Das Richard Wagner Festival in Wels darf nicht sterben!

  • So muss Wagner sein, mit diesem Urteil kamen meine Frau und ich begeistert vom Besuch der "Tannhäuser"-Premiere am 20. Mai 2015 von den Richard Wagner Festspielen in Wels zurück. Die Inszenierung, die musikalische Realisation des Werkes, die gesanglichen und darstellerischen Leistungen, Kostüme und Bühnenbild entzückten das Herz des Wagner-Traditionalisten. Welche großartigen Leistungen werden in dem kleinen Haus von der Festspielleiterin Renate Doppler mit ihrem Team unter schwierigen räumlichen Bedingungen und mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand erbracht. Wer den stürmischen Beifall und frenetischen Jubel erlebte, mit dem diese Aufführung, die Sänger, das Orchester, der Chor, die Organisatoren und besonders das Regieteam gefeiert wurden, bekam die Bestätigung, dies ist eine mustergültige, packende Inszenierung, in der die Geschichte des aus den Konventionen ausbrechenden und an seinen Visionen scheiternden Tannhäuser ohne Verfremdungen, Um- und Neudeutungen lebendig und publikumswirksam erzählt wird. Wels pflegt und kultiviert einen Wagnerstil, der sich bewusst von den modernen Regietheater- Inszenierungen unterscheidet, also eine ganz wichtige Alternative bietet und die traditionelle Sicht auf Wagners Werke erhält. Insgesamt eine kulturelle Einrichtung, die im Musiktheaterbetrieb unserer Zeit eine wichtige kulturelle Aufgabe erfüllt.
    Kaum zu fassen, dass die jetzige Spielzeit die letzte sein soll und die Richard Wagner Festspiele in Wels aus finanziellen Gründen nicht mehr stattfinden können. Österreich ist in der Kultur- und besonders in der Förderung seiner Musiktheater international führend, Wien ist die Opernhauptstadt auf der ganzen Welt. Dieses Land kann es doch nicht zulassen, dass die so erfolgreichen und kulturell so wertvollen und wichtigen Richard Wagner Festspiele in Wels aus Mangel an finanzieller Unterstützung zu Grunde gehen. Welch ein Imageverlust wäre dies für das Musikland Österreich, ja die gesamte Opernszene.
    Weil bei uns im Tamino-Klassik-Forum besonders viele Musik- und Opernfreunde sind, die sich für werkgetreue Operninszenierungen einsetzen, sollten wir für den Erhalt der Richard Wagner Festspiele in Wels kämpfen. Ich werde den Forenbetreiber Alfred Schmid bitten, im Forum eine Initiative zu schaffen, die uns die Möglichkeit bietet, gegen die kulturelle Sünde der Schließung des Richard Wagner Festivals in Wels zu protestieren. Die Unterschriftenliste sollte bei genügender Beteiligung an die Verantwortlichen weitergeleitet werden. " Wer kämpft kann verlieren - wer nicht kämpft hat schon verloren":
    Im Sinne dieses Zitates bitte ich alle Taminos, - auch diejenigen, die nicht direkt zur Opernfraktion gehören - mitzumachen und mitzuhelfen, dass die Richard Wagner Festspiele in Wels erhalten werden können. "Die Aufgab ist gestellt, kämpft um den Preis und nehmt im Voraus unsern Dank" (Richard Wagner, "Tannhäuser")


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Hans,


    du hast deinen Bericht wohl noch nicht zu Ende geführt, weil er unvermittelt abbricht. Aber, wie du mir berichtetest, sind es in Wels dieses Jahr die Abschiedsvorstellungen gewesen, da diese Festspiele wohl sterben sollen. Es ist eine Kulturschande, wenn die letzten Bastionen, in denen Wagner noch Wagner sein darf, nun auch noch gestrichen werden, obwohl - wie du berichtest - hier mit geringen finanziellen Mitteln Großartiges auf die Bühne gebracht wird. Hingegen wird so eine Festspielstätte, die in den letzten Jahren Wagner völlig verunstaltet hat, weiter hoch subventioniert, weil hier einmal im Jahr die Prominenz, von der wahrscheinlich nur ein geringer Teil überhaupt etwas von Wagner versteht, auf den Laufsteg gebracht werden muss. Nun hatte wenigstens noch Österreich eine Ausweichmöglichkeit, in der Wagner noch in vernünftigen Inszenierungen geboten wurde. Demnächst wird man dann nach Amerika oder Asien ausweichen müssen, wenn man noch einen echten Wagner erleben will.
    Ich stimme mit dir überein: Wels darf nicht sterben!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Operus


    auch wenn ich noch nie in Wels war, unterstütze ich natürlich Deine Aktion.


    Liebe Grüsse
    lutgra :hello:

  • Solche Festspiele, wie Wels eines ist, dürfen in unserer (...) Zeit nicht sterben. Das wäre eine Kulturschande, wie sie unserer Nation nicht würdig ist!


    Einen alternativen Festspielort gibt es noch: Erl. Dort bietet Gustav Kuhn, wie man hört, regelmäßig Inszenierungen, wie man sie an anderen Orten nicht mehr findet.


