Der führende Wagner-Dirigent der Gegenwart

  • Auf die Idee brachte mich natürlich Alfred mit seinem Parallelthread über den führenden gegenwärtigen Mozart-Dirigenten.


    Selbst in der Vergangenheit ließe sich diese Frage nicht eindeutig beantworten. Die Namen, die mir auf der Zunge liegen, verkneife ich mir, tragen sie ohnehin zu diesem Thread nicht bei.


    In Frage kommen in diesem Zusammenhang hier bitte nur lebende und im besten Falle auch noch aktive Dirigenten. Bereits jetzt steht fest, dass wir schwerlich zu einer allgemein akzeptierten Nominierung kommen werden, aber womöglich bietet das Thema doch Anreize, sich mit diesem oder jenem Wagner-Dirigenten der heutigen Zeit künftig näher zu beschäftigen.


    Wer hat eures Erachtens am ehesten das Zeug, als der führende Vertreter des derzeitigen Wagner-Dirigats zu gelten?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo,


    reicht nicht ein Blick nach Bayreuth - der Pilgerstätte der Wagnerpflege - um einen Eindruck von den derzeit führenden Wagner-Dirigenten zu bekommen?


    Viele Grüße
    Frank

  • Selbst in der Vergangenheit ließe sich diese Frage nicht eindeutig beantworten

    Bereits jetzt steht fest, dass wir schwerlich zu einer allgemein akzeptierten Nominierung kommen werden, aber womöglich bietet das Thema doch Anreize, sich mit diesem oder jenem Wagner-Dirigenten der heutigen Zeit künftig näher zu beschäftigen.


    Ja, lieber JosphII,


    warum nennst Du dann den Thread nicht gleich
    "Stärken und Schwächen der heutigen Wagner-Dirigenten"
    oder so ähnlich?
    Dann hätte ich auch Lust etwas beizutragen. Immerhin habe ich - ich habe extra mal kurz nachgezählt - in den letzten 5 Jahren 16 verschiedene Wagner-Dirigenten live gehört. Die meisten sogar in mehreren Aufführungen und mit verschiedenen Werken.


    Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich schätze als gegenwärtige Wagner-Dirigienten aufgrund von Live-Erlebnissen und/oder gehörten Vorstellungsmitschnitten vor allem:


    - Christian Thielemann
    - Hartmut Haenchen
    - Kirill Petrenko

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo,


    reicht nicht ein Blick nach Bayreuth - der Pilgerstätte der Wagnerpflege - um einen Eindruck von den derzeit führenden Wagner-Dirigenten zu bekommen?


    Viele Grüße
    Frank


    Lieber Frank,


    da hätte ich dir noch in den 1990er Jahren Recht gegeben. Heute trifft das nur mehr sehr bedingt zu. Drei der m. E. führenden Wagner-Dirigenten, James Levine, Daniel Barenboim und Sir Antonio Pappano, sah man dort seit über 15 Jahren nicht mehr. Inbesondere Levine und Barenboim prägten die 80er und 90er Jahre in Bayreuth.


    Ansonsten wird man an einer Nennung von Christian Thielemann wohl kaum vorbeikommen.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ansonsten wird man an einer Nennung von Christian Thielemann wohl kaum vorbeikommen.


    In der Tat, genau so ist es.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Thielemann sicher, aber auch an dem von Stimmenliebhaber schon genannten Kirill Petrenko kommt man hier nicht vorbei. Im sinfonischen Bereich noch ein eher unbeschriebenes Blatt, ist er als Opern-Dirigent und nach seinen Bayreuther Ring-Dirigaten gerade bei Wagner ein Schwergewicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • An der MET hat Levine letztes Jahr einen grandiosen Tannhäuser dirigiert. Hartmut Haenchen hab ich in Amsterdam als sehr guten Ring Dirigenten erlebt. Vor allem Walküre und Göterdämmerung waren ganz hervorragend.

  • Danke für die Korrektur.
    Ich kann dann wieder aufatmen und in der kommenden Nacht ruhiger schlafen...


    :thumbsup:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Er ist immer noch künstlerischer Leiter der MET, hier auf einem Foto von 2013:



    und ich hoffe, ihm am 23. Juni zum 73. Geburtstag gratulieren zu können :D .


    Hier kann man Weiteres über Jimmy lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/James_Levine


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Jimmie Levine ist allerdings nun auch schon einige Jahre tot...


    Wirklich nicht!!! Er lebt und dirigiert sogar noch!


    Aber neben den bereits Genannten Thielemann, Barenboim, Petrenko, Haenchen sollten wohl noch Andris Nelsons, Marek Janowski, Donald Runnicles, Antonio Pappano, Bernhard Haitink, vielleicht auch Sebastian Weigle oder Michael Schönwandt in die Auswahl genommen werden.


    Namen sind genug genannt. Interessant wäre ja nun, mal darüber zu diskutieren, was für den einen und was gegen den anderen spricht, wer welche Vorzüge und Qualitäten hat und wie sein Wagner klingt!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Kein genuiner Wagner-Dirigent, aber auf jeden Fall mehr als erwähnenswert ist auch Leif Segerstam, von dem es komplett zumindest den "Fliegenden Holländer", den "Lohengrin", den "Tristan", "Die Walküre" und den "Parsifal" gibt. Er dirigierte auch den kompletten "Ring" und den "Tannhäuser" in seiner langen Karriere.

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    – Luís de Camões

  • Hartmut Hähnchen hab ich in Amsterdam als sehr guten Ring Dirigenten erlebt. Vor allem Walküre und Göterdämmerung waren ganz hervorragend.


    Darum beneide ich dich, ich kenne seine "Ring"-Dirigate nur von Konserve, nur einen "Tristan" hatte ich mal live, und der war große Klasse!


    Noch eine kleine Bitte: Mach doch bitte aus "Hähnchen" "Haenchen", ja? Bei Eigennamen sollte man schon möglichst korrekt sein, gerade in diesem Falle...
    ist erledigt

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Über James Levine könnt ihr einiges in meinem thread "Die Geschichte der MET in Anekdoten" nachlesen, die nach dem Buch von Johanna Fiedler (der Tochter von Arthur Fiedler - Boston Pops) "Molto Agitato" geschrieben ist, allerdings nur bis 2003 reicht. Er musste zeitweise (2011-2013) wegen seiner gesundheitlichen Probleme pausieren.
    Eins kann man sicher sagen: James Levine wird an der MET dirigieren, bis er tot umfällt und dann im Orchestergraben seine letzte Ruhestätte findet. Das hat ihm die MET schon zugesagt. 8-)

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Namen sind genug genannt. Interessant wäre ja nun, mal darüber zu diskutieren, was für den einen und was gegen den anderen spricht, wer welche Vorzüge und Qualitäten hat und wie sein Wagner klingt!


    Da stimme ich Dir absolut zu, lieber Caruso. Der Threadtitel war so gewählt, um sich an Alfreds Thread zu heutigen Mozart-Dirigenten zu orientieren. Womöglich erwächst daraus ja eine Serie (?). Die rege Teilnahme freut mich jedenfalls.


    Was also spricht für oder gegen diesen oder jenen?


    Ich beginne mal mit James Levine. Wohl kaum ein lebender Dirigent vermag es, den "Parsifal" mit solch "himmlischen Längen" darzubieten wie er. Hierin ist er gewissermaßen in der Nachfolge von Knappertsbusch und Goodall der legitime heutige Repräsentant. Besonders sein Bayreuth-Debüt von 1982 mit dem nämlichen "Bühnenweihfestspiel" fesselt mich immer wieder (darin vielleicht sogar der offiziellen Aufnahme von 1985 überlegen). Das ist kein entschlackter Wagner, muss es auch nicht sein. Dergleichen hat man mittlerweile sowieso zuhauf. Vielmehr ist das für mich noch am ehesten der feierliche, der majestätisch zelebrierte Wagner, der Cosima wohl vorschwebte.

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    – Luís de Camões

  • Ich beginne mal mit James Levine. Wohl kaum ein lebender Dirigent vermag es, den "Parsifal" mit solch "himmlischen Längen" darzubieten wie er. Hierin ist er gewissermaßen in der Nachfolge von Knappertsbusch und Goodall der legitime heutige Repräsentant. Besonders sein Bayreuth-Debüt von 1982 mit dem nämlichen "Bühnenweihfestspiel" fesselt mich immer wieder (darin vielleicht sogar der offiziellen Aufnahme von 1985 überlegen). Das ist kein entschlackter Wagner, muss es auch nicht sein. Dergleichen hat man mittlerweile sowieso zuhauf. Vielmehr ist das für mich noch am ehesten der feierliche, der majestätisch zelebrierte Wagner, der Cosima wohl vorschwebte.


    Das wäre für mich nun ein Grund, ihn als Wagner-Dirigent abzulehnen. Gerade der Parsifal verträgt am allerwenigsten von allen Wagner-Opern eine feierliche Zelebrierung. Aber ich gebe gerne zu, dass diese Meinung auf meinem gebrochenen Verhältnis zu dieser Oper beruht, die ich nicht ertrage, wenn bestimmte für mich problematische Aspekte auch noch durch das Dirigat betont werden.

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  • Das wäre für mich nun ein Grund, ihn als Wagner-Dirigent abzulehnen. Gerade der Parsifal verträgt am allerwenigsten von allen Wagner-Opern eine feierliche Zelebrierung. Aber ich gebe gerne zu, dass diese Meinung auf meinem gebrochenen Verhältnis zu dieser Oper beruht, die ich nicht ertrage, wenn bestimmte für mich problematische Aspekte auch noch durch das Dirigat betont werden.


    Dies sei Dir unbenommen, lieber Bertarido. Du wirst dann wohl eher ein Anhänger des kürzlich verstorbenen Pierre Boulez sein (der ansonsten wohl eh schon genannt worden wäre)? Ich für meinen Teil habe keine Berührungsängste mit einem drastisch anderen "Parsifal" á la Boulez oder auch Herbert Kegel. Sicherlich stellt Levine das eine Extrem bei diesem Werk dar. Der einzige, der in jüngerer Zeit eine solche Interpretation hinlegte, ist er übrigens nicht. Bei nochmaligem Nachdenken fiel mir da der einmalige Bayreuth-Auftritt von Christoph Eschenbach im Jahre 2000 ein. Wenn ich mich recht entsinne, dauerte das Vorspiel über 16 Minuten, womit er sogar Goodall und Levine in den Schatten stellte.

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    – Luís de Camões

  • Gerne möchte ich hier noch einen Namen in die Runde werfen: Constantin Trinks (*1975). Ich konnte ihn mehrfach als Dirigent am Staatstheater Darmstadt erleben, wo er unter anderem ein beeindruckendes "Meistersinger"-Dirigat präsentiert hat. In solch einer guten Verfassung war das Orchester des Staatstheaters nicht immer zu hören. Leider hat Trinks wegen Streitigkeiten mit der Intendanz das Haus 2012 verlassen. (Wenn mich nicht alles täuscht, so war er auch bereits für Bayreuth im Gespräch.) Noch in diesem Jahr wird er Wagners "Liebesverbot" in Strasbourg und den "Tristan" in Sofia leiten. Da sollte man mal die Ohren offen halten...

  • Oh, "dickes" ( :D ) sorry. Da habe ich mich vertan!
    Levine lebt natürlich noch - zum Glück ! :)


    Allerdings - ich durfte ihn im Dezember 2014 mit den "Meistersingern" in der MET erleben. Auf jeden Fall ein großer Wagner-Dirigent.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Führende Wagner-Dirigenten der Gegenwart sind für mich (ohne Rangfolge):


    Daniel Barenboim
    James Levine
    Hartmut Haenchen
    Marek Janowski
    Donald Runnicles
    Kirill Petrenko
    Vladimir Jurowski
    Jaap von Zweden




    :hello: LT

  • Irgendwie liegt es wohl in der Natur der Sache, dass bei Threads, die mit ihrem Titel ermuntern, "den Besten" oder "den Führenden" zu benennen, einfach Namen in den Ring geworfen werden. Und zum Schluss sind denn auch alle Namen von Dirigenten genannt, die - wo auch immer und wie auch immer - Wagner dirigieren.


    Was ist damit gewonnen?
    Wir haben weder eine Rangfolge oder gar eine Taxonomie. Aber genau das war doch die Intention! Oder?
    Das Ergebnis aber ist ein anderes! Wir erfahren nur, wer als Wagner-Dirigent wahrgenommen und einsortiert wird. 'Dabei sein ist alles'. Jeder nennt noch einen, an den bisher nicht gedacht wurde.
    Was also hat es gebracht?
    Und: was diesen oder jenen Dirigenten denn als Wagner-Interpreten besonders charakterisiert oder auszeichnet, wird nicht einmal angerissen.


    Ich hatte ja schon eingangs gefragt, was für einen Sinn es macht, Threads mit solch einer Fragestellung zu beginnen. Leider sind meine Zweifel nicht ausgeräumt.


    Übrigens: Fehlt tatsächlich noch Adam Fischer, der gerade in Budapest einen glänzend besetzten Wagner-Zyklus aufgeführt und dafür in der Presse viel Beifall erhalten hat? Oder habe ich da was übersehen?


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Du kannst ja deine Favoriten gern benennen bzw. ergänzen, aber jeder muss schon selbst entscheiden können, wer für ihn dazu gehört und wer nicht!



    :hello: LT

  • Du kannst ja deine Favoriten gern benennen bzw. ergänzen, aber jeder muss schon selbst entscheiden können, wer für ihn dazu gehört und wer nicht!


    Hab ich ja längst.
    Aber die Mühe, mal den ganzen Thread anzuschauen, mochtest Du Dir wohl nicht machen?


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Habe letzte Woche den Parsifal aus Wien mit Adam Fischer gesehen und vorher habe ich den Wiener Ring Zyklus ebenfalls mit ihm als Dirigent per livestream gesehen. Was ich an ihm schätze ist, dass er zum einen sehr Sänger freundlich dirigiert und man beim Hören merkt, das sich da jemand genau mit der Partitur auseinandergesetzt hat. Beim Wiener Publikum scheint er sehr beliebt zu sein, beim Parsifal bekam er den meisten Applaus.

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