Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Premiere von Verdi Don Carlo in der Mailänder Fassung am 13.2.2016

  • Gestern Abend fand im ausverkauftem Düsseldorfer Opernhaus die Premiere von Verdis Don Carlo in der Mailänder Fassung in einer Inszenierung von Guy Joosten statt. Das Bühnenbild bestand hauptsächlich aus großen bronzenen Wänden die hoch und runtergefahren werden konnten. In der Mitte der Bühne stand ein großes Bett. Eine wirklicher Handlungsstrang war nicht zu erkennen und zwischen den einzelnen Personen auch nicht. Die Inszenierung sollte laut Aussage des Regisseurs irgendwas mit Überwachung zu tun haben, dieses zeigte sich aber nur darin, das ständig irgendwelche Mönche auf der Bühne auf und abtraten und das Geschehen beobachteten. Das Autodafe hatte den Charme eines Wiener Opernballs, nur statt es anstatt der Debütanten die Ketzer verbrannt wurden. Die Kostüme waren zwar schön, hätten aber auch zu Verdis La Traviata gepasst. Eine Frechheit war das Dirigat von Andriy Yurkevych. Den ersten Akt dirigierte er sehr schnell, so das die Sänger kaum Zeit zum Luft holen hatten, dann wechselte er zum langsamen Tempo oder es wurde alles zerdehnt. Aber eins konnte er laut dirigieren. Bei den Sängern gab es leider auch Licht und Schatten . Der Don Carlo gesungen von Gianluca Terranova war eine Zumutung für die Ohren. Er war fast nur am brüllen und in den höhen Lagen wurde es dann zu einem krächzen ( Tinitusgefahr ). Auch der Posa ist nicht die Paraderolle von Laimonas Pautientius . Sein Bariton klang sehr fahl und er hatte mit den Höhen so seine Probleme. Ganz großartig dagegen war der Grande Inquisitore von Sami Luttinen, mit einem mächtigen Bass und er wirkte auch sehr bedrohlich. Ebenfalls eine hervorragende Leistung erbrachte Adrian Sampetrean, der den Phillip gesungen hat. Er war zwar noch ein recht junger König sang aber seine grosse Arie ganz fantastisch. Auch sehr gut war der Mönch gesungen von Torben Jürgens. Spitzenklasse waren die beiden Damen . Olesya Golovneva war sängerisch und darstellerisch eine beeindruckende Elisabeth und Ramona Zahharina war eine sehr gute Eboli. Am Ende gab es Jubel und Bravos für den hervorragenden Chor und die Sänger, und einen Misch aus Buhs und Bravos für das Regieteam. Hebe mittlerweile Kritiken im Opernnetz und Opernfreund gelesen, die im großen und ganzen ganz positiv über die Inszenierung und die Sänger schreiben.

  • Eine sehr durchwachsene Premiere, angefangen, dass man tatsächlich auch an einem Premierenabend das Haus erst eine Stunde vor Beginn aufschließt, somit kaum Zeit zur Einstimmung bei einem Glas an der Bar bleibt, man schon zur Einführungsveranstaltung hetzt, bis es dann losgeht. Nicht zu Unrecht heißt es ja auch Düsseldorf und nicht Düsselstadt. Nun gut.
    Sami Luttinen und Adrian Sampetrean machten den Abend zu IHREM Abend, beide waren großartig und brachten die düstere Stimmung und Tragweite dieses dominierenden Abschnittes der Partitur glänzend über die Rampe. Der mit Verve spielende Gianluca Terranova konnte auch gefallen, während sein Bruder im Geiste den Roderich nicht richtig in Szene setzen konnte, weil er stimmlich doch hinter der Rolle zurückblieb.
    Ramona Zahharani ist zweifelsohne eine großartige Sängerin, wenngleich sie der Eboli doch etwas azucenahaftes verlieh, sei es drum, es war schön.
    Olesya Golovna war als Elisabeth eine einzige Enttäuschung und konnte alle großen Rollenmomente nicht transportieren, blieb immer vage und ungefähr, man mußte schon das Werk gut kennen, um die großen Momente zu erahnen.
    Das Dirigat von Maestro Yurkevych war, die Großinquisitorszene ausgenommen, eine Zumutung, man kann es nur "zersetzend" nennen; Worte zum Bühnenbild braucht man nicht zu verlieren, wenn man in Erinnerung ruft, wie die Ketzer beim Autodafé mit Häschenohren auf die Bühne gekrabbelt kamen, die Buhs waren nun mehr als berechtigt, und es hätte nicht gewundert, wenn es eben diese auch für das Dirigat obendrein gegeben hätte.
    Nebenbefundlich blieb das Premierenpublikum -optisch gesehen- in der Hauptstadt der Mode auch weit hinter seinen Möglichkeiten; bei dergestalt niedrigen, aus der Landeskasse subventionierten Kartenpreisen sollte alle paar Jahre ein Outfit drin sein, dass nicht die Gewichtszu- oder abnahmen der vergangenen Dekaden dokumentiert.
    Tant pis! Heimgekehrt mußte die Muti-DVD-Einspielung herhalten, um mich wieder mit der Verdi-Welt zu versöhnen.

    Beste Grüße, KFB


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