    Verzeiht die starken Worte, aber manchmal sind sie notwendig.


    Liebe Grüße -


    Erich

  • Es ist eine Schande, daß die angebliche Kulturnation sich ihre Kulturereignisse nicht leisten kann - oder will, das Kulturereignis "Richard Wagner Festspiele Wels" indes voraussichtlich in Polen (Lodz) ?!!!) willkommen ist, und finanzierbar wäre, wobei man ein großes Theather zur Verfügung hätte. Angeblich gäbe es sogar aus Amerika Anfragen nach diesem Projekt.
    Unsere Politiker sind indes knausrig und sitzen auf den Geldsäcken in denen angeblich nichts drinnen ist, ausser das Geld wird nach Brüssel verschleudert. Kulturförderung wird stets in Aufrechnung mit dem Massentourismus geleistet, immer die Erfolgsquote der Fremdenverkehrswirtschafrt im Hinterkopf. Man sollte sich überlegen wie lange derartiges gut gehen kann - und wohin eigentlich unsere Steuergelder fliessen, die über Jahrzehnte stets ausgereicht haben, und plötzlich ist für buchstäblich nichts mehr Geld da. Milliarden versickern im "Nichts" - und angeblich ist nicht nachvollziehbar wo sich dieses "Nichts" befindet - und wer das Geld wohin transferiert hat. Wenn es aber um die (vergleichsweise) lächerliche Summe geht, die zur Aufrechterhaltung dieses Festivals nötig währe, dann schaltet man auf taub. ES würden - so hörte ich in den diversen Interwiews - eine Summe von etwa 500. 000 Euro fehlen, denn ein Guttteil käme von Sponsoren. Allerdings wäre das noch immer nicht genügend Geld für Neuinszenierungen. Wenn wir davon ausgingen, daß es um 800.000 Euro Subvention einen vollwertigen Spielbetrieb geben könne, dann beliefe sich der Anteil


    pro Welser (ca 60.500 Einwohner) auf ca 14 Euro
    oder pro Oberösterreicher (ca 1,4 Millionen Einwohner) auf ca 60 Cent
    oder pro Österreicher (ca 8 Millionen Einwohner) auf ca 10 Cent


    JÄHRLICH !!!!


    Das sollte sich das angeblich so reiche Österreich, das nicht müde wird österreichische Steuergelder nach Brüssel zu schieben - und sich dafür noch bevormunden zu lassen - doch eigentlich leisten können.


    Ich ersuche die verantwortlichen Politiker herzlichst, einmal den Rechenstift zur Hand zu nehmen und dann das Projekt - mit unseren Steuergeldern - effizient zu unterstützen.


    Auch private Sponsoen sind selbstverständlich herzlichst eingeladen sich dieser Liste anzuschliessen:


    http://www.wagner-festival-wels.net/de/sponsoren.php



    http://www.österreichische-richard-wagner-gesellschaft.at/aktuelles/44-wagner-in-wels-zum-letzten-mal


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Selbstverständlich bin auch ich für die Fortsetzung des Wagner-Festivals in Wels, "allein was tut's?" Solange TAMINO nicht das Geld für die Fortsetzung spendieren kann, wird diese Rubrik - leider! - nicht viel nützen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Es ist einfach unfassbar, dass für qualitätsvolle Opernaufführungen kein Geld zur Verfügung steht, aber für offensichtlichen Schwachsinn Geld locker gemacht werden kann. Natürlich muss man da zumindest protestieren, allerdings sind die Mitglieder dieses Forums zahlenmäßig keine Größenordnung, die Politiker in Schrecken versetzt.
    Würden Musikfreunde in der ganzen Welt sich an die dafür verantwortliche Stelle wenden - wer ist das überhaupt? - sähe die Sache schon etwas anders aus ...

  • Hallo!


    Neue Ziele sind nur über neue Wege erreichbar.


    Henry Ford


    Selbstverständlich unterstütze ich das Vorhaben.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Auch ich darf mich so glücklich nennen, zu schaun, was operus , du geschaut.... Da hier viel von TANNHÄUSER die Rede war, will ich diesen Faden gerne aufgreifen und weiterspinnen. Wels! Ich bin auch dort gewesen, wie es sch für einen gehört, der eine tiefe Neigung zum Werk Wagners hat. Zumindest glaubte ich das. Allein, ich habe dort nicht das gefunden, was ich erwartete und was andere fanden. Das ist nicht das Problem, das ist allenfalls mein Problem. Wagner in einem glühend heißen Ballsaal streng nach angeblich originalen Szenenanweisungen, die dann doch nicht alle umgesetzt werden konnten, war mir zu wenig und zu viel zugleich. ;) Ich sah SIEGFRIED, der sehr lang sein kann.


