Napoleon Bonaparte und sein Umfeld in zeitgenössischen Gemälden

  • Kaum ein anderer Monarch oder andere bedeutende Persönlichkeit der Prä-Photo-Ära ist durch Gemälde so gut dokumentiert, wie der französische Kiser Napoleon Bonaparte. Wobei zahlreiche Bilder seine Person durchaus idealisierend darstellten, andere indes als eonigermaßen "photorealistisch" bezeichnet werden können. Dieser Thread soll diese zeitgenössischen, von zahlreichen Malern verfertigten Gemälde zeigen, pro Beitrag lediglich ein Bild. Die Bilder können - müssen aber nicht kommentiert werden. (nur eigene Texte) Ferner können Gemälde von Personen um Napoleon, seien es Familienmitglieder oder Gegner, ebenfalls mit einbezogen werden.


    Ich beginne mit einem Gemälde, welches von 1812 stammt und vom französischen Historienmaleraler Jacques-Louis David angefertigt wurde. David war schon zu Zeiten der französischen Revolution aktiv und verstand es sich auch in der Ära Napoleons beliebt zu machen. Er fertigte zahlreiche Gemälde, teilweise in verschiedenen Versionen von Napoleon an, zumeist idealisierend. Das hier vorgestellte Bild zeigt Napoleon in typischer Pose in seinem Arbeitszimmer. Die Idealisierung scheint auch hier vorhanden, hält sich aber in Grenzen. Die Korpulenz des Kaisers wird nicht beschönigt, allenfalls durch die Hand in der Weste geringfügig cachiert. Interessant auch der Detailreichtum mit dem die Umgebung dargestellt wird, wenngleich Napoleon wie durch einen Scheinwerfer beleuchtet zu sein scheint um ihn besser vom Hintergrund abzuheben und seine Bedeutung zu betonen.



    Kommentare willkommen


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    Napoleon im Arbeitszimmer mit Hand in der Weste (Gemälde von Jacques-Louis David, 1812)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auch so etwas, wie ein Kommentar:


    Paul Delaroche (1797–1856)


    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Interessant an diesem von Alfred gezeigten Gemälde des Korsen ist seine Darstellung als "guter Verwalter". Der unaufgeräumte Schreibtisch mit Aktenkladde und allerlei Staatspapieren, der auch durch Lichteinfall ins Auge des Betrachters gerückt wird, soll auf intensive Arbeit zum Wohle des Volkes und der Nation hindeuten. Außerdem deutet die ziemlich heruntergebrannte Kerze im linken Bildhintergrund eine durchwachte Nacht an. Keiner kümmert sich so sehr wie Napoleon! Das Herrschaftssymbol, das Schwert (hier in Form des zeittypischeren Degens) liegt scheinbar nachlässig hingeworfen auf einem Sessel. Aber es ist eben nur scheinbar nachlässig drapiert. Jedem Betrachter muss es auffallen. Es wird deutlich gemacht, dass dieser "Aktenwurm" alle Gewalt im Staate ausübt.
    Die Idealisierung ist hier nicht so überdeutlich wie im ungleich berühmteren Napoleon-Gemälde von David, das den Kaiser windumtost auf steigendem Streitrosse (in Wahrheit hockte er wohl auf einem Maulesel) beim Überqueren der Alpen zeigt, aber dennoch ist sie natürlich vorhanden. Auch wenn das intensive Aktenstudium durchaus tatsächlich zu des Kaisers regelmäßigen Beschäftigungen gehörte, die David-Darstellung also nicht nur bloße Propaganda darstellt.


    Grüße
    Garaguly


  • Ein Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres aus dem Jahre 1804 zeigt Napoleon noch als Ersten Konsul der Französischen Republik. Es befindet sich heute im Curtius-Museum in Liège/Lüttich. Der Originaltitel des Gemäldes lautet "Bonaparte, Premier Consul".


    Interessant ist inbesondere, dass man die Lambertuskathedrale von Lüttich im Hintergrund noch vollständig erblickt. Dies ist insofern erstaunlich, als diese in Wahrheit bereits ab 1794 als Folge der Französischen Revolution sukzessive abgetragen wurde, galt sie den Revolutionären doch als Symbol der Macht des Fürstbischofs. Bonaparte war zehn Jahre später auf eine Versöhnung mit der katholischen Kirche aus, so dass dieses Gemälde eben dies zum Programm hatte. Auch erscheint er nicht mehr als der langhaarige Revolutionär, sondern als der seriöse Staatsmann mit Kurzhaarschnitt, der zudem nicht in militärischer Pose erscheint, sondern als Zivilist gezeigt wird.


    Die mutwillige Zerstörung der Lütticher Kathedrale darf wohl mit Fug und Recht als einer der großen kulturellen Skandale der Französischen Revolution bezeichnet werden. Mit einem imposanten, 135 Meter hohen, 1431 fertiggestellten Turm ausgestattet, war es "die Kirche mit dem größten Innenraum im Mittelalter des Westens". Auch Napoleon gebot, anders als es das Bildprogramm erwarten ließe, dem schändlichen Treiben keinen Einhalt. Bis 1827 war die Kathedrale weitestgehend abgetragen.


    Hier eine Ansicht der noch unversehrten Kathedrale im Jahre 1780:



    Die weltliche Herrschaft der Lütticher Fürstbischöfe war bereits 1789 erschüttert worden, als es zur sogenannten Lütticher Revolution kam, die durch eine Hungersnot 1788/89 bedingt und durch den Sturm auf die Bastille in Paris angefeuert worden war. Fürstbischof Cäsar Constantin Franz von Hoensbroech musste fliehen. Die Reichsexekution würde über Lüttich verhängt und im Februar 1791 gelang es dem Reichsheer, den Fürstbischof wieder einzusetzen. Hoensbroech errichtete danach eine unpopuläre autoritäre Herrschaft, die er bis zu seinem Tode am 3. Juni 1792 aufrechterhielt und die ihm den Ruf eines Tyrannen einbrachte. Sein Nachfolger wurdeam 16. August 1792 sein Neffe François-Antoine de Méan, der diesen Herrschaftsstil beibehielt, was die am 21. September 1792 ausgerufene Französische Republik zum Einmarsch animierte. Drei Tage später erhielt Méan die offzielle päpstliche Bestätigung seiner Wahl und wurde damit zu "Franz Anton, von Gottes Gnaden Bischof von Lüttich, des Heiligen Römischen Reichs Fürst, Herzog von Bouillon, Marquis von Franchimont, Graf von Looz und Hoorn, Baron von Herstal etc. etc.". Doch konnte er sich nur mehr kurze Zeit einer absolutistischen Herrschaft erfreuen. Bereits im November 1792 musste auch er, diesmal wegen der französischen Bedrohung, fliehen und wurde damit de facto abgesetzt. Er harrte die nächsten Jahre in Düsseldorf aus. 1793 gelang noch einmal eine kurzzeitige zweite Restauration durch österreichische Truppen, die aber nur bis 1794 währte, als Frankreich wiederum das Hochstift besetzte. 1801 wurde das Fürstbistum Lüttich schließlich auch de iure aufgelöst.



    François-Antoine de Méan (1756-1831), letzter Fürstbischof von Lüttich (1792-1801), später Erzbischof von Mechelen und Primas von Belgien (1817-1831)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Hier ein weiteres Bild zum Thema, von Jacques-Louis David. Es entstand 1805-1807 und stellt die Krönung Napoleons zum Kaiser dar.
    Die Zeremonie fand am 2. Dezember1804 im der Notre Dame de Paris statt. Die lange Dauer der Arbeit am Gemälde erklärt sich einerseits durch seine monumentale Größe (ca 6 mal 10 Meter) und andrerseits durch zahlreiche Änderungswünsche Napoleons. Das Bild soll nämlich zwar realtätsnah wirken, nicht aber die Realität wiedergeben, sondern sie überhöhen. Wir sehen Napoleon, wie er Josephine die Krone aufs Haupt setzt, nachdem er sich zuvor selbst gekrönt hat. Um die Legitimität der Zeremonie zu unterstreichen, bestand er sogar darauf daß der Papst (Pius VII) anwesend war, was nicht ganz einfach zu bewerkstelligen war, der Papst ließ sich seine Anwesenheit teuer bezahlen, fühlte sich aber dennoch von Napoleon erpresst. Napoleons Mutter, die gegen die Krönung opponierte, war gar nicht erst eingeladen worden, weshalb sie äusserst verstimmt war, Napoleon bestand indes darauf, daß sie ins Bild hineingemalt wurde. Geschichtsfälschung, wie sie bei Historiengemälden aller Zeiten gang und gäbe war....
    Das Bild hängt heute im Louvre.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !