Referenzen und Alternativen seit 1990 - Ravel: Bolero

  • Liebe Forianer,


    Ravels Werk dürfte für mache eher zu simpel und einfallslos daherkommen. Allerdings fasziniert den einen oder anderen jedoch die steigernde Ausreizung des Themenmaterials. Daher sind bei der Auswahl die besonders klanglich gelungenen Aufnahmen berücksichtigt worden.



    Referenz



    Künstler: Anima Eterna Brugge, Jos van Immerseel
    Label: ZigZag, DDD, 2005


    Man kann von dieser Aufnahme halten was man will, denn klanglich überschwänglich ist sie ganz sicher nicht. Ein solcher Interptretationsansatz war hier auch nicht angedacht. Aber Jos van Immerseel gelingt es mit seinem auf Originalinstrumenten spielenden Ensemble diesem vermeintlich recht abgedroschenen Werk noch nie zuvor gehörte Klangfarben zu entlocken.



    Alternativen



    Künstler: Berliner Philharmoniker, Pierre Boulez
    Label: DGG, DDD, 1993


    Pierre Boulez reizt mit den Berliner Philharmonikern das Klangpotential dieses Werkes voll aus, ohne in Süßlichkeit und Kitsch zu versinken. Eben das war und ist die Stärke von Boulez jeher. Daher ist er auch der richtige Mann für ein solches Projekt.



    Künstler: City of Birmingham Symphony Orchestra, Simon Rattle
    Label: Warner, DDD, 1990


    Rattles Einspielung, sie stammt noch aus seiner Zeit in Birmingham (das waren noch Zeiten!), mag für einige zu langsam gespielt sein. Wie er jedoch das Tempo durchgehend gleichbleibend durch-zelebriert ist schlichtweg atemberaubend. Dazu kommt noch, dass er mit dieser Aufnahme auch klangtechnisch voll zu überzeugen vermag.



    Künstler: Netherlands Philharmonic Orchestra, Carlo Rizzi
    Label: Tacet, DDD, 2011


    Der eher als Operndirigent bekannte Dirigent Carlo Rizzi bietet mit dem niederländischen Klangkörper eine mehr als beachtenswerte Deutung des Ravel-Klassikers. Das Super-Audio-Label Tacet sorgt für die technischen Voraussetzungen, dass uns das Werk in einem wahren Klangrausch eintauchen lässt.



    :hello: LT

  • Ich weiß, dass der "Bolero" umstritten ist, aber ich habe eine eindeutige Meinung dazu: es ist ein Meisterwerk der Orchestermusik! Gerade wegen der Einfachheit des thematischen Materials. Was Ravel daraus macht, ist das Werk eines Genies.


    Die Immerseel-Aufnahme hätte ich auch empfohlen, denn sie präsentiert das bekannte Werk tatsächlich in den heute "neuen" Klangfarben der Originalinstrumente. Ich finde zwar nicht, dass die Aufführungsgeschichte des "Bolero" nun neu geschrieben werden muss, wie einige enthusiasmierte Kritiker meinten, aber für jeden Liebhaber des Stücks ist sie die Anschaffung auf jeden Fall wert.


    Meine zweite Empfehlung ist eine vielleicht eher unbekannte Aufnahme von 1974, die klanglich auch ganz vorzüglich ist. Es spielt das Minnesota Orchestra unter Leitung von Stanislaw Skrowaczewski. Die Quadrophonie-Aufnahme ist von MFSL (Mobile Fidelity Sound Lab) auf einer 4.0-SACD neu gemastered publiziert worden. Sie ist mit 17:24 die langsamste Aufnahme, die ich kenne.




    Neugierig bin ich auf die Aufnahme von Boulez, die mir bislang unbekannt ist.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Bertarido,


    hier gehts um Aufnahmen seit 1990! Somit ist deine 1974er-Empfehlung hier leider fehl am Platze.


    :hello: LT


    Oh, das habe ich tatsächlich überlesen - Schande über mein Haupt :untertauch:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.