan Hall auch endlich einen festen Anlaufpunkt in der Hauptstadt.



    Chefdirigenten:


    Thomas Beecham (1946–1961)
    Rudolf Kempe (1962–1975)
    Antal Doráti (1975–1978)
    Walter Weller (1980–1985)
    André Previn (1985–1992)
    Wladimir Ashkenasi (1987–1994)
    Daniele Gatti (1996–2009)
    Charles Dutoit (2009–2018)




  • BBC Concert Orchestra



    Unter den fünf Orchestern der BBC ist das Concert Orchestra jenes, dass sich an der Grenze zwischen klassischer und "Unterhaltungs-Musik" bewegt, also neben dem sinfonischen Repertoire auch Operette, Pop und Jazz spielt. Es wurde 1952 aus dem über zwanzig Jahre älteren BBC Theatre Orchestra gebildet. In Großbritannien kennt man das Orchester durch zahlreiche Live-Radiosendungen, ausserhalb wegen der Einspielungen von abgelegenem romantischen Repertoire. Erster Gastdirigent ist gegenwärtig Johannes Wildner.



    Chefdirigenten:


    Gilbert Vinter (1952–1953)
    Charles Mackerras (1954–1956)
    Vilem Tausky (1956–1966)
    Marcus Dods (1966–1970)
    Ashley Lawrence (1970–1989)
    Barry Wordsworth (1989–2006)
    Keith Lockhart (seit 2010)



  • English National Opera Orchestra



    Emma Cons betrieb mit dem Old Vic ein Theater im Arbeiterviertel Lambeth, in welchem auch Opern aufgeführt wurden. Ihre Nichte Lillian Barylis erweiterte diese musikalischen Ambitionen, so dass sich 1931 die Sadler's Wells Opera Company im Norden Londons als "Volksoper" etablierte. Zwar zerschlug sich 1945/46 die Hoffnung, das Royal Opera House übernehmen zu können, dennoch wurden wichtige Kapitel der jüngeren britischen Operngeschichte geschrieben, etwa durch die Uraufführung des Peter Grimes oder die Erstaufführungen etlicher Janacek-Opern durch Charles Mackerras. Seit 1968 ist das Coliseum-Theater die Heimstatt, seit 1974 besteht der Name "English National Opera", den Umstand kennzeichnend, das die Opern noch immer in englischer Sprache gegeben werden. Ab der Saison 2015/2016 soll Mark Wigglesworth das Amt des Musikdirektor übernehmen.



    Chefdirigenten:


    Charles Corri (1898-1935)
    Lawrance Collingwood (1931/35–1946)
    James Robertson (1946–1954)
    Alexander Gibson (1957–1959)
    Colin Davis (1961–1965)
    Mario Bernardi (1966–1968)
    Bryan Balkwill (1966–1969)
    Charles Mackerras (1970–1977)
    Charles Groves (1978–1979)
    Mark Elder (1979–1993)
    Sian Edwards (1993–1997)
    Paul Daniel (1997–2005)
    Edward Gardner (seit 2007)



  • Orchestra of the Royal Opera


    Das traditionsreiche Royal Opera House, Covent Garden, dessen Ursprünge bis ins Jahr 1732 zurückreichen, wurde von wechselnden Opernkompanien bespielt, seit 1945/1946 kontinuierlich durch die "Royal Opera" (Covent Garden Opera Company), deren Leiter David Webster sich zum Aufbau eines eigenen permanenten Orchesters entschloss. Der erste Musikdirektor wurde Karl Rankl. Obgleich sehr bald Dirigenten wie Erich Kleiber oder Clemens Krauss auf der Bildfläche erschienen, erlangte das Orchester selbst erst durch Leitung Georg Soltis internationale Bekanntheit. Während das Opernhaus einige Verwerfungen erlebte, blieb das Orchester eher ein Stabilitätsanker, nicht zuletzt durch die Kontinuität der Orchesterleitung.



    Chefdirigenten:


    Karl Rankl (1946–1951)
    Rafael Kubelik (1955–1958))
    Sir Georg Solti (1961–1971)
    Sir Colin Davis (1971–1986)
    Bernard Haitink (1987–2002)
    Sir Antonio Pappano (seit 2002)



