Die MET und das Regietheater

  • Die MET ersetzt nach und nach ihre opulenten, traditionellen Inszenierungen gegen Regietheater light. Noch ist die Relation relativ ausgewogen. Doch so langsam wird auch hier die Luft dünner für die Freunde genussvollen Schwelgens und der unvoreingenommenen Werkdarbietung. Als eines der nächsten Opfer trifft es die poetische, traditionelle Rusalka-Inszenierung in den Schneisi-Bühnenbildern, die letztlich noch bei der Kinoübertragung für Begeisterung sorgte. Ein ehemaliges Tamino-Mitglied hatte die Inszenierung sogar mal vor Ort erleben dürfen und berichtet von Szenenapplaus bei jedem Vorhangöffnen. Wenn mich nicht alles täuscht war dieselbe Inszenierung auch in Wien zu sehen?


    Nun veröffentlicht die MET einen ersten Trailer der Neuproduktion. Was soll man dazu sagen? Haben die zuviel Geld? Ich hätte die alte Produktion im Repertoire gelassen und dafür z. B. Königskinder endlich mal wieder angeboten. Mich hauen die Entwürfe und Ideen nicht vom Hocker: Wie so oft bei Naturangaben für das Setting, wird uns ein geschlossener Raum vorgeführt mit einer Baumtapete. Es ist eben die neue Masche: Richtig schön darf es nicht sein, aber machen wir eben einen Mischmasch. Das hat wieder so etwas gequältes, gewolltes, unerfreuliches. nein, ich werde es mir nicht ansehen und behalte lieber die alte Produktion im Gedächtnis.


    http://www.metopera.org/Season…n/rusalka-dvorak-tickets/

  • Sehr erfreulich, dann kann ich in Zukunft vielleicht auch einmal eine Aufführung in der MET besuchen :baeh01:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Der übliche, die Spiele eröfnnende Kalauer! Nun denn, gute Reise. Den Intendanten wird Dein Besuch freuen, er klagt doch so darüber, dass die Neuproduktionen weniger gut gebucht sind.

  • Habe mir Freitag Nacht aus der MET die Premiere von Manon Lescaut in einer Inszenierung von Richard Eyre über das MET Radio aufgenommen. Am Ende gab es für den Regisseur einen regelrechten Buhorkan. Dabei ist doch von ihm die sehr schöne La Traviata aus dem ROH London, die dort seit mehr als 20 Jahren läuft.

  • Habe mir Freitag Nacht aus der MET die Premiere von Manon Lescaut in einer Inszenierung von Richard Eyre über das MET Radio aufgenommen. Am Ende gab es für den Regisseur einen regelrechten Buhorkan .


    Habe mir aus Neugierde eben ein paar Bilder der neuen Manon angeschaut: Für einen Buhorkan hätte ich anderes erwartet. Im Gegenteil wirkt das Gesehene auf mich quasi wie eine Dekonstruktion der alten Menotti-Inszenierung ohne in ihrer Bildsprache allzusehr von dieser abzuweichen. Eigentlich ganz spannend; vielleicht magst Du noch etwas mehr berichten, lieber rodolfo?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Leider nicht, da ich nur per Radio die Übertragung verfolgen habe und mich auf das verlassen muss, was mir die beiden Moderatoren schildern. Die machen aber das immer sehr gut, so das man sich die Inszenierung auch vorstellen kann. Der Buhorkan kann aber auch den Grund haben, das das Publikum enttäuscht war, das Jonas Kaufmann den des Grieux nicht gesungen hat. Von den Bildern her fand ich die Inszenierung auch nicht so schlimm.

  • Ich habe Modellfotos und Kostümentwürfe gesehen, die zwar als solche eindrucksvoll waren, mich aber auf Grund Ihrer Unverträglichkeit mit Libretto und Musik ebenfalls zum BUH veranlasst hätten. Manon in der Nazizeit... Gähn!



    "But the main problem is simply in inserting a political element into an opera that is totally apolitical. When it comes time for Manon's arrest and deportation by ship (to where? is there a desert outside Bremerhaven like the one outside New Orleans?), one must assume the Nazis in Amiens were more interested in rounding up hookers than Jews or Partisans."
    http://www.huffingtonpost.com/…is-and-ala_b_9243026.html

  • Hat die Met zuviel Geld? Ich muss zugeben, dass mir der Rusalka-Trailer durchaus gefällt und etwas darum gäbe, sowas in Europa zu sehen. Aber man muss doch eine klassische mustergültige Inszenierung nicht durch eine weniger gute ersetzen, auch wenn diese ebenfalls klassisch ist... Hat die Met nicht im Sommer/ Herbst 2014 über massive Auslastungseinbrüche und Spendenrückgänge geklagt, sodass es fast zu angedrohten Streiks kam und ein Ausfall der damaligen Saison-Eröffnung nur knapp abgewendet werden konnte? Auch die Übernahme der wunderschönen Romeo-Inszenierung aus Salzburg ist letztlich überflüssig, da die Met bisher ebenfalls eine tolle Inszenierung dieser Oper hatte....


    Die anderen NPs sind allesamt Übernahmen, auch wenn das zum Teil verschwiegen wird. Der Rosenkavalier von Robert Carsen war vor einigen Jahren in Salzburg zu sehen, der Tristan hat nächsten Monat in Baden-Baden Premiere und der Wilhelm Tell ist 2013 schon in Amsterdam gelaufen. D.h. von 6 NPs sind letzlich zwei wirklich neu.


    Die oben angesprochene Manon Lescaut habe ich aus Baden-Baden im Fernsehen gesehen und war hochgradig entsetzt. Kein Wunder, dass es so viele Buhs gab, RT übelster Sorte inkl. Nazi-Uniformen.


    Übrigens: die Met-Tosca von Herrn Bondy, (die auch in München und Mailand läuft) die bei der Premiere massiv ausgebuht wurde, soll 2017/18 vorzeitig ausgetauscht werden, weil es kein Schwein sehen wollte. Und auch die Tage der aus Salzburg übernommenen Traviata werden nach dieser Saison gezählt sein!

  • PS: auch die Besetzungen an der Met sind nicht mehr was sie mal waren: Frau Opolais die dort mittlerweile ein und ausgeht wird in meinem Bekanntenkreis mittlerweile nur noch spöttisch (P)opolais genannt. Zurecht! Die Dame sieht gut aus, aber die Stimme ist seit geraumer Zeit völlig im Eimer, so auch bei der Münchner Mefistofele-Premiere. Weil sie aber jeden Regie-Mist mitmacht und mit dem einflussreichen Dirigenten Nelsons verheiratet ist, wird sie immer wieder, auch an der Met, gebucht. Das Regietheater schafft seine eigenen Sänger, sog. Regietheater-Karrieren!

  • Wenn es sich um die gleiche Inszenierung bei Manon Lescaut wie in Baden Baden handelt, dann kann ich mir den Buhorkan eklären. Ich fand die Inszenierung damals auch schlimm. Die paar Bilder die immer auf der Homepage eingestellt werden, spiegeln natürlich nicht die gesamte Inszenierung wieder.

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  • Als ich hier von der Manon im Nazi-Look las, erinnerte ich mich, auch eine ähnliche Inszenierung neben anderen Nazi-Inszenierungen im Fernsehen gesehen zu haben. Richtig, es war die aus Baden-Baden. Also auch hier noch einmal: Nazi, Nazi über alles! Langweilig und überaus stumpfsinnig.
    Da hätte ich laut "Buh" mitrufen mögen.
    Und wenn nun Tristan im Raumschiff mit Monitoren spielt, dann kann ich nur sagen: Die Regisseure wissen vor lauter Übermut nicht mehr, wie sie sich noch an Verrücktheiten überbieten können. Wer den Tristan in seiner ganzen Tiefe durchleuchtet, würde sich wundern, dass so etwas diesem Drama nicht im Entferntesten gerecht werden kann.
    Vielleicht hat der Regisseur bereits herausgefunden, dass es irgendwo im Weltraum eine zweite Erde gibt, auf der ein König Marke lebt. Oder sollen Tristan und Isolde auf diese Weise schneller ihren Todeswunsch erfüllt bekommen? Welch ein Schwachsinn!
    Nun ja, wenn Bertarido jetzt nach New York reist, hat die MET wenigstens schon mal einen Zuschauer. Viel Spaß!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Es muss (müsste) wohl Peter Gelb langsam zu denken geben, dass die Met mittlerweile bei Neuinszenierungen halb leer ist (sogar bei der erwähnten Manon Lescaut), im Gegensatz zu Zefirelli-Inszenierungen, wenn nicht ein Tenorstar wie Kaufmann auftritt!

  • Hat die Met zuviel Geld? Ich muss zugeben, dass mir der Rusalka-Trailer durchaus gefällt und etwas darum gäbe, sowas in Europa zu sehen. Aber man muss doch eine klassische mustergültige Inszenierung nicht durch eine weniger gute ersetzen, auch wenn diese ebenfalls klassisch ist...


    Doch, muss man. Musiktheater verlangt nach einer immer wieder neuen Auseinandersetzung mit einem Stück, und es gibt nichts Langweiligeres, als uralte Inszenierungen, die wieder und wieder aufgeführt werden. Mein Ideal sind Opernhäuser, in denen Inszenierungen nie länger als ein paar Jahr laufen, bevor sie abgelöst werden. Es führt ja auch niemand immer wieder die gleiche Darbietung einer Symphonie oder eines Konzertes auf. Man lädt neue Dirigenten und Solisten dazu ein, ihre Interpretation eines Werkes vorzustellen. So sollte es mit Operninszenierungen auch sein.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe dem NEW YORKER entnommen, dass in der Anzeige für Manon Lescaut noch Jonas Kaufmann den des Grieux singen sollte, im redaktionellen Teil war er durch Roberto Alagna ersetzt. Weiß da jemand, warum?

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)


  • Doch, muss man. Musiktheater verlangt nach einer immer wieder neuen Auseinandersetzung mit einem Stück, und es gibt nichts Langweiligeres, als uralte Inszenierungen, die wieder und wieder aufgeführt werden. Mein Ideal sind Opernhäuser, in denen Inszenierungen nie länger als ein paar Jahr laufen, bevor sie abgelöst werden. Es führt ja auch niemand immer wieder die gleiche Darbietung einer Symphonie oder eines Konzertes auf. Man lädt neue Dirigenten und Solisten dazu ein, ihre Interpretation eines Werkes vorzustellen. So sollte es mit Operninszenierungen auch sein.


    Nö. Meine grössten Opernerlebnisse waren alle z. T. jahrzehntealte Inszenierungen. Zeffirelli's Aida an der Scala oder Boheme von 1963, die Münchner Bohème von 1969, die Wiener Tosca von 1958... Das sind mustergültige Produktionen, die bis heute Gänsehaut garantieren. Wie ein edler Wein, je älter desto besser ☺️!

  • Doch, muss man. Musiktheater verlangt nach einer immer wieder neuen Auseinandersetzung mit einem Stück, und es gibt nichts Langweiligeres, als uralte Inszenierungen, die wieder und wieder aufgeführt werden. Mein Ideal sind Opernhäuser, in denen Inszenierungen nie länger als ein paar Jahr laufen, bevor sie abgelöst werden. Es führt ja auch niemand immer wieder die gleiche Darbietung einer Symphonie oder eines Konzertes auf. Man lädt neue Dirigenten und Solisten dazu ein, ihre Interpretation eines Werkes vorzustellen. So sollte es mit Operninszenierungen auch sein.


