Karl Engel - Liedbegleiter und Pianist der Wiener Klassik

  • Karl Engel, der vielen nur als Liedbegleiter in Erinnerung ist, war mehr als das. Trotzdem hat er immer noch keinen eigenen Thread im Tamino-Klassikforum.
    Dem soll heute abgeholfen werden, zu seinem Geburtstag. Ich habe aus meiner Sammlung die legendäre Winterreise mit Hermann Prey ausgesucht sowie die Mozart-Sonaten:



    Karl Engel (* 1. Juni 1923 in Birsfelden, Kanton Basel-Landschaft; † 2. September 2006 in Chernex am Genfer See) war ein Schweizer Pianist.


    Nach dem Abschluss des Gymnasiums studierte er bis 1945 Klavier zunächst bei Paul Baumgartner am Konservatorium Basel, wo er später auch als Dozent tätig war, und an der École Normale de Musique in Paris bei Alfred Cortot. Seit 1946 konzertierte er als Solist und Kammermusiker. Kammermusik-Partner waren unter anderem der französische Violoncellist Paul Tortelier, der spanische Violoncellist Pablo Casals, der ungarische Geiger Sándor Végh und der amerikanische Geiger Yehudi Menuhin.


    Bis 1986 lehrte Engel an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, ab 1956 als Professor. Seit 1980 leitete er im In- und Ausland Meisterklassen und -kurse.


    Engel machte sich vor allem einen Namen als herausragender Liedbegleiter. In dieser Funktion arbeitete er vor allem mit Dietrich Fischer-Dieskau, aber auch mit anderen berühmten Liedinterpreten des 20. Jahrhunderts wie Hermann Prey, Peter Schreier und Brigitte Fassbaender.


    In den 1970er Jahren erschien eine von ihm eingespielte und viel beachtete Gesamtaufnahme der Klavierwerke von Robert Schumann. Er hat auch sämtliche Klavierkonzerte und -sonaten von Mozart eingespielt.


    Karl Engel wäre heute 92 Jahre alt geworden.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Karl Engel wäre heute 92 Jahre alt geworden


    KARL ENGEL verdient es ganz gewiß, anläßlich seines 92. Geburtstages in Erinnerung gerufen zu werden. Es stimmt schon immer wieder nachdenklich und betrüblich, wie schnell selbst renommierte Interpreten doch in Vergessenheit geraten.


    Der CORTOT-Schüler KARL ENGEL war nicht nur einer der besten Klavierbegleiter seiner Zeit - insbesondere seine Einspielung von Balladen SCHUBERTs, SCHUMANNs und WOLFs mit DIETRICH FISCHER-DIESKAU fanden höchstes Lob, und der bekannte Kritiker Gottfried Kraus war sogar der Meinung, daß KARL ENGEL in punkto Anschlag und der Farbigkeit des Klanges GERALD MOORE gegenüber einiges voraus hat, sondern der Busoni Wettbewerb-Gewinner von 1951, Gewinner der internatioalen Wettbewerbe in Brüssel (1952) und Bozen (1953) und Partner von CASALS und YEHUDI MENUHIN beim "Concours Reine Elisabeth de Belgique" in Prades war auch ein fabelhafter Konzertpianist, und er arbeitete mit so berühmten Dirigenten wie ERNEST ANSERMET, ANDRÉ CLUYTENS, RUDOLF KEMPE, RAFAEL KUBELIK, IGOR MARKEVITCH, HANS ROBAUD, WOLFGANG SAWALLISCH, etc, und als Solist spielte er mit den BERLINER PHILHARMONIKERN, den WIENER PHILHARMONIKERN, der ROYAL PHILHARMONIC LONDON, dem ORCHESTRE DE LA SUISSE ROMANDE, dem ORCHESTRE NATIONAL PARIS und dem RESIDENTIE ORKEST DEN HAAG.


    Häufig führte er das Sonaten-Werk BEETHOVENs und MOZARTs geschlossen als Zyklen auf, was große Beachtung fand. Auch sein romantisches Repertoire war beachtlich. Wunderbar spielte er die SCHUBERT-Impromptus ein, und seine Gesamteinspielung des so schwierigen Klavierwerks SCHUMANNs offenbarte sein großes pianistisches Können.


