In dem etwas schillernden Thread Belcanto kontra dramatischer Gesang? wurde unter anderen behauptet, dass die Konventionen und Strukturen der Barockoper überzeugende musikdramatische Entwicklungen schwierig oder unmöglich machten.
Nun ist das ja keine exotische Meinung; man findet auch heute noch nahezu in jedem Opernführer ähnliche Aussagen. Die Ansicht passt auch zu verschiedenen Vorstellungen von der Entwicklung der Oper, etwa einer Verfallsgeschichte von Monteverdi bis zum "Arienzirkus" bei Händel u.a., wonach dann in mehreren mühsamen Reformschritten wieder eigentliches Musikdrama (mit mutmaßlichem End- und Höhepunkt bei Wagner) gewonnen wurde. Sicher kann man auch "Nummernopern" nach dem Barock als eingeschränkt, problematisch usw. sehen.
Um den Fokus einigermaßen eng zu halten, schlage ich jedoch vor, sich erst einmal auf die ja tatsächlich weitestgehend durch die Abfolge Rezitativ-(dacapo)Arie geprägte Oper des Hoch- und Spätbarock zu konzentrieren.
Ist das wirklich nur ein Arienzirkus? Wie starr sind die Konventionen (verglichen mit anderen Operntypen)? Inwiefern erlauben sie welche Art dramatischen Ausdrucks oder dramatischer Entwicklung?