    Müssen muss man natürlich nicht! Ob es ratsam ist oder nicht, ist eine andere Frage. Wenn die gleichen Werke aller drei, vier Jahre am gleichen Opernhaus immer wieder neu inszeniert werden, wird das Repertoire noch mehr eingeengt, als es heute ohnehin schon ist.
    Ich fand es früher völlig ausreichend und spannend genug, die gleichen Inszenierungen von Standardwerken an den beiden großen Berliner Opernhäusern und in Dresden immer wieder mit neuen Dirigenten und Solisten zu erleben.
    Bei den Inszenierungen an der Komischen Oper gab es zwar auch einige Besetzungsänderungen, aber bestimmte Rollen in bestimmten Inszenierungen konnten nicht so einfach umbesetzt werden, und das war auch sehr reizvoll, diese immer wieder zu erleben. Bestimmte Operninszenierungen habe ich dort 30, 35 oder sogar 40 Mal erlebt - und wünschte, ich könnte sie immer noch erleben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Bestimmte Operninszenierungen habe ich dort 30, 35 oder sogar 40 Mal erlebt - und wünschte, ich könnte sie immer noch erleben.


    Das lese ich mit Verblüffung. Ich habe noch keine Inszenierung mehr als zweimal live gesehen, die meisten nur einmal. Es würde mich auch überhaupt nicht reizen, eine Inszenierung - und möge sie noch so mustergültig sein - immer und immer wieder in neuen Besetzungen zu sehen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Das lese ich mit Verblüffung. Ich habe noch keine Inszenierung mehr als zweimal live gesehen, die meisten nur einmal. Es würde mich auch überhaupt nicht reizen, eine Inszenierung - und möge sie noch so mustergültig sein - immer und immer wieder in neuen Besetzungen zu sehen.


    Meine prägenden Inszenierungen habe ich alle in zweistelliger Aufführungszahl gesehen. Es ist nämlich auch bei ein und derselben Inszenierung kein Abend wie der andere, die Künstler sind ebenso unterschiedlich disponiert wie man selbst - und ich entdecke bei JEDER Neubegegnung Dinge, die ich vorher so nicht entdeckt habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Zitat

    Zitat von MJojo: im Gegensatz zu Zefirelli-Inszenierungen, wenn nicht ein Tenorstar wie Kaufmann auftritt!

    Das ist es wohl, warum immer noch viele Plätze in den zum Teil schrägen Inszenierungen (leider werden die Stars ja zu solchen gezwungen, wenn sie ein Engagement haben wollen, die Ensemblemitglieder eines Hauses - wie ich aus Aussagen weiß - ohnehin) besetzt sind. Ich gehöre nicht zu den Leuten, die dem Starkult (weder im Film noch auf der Bühne) huldigen, deshalb würde ich auch nicht in eine entstellende Inszenierung rennen, wenn solch ein - oft hochgejubelter - "Star" singt. Ich habe Sänger erlebt, die sich durchaus mit diesen sogenannten "Stars" messen konnten. Und da die Meinungen über die Sänger hier im Forum auch oft weit auseinander gehen, bin ich nicht so vermessen, ein Urteil über einen Sänger abzugeben. Ich kann nur sagen, ob er mir von der Stimme, aber auch von der Darstellung (worauf zu achten die eigentliche Aufgabe des Regisseurs wäre, nicht die eigenwillige Abwandlung der Oper) gefallen hat, mehr nicht. Für einen Kaufmann, eine Anna Netebko usw. würde ich bestimmt nicht in die Oper gehen, abgesehen davon, dass diese - wie ich manchmal im Fernsehen den Eindruck habe - auch wenn sie nicht besonders gut gesungen haben, allein wegen ihrer Bekanntheit bejubelt werden. Hinzu kommt, dass man dafür ja auch oft horrende Preise zahlen muss.
    Bei guten Inszenierungen, wie Zefirelli, Ponelle u.ä. füllt sich der Saal auch ohne "Stars".