  • Academy of St Martin in the Fields



    Seit 1958 kamen Streicher verschiedener Londoner Sinfonieorchester während der Sommerpause zusammen, um barocke Literatur zu spielen. Diese Treffen fanden überwiegend in James Gibbs barocker Kirche am Trafalgar Square statt. Die Leitung übernahm der Stimmführer der 2. Geigen des LPO, Neville Marriner.
    Im Verlauf der 60er Jahre wurde die Gruppe nicht nur um Bläser erweitert, sondern etablierte sich bei verschiedenen Schallplattenfirmen als Ensemble für Musik des Barocks und der Klassik, und wurde, trotz starker personeller Fluktuation, rasch zum "meistverkauften" Kammerorchester. Man spielte auf modernem Instrumentarium und pflegte einen im Grunde reduzierten sinfonischen Stil - dieses einstige Erfolgsmoment wurde jedoch problematisch, als sich das Publikum zunehmend der HIP-Bewegung zuwandte.
    1990 verliess der Gründer das Orchester, welches erst 2011 mit Joshua Bell einen neuen Musikdirektor erhielt. Ständige Dirigenten waren u.a. die Konzertmeisterin Iona Brown und der Pianist Murray Perahia, der noch heute die Funktion des Ersten Gastdirigenten innehat.


    Chefdirigenten:


    Sir Neville Marriner (1959–1990)
    Joshua Bell (seit 2011)



  • Aurora Orchestra



    Um weiterhin zusammenarbeiten zu können, gründeten Abgänger des National Youth Orchestras gemeinsam mit den Dirigenten Nicholas Collon und Robert Ticciati dieses Kammerensemble. In King's Place beheimatet, versucht man nicht nur klassiche Musik mit Folk oder Jazz zu verbinden, sondern etwa auch die bildenden Künste in die Aufführungen zu integrieren.


    Chefdirigent:


    Nicholas Collon (seit 2005)


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  • City of London Sinfonia



    1971 durch Richard Hickox gegründet, bildet das CLS nicht nur das kammerorchestrale Pendant zum Royal Philharmonic Orchestra innerhalb der Cardogan Hall, sondern auch das Hausensemble der sommerlichen Holland Park Opera. Daneben etablierte man sich in mehreren südenglischen Städten als ständiges Gastorchester. Nach dem Tod des Ensemblegründers wurde der Klarinettist Michael Collins zum Principal Director ernannt, er trägt diesen Titel gemeinsam mit dem Artistic Director Michael Layton.


    Richard Hickox (1971–2008)
    Stephen Layton (seit 2010)

  • English Chamber Orchestra


    Von Arnold Goldsbrough und Lawrence Leonard 1948 als Goldsbrough Orchestra gegründet, stellte zunächst Barockmusik das Kernrepertoire dar. Mit der 1960 erfolgten Umbenennung, welche zugleich eine Repertoireerweiterung signalisierte, wurde das Ensemble rasch zu einem der weltweit bekanntesten Kammerorchester mit einer äusserst umfangreichen Diskographie. Faktisch avancierte man zum Hausensemble des Aldeburgh Festival, womit mehrere Uraufführungen von Werken Benjamins Britten verbunden sind. Dieser war einer von vielen prominenten Gastdirigenten. Auch Solisten leiteten das Orchester, etwa im Rahmen von mehreren Gesamtaufnahmen der Klavierkonzerte Mozarts.
    Erst 1985 wurde mit Jeffrey Tate ein erster Chefdirigent ernannt. Gastdirigent ist gegenwärtig Roy Goodman. Beheimatet ist das Orchester mittlerweile in der Cardogan Hall.


    Chefdirigenten:


    Sir Jeffrey Tate (1985–2000)
    Ralf Gothóni (2000–2009)
    Paul Watkins (seit 2009)



  • London Chamber Orchestra


    1921 gegründet, darf sich dieses Ensemble als ältestes noch bestehendes Kammerorchester Londons bezeichnen.
    Vermittels des Orchestergründers Antony Bernard wurden etliche Uraufführungen realisiert (Arnold, Berkely, Simpson, Vaughan Williams etc.).
    Als "President" fungiert momentan Wladimir Ashkenasi. St. John's Smith Square, eine von Archer entworfene ehemalige Kirche aus dem 18. Jahrhundert, ist der hauptsächliche Standort.


    Musikalische Leiter:


    Anthony Bernard (1921–1963)
    [vakant]
    Christopher Warren-Green (seit 1988)



  • Hallo Gombert,


    viele, viele berühmte Dirigenten sind bei den Orchestern zu finden.
    Kannst und möchtest Du die Frage beantworten, warum alle Orchester sehr jung sind bzw. sehr spät gegründet wurden?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo Zweiterbass,


    bereits im 18. Jahrhundert war London die europäische Musikmetropole mit der grössten Orchesterdichte. Insbesondere deutsche und italienische Musiker suchten dort ihr finanzielles Glück. Manche, wie Abel, starben nach zwischenzeitlichem Erfolg verarmt, jemand wie Händel aber konnte - nach heutigen Begriffen - auch zum Millionär werden.


