Verdis Maskenball am 22.05.2015 in der Hamburgischen Staatsoper

  • Ein wirklich top-singendes Ensemble für diese schwere Verdioper auf die Beine zu stellen, ist wohl kaum möglich. Selbst zu Zeiten, als die Hamburgische Staatsoper noch die damaligen Gesangsstars engagierte (Pavarotti und Bonisolli als Gustavo, Milnes als Renato oder Caballé als Amelia), gab es eigentlich nie eine in allen Partien gesanglich vollkommen befriedigende Aufführung.
    Die Krone gebührte heute der jungen, erst 25 Jahre alten österreichsichen Sopranistin Christina Gansch als Oskar und danach Yvonne Naef als Ulrica. Die Koloraturen kamen bei Christina Gansch glasklar wie Glockenklang, am Ende des zweiten Bildes (nach der Prophezeiung) blühte ihr Sopran lyrisch auf mit großer Leidenschaft. Yvonne Naef war als Ulrica geradezu perfekt, klangvoll in der Tiefe, überzeugend in der Darstellung und nicht, wie sonst häufig, durch ein starkes Vibrato getrübt. Marcello Giordani sang den Gustavo für mich am Anfang zu unidiomatisch und in der oberen Mittellage etwas eng. Später besserte sich das, die Höhe war sicher und ihm gelangen im Duett mit Amelia auch berührende Töne, die seine Liebe zu der Frau seines Freundes nachvollziehbar machten. Dieses „mittels der Stimme die Seele des Dramas“ zu transportieren, gelang der weltweit in den großen Partien eingesetzten, schallstarken Norma Fantini nicht. Ihr Sopran hat einen glühenden Kern, der aber nicht wirklich ausreicht, um den produzierten Ton mit Wärme und Stimmsüße auch für das Publikum zum Erglühen zu bringen. Im Piano (2. Arie im ersten Bild nach dem 2. Akt) gelangen ihr aber auch schöne Töne. Was soll ich zu Dalibor Jenis als Renato sagen, er hat mir nicht gefallen, die große Arie „Eri tu“ war verschenkt. Nicht, dass er falsch oder schlecht oder gar zu leise gesungen hätte, technisch war wohl alles da. Diese für mich schönste aller Bariton-Arien Verdis bedarf aber eines Gefühlsausbruchs, der sich über die Stimme mitteilt (der beste Freund betrügt ihn mit seiner Frau). Dieser unverzichtbare Kern dieser Verdi-Arie fehlte.
    Gute gesangliche Leistungen erbrachten Vincenzo Neri als Christiano und die Verschwörer Alin Anca (Ribbing) und Florian Spiess (Horn). Der Chor war bestens präpariert, das Philharmonische Staatsorchester bot unter der Leitung von Asher Fisch die hervorragende Basis für eine insgesamt gut gelungene Aufführung.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Danke, lieber Ralf, für den ausführlichen und infomativen Bericht! Da ich am 28. Mai in die Aufführung gehe, hat er mich besonders interessiert. Du hast ganz recht: einen Maskenball gut zu besetzen, ist heute ein riesiges Problem - war es aber (auch da hast Du recht!!) in früheren Zeiten durchaus auch. Ich bin froh und dankbar, dass ich in den späten 50er Jahren mindestens 8 oder 10 Abende in einer Besetzung hören konnte, von der man heute nur träumen kann:
    Leonie Rysanek, Irene Dalis, Lisa Otto, Sandor Konya und Dietrich Fischer-Dieskau! Dirigiert hat Wolfgang Sawalllisch! In der unvergessenen Inszenierung von Carl Ebert!!!


    Später gab es eigentlich immer einen Schwachpunkt! Mindestens!!!
    So kann man durchaus glücklich sein , wenn man eine Aufführung bekommt, die einige herausragende Leistungen bietet!


    Ich bin gespannt!
    Nicht weniger bin ich auf die Aufführung am Abend zuvor gespannt: Beat Furrers neue Oper "Die helle Nacht". Hast Du die auch gehört?