    Besonders erwähnen möchte ich seine großartige Einspielung von 1971 von SCHUMANN's "Fantasiestücke op. 111, "Quatre Marches" op. 76, "Sept Pièces en Forme de Fughettes" und "Chant de l'Aube", op. 133, erschienen beim franzöischen Label "Valois".


    wok

  • Karl Engel ist bis heute als Liedbegleiter (Die Loewe Balladen müssen in diesem Falle hinzugerechnet werden) unvergessen. Von seinen sonstigen Interpretationen ist eigentlich nichts mehr verfügbar. Ein erstes Hinienhören in die (angeblich noch verfügbare ?) Aufnahme aller Mozart Klaviersonaten (Für Teldec) via Beeispielclips hinrwerkieß bei mir den Eindruck einer vom Tempo her leicht überzogenen Interpretation, (Beispiele: Sonata facile und Klaviersonarte KV 331 -Finalsatz"Alla Turca") bei gleichzeitiger Glätte und Leichtigkeit. Aber das war nur ein flüchtiger erster Eindruck.


    Ich musste eine Weile suchen, bis ich weitere Aufnahmen (sämtlich gestrichen) von ihm fand. Eine Wiederauflage aller Mozart Klavierkonzerte, um 1978 für TELEFUNKEN mit dem Mozarteum Orchester Salzburg unter Leopold Hager eingespielt, würde sicher ihre Liebhaber und Abnehmer finden....


    Soweit ich weiß ist der heutige Rechteinhaber "WARNER" und die sond ohnedies recht aufgeschlossen - oder anders gesgt, sie haben ja die seit Jahrzehnten bei den Vorgängerfirmen gebunkerten Aufnahmen icht gekauft und sie verrotten zu lassen. Allerdings sind die Zeiten schwierig und die Kunden oft indolent.
    Wenn man zuu lange wartet, ist eine Veröffentlichung kaum mehr vertretbar, denn dann ist der Interpret vergessen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mir ist er auch als fantastische Begleiter von Peter Schreier und Edith Mathis in Erinnerung.
    Man kann es m.E. nicht besser machen.



    Hier noch das Cover der entsprechenden CD:




    Sollte ich nur 20 CDs aus meinem Bestand behalten dürfen, dann wäre diese Aufnahme dabei. Das liegt nicht nur an den beiden wunderbaren Vokalisten, sondern eben auch an Karl Engel - und - nicht zuletzt am Arrangiermeister Johannes Brahms!


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Vorab muss ich gestehen, dass sich in meiner Sammlung nur eine einzige CD mit Karl Engel befindet, und zwar eine EMI-Ausgabe der Mozart-Klavierkonzerte Nr. 18 KV 456 & Nr. 25 KV 503 mit dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Felix Prohaska (Aufnahme: Januar 1963, Bürgerbräu München). Sie wurde in der ersten Billig-Serie der EMI "Meisterwerk" herausgegeben, die damals bei SATURN in Köln für DM 12,90 im Angebot war. Das war zu der Zeit, um 1990 herum, ein Hammerpreis!
    Allerdings war ich nicht sonderlich begeistert, erstens ist die Aufnahme klanglich wenig brillant, und Engels Spiel scheint mir nicht sonderlich sensibel zu sein (kein Vergleich z.B. mit Anda, Perahia oder Brendel). Es handelt sich aber nicht um die Telefunken-Reihe mit Leopold Hager, sondern um eine mindestens 10-15 Jahre früher produzierte Aufnahme.