    Lange vor Mozarts angeblich revolutionären Schritt in die Selbstständigkeit agierten die Musiker in London als Unternehmer. In dieser - für die risikobereiteren Komponisten erfolgverheissenden - Auslieferung an den freien Markt liegt auch die Crux der lokalen Orchestergeschichte.


    Trotz der musikhistorischen Position dieser Stadt ist kein bestehendes Orchester Londons vor dem 20. Jahrhundert gegründet worden, während der Ursprung der ältesten deutschen Ensembles bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Letztere sind Produkte eines Fürstenhofes. Hingegen war in London das Musikleben bereits weit vor dem 18. Jahrhundert ganz überwiegend bürgerlich geprägt.


    Resultat war ein auf Kurzfristigkeit angelegtes hire-and-fire-System. Nicht tradierte Institutionen bestimmten die Lebenszeit eines Orchesters, sondern die Möglichkeiten oder Interessen von Musikunternehmern, Impessarios, Companien. Spätestens mit dem Ableben eines Komponisten-Impressarios verschwanden in der Regel auch von diesem gegründete Ensembles. Händel "verschliess" während seines Aufenthaltes mehrere Orchester. Selbst die königliche Oper besaß kein festes Ensemble. Einen relativen Ruhepol bildeten generationsübergreifende bürgerliche Vereine. Aus einem solchen ging die 1728 gegründete Academy of Ancient Musick hervor, das erste "Alte-Musik-Orchester" überhaupt.


    In den Grundzügen besteht diese nicht gerade kontinuitätsfördernde Situation bis heute fort. Nahezu jedes der noch bestehenden Sinfonieorchester in London stand mindestens einmal am Rande der Auflösung, gerade durch die sich immer wieder erneuernde Konkurrenz. All diese - sich nunmehr in der Regel selbst tragenden - Ensembles bestünden überhaupt nicht mehr, hätte sich der Staat nicht mittlerweile doch dazu entschlossen, wenigstens in Extremfällen einzugreifen. Selten vermittels Subventionen wie in Mitteleuropa, eher durch Steuerminderungen oder durch das Anbieten von Räumlichkeiten.


    Gleichwohl vermittelt London noch immer das Bild einer weitgehend vom kapitalistischen Markt abhängigen Orchesterkultur, ebenfalls (noch) immer in Kontrast zur Situation in Deutschland und Österreich. So sind denn die eigentlichen Traditionsträger im traditionsbewußten England nicht die Orchester (das älteste bestehende findet sich außerhalb Londons und wird zweifellos noch von Joseph II. thematisiert), sondern vielmehr die Chöre...


    Fortsetzung des London-Abschnitts folgt ;)

  • London Mozart Players


    Anlässlich der Aufführung von Mozartkonzerten gründete der Violinist Harry Blech 1949 ein Kammerorchester, welches sich vom Provisorium zur Institution wandelte. Nach dreieinhalb Dekaden übernahm Jane Glover die Leitung, die zudem einige ständige Gastdirigenten engagierte, unter denen Howard Shelley die wichtigste Konstante darstellt. Außerhalb Großbritanniens wurde das Ensemble durch Chandos' "Contemporaries of Mozart" - Serie bekannt. Es verwaltet sich seit 2014 selbst, ähnlich wie etliche der grösseren Orchester Londons. Sitz ist Fairfield Halls im Stadtteil Croydon.


    Musikalische Leiter:


    Harry Blech (1949–1984)
    Jane Glover (1984–1992)
    Matthias Bamert (1992–2000)
    Andrew Parrott (2000–2006)
    Gérard Korsten (seit 2010)



  • Hallé Orchestra


    Das Hallé Orchestra (offiziell The Hallé) ist ein englisches Symphonieorchester mit Sitz in Manchester.


    Das 1858 gegründete Orchester ist das zweitälteste noch existente und permament professionell agierende Orchester im Vereinigten Königreich. Seinen Sitz hatte es zwischen 1858 und 1996 in der Free Trade Hall in Manchester, seither in der dortigen Bridgewater Hall.


    Chefdirigenten:


    Sir Charles Hallé (1858—1895)
    Sir Frederic Cowen (1895—1899)
    Hans Richter (1899—1911)
    Michael Balling (1912—1914)
    Sir Thomas Beecham, Bt (1915—1920) (musikalischer Berater)
    Sir Hamilton Harty (1920—1934)
    Sir Malcolm Sargent (1939—1942)
    Sir John Barbirolli (1943—1970)
    James Loughran (1972—1983)
    Stanisław Skrowaczewski (1983—1992)
    Kent Nagano (1992—1999)
    Sir Mark Elder (seit 2000)



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Royal Liverpool Philharmonic Orchestra


    Das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra ist ein englisches Orchester mit Sitz in Liverpool.


