Max Reger – doch nur eine lokale Größe?


  • Ist es wirklich so – oder täusche ich mich? Etwas sang- und klanglos ist der 100. Todestag von Max Reger verstrichen. Willi allerding hat sehr wohl diesem Gedenktag in seinem Erinnerungsthread am 11. Mai 2016 einen gebührend umfangreichen Beitrag eingestellt. Überhaupt wurden im Forum im Laufe der Jahre sehr kluge Sachen geschrieben. An anderer Stelle gab JLang Hinweise auf Veranstaltungen zu Regers Gedenken in Leipzig. Der Komponist war auf der Zufahrt von Jena nach Leipzig, wo er ein Lehramt hatte, einem Herzversagen erlegen. Das Foto zeigt ihn mit seiner Frau und einer seiner beiden Adoptivtöchter.


    Aus Thüringen brachte ich neulich eine sehr sinnlich gestaltete Broschüre, die schon Buchformat hatte, mit. Sie fasste alle Termine in den verschiedensten Städten dieses Bundeslandes zusammen, die auf Regers Todestag zugeschnitten waren. Selbst in vielen kleinen Stadtkirchen wurden Orgelkonzerte mit seinen Werken gegeben. Regers Wirken ist mit Thüringen eng verbunden. 1911 wurde er Chef der Meininger Hofkapelle. Es ist folgender Ausspruch überliefert: "Es gibt nur ein Orchester, das ich haben möchte: Meiningen."


    Nach meinen Beobachtungen haben sich große Spitzenorchester nicht eben um Reger gerissen. Warum wohl? Ist er am Ende doch nur eine lokale Größe?


    Hier noch ein Link:
    Max Reger im MDR


    Und am heutigen späten Abend hat das MDR-Fernsehen aus gegebenem Anlass drei Sendungen, darunter zwei Konzerte, im Programm.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Worauf ich an anderer Stelle schon hinwies:


    Reger Portrait auf SWR 2


    Auf SWR2 gibt es diese Woche täglich von 9:00-10:00 in der Musikstunde ein fünfteiliges Portrait von Max Reger, der Falstaff der Musik. Das Skript kann man von der Sender website downloaden und die Sendung auch als podcast nachhören.

  • Danke, lieber llutgra, lade ich mir umgehend herunter!


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo,


    ob nun hier explizit auf seinen Todestag hingewiesen wird oder nicht, ist wohl von absolut untergeordneter Bedeutung. Dass es aber zumindest 2 Threads gibt, einer zu Orchesterwerken, einer zu Chormusik, ist auch nicht entscheidend für seine Größe. (Zu seiner Orgelmusik werde ich noch einen Thread starten - was für mich ein hartes Brot wird). Dass an seinem unmäßigen Lebensstil Anstoß genommen wird oder dass er ein Wanderer zwischen den beiden christl. Religionen war? Was ich hier im frk. Raum übersehen kann, wird sein Orgelwerk sehr beachtet (u. a. ION 2016). Lokale Größe? Wohl mehr eine Größe, die auf musikalischen Events nicht zuhause ist und auch keine bekannten Namen als Zugpferd braucht.


    Gruß
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Reger ist meinem Eindruck nach in der Chor- und Orgelmusik, zumindest in Deutschland, fest verankert. Für viele deutsche Organisten dürfte er nach Bach der wichtigste Orgelkomponist sein und zumindest einiges aus der Chormusik wird ebenso häufig gegeben wie entsprechende Werke von z.B. Brahms. Nur sind das eben, verglichen mit dem "typischen" (Symphonie)konzert und Opernbetrieb eher Nischen, vielleicht passt "lokale" Größe eher in diesem Kontext.


    Nun hat er insgesamt unglaublich viel, auch sehr viel Kammer-, Klavier- und einiges an Orchestermusik und Liedern komponiert. Die war zu seinen Lebzeiten und kurz danach, wenn nicht populär, jedenfalls sehr angesehen und bedeutende Musiker wie Schönberg, die Buschs und Serkin (sowohl Rudolf als auch Peter) haben sich für Regers Musik (jenseits der Chor/Orgelstücke) eingesetzt. Aber so richtig gezündet hat sie anscheinend auch nach hundert Jahren nicht. Aus dem riesigen Bestand sind hauptsächlich die Variationenwerke (sowohl Klavier als auch Orchester), die Böcklin-Suite, das Klarinettenquintett und vielleicht einige wenige weitere Stücke einigermaßen präsent.