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Der Dirigent Asther Fisch wird ja an der Bayerischen Staatsoper als der Top Verdi Dirigent gehandelt. Das gleiche ist es auch beim Trovatore von Verdi . Bei den drei Hauptpartien gibt es meistens auch immer einen Schwachpunkt, wobei das meistens der Sänger des Manrico ist. Bei Herrn Marcello Giordani verstehe ich immer noch nicht warum er so gut im Geschäft ist. Seine Stimme hat mich bislang bei keiner Aufführung, die ich mit ihm gesehen oder gehört habe, überzeugen können . Entweder hat er nur gebrüllt oder rumgekrächzt .

  • Der Dirigent Asther Fisch wird ja an der Bayerischen Staatsoper als der Top Verdi Dirigent gehandelt.


    Dann hoffe ich, dass Asher Fisch Verdi besser kann als Wagner. Einen "Parsifal", den ich letztes Jahr zu Ostern in München besucht habe, hat er ganz schlecht dirigiert.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Asther Fisch

    Wer ist das? ;)



    wird ja an der Bayerischen Staatsoper als der Top Verdi Dirigent gehandelt.

    Wer handelt Fisch als Top-Verdi-Dirigenten? Ich kenne keinen einzigen, der dies ernsthaft täte.



    Travatore von Verdi

    Oh, für diese neue Verdi-Oper interessiere ich mich sehr! :D



    Bei Herrn Marcello Giordani verstehe ich immer noch nicht warum er so gut im Geschäft ist . Seine Stimme hat mich bislang bei keiner Aufführung die ich mit ihm gesehen oder gehört habe überzeugen können . Entweder hat er nur gebrüllt oder rumgekrächzt .

    Völlig einverstanden!



    Dann hoffe ich, dass Asher Fisch Verdi besser kann als Wagner.

    Nein, kann er nicht...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Münchener Kulturkritiker und auch der Online Merker haben ihn als einer der besten Verdi Dirigenten zur Zeit bezeichnet. Er hat ja auch die Premiere von Verdis La Forza del destino mit Kaufmann, Pape und Harteros an der Bayerischen Staatsoper dirigiert und dafür sehr gute Kritiken bekommen.

  • Er hat ja auch die Premiere von Verdis La Forza del destino mit Kaufmann, Pape und Harteros an der Bayerischen Staatsoper dirigiert und dafür sehr gute Kritiken bekommen.


    Er hat sehr durchwachsene Kritiken bekommen. Und dass Pape in der "Forza" gesungen hätte, halte ich für Unsinn.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Caruso41, Das war sicher eine herausragende Aufführung. Oder ist das auch eine Alterserscheinung,
    dass früher alles besser war? Die Erfahrung und die Vergleichsmöglichkeiten sind natürlich größer, vielleicht
    wird man auch mit der Erfahrung anspruchsvoller. Ich freue mich jedenfalls schon auf Carusos Meinung zum
    Maskenball. Die bianca notte habe ich nicht gesehen, bin mir nach den Kritiken nicht sicher, ob ich soll.
    Bin gespannt auf Carusos Kommentar, wenn er das Stück gesehen hat.


    Lieber rodolfo 39, lieber Stimmeliebhaber. Warum ist Marcello Giordano so gut im Geschäft? Wer von denen,
    die den Gustavo singen bzw. singen können, wäre denn heute deutlich besser? Welcher Tenor käme in Frage,
    und zwar fürs Repertoire? Also ohne extreme Stargagen?
    Von den von mir gehörten Gustavos der letzten 15 Jahre war keiner wirklich gänzlich überzeugend, in diese
    Kategorie von Giordano fallen Neil Shicoff (2004), Richard Margison (2008) und Svetan Michailov (2009),
    deutlich darunter: Walter Fraccaro, David Rendall, noch weiter Stephen O'Mara, Victor Afanasenko. Gute
    Amelias der letzten Jahre: Michele Crider, Iano Tamar und Latonia Moore, gar nicht gut: Stephanie Friede,
    Isabelle Kabatu, Georgina Lukacs, gut als Renato: Ambrogio Maestri und George Petean