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • : Das lese ich mit Verblüffung. Ich habe noch keine Inszenierung mehr als zweimal live gesehen, die meisten nur einmal. Es würde mich auch überhaupt nicht reizen, eine Inszenierung - und möge sie noch so mustergültig sein - immer und immer wieder in neuen Besetzungen zu sehen.


    Das bestätigt meine Ansicht, dass Du an der musikalischen Umsetzung kaum interessiert bist. Wenn ich (dies im Gegensatz zu Gerhard) Windgassen als Tannhäuser erlebt habe, wollte ich wissen, wie Hopf, Parly, Wenkoff usw. diese Partie gestalteten, nach Hubert Hofmann als Sachs wollte ich auch Theo Adam und McIntyre in dieser Partie erleben, nach einem Tristan unter Leitner war für mich Kleiber interessant usw, usw.. Der Regisseur ist für mich ein Punkt unter "ferner liefen".


    Wenn Du auch kaum CDs hörst, wird Dir auch kaum je eine mustergültige Interpretation eines Sängers Eindruck machen. Du wirst Dich mit der heutigen Generation abfinden müssen und nie die Meisterschaft eines Gobbi als Scarpia, eines Hotters als Wotan, eines Melchiors als Siegmund, eines Christoff als Philipp usw. kennenlernen, d.h. nie wissen was in diesen Rollen wirklich steckt und dich mit den heutigen Sängern des Mittelmasses abfinden müssen (Übrigens habe ich mir sowohl Kaufmann, wie auch Netrebko live in Auffühungen interessiert angehört). Sorry!

  • Zur legendären Zeit der Düsseldorfer Oper (Grischa Barfuß) in den Siebzigern habe ich praktisch den ganzen Janacek-Zyklus so oft wie möglich gesehen; auch habe ich praktisch keinen Orfeo oder Pelléas ausgelassen. Beim darauffolgenden Janacek-Zyklus unter Stein Winge reichte mir schon jeweils eine Aufführung. Das mit dem Wein finde ich sehr schlüssig.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Das bestätigt meine Ansicht, dass Du an der musikalischen Umsetzung kaum interessiert bist. Wenn ich (dies im Gegensatz zu Gerhard) Windgassen n als Tannhäuser erlebt habe, wollte ich wissen, wie Hopf, Parly, Wenkoff usw. diese Partie gestalteten, nach Hubert Hofmann als Sachs wollte ich auch Theo Adam und McIntyre, in dieser Partie erleben, nach einem Tristan unter Leitner war für mich Kleiber interessant usw, usw.. Der Regisseur ist für mich ein Punkt unter "ferner liefen".

    Mich interessieren durchaus die unterschiedlichen sängerischen Gestaltungen, aber nicht immer in derselben Inszenierung. Und die szenischen Umsetzungen interessieren mich mindestens ebensosehr. Daher ist der Regisseur für mich ebenso wichtig wie Sänger und Dirigent.



    Wenn Du auch kaum Cd's hörst,

    Dafür aber viel DVD/BluRay, allerdings keine historischen Aufnahmen mit mangelhafter Klangqualität.



    ... wird Dir auch kaum je eine mustergültige Interpretation eines Sängers Eindruck machen. Du wirst Dich mit der heutigen Generation abfinden müssen und nie die Meisterschaft eines Gobbi als Scarpia, eines Hotters als Wotan, eines Melchiors als Siegmund, eines Christoff als Philipps usw. kennenlernen, d.h. nie wissen was in diesen Rollen wirklich steckt und dich mit den heutigen Sängern des Mittelasses abfinden müssen (Übrigens habe ich mir sowohl Kaufmann, wie auch Netrebko live in Auffühungen interessiert angehört). Sorry!

