Alan Bush (1900 - 1995). Englischer Komponist, der in der DDR hofiert wurde


  • Alan Bush ist ein englischer Komponist. Geboren am 22. Dezember 1900, gestorben am 31. Oktober 1995 in Watford, das gut dreißig Kilometer entfernt von London in der Grafschaft Hertfordshire liegt. Mit schöner Regelmäßigkeit wird seiner im Form mit knappen Hinweisen auf seine Lebensdaten gedacht. Wer nach inhaltlichen Ausführungen sucht, muss sehr weit zurückblättern. Bei operus war in einem Beitrag über Siegfried Vogel zu lesen, dass dieser in der Uraufführung der Oper „Jon Hill" in Berlin mitwirkte. Lutgra hatte seinen Namen vor zwei Jahren in seiner Liste "Britische Symphoniker - eine Übersicht" genannt. Da gehört er auch hin, wenngleich Bush fast alle musikalischen Genres bediente. Er komponierte vier Opern, die allesamt in der DDR uraufgeführt wurden. Warum? Bush war bekennender Marxist. Auf Grund dessen wurde er in seinem Heimatland nicht eben mit Lorbeer bekränzt. Er galt dort viele Jahre als nicht salonfähig. Seine politischen und weltanschaulichen Positionen hat er auch in seinen musikdramatischen Werken Ausdruck verliehen, was einer Karriere im konservativen Englang zusätzlich im Wege stand. In der DDR wurde er mit offenen Armen empfangen – und auch vereinnahmt. In wieweit ihm das klar geworden ist, weiß ich nicht. Nun zu den Opern, die hier zunächst besonders herausgestellt werden sollen:


    Wat Tyler (Leipzig 1953, noch in der Ausweichspielstätte des Opernhauses). Das Libretto hat Bushs Frau Nancy nach einer wahren historischen Begebenheit verfasst. Der szenischen Produktion ging 1952 eine Rundfunkausnahme voraus, die vom Komponisten selbst geleitet wurde. Die Titelrolle sang der Bariton Heinz Friedrich, der später in den Westen ging. Im Safte seiner Jugend ließ der Tenor Ernst Kozub als entflohener Leibeigener aufhorchen. Die Aufnahme ist im Rundfunkarchiv erhalten. Die erste britische Aufführung gab es im Sadlers Wells Theatre zwanzig Jahre später.


    The Men of Blackmoor (Nationaltheater Weimar 1956)


    The Sugar Reapers (Opernhaus Leipzig 1966)


    Joe Hill (Berliner Staatsoper 1970) Das war eine sehr aufwändige Produktion. Ehrhard Fischer inszenierte, Heinz Fricke dirgierte. Bush war selbst anwesend. Hill wurde vom Bariton Erich Siebenschuh verkörpert. Es gab kaum ein Mitglied der Staatsoper, das nicht beteiligt gewesen ist - darunter Nelly Ailakowa, Jutta Vulpius, Annelies Burmeister, Ernst Gruber, Eberhard Büchner, Erich Witte, Horst Hiestermann, Siegfried Vogel, Kurt Rehm, Gerhard Frei.


    Gelegentlich haben Taminos berichtet, dass sie dieses oder jenes Werk gerade hören. Vielleicht will sich jemand zu seinem Eindrücken äußern. Einige Aufnahmen sind schließlich in Umlauf – nur Opern nicht, wenn ich das richtig sehe. Eine CD möchte ich abbilden:



    Darauf befindet sich die Kantate Voices of the Prophets für Tenor mit Klavier. Gesungen wird sie von Peter Pears. Es begleitet Noel Mewton-Wood. Auf diesen aus Australien stammenden Pianisten waren im britischen Musikleben sehr große Hoffnungen gerichtet. Vor Jahren wurde er von einem inzwischen ausgeschiedenen Mitglied mehrfach sehr anerkennend gewürdigt worden. Mewton-Wood schied 1953 im Alter von 31 Jahren 1953 aus dem Leben. Er vergiftete sich, weil er über den Tod seines Lebenspartners nicht hinweggekommen war.


    Eine sehr informative englische Seite über Alan Bush im Netz, auf ich ich auch zurückgegriffen habe, ist diese:
    Alan Bush Music Trust

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rüdiger,


    diesen Schuh muss ich mir leider anziehen, weil ich beim Organisten Jan Jargon und bei der Sängerin Erika Morini zum 20. Todestag längere Beiträge geliefert habe, es aber aus irgendeinem unerfindlichen Grunde bei Alan Bush leider versäumt habe. :untertauch: Gottseidank bist du in die Bresche gesprungen und hast Alan Bush jetzt sogar einen eigenen Thread spendiert. Ich will dann am 22. Dezember wenigstens daran denken, wenn er einen halbrunden Geburtstag hat.


    Liebe grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Von Alan Bush kenne ich wohl nur die ersten beiden Symphonien, die mir - wenn ich mich recht erinnere - gut gefallen haben. Ich werde diesen von Rheingold eröffneten thread als Anregung nehmen, sie noch einmal zu hören. Die 4. Symphonie "Lascaux" steht auch schon seit längerem auf der Liste der zukünftigen Anschaffungen.

  • Von Alan Bush kenne ich wohl nur die ersten beiden Symphonien, die mir - wenn ich mich recht erinnere - gut gefallen haben. Ich werde diesen von Rheingold eröffneten thread als Anregung nehmen, sie noch einmal zu hören. Die 4. Symphonie "Lascaux" steht auch schon seit längerem auf der Liste der zukünftigen Anschaffungen.


    Auch mich haben die beiden Sinfonien angesprochen. Es ist gemäßigt moderne Musik, eher klassizistisch denn neuromantisch und durchaus apart in Harmonik und Klangkultur.


    Folgende Sammlung, der allerdings ein Booklet fehlt, so dass man auf andere Informationsquellen angewiesen ist - die es aber gibt - nenne ich dabei mein Eigen:



    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!