Shlomo Mintz – dem Schönklang verpflichtet.

  • Der russisch-israelische Geiger Shlomo Mintz steht im Ruf, seinem Instrument eher liebliche Klänge von betörendem Schmelz zu entlocken und auf Elegance Wert zu legen, denn an dramatischen Effekten und Kontrasten interessiert zu sein. Ob das in diesem Ausmaße auch wirklich stimmt, könnte beispielsweise in diesem Thread belegt oder widerlegt werden. Shlomo Mintz wurde 1957 in Moskau geboren – fast auf den Tag genau 8 Jahre nach mir. Er ist also Skorpion, ein Sternzeichen, dem man den Hang zum Perfektionismus nachsagt. Wer daran glaubt, kann auch das versuchen nachzuprüfen.
    Mit 11 Jahren debütierte er als Solost mit dem Israel Philharmonic-Orchestra. Aufsehen erregte er kurze Zeit später, als er für den erkrankten Itzhak Perlman einsprang. Am Programm stand damals Paganinis Violinkonzert Nr 1. Mit 16 debütierte er in der Carnegie Hall.
    Er hat im Laufe seiner langen Karriere zahlreiche Schallplatten aufgenommen und etliche Preise eingeheimst.
    Mir ist sein Name um 1980 erstmals ins Bewusstsein gekommen – vermutlich durch eine der sehr aktiven Werbemaßnahmen der Deutschen Grammophon, denn dort stand er damals unter Vertrag. Ich habe dennoch relativ wenig aufnahmen von ihm, denn in jener Zeit war mein Standartrepertoir in Sachen Violinkonzerten schon mit meinen Lieblingsgeigern – sie waren durchwegs älter – schon abgedeckt. Irgendwann habe ich ihn dann gänzlich aus den Augen verloren, vermutlich hat er weniger Aufnahmen gemacht oder er hat sein Label gewechselt.

    Ungeachtet dessen möchte ich hier eine Aufnahme zeigen, die 1980 für Furore gesorgt hat, die den damals 23 Jahre jungen Künstler an die Spitze der Geiger seiner Generation stellte. Die beiden Renner unter den Violinkonzerten des 19. Jahrhunderts mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Claudio Abbado – das war schon ein Zugpferd. Die CD wurde dazu noch im Fono-Forum glänzend rezensiert – Mintzs Spiel wurde Noblesse und Würde attestiert. Die hier abgebildete CD ist derzeit – oh schande – zum Dumpingpreis von 7.99 Euro zu haben. Über die Gründe lässt sich nur mutmaßen……



    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Diesen thread haben wir einem anderen thread zu verdanken:


    Geiger mit und ohne eigenen thread


    Schön, das Alfred Schmidt einen ersten Vorstoss macht, Geiger, die noch keinen eigenen thread besitzen, eine Plattform zu geben.


    Shlomo Mintz bin ich in dieser Aufnahme der bachschen Sonaten und Partien BWV 1001-1006 erstmals begegnet. Ist wieder im Katalog verzeichnet, wie ich feststelle.



    Dann kamen die Paganini Capricci op. 1 hinzu:



    Wenn ich bei unserem Werbepartner seinen Namen eingebe, sind es vor allem Ausnahmen, die bei der Deutschen Grammophon veröffentlicht wurden, die erhältlich sind.


    Dann sind nur noch vereinzelte verzeichnet: Red Seal mit Sinfonia Concertante von Mozart, Avie mit Brahms-Sonaten sowie Mozart-Konzerten, Nimbus mit Vivaldikonzerten, naïve mit Strawinskys Historie du Soldat. Einen Vertrag mit einem Label hat er nicht mehr. Aber dies scheint heute so Praxis der grossen Labels zu sein.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zitat

    Es kann nur die LP gewesen sein...


    1. Gebot: Du sollst dem Forengott nicht widersprechen -vor allem dann nicht wenn er recht hat.... :P


    Wie unschwer zu ersehen ist, wurde die Rezension erst 1987 - vermutlich anlässlich der Überspielung auf CD und Wiederveröffentlichung - verfasst.


    Zitat

    H. Lück in FonoForum 11 / 87:"Mintz ist ein Lyriker, dessen Ton noch im leisesten Piano mit Wärme, Substanz und Spannkraft aufblüht. Sein Melodieaufbau ist vollkommen natürlich und bei allem reichen Gefühlsgehalt stets kontrolliert und überlegen entwickelt, voller Noblesse und Würde."


    Kommen wir zurück auf weitere Veröffentlichungen von Shlomo Mintz.

    Diese wunderbare Aufnahme der 5 Violinkonzerte Mozarts, ergänzt durch die Sinfonia concertante KV 364 und das Concertone für 2 Violinen und Orchester KV 190 stammt nicht aus der DGG Ära. Sie wurde 2004 für Avie in den AIR Studios, London gemacht. Unter Kennern geniessen diese Studios geradezu legendären Ruf.
    Die Kadenzen zu den Konzerten Nr 1 und 2 stammen von Shlomo Mintz selbst.


    Die "Durchschnittsbewertung" von anonymen "Laienjuroren" erreicht gerade mal 3.1 von 5 Punkten. Ich wittere dahinter immer "Bewertungen" von konkurrierenden Plattenlabeln..(?)


    Um die Balance wieder herzustellen weise ich auf die wunderbare Ausgewogenheit dieser Aufnahme hin und zitiere hier 2 Pressestimmen:


    Gramophone: "Es ist schwer, eine genialere Version der Mozart'schen Konzerte für Streichinstrumente zu finden. Die Freude am Musizieren ist unmittelbar zu spüren. Mintz hat ein wunderbares Feeling für Mozarts Stil, insbesondere in der Herausarbeitung der Details."


    Crescendo 04 / 2006: "An Klangschönheit ist diese Aufnahme kaum zu überbieten: Shlomo Mintz spielt als Solist und Dirigent mit dem English Chamber Orchestra zum Mozartjahr die fünf Violinkonzerte - und er tut dies mit einem solchen Schmelz, dass man sich im siebten Geigenhimmel wähnen möchte."


    Alle drei CDs sind derzeit in einer Box zu haben - um nur 6.99 Euro !!!!


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Einige, das oft schneller altert als man selbst sind die Threads in einem Internetforum - selbst in einem für klassische Musik

    Die Hiobsbotschat zuerst: ALLE hier weiter oben beschriebnen CDs sind gestrichen - und somit Geschichte.


    Das Trostpflaster - so es denn eines ist:

    Auf 15 CDs ist alles vereint, was je für die DGG aufgenommen wurde.

    Ich frage mich immer ob es für solche Compilationen überhaupt einen Markt gibt, denn die Fans des Künstler haben ja vermutlich ohnedies das meiste.

    Und der Rest wirs vermutlich schwer zu begeistern sein für all die Aufnahmen von so unterschiedlichen Kompinisten - und noch, dazu Analog mit Digital gemischt. Heute ist das gedultet, ursprünglich wollte man aber alles analoge in den Orkus schicken. Herbert von Karajan: "DIGITAL -Alles andere ist Gaslicht"



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich frage mich immer ob es für solche Compilationen überhaupt einen Markt gibt, denn die Fans des Künstler haben ja vermutlich ohnedies das meiste.


    Ich hatte die Box im Januar 2020 gekauft und bin mit dem Preis/Leistungsverhältnis sehr zufrieden. Hatte bisher kaum Mintz im Regal. Die Mischung verschiedenster Komponisten und analog/digital stört mich nicht im Geringsten, im Gegenteil.

    Er hat Jehova gesagt!


  • Aus den Neunziger Jahren stammen diese Aufnahmen von Vivaldi Konzerten, neu aufgelegt 2014

    So es sie noch gibt, werde ich sie in den nächsten Monaten auf meine Bestellung setzen

    Ein modernes Kammerorchester aus Israel und ein Shlomo Mintz als Geiger und Dirigent in Personalunion.

    Die Audiclips sind mehr als überzeugend, Eine ideale Alternative zu HIP Aufnahmen

    Diese Aufnahme ist IMO der schlagende Bewes (wenn es noch eines bedurft hätte), daß Shlomo Mintz der Ausnahmegeiger ist, als den ihn die DGG zu Zeiten, da er noch für sie aufnahm, verkauft hatte....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schön, dass diese Box herausgekommen ist. Kaum zu glauben, dass es die Einzelaufnahmen (fast) alle nicht mehr gibt. Besonders die des - wie ich finde - absoluten Traumduos Shlomo Mintz - Yefin Bronfman. Ihre Aufnahmen sind allesamt meine Referenzen:


    Eine meiner allerliebsten und allerersten CDs in meiner Sammlung - es gibt sie sehr günstig gebraucht. Für mich "die" Aufnahme der drei Repertoirestücke schlechthin:


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    Ebenfalls ganz wunderbar gespielt - sie gefällt mir viel besser als Argerich/Kremer. Eine ideale Interpretation. Geradezu himmlisch der mystische langsame Satz aus der 1. Sonate:

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    Genauso ein absolutes "Muss":


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    Es gab auch mal diese Doppel-CD - dazu mit dem Kreisler, die ich zum Glück noch habe:


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    In der Abbado Box mit den Aufnahmen aus Chicago ist die exemplarische Aufnahme der Prokofieff-Konzerte drin wie auch die Konzerte von Mendelssohn und Bruch:



    Sie gehört zu den besten Aufnahmen der Paganini-Caprocen, die ich leider nicht habe:


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    Schöne Grüße

    Holger