    Es ist das älteste noch existente professionelle Orchester im Vereinigten Königreich, dessen Anfänge bis ins Jahr 1840 zurückreichen. Es hat seinen Sitz in der 1939 errichteten Liverpool Philharmonic Hall.


    Chefdirigenten:


    Jakob Zeugheer (1843—1865)
    Alfred Mellon (1865—1867)
    Sir Julius Benedict (1867—1880)
    Max Bruch (1880—1883)
    Sir Charles Hallé (1883—1895)
    Sir Frederic Cowen (1896—1913)
    Louis Cohen (1932—1942)
    Sir Malcolm Sargent (1942—1948)
    Hugo Rignold (1948—1954)
    Paul Kletzki (1954—1955)
    Efrem Kurtz (1955—1957)
    Sir John Pritchard (1957—1963)
    Sir Charles Groves (1963—1977)
    Walter Weller (1977—1980)
    David Atherton (1980—1983)
    Marek Janowski (1983—1986)
    Libor Pešek (1987—1997)
    Petr Altrichter (1997—2001)
    Gerard Schwarz (2001—2006)
    Vasily Petrenko (seit 2006)



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • City of Birmingham Symphony Orchestra


    Das City of Birmingham Symphony Orchestra ist ein englisches Orchester mit Sitz in Birmingham.


    Seine Wurzeln gehen auf das Jahr 1920 zurück, als es auf Anregung des späteren britischen Premierministers Neville Chamberlain gegründet wurde. Seit 1991 hat es seinen Sitz in der Symphony Hall von Birmingham, zuvor in der Birmingham Town Hall.


    Chefdirigenten:


    Appleby Matthews (1920—1924)
    Sir Adrian Boult (1924—1930)
    Leslie Heward (1930—1943)
    George Weldon (1944—1951)
    Rudolf Schwarz (1951—1957)
    Andrzej Panufnik (1957—1959)
    Sir Adrian Boult (1959—1960)
    Hugo Rignold (1960—1969)
    Louis Frémaux (1969—1978)
    Sir Simon Rattle (1980—1998)
    Sakari Oramo (1998—2008)
    Andris Nelsons (2008—2015)
    Mirga Gražinytė-Tyla (seit 2016)



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Bournemouth Symphony Orchestra


    Das Bournemouth Symphony Orchestra ist ein englisches Orchester mit Sitz in Poole.


    Das 1893 gegründete Orchester residierte zunächst in Bournemouth, bevor es 1979 seinen Sitz ins nahegelegene Poole verlegte. Sein Konzertsaal befindet sich im dortigen Lighthouse.


    Chefdirigenten:


    Sir Dan Godfrey (1893—1934)
    Richard Austin (1934—1939)
    Montague Birch (1939—1947)
    Rudolf Schwarz (1947—1951)
    Sir Charles Groves (1951—1961)
    Constantin Silvestri (1962—1969)
    Paavo Berglund (1972—1979)
    Uri Segal (1980—1982)
    Rudolf Barshai (1982—1988)
    Andrew Litton (1988—1994)
    Yakov Kreizberg (1995—2000)
    Marin Alsop (2002—2008)
    Kirill Karabits (seit 2009)



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • BBC Philharmonic


    Das BBC Philharmonic ist eines von fünf Rundfunkorchestern der BBC mit Sitz in Manchester.


    Das Orchester wurde 1922 in Manchester als 2ZY Orchestra gegründet und fungierte als Orchester des gleichnamigen Radiosenders. Es wurde teilweise von der damaligen British Broadcasting Company (der Vorgängerin der BBC) finanziert und 1926 in Northern Wireless Orchestra umbenannt. 1930 erfolgte eine Reduzierung der Spielerschaft auf nur mehr neun feste Orchesterspieler und eine weitere Umbenennung in Northern Studio Orchestra. Allerdings widerrief die BBC diese Entscheidung bereits 1933 und etablierte wieder ein volles professionelles Orchester unter dem Namen BBC Northern Symphony Orchestra. 1982 schließlich erhielt es seine bis heute gültige Bezeichnung als BBC Philharmonic. Hauptspielort des Orchesters ist die Bridgewater Hall, Manchester.