    Die alles in allem rundeste Aufführung war 1983 (Rudel/Caballe, Lipovsek, Julie Kaufmann; Bonisolli, Zancanaro).
    Die beste Einzelleistung: Sherill Milnes 1973 und 1977 als Renato sowie Pavarotti als Gustavo 1973.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Ich habe einmal eine "Maskenball"-Sternstunde in der Deutschen Oper Berlin erlebt: Varady - Shicoff - Fortune, alle drei waren an diesem Abend in absoluter Top-Form (war das dritte oder vierte Mal, dass ich diese Friedrich-Inszenierung erlebt habe, muss 1994 oder 1995 gewesen sein).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber Ralf,


    von den genannten Tenören habe ich Herrn Shicoff live erlebt als Hoffmann und hab mir auch aus Wien die Gala angeschaut und er ist immer noch gut bei Stimme, Richard Margison zählt zu einen meiner Lieblinge unter den Tenören. Ich habe ihn in als Faust in Boitos Mephistophele und als Cavaradossi live erlebt. Walter Fraccaro hat mal als Einspringer an der Rheinoper einen sehr guten Gustavo gesungen. George Petean begann seine Karriere ja an der Rheinoper dort hab ich ihn ach schon im Maskenball erlebt. Es müssen ja nicht immer die ganz großen Namen sein. Wie oft hab ich an der Rheinoper erlebt das Aufführungen die nur mit Ensemble Sängern besetzt waren besser waren als mit irgendwelchen Gastsängern. Vor zwei Jahren hat in Duisburg bei der Premiere von Luisa Miller ein Tenor der angeblich schon ein großer Star in Italien gewesen sein soll den Rodolfo gesungen. Was ich bislang noch nie erlebt hatte war das es nach seiner Arie keinen einzigen Klatscher gab und der GMD extra noch eine Generalpause eingelegt hatte und nach der Stretta gab es vereinzelte Buhrufe. Ich glaube wir müssen uns einfach damit abfinden das es die großen Verdi und Mozart Sänger bzw. Wagner Sänger wie früher nicht mehr gibt.

  • Lieber Ralf, da saßen wir (einmal mehr) in der selben Vorstellung (3.Rang links, 2te Loge)! Für mich übrigens die Letzte der Saison; jetzt steht "nur noch" das 10te Philharmonische Konzert - Franz Schmidts Das Buch mit sieben Siegeln unter Simone Young u.a. mit KFV, Zeppenfeld und Nurgeldiyev wohl ein echter Leckerbissen, den Du dir vermutlich auch nicht entgehen lassen wirst? - und Ende Juni zum Abschluss ein Besuch in Lübeck (La damnation de Faust auf dem Plan. Aber natürlich ist die nächste Saison schon geplant, die ersten Karten für Naganos Einstand mit Le Troyenes schon gekauft und ich will in den nächsten Tagen meine Saison auch kurz hier im Forum vorstellen.


    Doch nun zu Un ballo in maschera: Insgesamt ein wohl recht guter Verdi-Abend an der Hamburger Staatsoper, welchen ich bzgl. der sanglichen Leistungen ähnlich beurteilen würde, wie Du. Gefehlt hat mit bei Christina Gansch vielleicht etwas die Brillianz, wobei ich mich in den vergangenen Tagen durch zu vieles Hören dieser Aufnahme mit Roberta Peters als Oscar etwas zu sehr verwöhnt habe. Gefallen hat mir auch Dalibor Janis in der Rolle des Renato, wobei er sicher ein wenig "naßforsch" auftrat; vermißt habe ich hier aber nichts. Die Damen Naef und Fantini an diesem Abend m.E. eine Klasse für sich, die Marcello Giordani sicher nicht erreichen konnte. Seine Leistung bzw. Stimme läßt mich auch ziemlich ratlos zurück. So hatte ich zu Beginn den Eindruck, dass Giordani aufgrund seiner rauen und heiseren Tief- und Mittellage (Bruststimme?) den Abend keinesfalls durchhalten wird. Irritierend jedoch, dass er in der höheren Lage (Kopfstimme?) durchaus Qualität zu zeigen vermochte; die Töne saßen sicher und er ging relativ problemlos über das Orchester. Wenn ich