    Ich war in den späten 1970ern drauf und dran, mir die Telefunken-Kassetten (es waren die originalen VALOIS-Aufnahmen) mit der Schumann-GA von Karl Engel zu kaufen (noch auf LP); ein Fachverkäufer von SATURN riet mir unter Hinweis auf Claudio Arraus umfangreiche PHILIPS-Edition davon ab und meinte, gegen Arraus Schumann-Sicht könne Engel nicht bestehen. Zudem fand ich noch in der (längst eingestellten) HiFi-Stereophonie einen Artikel von Ulrich Schreiber, der von Engels Schumann gar nicht begeistert war. So schrieb er zu Kassette IV: "Engels Einspielung findet beim Rezensenten die gleiche Enttäuschung, die schon von den früheren Kassetten hervorgerufen wurde. ….. (Die) Paganini-Bearbeitungen laufen wie Etüden ab, aber nicht wie gemeisterte, sondern wie abgequälte. Von solchem Stand der Technik aus sind dann weder so virtuose Stücke wie die Toccata oder die Humoreske zu "gestalten"; ein paar Takte des Vergleichs bei letztgenanntem Stück mit Claudio Arraus herrlicher Aufnahme (Philips) macht das dem Interessierten wohl deutlicher, als es verbale Beschreibungen vermöchten. Es tut mir leid: ich konstatiere eine ungeheure Menge Arbeit, aber diese Arbeit hat auch mich den Eindruck des altdeutschen Wortsinns gemacht: Mühsal, Not, Beschwerde. Zum Jubeln also kein Anlaß; eher stellt sich die Frage, warum solches Mittelmaß verewigt werden muß".
    Nun war ja Ulrich Schreiber bekanntlich ein renommierter, auch international anerkannter Musikwissenschaftler und -Kritiker, so dass ich nach Lesen dieser Zeilen den "Engel-Schumann" von meiner Wunschliste gestrichen habe. Was aber nicht heißen soll, daß andere Hörer möglicherweise zu ganz anderen Einsichten gekommen sind. Ich persönlich kann nicht mitreden, eben weil ich die Aufnahmen nicht kenne, wollte aber trotzdem diesen "Verriss" hier einmal zur Diskussion stellen. Direkte Vergleiche zwischen Engel und Arrau wären in dem Zusammenhang sicher besonders interessant.


    Als Klavierbegleiter, u.a. von Hermann Prey, hatte ich Engel auch auf diversen LPs, da fand ich ihn durchweg sehr gut.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Schön, wenn zum Geburtstag des Pianisten mit der markanten Nase wieder Schwung in diesen Thread kommt.


    Wer sein Spiel schätzt, für den ist dieses Paket "Erinnerungen an Karl Engel" mit CD sowie DVD unverzichtbar. Der günstige Preis sollte auch zum Kauf verführen.



    Auf der CD ist ein Mitschnitt eines Hauskonzertes des SWR vom 27.4.89.

    D. Scarlatti: Klaviersonaten KV. 54, K. 132, K. 159
    W. A. Mozart: Menuett KV 355; Fantasie KV 397; Adagio KV 356
    F. Schubert: Valses nobles op. 77 D. 969; Moment musical D. 780 Nr. 3
    M. Ravel: Alborada del grazioso aus "Miroirs"


    Das Besondere ist, wenn Karl Engel im Stile Mozarts, Beethovens, Schuberts und Bachs den trivialen Schlager "Lili Marlen" improvisiert.
    "Die Garbensonate" ist eine deftige und schräge Parodie auf die historisch informierte Musikpraxis. Karl Engel zeigt sein kabarettistisches Talent mit trockenem und treffsicherem Humor.


    Auf der DVD "Karl Engel spielt und erläutert Mozart" ist der Pianist als Vermittler in der Musikhochschule Hannover zu erleben.
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das Rechtschreibprogramm ist eher unmusikalisch, es verschlimmbesserte in meinem letzten Beitrag Gambensonate in Garbensonate.


    Karl Engel hat sich einen Namen als Liedbegleiter gemacht, wie in den bisherigen Beiträgen erwähnt wurde.


    Auf dieser CD ist Michel Schwalbé, der Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, sein musikalischer Partner im Programm mit kürzeren Violinstücken von Bartok, Albeniz, Debussy, Ravel, Kreisler, Sarasate, Strawinsky und Wieniawski.



    Ulf Hoelscher hat mit Karl Engel Franz Schuberts sämtliche Werke für Violine und Klavier eingespielt. Zwei Scheiben, die von der hoher Musikalität dieser beiden Interpreten zeugen.



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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928