    Ich habe erstaunlich viel Reger im Regal; müsste mal wieder etwas davon anhören. Allerdings muss ich auch zugeben, dass vieles davon für mich "hartes Brot" und nur bedingt attraktiv ist. Ich versuche es immer mal wieder, weil ich denke, dass mir daran eigentlich einiges gefallen müsste, da ich die Werke oder die Tradition Bach-Beethoven-Brahms, in die sich Reger offensichtlich stellt, sehr hoch schätze. Aber vielleicht ist Regers Musik auch ein Beispiel dafür, dass außerordentliches Können und hochkomplexe Strukturen eben nicht automatisch hervorragende Musik ergeben.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich empfand Reger stets als sperrig, habe ihn indes nie aus den Augen verloren und bin überzeugt, daß mir nun der Zugang gelingen wird. Prinzipiell strebe ich nicht einen Zugang um jeden Preis an, wenn ich mit einem Komponisten nicht zu Rande komme . aber es gibt Komponisten, wo ich instinktiv fühle, daß sioch eine Auseinandersetzung mit ihm lohnt. Soweit das Persönliche......


    Kommen wir zur Frage des Threads nach der lokalen Größe. Um so etwas zu hinterfragen greife ich zu einer . zugegebenermaßen unorthodoxen, aber doch einigermaßen aussagekräftigen Methode: Ich sehe bei Wikipedia nach, in welchen Sprachen es einen Artikel über einen Komponisten oder Interpreten gibt (da findet man oft heraus, daß mancher relativ unbekannte deutsche Komponist einen viel ausführlicheren Artikel in französischer, englischer oder italienischer Sprache spendiert bekam als in der Sprache seiner Heimat)


    Im Falle der "lokalen Größe Max Reger" gibt es bei Wikipedia Einträge, bw. Artikel in folgenden Sprachen:


    Български
    Bosanski
    Català
    Čeština
    Dansk
    English
    Esperanto
    Español
    Euskara
    فارسی
    Suomi
    Français
    עברית
    Hrvatski
    Magyar
    Հայերեն
    Bahasa Indonesia
    Italiano
    日本語
    한국어
    Lëtzebuergesch
    Македонски
    Nederlands
    Norsk nynorsk
    Norsk bokmål
    Polski
    Português
    Română
    Русский
    Simple English
    Slovenčina
    Slovenščina
    Svenska
    Türkçe
    Українська
    Tiếng Việt
    中文


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Johannes Roehl: Aber vielleicht ist Regers Musik auch ein Beispiel dafür, dass außerordentliches Können und hochkomplexe Strukturen eben nicht automatisch hervorragende Musik ergeben.

    Etwas Ähnliches ging mir auch durch den Kopf, lieber Johannes. Wenn es anders wäre, brauchten wir diese Diskussion nicht zu führen.
    Wir haben in meinem Stammchor einen Chorsatz von Max Reger in unserem Repertoire, den wir auch vor Kurzem noch gesungen haben: "Wir glauben an einen Gott" (14. Jahrhundert, aus dem Niederdeutschen), op. 138. Dieses Stück singe ich sehr gerne, eben weil es außergewöhnlich ist, weil man sich ihm bedingunslos nähern muss.


    Wie du sagtest, lieber Johannes, muss es "nicht automatisch hervorragende Musik ergeben", sondern sie erschließt sich erst dann und wird hervorragend, wenn man sich ihr "hingibt". Und das haben wir inzwischen, nach etlichen Anläufen getan.
    Unser Repertoire umfasst inzwsichen Stücke von der (Früh)renaiisance bis zur Moderne, wobei unser nächster Auftritt zur Pfingstvesper:


    Samstag, 14. 5. 2016, 15.00 Uhr, Pfarrkirche St. Lamberti, Coesfeld


    wieder aus unserem Kernrepertoire ist:


    Johann Sebastian Bach, Kantate BWV 172: "Erschallet, ihr Lieder, erklinget, ihr Saiten".


    Dennoch freue ich mich, dass wir in meinen beiden Chören immer auch Stücke aufführen, die abseits des Kernrepertoires liegen, eben auch Max Reger.


    Lieber Rüdiger, ich freue mich, dass du diesen Thread eröffnet hast, damit wir auch mal abseits vom Alltagsgeschehen über solche diffizile Fragen sprechen können, denn immerhin hat Max Reger doch einen gewichtigen Namen, auch wenn sich das
    nicht immer so darstellt.
    Zum Schluss habe ich ncoh einmal den o. a. Chorsatz in einer sehr schönen Fassung:


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin mir nicht sicher ab hier der geeignete Platz für diesen Beitrag ist, aber in wenigen Tagen wird diese Neauaufnahme mit Kammermusik für Streicher von Max Reger erscheinen. Wann man den Samples trauen darf - und warum sollte man nicht ? - dann handelt es sich bei dieser 3 CD - Produktion des Labels "Querstand" um eine Spitzenaufnahme. Sie widerspricht der These, daß das Reger Jahr ignoriert wird. Ich vermute daß ihr hier mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, als beim allgemeinen Thread über Neuerscheinungen....
    Mein Exemplar kommt mit der Juni Bestellung (deren Limit einmal mehr überschritten ist)