    Nun ja, die Klage, dass es heute nicht mehr so gute Sänger gebe wie früher, hat mich nie überzeugt. Dazu werden auch hier im Forum von Leuten, die sich auf dem Feld besser auskennen als ich, andere Meinungen vertreten. Und ich würde behaupten, doch schon einige ganze Reihe mustergültiger Interpretationen im Opernhaus oder auf neueren DVDs gehört und gesehen zu haben, denn letzteres gehört auch dazu. Aber selbst wenn es stimmte: das ist dann eben das Pech der späten Geburt. Ich kann auch Gustav Mahler nicht mehr als Dirigenten erleben und Franz Liszt nicht mehr als Pianisten. Aber deren Zeitgenossen haben dafür auf vieles verzichten müssen, was mir lieb und teuer ist.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Daher ist der Regisseur für mich ebenso wichtig wie Sänger und Dirigent.


    Wirklich? Oder nicht doch eher wichtiger, weit wichtiger als Sänger und Dirigent? Wenn wir mal ehrlich sind, dann hast du hier in diesem Forum zu Sängern noch nicht allzu viel geschrieben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wirklich? Oder nicht doch eher wichtiger, weit wichtiger als Sänger und Dirigent?

    "weit wichtiger" sicher nicht. Schlechte sängerische Leistungen können mir einen Opernabend ebenso verderben wie eine missratene Inszenierung, und für eine Sternstunde muss alles stimmen: Sänger, Dirigat und Inszenierung. Es mag sein, dass die Inszenierung bei mir manchmal etwas stärkeres Gewicht hat, das hängt aber auch sehr vom Stück ab.



    Wenn wir mal ehrlich sind, dann hast du hier in diesem Forum zu Sängern noch nicht allzu viel geschrieben.

    Habe ich das irgendwo behauptet? Ich bin in Bezug auf Sänger ein Genießer, aber kein Kenner. Daher schreibe ich in Rezensionen durchaus, welche Sänger mir gefallen haben und welche nicht, aber ich bin weit davon entfernt, dies wie beispielsweise Caruso anhand eines Kriterienkatalogs begründen zu können.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    Zitat von Bertarido: für eine Sternstunde muss alles stimmen: Sänger, Dirigat und Inszenierung.


    Richtig. Für mich aber sind Inszenierung und Sänger und Musik bei weitem wichtiger als der Regisseur selbst. Seine Aufgabe ist für mich, die Sänger zur richtigen Darstellung der vom Librettisten und Komponisten vorgegebenen Regieanweisungen anzuleiten, mehr nicht.
    Wie wichtig ihm die genaue Befolgung dieser Regieanweisungen sind, habe ich gerade wieder in den Schriften Wagners (der ja sein eigener Librettist ist) zum "Lohengrin" gelesen, wo er jeder Handlung, jeder Geste eine besondere Wirkung zumisst. Wenn man dagegen die Inszenierungen gerade dieser Oper in den letzten Jahren betrachtet, erfüllt kein Regisseur diese Anforderungen. Für mich ist ein Regisseur nur dann von Bedeutung, wenn er die Anweisungen des Librettos richtig umsetzt. Ansonsten ist er für mich wie ein Handwerker, der seinen Auftrag (das Libretto /Drehbuch) nicht erfüllt. Nur dass hier entgegen dem üblichen Verfahren, die Rechnung trotz Vertragsverletzung dennoch teuer bezahlt wird.
    Was die Oper betrifft, bin ich ebenfalls Genießer und sehe mich in Bezug auf die Beurteilung von Sängern genauso wenig kompetent wie Bertarido. Und da sehe ich meine Einstellung durchaus als richtig an, vor allem, wenn ich sehe, wie die Leistungen der Sänger selbst unter denjenigen, die sich hier als Kenner bezeichnen, umstritten ist.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Der Buhorkan kann aber auch den Grund haben, das das Publikum enttäuscht war, das Jonas Kaufmann den des Grieux nicht gesungen hat.

    Das kann ich mir nun nicht vorstellen. Warum sollte man die Regisseure ausbuhen weil ein bestimmter Sänger nicht auftritt? ?( Kann es nicht einfach sein, dass den Leuten die Inszenierung nicht gefällt?
    Wenn ein Regisseur mit Bravos bedacht wird, gelten die ja wohl auch nicht für den Tenor der an diesem Abend gesungen hat. :rolleyes:


    Diese Manon Lescaut mag von der Inszenierung her kein großer Wurf gewesen sein, aber die musikalische Seite war ja auch grauenhaft. Frau Opolais klingt jetzt schon so als würde sie Jahrzehnte singen. Ausgesungen. Ihr nüchterner Sopran konnte zu keiner Zeit in den Puccini-Wogen aufblühen. Da ist einfach nicht genug Stimme für den Umfang der Rolle und die dramatischen Höhepunkte. Zudem mangelt es ihrem Sopran an Italianità.
    Roberto Alagna war total überfordert mit dem Des Grieux. Er haderte mit der hohen Tessitura der Partie, Spitzentöne klangen gequetscht, er kämpfte um Töne. Das war wirklich nicht schön anzuhören. Fehlende Verismo-Fähigkeiten wollte er mit Schreigesang kompensieren. So geht das natürlich nicht. Wie auch Opolais verfügt Alagna einfach nicht über den Umfang für die Rolle. Zudem hat Alagna ja leider mit Rollen wie Otello und Radames hörbar seiner Stimme geschadet.
    Selbst die amerikanischen Opernfans, unter denen sich auch noch viele Alagna-Fans befinden, zeigten sich in diversen Foren entsetzt über das Gehörte.


    Tja, auch die MET kocht nur mit Wasser und kann die idealen Sänger nicht aus dem Hut zaubern.



    Ich habe dem NEW YORKER entnommen, dass in der Anzeige für Manon Lescaut noch Jonas Kaufmann den des Grieux singen sollte, im redaktionellen Teil war er durch Roberto Alagna ersetzt. Weiß da jemand, warum?

    Offiziell ist es eine Erkrankung, aber Kaufmann hat schon vor Längerem angekündigt nicht mehr so weit reisen zu wollen. So erklärt sich auch, dass er auch in der nächsten Saison nicht an der MET vorgesehen ist.



    Ich habe Sänger erlebt, die sich durchaus mit diesen sogenannten "Stars" messen konnten. Und da die Meinungen über die Sänger hier im Forum auch oft weit auseinander gehen, bin ich nicht so vermessen, ein Urteil über einen Sänger abzugeben. Ich kann nur sagen, ob er mir von der Stimme, aber auch von der Darstellung (worauf zu achten die eigentliche Aufgabe des Regisseurs wäre, nicht die eigenwillige Abwandlung der Oper) gefallen hat, mehr nicht. Für einen Kaufmann, eine Anna Netrebko usw. würde ich bestimmt nicht in die Oper gehen, abgesehen davon, dass diese - wie ich manchmal im Fernsehen den Eindruck habe - auch wenn sie nicht besonders gut gesungen haben, allein wegen ihrer Bekanntheit bejubelt werden. Hinzu kommt, dass man dafür ja auch oft horrende Preise zahlen muss.

    Natürlich gibt es Sänger die durchaus mit den großen Stars mithalten können, aber trotzdem in der zweiten Reihe stehen und nie so berühmt werden. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es in vielen Fällen schon einen Grund hat, warum jemand zum Star wurde.
    Und bejubelt werden auch nicht so berühmte Sänger wenn sie nicht gut gesungen haben. Ich habe leider manchmal den Eindruck es wird jedes Mittelmaß bejubelt, ob Star oder nicht.



    Bei guten Inszenierungen, wie Zefirelli, Ponelle u.ä. füllt sich der Saal auch ohne "Stars".

    Dann könnte man auch sagen "Bei schlechten Inszenierungen füllt sich der Saal auch mit Stars. ;)



    Gregor