    Die Geschichte dieses durchaus bemerkenswerten Festivals ist hoch interessant. Sie begann damit, dass der Vater der Intendantin Renate Doppler, Walter Just (1921–2012), Wagner so sehen und hören wollte, wie es ihm vorschwebte. Traditionell und an den Vorgaben des Komponisten orientiert. Dafür habe ich viel Verständnis. Just war einer der führenden Unternehmer in Österreich. Die von ihm begründete Firma Trodat, die weltweit agiert, gilt wohl noch heute als der internationale Marktführer der Stempelherstellung. 1976 wurde Just vom Bundespräsidenten Österreichs der Titel der Kommerzialrat verliehen. In den 1980er Jahren wurden Zweigniederlassungen in Frankreich, Deutschland und in den USA gegründet, geht aus diversen Bilanzen hervor. Die anderen Exportländer - inzwischen waren es über 100 - wurden über selbständige Handelsvertreter und Auslieferungslager bearbeitet. Die Anzahl der Mitarbeiter stieg in diesen Jahren auf rund 400 an. Die Exportquote lag bereits bei 94 Prozent. Tochter Renate ist die Witwe des 2010 verstorbenen Welser Mineralölkönigs Franz Peter Doppler. Aus einem Mittelbetrieb mit 35 Millionen Euro Umsatz in den 1990er Jahren entwickelte er eine Firmengruppe, die 2010 mit 200 Tankstellen etwa 750 Millionen Euro umsetzte, berichtet Nachrichten.at.


    Den Grundstein für das renommierte Festival legte Doppler mit seiner Frau 1983 mit dem Kauf des Welser Theaters im Greif, zugleich Hotel und Gaststätte, in den die Vorstellungen bislang stattfanden. Nun bin ich der Letzte, der anderen Menschen ihren immensen Reichtum vorwirft. Ganz im Gegenteil. Hinter Erfolg und Vermögen stehen auch Risikobereitschaft, Arbeit und Einsatz. Die Dopplers sind eine millionenschwere österreichische Erfolgsgeschichte, die sich ihr privates Wagner-Festival in Wels mit links aus der Portokasse leisten könnten – wenn sie es denn noch wollten. Deshalb stellt sich mir die Frage, warum nun der österreichische Steuerzahler dafür aufkommen soll? Ich bin Deutscher. Das müssen die Österreicher schon selbst entscheiden. Alfred hat ja eine Rechnung aufgemacht (10). Nur zu!


    Was ist so schlimm daran, dass eine Sache, die gut gemeint gewesen ist und über Jahre Erfolg hatte, nun zu einem Abschluss kommt? Man kann nicht künstlich am Leben erhalten, was dem Ende nah ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger,


    danke für die ausgezeichneten Recherchen und Erhellung der Hintergründe bei den Wagner Festspielen in Wels. Ich glaube, die Dinge liegen tiefer und wie meistens im menschlichen Bereich. Ins benachbarte Linz wurden in der Zeit, da diese Stadt Kulturhauptstadt war, viel Geld vom österreichischen Staat hineingepumpt. Genau zu diesem Zeitpunkt wurden die spärlichen Zuwendungen an die Richard Wagner Festspiele gekürzt. Diese mangelnde Anerkennung ihrer privaten Bemühungen und finanziellen Aufwendungen verursachten offensichtlich tiefe Verletzungen bei der Familie Just/Doppler. Außerdem ist der größte finanzielle Sponsor Herr Kommerzialrat Just verstorben. Reaktion: "Wenn Ihr uns und unser Engagement für die Kunst überhaupt nicht würdigt, dann sind wir Euch nichts wert und lassen es halt sein."
    Nun meine ich, es ist schon schlimm, sehr schlimm, wenn Kultureinrichtungen, die erfolgreich sind und eine Besonderheit darstellen auf dem Altar des schnöden Mammons geopfert werden.
    Meistens liegen wir auf einer Linie. Deinen Kommentar "Man sollte nicht künstlich am Leben erhalten, was dem Ende nahe ist." finde ich fatalistisch und einfach. Bei dem Schlussbeifall nach dem "Tannhäuser" hatte ich den Eindruck, dass das begeisterte Publikum das Ende nicht akzeptiert, sondern das Weiterleben will. Generell meine ich, wir Kulturfreunde müssen für den Erhalt erhaltenswerter Kultur kämpfen. Wer außer uns soll es denn sonst tun? Einsatz für die Werte und Einrichtungen, die wir lieben und erhalten wollen ist also die Forderung und nicht Anpassung, Akzeptanz und Resignation.


    Lieber Rüdiger ich grüße Dich in Verbundenheit
    Dein
    Hans - alias Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Was ist so schlimm daran, dass eine Sache, die gut gemeint gewesen ist und über Jahre Erfolg hatte, nun zu einem Abschluss kommt? Man kann nicht künstlich am Leben erhalten, was dem Ende nah ist.


    Nein, lieber Rheingold, auch wenn es dir selbst nicht gefallen hat, diese Aussage finde ich zu billig. Schaffen wir doch alles ab, was sich bewährt hat! Es kommt ja Neues, meist Schlechteres.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    Nein, lieber Rheingold, auch wenn es dir selbst nicht gefallen hat, diese Aussage finde ich zu billig. Schaffen wir doch alles ab, was sich bewährt hat! Es kommt ja Neues, meist Schlechteres.


    Das sehe ich genauso wie Hans und Gerhard!



    Liebe Grüße
    Wolfgang

    W.S.