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich glaube, dass selbst hartgesottene Reger-Fans kaum bestreiten werden, dass ein großer Teil seiner Musik sehr sperrig ist. (Nach dem wenigen, was ich kenne, ist die Chormusik nicht ganz so sperrig und die, die überhaupt Orgelmusik schätzen, sind sperriges gewohnt, daher fällt es da nicht so auf ;))


    Bei der Kammer- und Orchestermusik ist mein Eindruck der eines "Über-Brahms ohne Melodie" ;) Man kommt natürlich in manche Werke "rein", aber ich war schon überrascht, wie spröde ich anfangs selbst als eingängig (und das verglichen mit anderen zu Recht) geltende Werke wie das Klarinettenquintett zunächst fand. (Und ich höre andere als "sperrig" geltende Musik wie späten Beethoven oder einiges von Brahms seit meiner Teenagerzeit vor fast 30 Jahren.)

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  • Ich habe Zugang zu Reger in seiner Böcklin Suite gefunden. Wenn man das Gemälde "die Toteninsel" von Böcklin betrachtet, und dazu diese dramatische, farbenreiche, wuchtige, allerdings auch immer wieder in melodiöser Schönheit sich aufschwingende Musik hört, ergibt sich ein sehr intensiver Eindruck.


    Hier eine Aufnahme zu dieser Musik:



    oder bei youtube:


  • Leider wird der 100.Todestag von Max Reger in diesem Jahr im Berliner Konzertleben völlig ignoriert (oder habe ich etwas Wichtiges übersehen?). Lobenswert ist der MDR, sonst in Sachen klassische Musik weitgehend abstinent, der gestern Abend ein gutes Porträt unter der kompetenten Mitwirkung von Herbert Blomstedt sendete. Danach gab es zwei unbekannte Konzertmitschnitte aus dem Jahre 1987 und 1984. Max Reger gehörte nach der Jahrhundertwende neben Richard Strauss zu den meistgespielten Komponisten in Deutschland. Was heißt seine Musik sei "sperrig"? Reger übernahm von Beethoven und Brahms die Form. Seine Ausdrucksweise war die Polyphonie. Das führte zu einem gewissen harmonischen Überreichtum, dazu eine hochentwickelte Kontrapunktik, die Überlagerung mehrerer Themen gleichzeitig. Seine Musik wirkt dadurch oft wenig zugänglich. Regers Schaffen verdient eine wesentlich intensivere Beschäftigung als z.B. eine Beethoven-Sinfonie, deren Themen man sich ganz schnell einprägen kann. Gut hören lassen sich jedenfalls seine Variationen über ein Thema von Mozart op. 132 aus dem Jahre 1914. Mit der gelungenen Verarbeitung eines simplen Mozartschen Sonatenthemas hat Reger ein wirkliches Meisterwerk hinterlassen. In etwa gilt das auch für seine "Hiller"-Variationen. Auch seine Kammermusik hat Aufmerksamkeit verdient. Bedeutendes hat er ganz sicher für die Orgel geschrieben, da kenne ich mich aber nicht aus. Eine richtige Sinfonie zu komponieren, war ihm in seinem kurzen Leben nicht vergönnt, dafür immerhin ein Klavierkonzert und auch ein recht umfangreiches für die Violine:

    Beide Werke verdienen Beachtung, auch wenn sie mit zuweilen wuchernder Modulatorik und klanglich überladenem Orchestersatz etwas überfrachtet scheinen. In Vergessenheit geraten, wird Max Reger sicher nicht. Aber um auf das Thema des Threads zu kommen, die lokale "Größe" ist derzeit im Musikleben schwer erkennbar.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Um auf die Eingangsfrage des Threads: »Max Reger - doch nur eine lokale Größe?« mit einer Gegenfrage zu antworten: Was ist eine lokale Größe? Kennt man ihn nur im Fränkischen? Nur in Deutschland?
    Man muss ihn eben kennen, das gehört zur Allgemeinbildung, aber was heißt da kennen?
    Da hat man doch Schwierigkeiten eben mal eine Melodie aus Regers Stücken zu pfeifen und dieser Umstand wird dann gerne mit »sperrig« beschrieben.
    Rheingold hat ja das Bild eines Familienidylls eingestellt, das Frau Elsa Reger mit einem der beiden (nicht leiblichen) Kinder zeigt, die wahren Familienverhältnisse sind auf diesem Foto nicht abzulesen ...


