Georgy Catoire (1861-1926)

  • Georgy Lvovich Catoire wurde am 27. April 1861 in Moskau geboren als Sohn einer französisch-stämmigen Familie, präziser der Catoire de Binancourt Bonlonais, Dointreaux, Lorrain et Russie. Als 14-Jähriger erhält er Klavierunterricht bei Karl Klindworth, einem Lisztschüler und Freund von Richard Wagner, der zu dieser Zeit in Moskau unterrichtet. Dieser begeistert ihn für die Musik Wagners, Catoire besucht Bayreuth und wird Mitglied der Wagner-Gesellschaft. Er kann sich als der erste russische Wagnerianer bezeichnen. 1884 graduiert er in Moskau mit Auszeichnung in Mathematik. Er beginnt eine Berufslaufbahn im väterlichen Geschäft (die Catoires gehören zu diesem Zeitpunkt zur Moskauer Wirtschaftselite), driftet aber zunehmend in die Musik ab. 1885 geht er nach Berlin und setzt seine Studien bei Klindworth fort. Bei einem seiner Reisen nach Moskau lernt er Tschaikowsky kennen, der seiner Gönnerin berichtet: "Wie ich Ihnen ja vermutlich schon wiederholt erzählt habe, überfallen mich immer wieder junge Komponisten, um mich um Rat und Anweisung zu bitten. Die meisten dieser jungen Leute machen sich jedoch falsche Vorstellungen vom wahren Maß ihrer Veranlagung. Jetzt bin ich jedoch auf jemanden gestossen, der wirklich über eine große schöpferische Begabung verfügt."



    Dass diese Begabung noch Vertiefung zu erfahren hatte, war klar und so wurde Catoire nach seiner Rückkehr kurzzeitig Schüler von Rimsky-Korsakoff und dann von Anatol Liadow. Ab 1919 unterrichtet Catoire am Moskauer Konservatorium und schreibt mehrere Bücher über Musiktheorie und Komposition. 1926 stirbt er in Moskau.
    Catoire hinterließ 36 opera, darunter eine Symphonie in c-moll, ein Klavierkonzert sowie vor allem Musik für Klavier und kammermusikalische Werke.
    Nachdem seine Musik fast 100 Jahre kaum gespielt wurde, erfährt sie in den letzten Jahren eine Neubewertung. Marc-Andre Hamelin z.B. hat sich für sein Klavierwerk eingesetzt. Die von Operus und mir sehr geschätzte russische Pianistin Anna Zassimova hat sich in den letzten Jahren besonders nachhaltig für die Musik Catoire's eingestezt, nicht nur durch mehrere CD-Einspielungen sondern auch durch die Herausgabe des Briefwechsels zwischen Tschaikowsky und Catoire und eine Dissertation über Leben und Wirken des Komponisten.



  • Hallo!


    Mein Interesse an dem Komponisten wurde vor allem durch diese kürzlich günstig erworbene CD-Box geweckt. Die Box umfasst 6 CDs, davon zwei mit Werken von ihm:



    Streichquintett Op. 16
    Klavierquartett Op. 31
    Violinsonate "Poeme" Op. 20
    Streichquartett Op. 23


    Außerdem 2 CDs mit Kammermusik von Sergey Taneyev, eine CD Arensky und eine mit den Klavierquintett Op. 57 und dem Klaviertrio Nr. 2 von Dimitri Schostakowitwsch.


    Ich habe allerdings weniger als die Hälfte dieses Preises bezahlt.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Diese Box habe ich auch, ohne aus dem Stand was zu den Catoire-Werken sagen zu können. (Gehört habe ich sie aber jedenfalls schon mal.) Meinem Eindruck nach waren die bekanntesten Stücke einige für Violine+Klavier, da ist zB auch auf einer der Brilliant-Boxen mit Oistrakh was enthalten. Medtner und Taneyev sind meinem Eindruck nach bedeutendere Komponisten, aber wer Spätromantik mag, kann sich Catoire auch mal anhören.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Medtner und Taneyev sind meinem Eindruck nach bedeutendere Komponisten


    Bei Taneyev stimme ich Dir zu, die Musik von Medtner kenne ich nicht gut genug. Die drei Klavierkonzerte (Tozer/Järvi) haben mich nicht so angesprochen und aus der CD-Box von Hamelin habe ich vermutlich bisher nur die Hälfte gehört. Es ist IMO eine eher sperrige Musik. Die Violinsonate op. 20 von Catoire habe ich gestern gehört und die finde ich phänomenal. Aber darüber demnächst mehr.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Angeregt durch diesen Thread habe ich mir 2 CDs mit Musik von Geory Catoire besorgt. Eine davon ist die hier abgebildete auf welcher seine einzige Sinfonie enthalten ist. Das Werk ist viersätzig und entstand zwischen 1889 und 1891, die Orchestrierung stammt von 1895-1898. Ich habe Probleme das Werk zuzuordnen. Von Anklängen an Wagner ist hier die Rede, von typisch russischem Stil etc. Nach dem etwas klagenden Beginn und ein paar eher unverbindlichen Phrasen des Orchesters war ich von der ersten "Bombastattacke" regelrecht überrumpelt. die Stimmung des ersten Satzes schwenkt permantent zwischen melancholischen und unterschwellig düster-bedrohlichen Stellen, die durch Attacken von Bläsern und Pauken unterbrochen werden. Der zweite Satz beginnt heiter und "galoppierend" Diese Stimmung wird ebenfalls von Bläserattacken gestört, bleibt aber dennoch während des gesamten Satzes im Wesentlichen gewahrt. Der 3. Satz, andante, ist sehr verhalten und melancholich, fast so als käme zeitweise die Musik zum erliegen, und in der Tat endet dieser Abschnitt durch Erlöschen. Wesentlich bewegter der 4. Satz, der manchmal geradezu quirlig daherkommt, dann wieder in ruhigere Gefilde lenkt.Catoire scheint ein Liebhaber von Kontrasten zu sein, denn stets wechseln intime, filigrane Sequenzen mit lebensfroh, quirligen und dann wieder mit bombastisch auftrumpfenden Stellen ab. Die Sinfonie endet mit einer solchen.

    Die hier vorliegende Welt-Ersteinspielung ist tontechnisch sehr gut gelungen, von den grollenden Bässen bis hin zu schneidend grellen Bläserattacken - alles ist hier mustergültig eingefangen....


    Aus meiner Sicht ist das Werk eher eindrucksvoll als "klangschön".....
    Alternative Beschreibungen würde ich gerne lesen.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    TAMRUSINFO

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !