Karl Ristenpart, geboren am 26. Januar 1900 in Kiel, gestorben am 24. Dezember 1967 in Lissabon, war ein deutscher Dirigent.
Er wurde als Sohn des Astronomen Friedrich Wilhelm Ristenpart (1868—1913), der sich selbst das Leben nahm, und dessen Ehefrau Pauline, geb. Rettig (1878—1942), geboren. Ristenpart wuchs in Berlin auf, weilte indes zwischen 1908 und 1913 in Santiago de Chile, wo sein Vater den Bau der ersten Sternwarte der südlichen Hemisphäre initiierte. Nach dem Suizid des Vaters kehrte er 1913 nach Berlin zurück und erlebte dort die ersten Konzerte des Dirigenten Hermann Scherchen. Von Scherchens Aufführung von Mahlers 5. Symphonie war er derart beeindruckt, dass er beschloss, selbst Musiker zu werden. Interessanterweise war seine Mutter zwischen 1919 und 1920 kurz die Ehefrau Scherchens. Indes verzögerten der Erste Weltkrieg und die wirtschaftlichen Konsequenzen das Musikstudium Ristenparts, das er erst von 1924—1929 am Stern'schen Konservatorium in Berlin sowie bei Hugo Kauder an der Wiener Akademie der Tonkünste aufnehmen konnte.
Danach gründete er zwei Orchester, das Kammerorchester Karl Ristenpart (Berlin 1932) sowie das Kammerorchester des RIAS Berlin (1946). Es folgte 1953 noch die Gründung des Saarländischen Kammerorchesters.
Er widmete sich in den 1930er Jahren vor allen Dingen barocker und zeitgenössischer Musik. Seine Weigerung, der NSDAP nach 1933 beizutreten, hemmte seine Karriere. Gleichwohl gelang es ihm bis 1944, eine Einziehung zur Wehrmacht zu umgehen, indem er elf längere Fronttourneen von Norwegen bis in den Balkan und Griechenland unternahm.
Bereits im Sommer 1945 setzte er Werke seines Lieblingskomponisten Mahler ins Programm seines ersten öffentlichen Konzertes in Berlin. Kurz darauf begann er, Werke von Monteverdi bis Strawinskij aufzunehmen, sowohl mit dem RIAS-Kammerorchester und dem RIAS-Kammerchor, als auch mit dem RIAS-Sinfonieorchester (ab 1947).
Durch seinen "J. S. Bach Zyklus" von März 1947 bis Dezember 1952 erlangte Ristenpart internationale Anerkennung. Es erfolgten Bandaufnahmen der meisten Chor- und Orchesterwerke für den RIAS, darunter 70 Kantaten. Zudem wurde im Bach-Jahr 1950 auch zweimal wöchentlich ein Bach-Konzert mit einer Kantate als Kern des Programmes im Evangelischen Gemeindehaus Berlin-Zehlendorf mit dem Kammerorchester Karl Ristenpart sowie bekannten Solisten aufgeführt. Darunter befanden sich später legendäre Aufnahmen der Kantaten 56 und 82 unter Mitwirkung von Dietrich Fischer-Dieskau. Diese Phase endete Ende 1952, als sich abzeichnete, dass der RIAS nicht alle seine Orchester weiterfinanzieren konnte. Ristenpart ging sodann zum Saarländischen Rundfunk und verließ Berlin im Sommer 1953.
Mit dem im Jahre 1953 gegründeten Saarländischen Kammerorchester spielte er sowohl für den Saarländischen Rundfunk als auch für das französische Plattenlabel Les Discophiles françaises Aufnahmen ein.
Ab 1957 nannte sich dieses Orchester "Kammerorchester des Saarländischen Rundfunks", der seitdem der ARD angehörte. Es folgte eine rege Aufnahmetätigkeit, die bis zu seinem Tode 1967 170 Langspielplatten umfasste.
Obschon er heute weitgehend als Bach- und Mozart-Interpret in Erinnerung geblieben ist, hat er Werke von weiteren 50 Komponisten auf Tonträger gebannt. Insgesamt sind sogar Mitschnitte von 230 Komponisten, die Hälfte davon zeitgenössisch, im Musikarchiv des Saarländischen Rundfunks in Saarbrücken eingelagert. Noch kurz vor seinem Ableben spielte er etwa die ersten beiden Symphonien von Schubert ein.
Im Dezember 1967 traf den mittlerweile 67jährigen auf einer Tournee in Portugal ein Herzschlag, an dessen Folgen er am 24. Dezember 1967 im Lissaboner Krankenhaus starb. Das Kammerorchester des Saarländischen Rundfunks überlebte ihn um gerade vier Jahre und wurde danach mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken fusioniert.
Ab 1930 war er mit Ruth Christensen (1908—1986) verheiratet.