    Ich habe mich schon mit exzellenten Regerkennern unterhalten, die diese Frau sehr negativ beurteilten, aber nie in Abrede stellten, dass Elsa Reger unwahrscheinlich und an allen Fronten zu allen Zeiten ihres Lebens stets für den Nachruhm des Meisters kämpfte.
    Schon im Sommer 1916 wurde in Leipzig die Max-Reger-Gesellschaft gegründet und in den folgenden Jahren gab es eine Fülle von Regerfeiern und Regerfesten. Auch heute noch ist das Max-Reger-Institut sehr rege.
    Gerade ist die neue Reger Biografie von Susanne Popp erschienen.
    So gesehen wird Regers Werk nicht so schnell in Vergessenheit geraten und seine Musik wird auch weiterhin gespielt, aber vermutlich nie ein großer Publikumsmagnet werden, diesbezüglich haben Regers Zeitgenossen Richard Strauss und Mahler die Nase vorn.


    Aber sollte man Kunstwerke danach beurteilen ob sie regional oder international bekannt sind?
    Entweder hat man einen Zugang - oder man hat ihn nicht, eigentlich eine ganz einfache Sache.

  • Regers Orchestermusik empfand ich immer als langweilig. Seine 8 geistlichen Chorwerke op.138 habe ich in verschiedenen Chören gesungen. Das ist Chormusik, die sich nicht einmal vor Johannes Brahms verstecken muss, und Brahms ist die Messlatte im 19. Jahrhundert. Diese Werke sind nicht leicht zu singen, vor allem, weil fast in jedem Takt andere und neue Vortragsbezeichnungen zu beachten sind. Daher ist fleißiges Üben angesagt, was bei mir dazu führte, dass ich einige der Sätze auswendig konnte, was für Reger eigentlich Pflicht ist. Das "Nachtlied" und besonders "Der Mensch lebt und bestehet" liebe ich sehr. Ein Meisterwerk, und ein richtig schweres, ist die nicht in op.138 enthaltene Motette "O Tod."
    Eine nette Anekdote gibt es von Reger. Er war auch ausübender Musiker in einem Quartett (Bratsche?). In einem herrschaftlichen Hause spielten sie das Forellenquintett und sinnigerweise gab es zum Essen dann Forellen. Darauf Reger: "Das nächste Mal spielen wir das Ochsenquartett!"

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Max Reger gehörte nach der Jahrhundertwende neben Richard Strauss zu den meistgespielten Komponisten in Deutschland. Was heißt seine Musik sei "sperrig"? = Seine Musik wirkt dadurch oft wenig zugänglich.


    Reger hat in einem recht kurzen Leben anscheinend annähernd so viel Orgelmusik wie Bach (14 CDs, Bach-Ausgaben schwanken je nachdem wieviele fragwürdige Werke eingeschlossen werden zwischen 12 und 22), beinahe doppelt so viel Klavier- und Kammermusik wie Brahms (12 bzw. 23 CDs, von der Menge jeweils etwa so viel wie Beethoven), mindestens so viele Lieder wie Schumann (wikipedia meint ca. 250), dazu einiges an Orchestermusik und Chormusik komponiert. Das alles "theoretisch" auf einem sehr hohen Niveau als Kombination von Beethovenscher Sonatenform, Brahmscher Variation, Bachscher Kontrapunktik und spätromantischer Harmonik.
    Eigentlich müsste er demzufolge ein Titan, einer der größten Komponisten aller Zeiten sein, locker mit Brahms oder Strauss mithalten können.


    Aber von Orgel- und Chorwerken abgesehen sind von diesem riesigen Oeuvre nur sehr wenige Stücke halbwegs präsent. Die meisten davon sind Variationenwerke, aber da sind selbst die Mozart-Variationen nicht so bekannt wie Brahms' Haydn-Var. oder Elgars Enigma-Var., die Telemann-Variationen nicht wie Brahms' Händel oder gar Bachs Goldbergvariationen.
    Das Klarinettenquintett ist das viertbekannteste seiner Art und die Solostreicher-Sachen liegen ebenfalls in ihrer Nische so am Rande der Wahrnehmung der meisten Musikhörer. Keineswegs sind sie "Standardwerke" für Geiger geworden wie die Bach-partiten.


    D.h. entweder wird Reger hochgradig unterschätzt (jedenfalls außerhalb der Orgel- und Chormusik), denn selbst wenn nur eine Auswahl etwa seiner Kammermusik den Vergleich mit Bach, Brahms oder Beethoven aushielte, müssten das "eigentlich" breit anerkannte, häufig gespielte Standardwerke sein. Kein Nischenrepertoire.
    Oder es mangelt seiner Musik ungeachtet der technischen Meisterschaft etwas, wodurch sie auf die entsprechenden Nischen beschränkt bleibt.


