Der Komponist Albert Methfessel und die "Große Freiheit"


  • Albert Methfessel war ein deutscher Komponist und Sänger. Er wurde am 6. Oktober 1785 im thüringischen Stadtilm geboren und starb am 23. März 1869 in Heckenbeck in Niedersachsen, wo seine Tochter Marie lebte. Nachdem er sein Abitur in Rudolstadt abgelegt hatte, studierte er zunächst Theologie und Literatur in Leipzig und ließ sich danach in Dresden als Sänger ausbilden. Nach Rudolstadt, wo ich durch eine Gedenktafel und ein neues Denkmal (Foto) auf ihn aufmerksam wurde, kehrte er immer wieder zurück.



    Bei der Musik ist er schließlich geblieben, bekleidete Ämter als Musikdirektor in Hamburg und als Hofkapellmeister in Braunschweig. In seiner Zeit hatte er einen guten Ruf. Carl Maria von Weber soll ihn für den Posten eines Theaterkapellmeisters in Prag empfohlen haben, Goethe trat in mehrfach in Gesellschaft und schätze seine Fertigkeiten auf der Gitarre. Tagebucheintragen belegen das.


    Die Spur seines Wirkens ist mit Straßennamen markiert. Methfesselstraßen gibt es in Berlin, Hamburg, München, Braunschweig, Rudolstadt, Würzburg und in seinem Geburtsort Stadtilm, wo auch eine Schule nach ikhm benannt ist. Es dürften noch mehr sein. Im Stadtbild von Leipzig wurde 1935 die Erinnerung an den jüdischen Komponisten Salomon Jadassohn getilgt. Satt seiner stand der Namen Methfessel auf dem Straßenschild, eine Entscheidung, die inzwischen wieder rückgängig gemacht wurde. Die Nationalsozilisten sahen im Komponisten einen der Ihren, wofür dieser durch sein Commers-Buch und Lieder wie "Hinaus in die Ferne mit lautem Hörnerklang" oder "Stimmt an mit hellem, frohen Klang" unfreiwillig die Steilvorlage geboten hatte. Einige solcher Kompositionen waren als Begleitmusik für die Freiwilligenverbände gedacht, die sich 1814 gegen die Truppen Napoleons formierten.


    Trotz der vielen Straßennamen ist Methfessel heute so gut wie vergessen. Musikwanderer hatte 6. Oktober 2015 im Erinnerungs-Thread in Bezug auf den Geburtstags des Komponisten geschrieben: Methfessel ist sicherlich ein weithin unbekannter Komponist. Aber irgendwo hatte ich den Namen schon mal gelesen - bei Johann Strauß bin ich fündig geworden: Der Musiker hat nämlich ein "Vaterlandslied" von Ernst Moritz Arndt vertont - wer das Gesicht nachlesen oder kennenlernen will, findet es hier: Vaterlandslied - und der Walzerkönig zitiert die Melodie von Methfessel in der Introduktion seines Walzers "Burschen-Lieder" (op.55). Im gleichen Walzer findet sich in der Coda noch die Melodie des sog. Fuchsliedes (Was kommt dort von der Höh'). Ende des Zitats, das ich in voller Länge wiedergegeben habe, weil ich es so interessant fand.


    Den Hamburgern unter uns dürfte die so genannte Hamburg- Hymne "Hammonia – Stadt Hamburg an der Elbe Auen" ein Begriff sein. Die stammt auch von Methfessel. Er komponierte sie auf einen Text von Georg Nikolaus Bärmann. Hier kann sie gehört werden: Hamburg-Hymne Die ersten Textzeilen "Stadt Hamburg an der Elbe Auen, / Wie bist du stattlich anzuschauen!" spielen auch in einem berühmten Film eine Rolle, nämlich in "Große Freiheit Nr. 7". Er entstand 1944. Teile Hamburg waren bereits zerstört. Kurz bevor Hans Albers als Hannes Kröger wieder in See sticht, stimmt der diesen Anfang an - und bruicht abrup. Denn die Stadt war längst nicht mehr "stattlich anzuschauen". Ein Wikipedia-Beitrag geht so weit, dies als versteckte Kritik des Regisseurs Helmut Käutner am Krieg, der in seine letzte Phase ging, zu deuten. Wer selbst nachschauen möchte, kann es ganz am Schluss dieses Medleys tun: Große Freiheit Nr. 7


    Einiges von Methfessel kann also auf YouTube gehört werden. Auf CD gibt es so gut wie nichts.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Schade, aber wohl nachvollziehbar, dass hier keine Antworten auf den lesenswerten Beitrag von Rheingold1876 gefolgt sind. Was soll man auch schreiben - das als Erklärung für "nachvollziehbar" - wenn es keine Konserven zur Beurteilung eines Komponisten gibt und auch Noten nicht zur Verfügung stehen: Ich hatte mich mal kurzzeitig - um jenes Datum, das in dem Beitrag genannt ist, also Oktober 2015 - für Methfessel in unserer Bücherei umgetan und fand, durchaus erwartet, nichts; aber mein damaliger Blick ging in erster Linie Richtung Fernleihe, doch auch da fand sich für mich nichts...


    :hello:

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    MUSIKWANDERER