Das Lächeln einer Sommernacht (Sondheim), Gärtnerplatztheater im Cuvilliestheater, München 8.2.2016

  • Ich erinnere mich nicht, jemals ein so schlechtes Musiktheaterstück gesehen zu haben. Die Komposition befand sich auf „Lalalala“-Niveau, der Gesang war grauenvoll, mit Ausnahme von Gisela Ehrensperger, die der Rolle der Madame Armfeldt sowohl sprachlich als auch mit Chansonklang in der Stimme Erträglichkeit verlieh (während die anderen mit einer Art Sprechgesang auf verschiedenen Höhen bis hin zur Schreigrenze das kleine Theater akustisch malträtierten), die Handlung nahezu peinlich altmodisch auf Seitensprungniveau getrimmt und das alles unter einer Regie (Josef E. Köpplinger), die sich im Wesentlichen auf das Hin- und Herziehen eines Bühnenvorhangs und das Arrangieren der zahlreichen Mitwirkenden auf der ständig rotierenden Drehbühne beschränkte. Zudem wurden die Stimmen elektronisch mittels Headset-Mikrofonen verstärkt mit dem Effekt, dass diese immer neutral von der Bühnenmitte her schallten, egal wo gerade gesprochen oder gesungen wurde. Vielleicht ist diese Kritik voreilig und es wurde nach der Pause besser, wir sind nämlich gegangen.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Ich kenne zwar "Das Lächeln einer Sommernacht" nicht, aber Stephen Sondheim hat immerhin auch "Sweeney Todd" komponiert, und das ist musikalisch ganz sicher weit mehr als nur "Lalalala-Niveau"!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber, das "Lalalala" ist wörtlich zu nehmen. Das Stück beginnt mit diesem Text (wie beim Jägerchor im Freischütz, nur weniger schön). Ich habe mir gerade die Kritiken der Lokalprofis im Internet angeschaut, die waren, im Gegensatz zu mir, insgesamt ganz angetan. Den Film Sweeney Todd habe ich damals gesehen, erinnere mich aber nicht mehr an die Filmmusik. Gute Filmmusik (sehr gute aktuell übrigens von Ennio Morricone im neuen Film von Quentin Tarantino "The Hateful Eight") heißt ja aber nicht zwangsläufig, dass auch eine Bühnenmusik über zwei Stunden trägt. Falls jemand das Stück noch gesehen hat, wäre seine Meinung sicher interessant.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Aha, dann ist also "Lalala"-Musik bei dir als Musik definiert, die auf einen Textkomponiert wurde, der "lalala" heißt? Es liegt also gar nicht an der Msuik, sondern am Text? Und der Jäherchor in Webers "Freischütz" wäre demzufolge auch "Lalala"-Musik?


    Im Übrigen meinte ich mit "Sweeney Todd" nicht den Film, sondern das Musical, dass ich mir mehrfach in der Komischen Oper Berlin angesehen hatte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber, leider wurde der Sondheim-Lalala-Gesangstext nicht durch die Musik (entsprechend wie bei Weber) geadelt, jedenfalls meiner Meinung nach nicht. das Musical Sweeney Todd kenne ich nicht, hatte nur nach dem Film geschaut, vermutlich war beides teilweise identisch. Ich erinnere mich mehr an die Regie von Tim Burton als an den Gesang in diesem Film. Aber, wie gesagt, bei der gestrigen Aufführung kam alles (Inhalt, Musik, Gesang und Regie) zusammen, was mir nicht gefiel. Das Publikum schien eher angetan zu sein, soweit ich es bis zur Pause beobachten konnte. Wie gut, dass es verschiedene Auffassungen gibt, sonst bekäme man ja fast nie Karten für gute Stücke. Viele Grüße, Ralf

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