    (Ich vermute mal, dass Reger beim Forellenquintett den Klavierpart gespielt hat.)

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  • Oder es mangelt seiner Musik ungeachtet der technischen Meisterschaft etwas, wodurch sie auf die entsprechenden Nischen beschränkt bleibt.

    Das scheint mir auch so zu sein. Und...


    ist mein Eindruck der eines "Über-Brahms ohne Melodie" ;)

    ... diesen Eindruck kann ich bei einigen seiner Werke (etwa beim Klavierkonzert) sehr gut nachvollziehen und teile ihn. Wahrscheinlich sind deshalb seine Mozart- und Hiller-Variationen am akzeptiertesten, weil er sich da die Melodie "ausleihen" konnte... :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber () aus folgendem Grund: zwei Rechtschreibkorrekturen

  • Johannes Roehl schrieb:

    Zitat

    D.h. entweder wird Reger hochgradig unterschätzt (jedenfalls außerhalb der Orgel- und Chormusik), denn selbst wenn nur eine Auswahl etwa seiner Kammermusik den Vergleich mit Bach, Brahms oder Beethoven aushielte, müssten das "eigentlich" breit anerkannte, häufig gespielte Standardwerke sein. Kein Nischenrepertoire.
    Oder es mangelt seiner Musik ungeachtet der technischen Meisterschaft etwas, wodurch sie auf die entsprechenden Nischen beschränkt bleibt.


    Aus meiner Sicht sitzt Reger wohl zwischen zwei Stühlen: Den Traditionalisten ist er zu modern, den Avantgardisten nicht modern genug. Dieses Schicksal teilt er übrigens mit Pfitzner und Bruch. sowie zahlreichen Anderen.
    Zudem dürfte Reger kein Weltmeister im Aufbau eines "Netzwerkes" gewesen sein. Zu allem Überfluß wr ihm sein Ex-Schüler Hugo Riemann übel gesinnt und gab ein vernichtendes Urteil über Reger als Komponist ab. Dieser Riemann war nun aber ausgerechnet der Verfasser des berühmtesten Musiklexikons seiner Zeit, es wirkt noch bis heute


    Wikipedia indes schreibt:

    Zitat

    Regers Kompositionen werden, u. a. von ihm selbst, als technisch sehr schwer beschrieben und sind es in der Tat in einem Maße, das Interpreten abschreckt, zumal sie noch immer ähnlich polarisierend auf ein größeres Publikum wirken wie diejenigen von Brahms, Bruckner und Wagner. Die Fis-Moll Originalthema- (op. 73) und die Bach-Variationen (op. 81) sind ihrem Rang nach nur vergleichbar mit Variationswerken von J. S. Bach (Goldberg-Variationen), Beethoven (Diabelli-Variationen) und Brahms (Paganini-Variationen).


    Man darf hier nicht vergessen, daß die Präsenz und Wertschätzung eines Komponisten eher von der Zeit abhängt in der man selbst lebt, als von der Musik. Als Beispiele seien hier Haydn, Mahler, Vivaldi, Boccherini genannt.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zit. Alfred Schmidt: „Aus meiner Sicht sitzt Reger wohl zwischen zwei Stühlen: Den Traditionalisten ist er zu modern, den Avantgardisten nicht modern genug.“

    Da ist was dran! Und darin dürfte auch die Antwort auf die Frage zu finden sein, warum Reger, der zu seiner Lebenszeit der am meisten aufgeführte Komponist war, danach langsam in der Vergessenheit versank. Das Bild mit den zwei Stühlen vereinfacht aber ein wenig. Die Sache ist komplizierter.
    Reger lehnte die Radikalität der Schönberg-Schule ab. „All die neuen Wege“, wie er das nannte, waren ihm unheimlich. Auch mit dem Impressionismus wusste er nichts anzufangen. Im Prozess der Spaltung der Musik in Modernisten und Konservative, wie sie sich um die Jahrhundertwende ereignete, suchte Reger nach Orientierung. Er suchte bei Bach und bei den Kirchenmusikern des späten neunzehnten Jahrhunderts und entwickelte daraus das Prinzip des „Rückgriffs auf die Linearität", also einer Mehrstimmigkeit aus mehreren Linien.


    Das Problem aber: Er hat daraus kein wirklich schlüssiges und tragfähiges kompositorisches Konzept zu entwickeln vermocht. Sein Werk bietet ein höchst uneinheitliches, geradezu verwirrendes Bild. Eine – ihm durchaus wohlgesonnene – Musikologin (Christiane Wiesenfeldt) hat das mal so beschrieben:
    „Kaum eine musikalische oder musikologische Durchquerung eines Reger-Werkes kommt ohne Desillusionen und Orientierungslosigkeit aus; seine hermeneutische Kartogpraphie ist stets ein Kraftakt. Herkömmliche Navigationsgeräte geben hier ihren Geist auf. So verbleiben viele Musikforscher bei ihren Annäherungen an Reger im Werk selbst, das allein perspektivisch genug erscheint.“


    Adorno fällte ein vernichtendes Urteil über seine Musik. In dieser Radikalität ist es sicher unzutreffend. Aber in seinem Kern trifft es einen relevanten Sachverhalt. Dort nämlich, wo er ihm vorwirft, seine Musik sei anschlusslos und bestehe im Grunde, eben weil ihr die Geschichte, der sie angehört, abhanden gekommen ist, in Selbstgesprächen.

  • Interessant ist, dass sowohl Schönberg als auch Hindemith Regers Musik sehr hoch schätzten, freilich beides auch nicht gerade Publikumslieblinge. ;)
    (Die heute vergleichsweise populärste Musik ca.1900 - 1925, früher Stravinsky, Debussy, Ravel u.a. steht Reger dagegen wohl diametral gegenüber.)


    Ich halte Reger einerseits schon für eher vernachlässigt bzw. unterschätzt (wenn auch nachvollziehbarerweise). Eine Neuaufnahme des Klavierkonzerts mit z.B. Peter Serkin (es gibt anscheinend keine offizielle, ich habe einen Funkmitschnitt mit dem NDR-Orchester unter Blomstedt) würde ich wohl sogar kaufen. Man muss das ja nicht als gleichwertig mit Brahms sehen, um es durchaus zu schätzen.


    Andererseits sind viele seine Werke eben auch Musterbeispiele dafür, dass "theoretische Komplexität" und handwerkliches Können isoliert betrachtet keine Qualitätsmerkmale ist.
    Reger ist in seinen späteren Werken (Klarinettenquintett, Sextett, letzte zwei Streichquartette u.a.) ggü. den Extremen etwa der Quartette op.54 und 74 auch deutlich "klarer und klassischer" geworden. Es gibt angeblich von Brahms den Ausspruch, das Schwierigste in der Musik sei die überflüssigen Noten wegzulassen. Das hat Reger anscheinend, wenn überhaupt, erst sehr spät gelernt.


    Bezeichnenderweise sind einige der gelungensten Werke Variationen über eingängigere Themen anderer Komponisten; ich müsste die Beethoven-Variationen, die mir auch nur in der Orchesterversion vorliegen, nochmal hören, aber alle fünf großen Variationen (Mozart, Beethoven, Hiller, Bach, Telemann (Klavier)) verdienten schon mehr Aufmerksamkeit und ich sehe die eher auf Augenhöhe mit Brahms als z.B. die Konzerte. Die Klaviervariationen wurden auch vereinzelt von einigen (wenn auch nicht allzu vielen) namhaften Pianisten eingespielt: Hamelin, Serkin (und die Beethoven mit Schiff), Bolet, nicht nur bei enzyklopädischen Vorhaben wie der GA bei thorofon mit Markus Becker.

    Freilich sind orchestrale Variationen auch eine eher eigentümliche Form. Und dass Reger eine explizite Sinfonie vermieden, aber knapp 50minütige "Serenaden" und "Sinfonietta" komponiert hat, hat vermutlich auch nicht geholfen.


    Selbst wenn man seine Musik eher als "Schlußstein" der Spätromantik denn als janusköpfig auch in die Zukunft blickend, einordnet, wäre das gewiss nicht ausreichend für das Nischendasein. Andere Komponisten, für die ähnliches gilt, waren entweder durchweg populär (Strauss) oder werden in den letzten Jahrzehnten eher wieder höher geschätzt (Zemlinsky, Korngold...)
    (Freilicht gibt es auch solche, die Regers Schicksal mehr oder minder teilen, etwa Pfitzner und Franz Schmidt)

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  • Freilich gibt es auch solche, die Regers Schicksal mehr oder minder teilen, etwa Pfitzner

    Bei Pfitzner sind das meines Erachtens in erster Linie außermusikalische Gründe, die es so bei Reger nicht gibt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Zitat

    Bei Pfitzner sind das meines Erachtens in erster Linie außermusikalische Gründe, die es so bei Reger nicht gibt.


    Das halte ich für eine Illusion, den meistenLeuten ist die politische Haltung eines Komponisten oder Interpreten in einer gewissen Zeit völlig egal. Carl Orff, Richard Strauß, Wilhelm Backhaus, Herbert von Karajan, Karl Böhm, Clemens Krauss, Robert Heger und Elly Ney konnten ihre Karriere auf Grund ihrer allgemeinen Beliebtheit und internationalen Anerkennung nach dem Krieg ungestört fortsetzen.
    Nein, es war auch bei Pfitzner die sperrige Musik, nicht sein politisches Credo oder sein misanthropisches Wesen. Seine Oper "Palestrina" ist ja trotz seiner "politischen Belastung" nach wie vor anerkannt.
    Ich diskutere gerne weiter über Pfitzner - aber dann bitte im Pfitzner Thread, damit hier Reger nicht "zugedeckt" wird


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das halte ich für eine Illusion, den meistenLeuten ist die politische Haltung eines Komponisten oder Interpreten in einer gewissen Zeit völlig egal.

    Und das halte ich für eine Illusion, deine Illusion! Die meisten Leute lassen sich beeinflussen von der öffentlichen Meinung, dem Mainstream, und da passt Pfitzner heute nunmal nicht rein, und zwar viel mehr aus außermusikalischen denn aus musikalischen Gründen. Reger passt da auch nicht rein, wenn auch keine außermusikalischen Gründe dafür vorliegen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Eingangsfrage, ob Max Reger doch nur eine lokale lokale Größe war, beantwortet sich durch sein Orgelwerk und seine Bedeutung für die Fortentwicklung der klassischen Musik seiner Tage von selbst. Er war ein musikhistorisch wichtiger Komponist, mit oft auf Anhieb nicht leicht eingängigen Werken. Die "Hillervariationen" und die "4 Tondichtungen nach A. Böcklin" sind jedoch durchaus populäre Werke, die sich dem Hörer spontan erschließen und zum Repertoire der Sinfonieorchester gehören. Ein hörenswertes Werk ist vor allem auch die "Romantische Suite", die leider viel zu selten erklingt. In der letzten Ausgabe des Fono- Forum begründete in einem sehr lesenwerten Interview der Pianist Gerhard Oppitz warum er sich besonders für das Klavierkonzert Op. 114 von Max Reger einsetzt und versucht,dieses Werk weltweit zu spielen und ihm die Bedeutung zu verschaffen, die dieses Juwel verdient. Die Antwort auf die gestellte Frage lautet also aus meiner Sicht: Regers Schaffen repräsentiert neben Strauß und Pfitzner in unbezweifelbarer Größe die musikgeschichtlichen Leistungen des frühen 20. Jahrhunderts und Max Reger hat es verdient in einer Reihe mit diesen Meistern genannt zu werden.


    Hezrlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Bei Pfitzner sind das meines Erachtens in erster Linie außermusikalische Gründe, die es so bei Reger nicht gibt.


    Die gibt es zwar bei Reger nicht, ich glaube aber auch nicht, dass die bei Pfitzner dominieren. Zumindest der "Palestrina" ist m.E. eher bekannter als das meiste von Reger (außer evtl einiger Orgelwerke in der Orgelszene, aber das muss man eh ausklammern) und von der durchaus traditionsbelasteten "Von deutscher Seele" ist zwar die "klassische" Aufnahme der DGG vergriffen, aber es gibt zwei relativ rezente Neuaufnahmen (Sieghart 2000, Metzmacher 2011).


    Allerdings sieht es überall sonst diskographisch bei Pfitzner tatsächlich viel schlechter aus als bei Reger. Außer von cpo gibt es fast nichts und auch die sind meist nur noch in Boxen zu haben.


    Zwar ist von den Reger-Aufnahmen auch vieles vergriffen, aber es gibt/gab immerhin zwei annähernd vollständige Aufnahmen der Orchesterwerke (Berlin Classics und koch/schwann mit dem BR), sowie einige der bekannteren Werke noch weit häufiger, so etwa beide Konzerte nun auch bei Hyperion, das Klavierkonzert immerhin in etwas neueren Aufnahmen mit Oppitz, Douglas, Korstick, Hamelin.
    Außer der Kammermusikbox aus den 70er (Da camera magna) und cpo (davon leider vieles vergriffen) gibt es die Streichquartette und mehr in sehr hochklassigen Einspielungen bei MDG usw. D.h. man findet von den meisten Reger-Werken (vermutlich nicht allen Vokalwerken, obwohl Carus hier anscheinend auch eine umfangreiche Reihe hat) mindestens eine solide Einspielung, bei den bekannteren hat man sogar eine Auswahl.




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    (Bob Dylan)

  • Ich glaube, dass selbst hartgesottene Reger-Fans kaum bestreiten werden, dass ein großer Teil seiner Musik sehr sperrig ist.


    Seit langer Zeit besitze ich die BERLIN-Classics-Box mit Regers Orchesterwerken .... diese gehört zu den sehr selten gehörten CD´s aus meiner Sammlung. Ich hatte dies vor Jahren schon einmal in einem reger Therad geschrieben und wiedermal einiges von Reger angespielt. :S Irgendwie bietet Reger nicht das, was ich allgemein unter "Hörspass" einordnen würde.