    Bei Herrn Marcello Giordani verstehe ich immer noch nicht warum er so gut im Geschäft ist. Seine Stimme hat mich bislang bei keiner Aufführung die ich mit ihm gesehen oder gehört habe überzeugen können. Entweder hat er nur gebrüllt oder rumgekrächzt.

    richtig interpretiere, scheint diese "Differenz" aber ein originäres Merkmal Herrn Giordanis zu sein ... ?(


    Gegen Asher Fischs (Petrocellis jüngerer Brüder :untertauch: ) Dirigat kann zumindest in dieser Vorstellung nicht wirklich etwas gesagt werden. Er mag nicht Der-Verdi-Top-Dirigent sein, aber ganz schlecht ist er wohl auch nicht. Er produzierte mit den Philharmonikern einen vollen Klang und einzig das Tempo hätte für mich an der einen oder anderen Stelle etwas zügiger sein können. An einem Wagner von ihm wäre ich durchaus mal interessiert.


    Zur Inszenierung von Alexander Schulin (Bühnenbild Richard Peduzzi, Kostüme Moidele Bickel) ist nicht allzuviel zu sagen. Offenbar war die (nicht neue) Idee das Theater im Theater, welche hier aber keine wesentlichen Erkenntnisse vermittelt. Einzig die Lichtregie, die vermutlich mit Absicht plakativ und ein bisschen gegen die Handlung eingesetzt wurde, konnte den Eindruck des Faden etwas abmildern.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Caruso41, Das war sicher eine herausragende Aufführung. Oder ist das auch eine Alterserscheinung,
    dass früher alles besser war? Die Erfahrung und die Vergleichsmöglichkeiten sind natürlich größer, vielleicht
    wird man auch mit der Erfahrung anspruchsvoller. Ich freue mich jedenfalls schon auf Carusos Meinung zum
    Maskenball.


    Ja, lieber Ralf, natürlich wird man immer anspruchsvoller, wenn man verschiedene Aufführungen mit guten Besetzungen gehört hat.
    Ich habe im Laufe der Jahre in der Partie des Riccardo unter anderen Sandor Konya, Jess Thomas, Renato Cioni, Flaviano Labo, Carlo Bergonzi, Placido Domingo, Luciano Pavarotti und Giacomo Aragall gehört. Jeder von denen hatte seine Stärken, aber perfekt war eigentlich keiner.
    Wenn ich eine Short-List der Top-Interpreten machen sollte, kämen da wohl Bergonzi, Konya und Cioni drauf.
    Besser gesungen als von Bergonzi habe ich die Partie nie wieder gehört! Zum Glück hat er die Partie mehrmals in der Deutschen Oper Berlin gegeben.
    Cioni war einfach als Darsteller ideal!
    Und Konya bestach Ende der 50erJahre schon allein durch die schiere Schönheit und Pracht seiner Stimme, gerade den Riccardo sang er wirklich ganz vortrefflich und in der unübertroffenen Carl-Ebert-Inszenierung war er auch als Darsteller faszinierend!


    Aber darüber will ich hier gar nicht ausführlicher berichten. Hier geht es ja um die Hamburger Aufführung.
    Und da hatte ich offenbar Glück, denn Marcello Giordani hatte abgesagt und statt seiner war der aufstrebende junge Stefano La Colla. Ich kannte ihn bisher nur als Ismaele aus der Deutschen Oper Berlin. Für seinen Calaf unter Riccardo Chailly hat er ja in Mailand glänzende Kritiken bekommen und nach seinem Auftritt in Hamburg verstehe ich auch warum! Er hat eine gut sitzende, echt italienische Tenorstimme. Das Timbre ist nicht sehr edel und auch bestimmt nicht unverwechselbar - aber es ist angenehm. Mich erinnerte es stark an Eugenio Fernandi! In den tieferen Lagen hat die Stimme einen leicht elegischen Klang, in der oberen Lage klingt sie hell strahlend! Absolut perfekt sind die glänzend fokussierten Spitzentöne. Wer hätte zuletzt das Liebesduett im 2. Akt ähnlich triumphal mit einem sicheren hohen 'C' gekrönt? Die Stimmführung ist durchweg natürlich und sicher; und wie er die Partie singt, das zeugt von hoher Musikalität. Beim "La rivedra.." im ersten Bild wirkte er noch befangen, aber schon im Finale des 1. Bildes hörte man, was man von ihm erwarten kann. Erfreulich locker und geschmeidig sang er im 2. Bild sowohl das "Di' tu se fedele" als auch das " E scherzo od è follia". Das kann man natürlich mit noch mehr Eleganz und Raffinement singen. Aber bitte: wer täte das heute? Im Liebesduett und in der Arie "Forse la soglia..." sang der junge Mann dann wirklich höchst erfreulich. Lediglich die Todesszene würde man sich etwas sorgfältiger und subtiler gestaltet wünschen. Aber alles in allem war das eine vorzügliche Leistung und zu Recht wurde La Colla dann am Ende auch mit dem grössten Beifall bedacht!
    Über die übrigen Sänger will ich nicht viel Worte verlieren.
    Norma Fantini fand ich durchaus befriedigend! Die Amelia ist eine ganz gemeine Partie. Viele Soprane machen gern einen Bogen um sie. Und ich habe einige gehört, die gut beraten gewesen wären, das auch zu tun. Wenn ich ehrlich bin , habe ich nur sehr wenige gehört, die mich voll überzeugt hätten, eigentlich nur Rysanek, Brouwenstijn und Crespin. Dass die Stimme der Fantini nicht schön ist und ihre Gesangs- und Gestaltungskunst etwas arg provinziell wirken, gebe ich gerne zu, aber immerhin bringt sie die Partie rüber.
    Yvonne Naeff ist offensichtlich zum Oper ihrer Ambitionen im Sopranfach geworden. In der oberen Lage klingt die Stimme ganz eindrucksvoll, aber unten fehlt arg viel und die - in der Partie durchaus zulässigen - Brusttöne sind ganz ohne Verbindung zu der tiefen Lage und klingen roh!
    Dass Ihr Dämonie und Magie so ganz abgehen, wird natürlich auch durch die uninspirierte und atmosphärelose Inszenierung nicht abgemildert!
    Christina Gansch singt ihre Solostellen im ersten und im letzten Bild ganz trefflich, aber doch ohne die nötige Brillianz! Ein anderer Einwand wiegt allerdings schwerer: Bisweilen reicht es bei ihr noch nicht, die großen Ensembles zu führen - aber genau dafür braucht Verdi halt die Sopranstimme des Pagen!
    Dalibor Jenis ist leider kein italienischer Bariton - weder von seinem Stimmmaterial her noch von seiner Art, es einzusetzen. Aber ich würde doch sagen, dass man mit seinem durchaus leistungsfähigen Charakterbariton und seiner engagierten Gestaltung zufrieden sein darf! Wo gäbe es denn heute einen Sänger, der Vergleiche mit Warren, Merrill oder Bruson aushalten könnte - oder zumindest mit McNeill, Milnes oder Wixell?


    Alles in allem fand ich den Abend für mich durchaus lohnend! :jubel::jubel::jubel:
    Vor allem natürlich, weil er mir Gelegenheit gab, einen Tenor näher kennen zu lernen, der sicher noch einiges verspricht!
    Es wäre ihm zu wünschen, dass er sich Zeit nimmt und die Partien seines Faches mit guten Dirigenten einstudieren kann!