    Chefdirigenten:


    Sir Charles Groves (1944—1951)
    John Hopkins (1952—1957)
    George Hurst (1958—1968)
    Bryden Thomson (1968—1973)
    Raymond Leppard (1973—1980)
    Sir Edward Downes (1980—1991)
    Yan Pascal Tortelier (1992—2002)
    Gianandrea Noseda (2002—2011)
    Juanjo Mena (seit 2011)



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Royal Northern Sinfonia


    Die Royal Northern Sinfonia ist ein britisches Kammerorchester mit Sitz in Gateshead.


    Das Orchester wurde 1958 unter dem Namen Northern Sinfonia als erstes ständiges Kammerorchester in Großbritannien gegründet. Zwischen 1958 und 2004 hatte es seinen Sitz in Newcastle upon Tyne und bespielte die dortige City Hall. Seither bespielt es The Sage Gateshead in Gateshead. 2013 verlieh Königin Elizabeth II. dem Orchester den Titel "Royal". Seither firmiert das Orchester als Royal Northern Sinfonia.


    Chefdirigenten:


    Michael Hall (1958—1964)
    Rudolf Schwarz (1964—1973)
    Christopher Seaman (1973—1979)
    Tamás Vásáry und Iván Fischer (1979—1982)
    Richard Hickox (1982—1990)
    Heinrich Schiff (1990—1996)
    Jean-Bernard Pommier (1996—1999)
    Thomas Zehetmair (2002—2014, Musikdirektor; seit 2015 Ehrendirigent)
    Simon Halsey (2004—2012, Chefdirigent für Chorprogramme)
    John Wilson (2009—2015, Chefdirigent)
    Mario Venzago (2010—2015, Chefdirigent)
    Lars Vogt (seit 2015, Musikdirektor)



    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • National Philharmonic Orchestra


    Das National Philharmonic Orchestra war ein britisches Orchester, das exklusiv für Schallplattenaufnahmen gegründet wurde.


    Das Orchester wurde vom RCA Records-Produzenten und Dirigenten Charles Gerhardt (1927—1999) und vom Konzertmeister und Unternehmer Sidney Sax (1913—2005) im Jahre 1964 ins Leben gerufen. Dies wurde nötig aufgrund der Anforderungen einer umfassender Aufnahmetätigkeit für Reader's Digest.


    Zunächst operierte das Orchester unter Namen wie RCA Victor Symphony Orchestra oder London Promenade (letzteres setzte sich zum größten Teil aus Musikern des London Philharmonic Orchestra zusammen).


    1970 kam es zur Umbenennung in National Philharmonic Orchestra. Dieses Orchester bestand aus führenden Musikern sämtlicher Londoner Orchester. Üblicherweise setzten sich die Violinen aus den Konzertmeistern dieser führenden Orchester aus London zusammen, darunter John Ronayne, Bela Dekany, Lionel Bentley, John Ludlow, John Brown, Donald Weekes, Irvine Arditti, Charles Meinardi und Hans Geiger.


    Nachdem Gerhardt Sax als Konzertmeister ersetzt hatte, endete die exklusive Aufnahmetätigkeit für RCA. Decca begann seine Zusammenarbeit mit dem National Philharmonic Orchestra im März 1974 (darunter einige der berühmten Phase 4 Stereo-Aufnahmen). Columbia Records bediente sich ab 1975 des Orchesters.


    Das National Philharmonic Orchestra hatte niemals einen festen Chefdirigenten, doch arbeiteten u. a. folgende Dirigenten regelmäßig mit ihm: Leopold Stokowski, Riccardo Chailly, Richard Bonynge, James Levine, Bernard Herrmann, Charles Gerhardt, Michael Kamen, Carlos Païta und Loris Tjeknavorian.


    Daneben fungierte es oft als Klangkörper zur Einspielung von Filmmusik. Folgende Film-Soundtracks wurden vom National Philharmonic Orchestra eingespielt:


    - Justine (1969)
    - The Exorcist (1973)
    - Barry Lyndon (1975)
    - Grizzly (1976)
    - The Omen (1976–81)
    - The Boys from Brazil (1978)
    - Alien (1979)
    - Outland (1981)
    - Pink Floyd – The Wall (1982, "Outside the Wall")
    - The Secret of NIMH (1982)
    - The Wicked Lady (1983)
    - The Dead Zone (1983)
    - Supergirl (1984)
    - Legend (1985)
    - Santa Claus: The Movie (1985)
    - Link (1986)
    - Licence to Kill (1989)
    - Total Recall (1990)
    - Not Without My Daughter (1991)
    - Tom and Jerry: The Movie (1993)


    Seit Mitte der 1990er Jahre trat das National Philharmonic Orchestra nicht mehr in Erscheinung und wurde de facto aufgelöst.





    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões