Es war einfach eine wunderbare Aufführung, angefangen von der musikalischen Leistung über das Bühnenbild bis hin zur Regie. Alexey Bogdanchikov (Onegin) und Julia Dan (Tatjana) waren gesanglich und gestalterisch absolut überzeugend in ihren Rollen, eine meisterwürdige Leistung. Gesanglich vom Komponisten am schönsten bedacht ist die Rolle des Lenski. Dovlet Nurgeldiyew sang ihn traumhaft schön und innig beseelt. Gleiches gilt für den Fürsten Gremin, für den der großartige, über eine blendende Höhe verfügende Bass Alexander Tsymbalyuk an die Hamburgische Staatsoper zurückgekommen war. Auch die Rollen der Schwester Olga (Nadezhda Karyazina), der Mutterfigur Larina (Katja Pieweck) und der Amme Filipjewna (Svetlana Sandler) waren hervorragend besetzt. Kleinliche Kritik an diesem und jenem verstummt hinsichtlich der wunderbaren, die russische Seele gesanglich und darstellerisch voll auslotenden Sängerinnen und Sänger. Der Beifall des nicht voll besetzten Hauses war überwältigend, vor allem für Nurgeldiyew und Tsymbalyuk. Das Philharmonsioche Staatsorchester wurde von Stefano Ranzani geleitet.
Zur Bühne (7 Bilder): Es begann in meinem Wintergarten, hinter dem sich Obstplantagen erstreckten, es folgten das Zimmer von Tatjana, ein Obstgarten für die die Szene Tatjana/Onegin sowie die Halle des Herrenhauses, in dem Tatjanas Geburtstag gefeiert wurde. Nach der Pause duellierten sich Lenski und Onegin in einer nebelverhangenen Einöde, danach folgten in die Tiefe gestaffelte Festsäle des Fürsten Gremin, welche auch für das Schlussbild dienten. Solch ein schönes Bühnenbild habe ich lange nicht gesehen, zuletzt wohl vor zwei Jahren in der Metropolitan Oper in New York bei einer Werther-Aufführung. Die Kostüme waren zeittypisch für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Regie hatte sich ganz der Musik untergeordnet und sich auf die Darstellung der seelischen Regungen der Beteiligten konzentriert. Höchstes Lob ist dem Spielleiter Holger Liebig zu zollen, der dieses wohl alles für den heutigen ersten Abend der Onegin-Serie rekonstruiert hat. Denn die Inszenierung ist, das ist eigentlich der Knalleffekt, bereits vor 37 Jahren von Adolf Dresen eingerichtet worden und in dieser Zeit um keinen Deut gealtert.
Eugen Onegin (02.04.2016), endlich eine Sternstunde in der Hamburgischen Staatsoper
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Lieber Ralf,
erst einmal herzlichen Glückwunsch, dass du so eine schöne Inszenierung erleben durftest.
ZitatDenn die Inszenierung ist, das ist eigentlich der Knalleffekt, bereits vor 37 Jahren von Adolf Dresen eingerichtet worden und in dieser Zeit um keinen Deut gealtert.
Man sieht daran, dass vernünftige Inszenierungen nicht altern, während die meisten "Neudeutungen" ein schnelles Verfallsdatum haben. Dass das Haus nicht voll besetzt war, mag daraus resultieren, dass schon viele gescheiten Opernfreunde von der Bühne Abschied genommen haben, manches Abonnement gekündigt wurde, und nach all den Erfahrungen mit der Hamburgischen Staatsoper sich viele nicht mehr trauen, diese zu besuchen. Aber vielleicht spricht sich diese Inszenierung herum und das Haus ist bei der nächsten Aufführung besser besetzt.
Liebe Grüße
Gerhard -
Danke für den schönen Bericht - wobei ich schmunzeln musste über den netten Vertipper, dass die Aufführung in "meinem" Wintergarten begonnen haben soll.
Herzliche Grüße
Christian
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Denn die Inszenierung ist, das ist eigentlich der Knalleffekt, bereits vor 37 Jahren von Adolf Dresen eingerichtet worden und in dieser Zeit um keinen Deut gealtert.
Aber vielleicht spricht sich diese Inszenierung herum und das Haus ist bei der nächsten Aufführung besser besetzt.
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Dass Alexej Bogdanchikov ein hervorragender Sänger ist, hat er bereits im Oktober 2013 in Ölbronn bewiesen!