    Wie Don Geiferos habe ich auch die Böcklin-Suite immer geschätzt (obwohl die Toteninsel daraus von Rrachmaninoff ein ganz andere Klasse hat !!); auch die Mozart - Variationen und schonmal Teile des Klavierkonzertes (eigendlich nie komplett, wegen seiner sperrigen Länge) ... aber sonst, der Rest reisst mich wenig von Hocker ... die geringe Beteiligung (bislang 10-11Teilnehmer) in diesem Thread wundert mich wenig.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wie ich im allgemeinen Thread gelesen habe wird cpo eine Wiederauflage sämtlicher Werke für Violine und Klavier, sowie sämtlicher Cello-Sonaten starten. Es kommt (leider) bis dato kaum vor, daß cpo gestrichene CDs wieder ins Programm nimmt. Das dies in der Originalausstattung und zum Budgetpreis geschieht sollte nicht unerwähnt und unbelohnt bleiben. Daher weise ich hier - wo der Reger-Hörer sicher öfter hinschaut als in den allgemeinen Thread - nochmals auf diese Neuauflage hin. Zugleich liste ich alle bei cpo erschienenen Reger-Veröffentlichungen auf, die derzeit noch im Programm sind.


    Die meisten hier gezeigten Aufnahmen sind erst in den letzten Jahren erschienen, einiges sogar erst 2016.
    Wenn andernorts im Forum beklagt wurde, Regers Todestag würde negiert, so trifft das auf das Label cpo mit Sicherheit nicht zu.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Regers Violinkonzert op. 101 in der Bearbeitung für Kammerensemble von Rudolf Kolisch


    oder CD 5 aus der Linos Box


    Zitat von Fono Forum

    »Rademacher meistert seinen Part unangestrengt souverän mit schlankem Ton, er ist in dieser Kostellation mehr Primus inter pares als der hervortretende Solist. Vielleicht wird Regers Violinkonzert durch diese Einspielung wieder ein wenig populärer.« Fono Forum, Mai 2016

    ☆ Das wäre diesem Violinkonzert zu wünschen:!:

    Durch diese CD habe ich erstmals das Violinkonzert von Reger richtig geniessen können!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Reger war nie ein von mir geliebter Komponist. Ich hielt das für eine sehr persönliche Einstellung und habe nie seine Größe auch nur in Zweifel gezogen. Den Threadtitel habe ich seinerzeit überflogen und hielt ihn für eine bewusste Provokation um Widerspruch hervorzurufen.

    Ich habe mir im Reger Jahr als Alibi eine Box mit Violinsonaten und Cellosonaten gekauft - Sie steht originalversiegelt neben Pfitzner, Hindemith etc. Ich musste erst 2 Stunden suchen bis ich sie fand - das ist mehr Zeit als ich in meinem Leben Reger gehört habe.

    Nach meinen Beobachtungen haben sich große Spitzenorchester nicht eben um Reger gerissen. Warum wohl? Ist er am Ende doch nur eine lokale Größe?

    Und hier wurde ich hellhörig. Ist da vielleicht was Wahres dran - mehr als eine Titelzeile für einen Thread?

    Wie findet man das heraus ???

    Ganz einfach - man schlage bei Wikipedia nach und suche in welchen Sprachen ein Artikel über den Komponisten existiert.

    Es gibt den WIKIPEDIA Eintrag über Max Reger in 42 Sprachen!

    Also doch keine "lokale Größe".

    Sperrig bleibt seine Musik dennoch.

    Ich vergleiche ihn am ehesten mit Hindemith und Pfitzner.

    Zwischen zwei Stühlen.

    Einerseits für die Avantgarde nicht radikal genug, andrerseits für die konservativen "Genußhörer" nicht klangschön genug


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Reger war nie ein von mir geliebter Komponist.

    Lieber Alfred, da haben wir tatsächlich mal was gemeinsam! ^^

    Sperrig bleibt seine Musik dennoch.

    Ja, das stimmt. Sie ist herausfordernd und sehr anspruchsvoll zu hören, nicht geeignet zum reinen Genuss. Es ist die "alte deutsche Schule", sehr polyphon und anspruchsvoll komponiert, mehr durch das Notenlesen zu entschlüsseln und zu genießen als durch reines Hören. Pfitzner finde ich im Vergleich dazu schon eingängiger. Also: der Reger konnte schon komponieren, aber vielleicht zu gut... :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und ich dachte schon, ich sei der einzige, dem Regers Orchestermusik wenig gibt. :pfeif:


    Als Orgelkomponist ist Reger aber doch einer der ganz Großen. Zumindest nach meiner laienhaften Einschätzung. Sollte ich mich täuschen?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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