    So jetzt habe ich nichts zum Dirigenten gesagt!
    Dabei fand ich durchaus überzeugend, wie Asher Fish die verschiedene rhythmische und klangliche Grundstruktur der einzelnen Formteile in der Partitur klar herauszuarbeiten und gegeneinander abzusetzen verstand: Stark war auch, wie er sich Zeit nahm, die Binnenspannungen herauszuarbeiten - wobei ihnleider die Solisten des Orchesters teilweise im Stich gelassen haben!!
    Manche Passagen hätte man sich gewiss blühender oder glühender gewünscht, insgesamt vielleicht auch etwas mehr Leidenschaft.
    Aber dass er als Verdidirigent ganz versagt hätte, würde ich nicht sagen.



    Die bianca notte habe ich nicht gesehen, bin mir nach den Kritiken nicht sicher, ob ich soll.
    Bin gespannt auf Carusos Kommentar, wenn er das Stück gesehen hat.

    Dazu will ich auch gerne noch was sagen - aber nicht in diesem Thread!
    Ich hoffe, dass ich Mitte kommender Woche etwas Zeit finde, einen kurzen Bericht zu schreiben!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat von »Caruso41« Wo gäbe es denn heute einen Sänger, der Vergleiche mit Warren, Merrill oder Bruson aushalten könnte - oder zumindest mit McNeill, Milnes oder Wixell?


    Etienne Dupuis!


    Ich habe Etienne Dupuis bisher als Zurga, Giorgio Germont und Figaro (Rossini) an der Deutschen Oper Berlin gehört und habe einen ausgezeichneten Eindruck von ihm gewonnen! Aber ich sehe ihn noch überhaupt nicht in den zentralen Partien des Faches der italienischen Baritone!


    Hier geht es ja um den Renato.
    Der wurde früher immer wieder in Deutschland mit dem sogenannten Kavaliersbariton besetzt. Hält man das für annehmbar, käme er für die Partie in Frage! Ich würde freilich immer eher einen Bariton aus einer anderen Gewichtsklasse bevorzugen. Ich habe einige Namen genannt, die für mich da Maßstäbe gesetzt haben (Leider habe ich Nicola Herlea vergessen, den ich auch mehrmals als Renato gehört habe und der sehr stark war in der Partie). An den Maßstäben kann und sollte Dupuis sich in dem jetzigen Stand seiner Karriere nicht messen lassen. Nach meiner Einschätzung wäre er gut beraten, noch eine Weile nicht über den Giorgio Germont, den Ford oder allenfalls den Posa hinauszugehen!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ganz herzlichen Dank an Caruso41 für den überaus kenntnisreichen Bericht, auch an MSchenk, dessen Bericht ich auch gern gelesen habe. Schade eigentlich, dass es nicht häufiger Aufführungen gibt, die Mehrere gesehen haben und über die sich hinterher gut diskutieren lässt.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Schade eigentlich, dass es nicht häufiger Aufführungen gibt, die Mehrere gesehen haben und über die sich hinterher gut diskutieren lässt.


    Ja, lieber Ralf, es gibt nun auch nicht mehr wirklich viele Freunde der Oper und der Gesangskunst im Forum!
    Und manche gehen auch nicht wirklich viel in Aufführungen sondern begnügen sich mit Konserven!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Caruso41: Und manche gehen auch nicht wirklich viel in Aufführungen sondern begnügen sich mit Konserven!


    Woran liegt das wohl? Lieber Caruso. Das haben wir schon so oft diskutiert. Die Gründe sind bekannt.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Woran liegt das wohl? Lieber Caruso. Das haben wir schon so oft diskutiert. Die Gründe sind bekannt.


    Also, lieber Wolfgang, die hier zur Diskussion stehende Inszenierung des "Ballo in maschera" hätte selbst den strengsten Kritiker von Inszenierungen, die sich nicht streng an die Szenenanweisungen des Textbuches halten, kaum inkommodiert!!!


    Aber vielleicht liegt ja Hamburg für Dich nicht eben in der Reichweite!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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