Adam, Adolphe Charles: Une Bonne Fortune

  • Adolphe Charles Adam (1803-1856):


    UNE BONNE FORTUNE
    (So ein Glück)
    Komische Oper in einem Akt
    Libretto von Édouard Monnais (Pseudonym: Édouard) und Louis Second (Pseudonym: Féréol)


    Uraufführung am 23. Januar 1834 in der Pariser Opéra-Comique


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Isidore Delcourt – Tenor
    Frédéric Darcy – Tenor
    Dr. Belmonte, Arzt – Bass
    Flora, seine Tochter – Sopran
    Rosabella, seine Schwester, Mitte Fünfzig – Sopran
    Marianna Gardi, Hotelbesitzerin – Sopran
    Octave, Polizeikommissar – Bass


    Das Geschehen ereignet sich um 1830 in einer Hotelhalle in Florenz.



    INHALTSANGABE DES EINZIGEN AKTES


    Der junge Isidore hat, wohlwollend formuliert, großes Selbstvertrauen; man kann aber auch sagen, dass er einfach nur naiv ist! Felsenfest davon überzeugt, bei allen Frauen Glück zu haben, hat er sich in die schöne Flora, Tochter des Dr. Belmonte, verliebt, und ist sich vollkommen sicher: Das wird was! Er wird lernen, dass Irren menschlich ist. So wird es auch den übrigen Handelnden gehen. Und das voyeuristisch begleiten zu können, wird für das sehr geehrte Publikum von großer Freude sein.


    Das Geschehen spielt sich in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts im Hotel der Signora Gardi in Florenz ab. Isidore logiert hier in einem Zimmer, das genau gegenüber dem Haus der Belmontes liegt, wo seine Angebetete mit ihrem Vater und, momentan zumindest, dessen sorella Rosabella (die auch eine wichtige Rolle spielt) wohnt, da sie sich von ihrem Bruder ärztlich behandeln lässt. Diese räumliche Nähe ist für Isidore geradezu ideal, kann er doch dadurch seiner Traumfrau täglich eine Gesangsserenade darbieten. Und der junge Franzose kann - Chapeau (!) - singen, was allerdings der Dottore nicht goutieren mag - für ihn verursacht Isidore einfach nur Lärm.


    Doktor Belmonte trifft in der Hotellobby auf Commissario Octave und beschwert sich über besagte tägliche Lärmbelästigung. Der Commissario macht nicht den Eindruck, dass ihn diese Beschwerde interessieren könnte, hat er doch nur Augen für Marianna Gardi, die des Commissarios Avancen aber einfach übersieht. Man kann die Signora verstehen: Octave ist nicht mehr taufrisch und hat die Lebensmitte längst überschritten.


    Zurück zu Isidore: Der sieht, dass Flora im Hotel einen Brief abgibt, und ist überzeugt, dass es ein Liebesbrief für ihn ist. Damit liegt er zwar richtig, doch birgt der Inhalt, wie er in Kürze feststellen wird, eine Überraschung der besonderen Art. Ehe jedoch diese Überraschung gelüftet wird, gibt es eine szenische Unterbrechung: Es taucht nämlich mit Frédéric Darcy noch ein zweiter junger Mann auf, der sogar mit Isidore um Flora konkurriert, aber aus einer ungleich besseren Position heraus: Er ist nämlich mit ihr verlobt. Frédéric hat seinen Militärdienst beendet und möchte gerne sein altes Zimmer wieder beziehen, natürlich aus dem gleichen Grund, aus dem es Isidore partout nicht räumen will: Die ideale Nähe zu Flora. Aber Isidore bleibt stur; daran ändert sich auch nichts, als beiden klar wird, dass sie alte Jugendfreude sind.


    Nun wird es interessant: Isidore hat besagten Brief inzwischen gelesen und aufgeregt zur Kenntnis genommen, dass die Schreiberin ihn auffordert, sie in der kommenden Nacht zu entführen. Für ihn besteht natürlich kein Zweifel an der Absenderin: Es ist Flora, die, wie kann es auch anders sein, ihn ebenso liebt, wie er sie. Was er nicht im Entferntesten ahnt: Es ist die Mittfünfzigerin Rosabella, die jene kurzen Zeilen geschrieben hat, und die von Isidores Sangeskünsten so begeistert ist, dass sie dem Wahn verfiel, der junge Mann liebe sie.


    Isidore hat inzwischen alles zur Entführung von, wie er glaubt, Flora vorbereitet. Als sich nun sein Irrtum aufklärt, fällt er naturgemäß aus allen Wolken. Es kommt aber noch schlimmer: Dottore Belmonte hat nämlich Wind von der Sache bekommen und taucht nun mit dem Commissario im Hotel auf. Sofort macht er seiner Schwester und Isidore eine lautstarke Szene, die Octave nicht nur zum Eingreifen veranlasst, sondern auch, einem Richter gleich, mit entschiedenem Argument beendet: Er erklärt, dass Isidore nach geltendem Recht Rosabella heiraten muss.


    Doch das ist nicht so einfach, wie er es sich gedacht hat, denn Rosabella hat mit wachsendem Erstaunen auf den Commissario geblickt und wirft sich plötzlich zur allgemeinen Überraschung Octave an die Brust. Mit Schluchzen stammelt sie, dass er ihre alte Jugendliebe sei, der sie, Schande über ihn!, vor langer Zeit habe sitzen lassen. Nicht ohne Schadenfreude machen nun die anderen kurzen Prozess: Nach der vom Commissario zitierten Rechtslage muss er Rosabella heiraten - was ihm aber durch eine nicht unerhebliche Mitgift versüßt wird. Flora und Frédéric steuern auf ihre Heirat zu - und der enttäuschte Isidore? Er darf zwar im Finale noch mitsingen, muss sich aber mit seinem Schicksal, sozusagen im Regen stehen gelassen worden zu sein, wohl oder übel abfinden.



    © Manfred Rückert für den Tamino-Opernführer 2015
    unter Hinzuziehung der Partitur aus dem Pariser Verlag Ph. Petit (ohne Jahresangabe)
    und einer privaten Übersetzung aus dem Französischen

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    MUSIKWANDERER

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