Netrebko als Elsa in der Semperoper

  • Wer hat Lohengrin in Dresden erlebt oder wird noch ...


    Der Korrespondent des ORF meinte, es sei eine Sternstunde gewesen.
    Hier ein kurzes Video aus Youtube mit Ausschnitten und mit kurzem Kommentar von Thielemann:
    https://www.youtube.com/watch?v=p6OmmcRb5tQ

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Ich wäre echt froh, wenn davon, vor allem wegen der Inszenierung, Beczala und Thielemann bald eine DVD erscheinen würde! Kein Vogt und auch kein Eleptogrin, kein Lohdengrin, kein Bauhausgrin, kein Rattengrin usw.. Seit Werner Herzogs Lohengrin in Bayreuth mit jetzt besserer Besetzung endlich mal ein Wagner ohne Ärger!

  • Ich wäre auch sehr gespannt! Die Kritiken, die ich bisher gelesen habe, waren voll des Jubels - bis in die Nebenrollen hinein muss es ein Fest gewesen sein. Am Sonntag wird das Ganze in Dresden auf Videoleinwand übertragen - in der Tat ruhen auch meine Hoffnungen auf einer Rundfunkübertragung oder DVD bzw Bluray-Aufzeichnung.


    Wenn man Anna Netrebkos stimmliche Entwicklung betrachtet, scheint mir die Elsa der folgerichtige Schritt zu sein, und auch Piotr Beczala ist sicherlich ein Lohengrin von Format...


    Harren wir also der Dinge, die da kommen...

  • Weiß jemand etwas von einer Übertragung einer dieser Vorstellungen (außer vor der Semperoper) oder einer Aufzeichnung?

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hier noch mal für die, die es nicht gesehen haben und die Sendung nicht verpassen möchten.


    Heute Sonntag, 29. Jänner auf ORF III
    Lohengrin


    Dirigent: Christian Thielemann
    Regie: Christine Mielitz


    Besetzung:
    Anna Netrebko (Elsa)
    Piotr Beczala (Lohengrin)
    Tomasz Konieczny (Telramund)
    Evelyn Herlitzius (Ortrud)
    Georg Zeppenfeld (König Heinrich)
    Derek Welton (Heerrufer)
    uam.


    Semperoper Dresden, 2016

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Nimmt sich denn jemand den Lohengrin auf ORF 3 auf und kann den Link dann hier hin kopieren? Da ich in Deutschland wohne kann ich ORF 3 über livestream im Internet nicht empfangen, sondern nur über mein Amazon Fire Tv Stick, da kann ich aber nichts aufnehmen. Der Audiomitschnitt klingt auf jeden Fall sehr viel versprechend.

  • Die DDR-Inszenierung von Christine Mielitz von 1983 ist mittlerweile ein Klassiker. Ich finde sie soweit in Ordnung. Bertarido nennt es "altbacken", mir wiederum geht es eigentlich nicht weit genug. Verglichen mit der Bayreuther Inszenierung von Werner Herzog ist das schon fast modernes Regietheater. :pfeif:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Verglichen mit der Bayreuther Inszenierung von Werner Herzog ist das schon fast modernes Regietheater.


    Die Herzog-Inszenierung war optisch wenigstens schön anzuschauen, die hat doch diese Laser-Effekte, die damals gerade der letzte Schrei waren. Ich habe sie eine Weile nicht mehr gesehen, habe den Look aber als recht modern in Erinnerung, auch wenn sie natürlich konventionell war. Fand ich aber gar nicht schlecht. Obwohl ich nie verstanden habe, dass das Enfant terrible des deutschen Films in Bayreuth so brav inszeniert hat.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Die DDR-Inszenierung von Christine Mielitz von 1983 ist mittlerweile ein Klassiker. Ich finde sie soweit in Ordnung. Bertarido nennt es "altbacken", mir wiederum geht es eigentlich nicht weit genug. Verglichen mit der Bayreuther Inszenierung von Werner Herzog ist das schon fast modernes Regietheater. :pfeif:


    Wenn "Bertarido" die Inszenierung "altbacken" nennt, zeigt das - einerseits -, dass es mit seiner Ahnung vom Metier nicht so weit her ist, denn die Inszenierung aus dem Wagner-Jahr 1983 war damals mit ihrer Zeitverlagerung in die Gründerzeit um 1870 und dem überdimensionalen Schwan alles andere als "altbacken", sondern sehr modern - nicht nur im Vergleich zur ziemlich zeitgleich entstandenen Inszenierung von Theo Adam an der Staatsoper Berlin oder zur schon erwähnten Herzog-Inszenierung in Bayreuth, auch sonst dürfte es damals kaum eine "modernere" LOHENGRIN-Inszenierung gegeben haben. Was damals allerdings noch völlig außer Frage stand, waren historische bzw. historisierende Kostüme. Ein solches hat sich Frau Netrebko für ihre erste Elsa wohl gewünscht, ist aber heute bei einer Neuinszenierung in Deutschland kaum noch durchsetzbar, also hat man die 33 Jahre alte Inszenierung (die noch im Großen Haus auf der anderen Seite des Zwingers Premiere hatte und dann 1985 wiedereröffnete Semperoper übernommen wurde, die aber eigentlich 2013 schon abgespielt war und einer Neuinszenierung weichen sollte) für sie reaktiviert.


    Andererseits ist das aber auch wieder einmal eine "Bertarido"-typische Pauschalverumglimpfung einer Inszenierung, die nicht seinem Geschmack entspricht, wie sie so aber angeblich ja aber nur immer von der Gegenseite kommt... :no: :no: :no:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Andererseits ist das aber auch wieder einmal eine "Bertarido"-typische Pauschalverumglimpfung einer Inszenierung, die nicht seinem Geschmack entspricht, wie sie so aber angeblich ja aber nur immer von der Gegenseite kommt... :no: :no: :no:


    Naja, zwischen »altbacken« auf der einen Seite und »willkürlich«, »verunstaltet«, »verdreht«, »entstellt«, »absurd«, »verschandelt« andererseits besteht für mich schon noch ein ziemlich großer Unterschied.

  • Andererseits ist das aber auch wieder einmal eine "Bertarido"-typische Pauschalverumglimpfung einer Inszenierung, die nicht seinem Geschmack entspricht, wie sie so aber angeblich ja aber nur immer von der Gegenseite kommt...


    Es ist immer wieder lustig, dass jemand, der mich angeblich ignoriert, sich dann doch wieder an meinen Beiträgen abarbeitet. Im übrigen weiß ich nicht, was daran verunglimpfend sein soll, wenn ich eine Inszenierung altbacken nenne. Ich gestehe es auch jedem Vertreter der "Gegenseite" zu, von mir geschätzte Inszenierungen negativ zu beurteilen. Verunglimpfend wird es dann, wenn man Begriffe wie "entartet" benutzt oder allen denjenigen, die einer Aufführung applaudieren, bescheinigt, dass sie sich an "Abartigkeiten" erfreuen. Wer den Unterschied nicht erkennt, dem ist nicht zu helfen.


    Ansonsten gilt: Dass etwas 1983 in der DDR modern war, schließt keineswegs aus, dass es heute altbacken ist. Diese Inszenierung ist in der Tat "abgespielt". Aber das zu erkennen setzt natürlich voraus, dass man in der Lage ist, über den Tellerrand zu schauen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Gemessen an Inszenierungen von Konwitschny bis Homoki ist diese Aufführung ein echter Gewinn. Davon abgesehen mag ich mich von der Sängerbesetzung (was für mich das Essentzielle ist!) an nichts Besseres für die letzen drei Jahrzehnte erinnern! Beczala und Netrebko, sowie Zeppenfeld und vor allem Thieleman sind heute unerreicht! Ich freue mich auf die Blu-ray!!

  • Zitat

    Zitat von M.Joho: Gemessen an Inszenierungen von Konwitschny bis Homoki ist diese Aufführung ein echter Gewinn


    Zunächst möchte ich Rodolfo für den Hinweis danken. Die Inszenierung ist gegenüber allem, was wir in den letzten Jahre an verschrobenen "grins" gesehen haben, endlich wieder einmal eine Inszenierung, die dem Werk gerecht wird, und wie du, lieber Marcel, es sehr richtig sagst, ein echter Gewinn. Ich habe sie mir aufgrund des Hinweises von Rodolfo in youtube angesehen. Es handelt sich um die Wiederaufnahme einer Inszenierung aus 1983 als German Trash-Theater in der damaligen DDR wohl noch nicht so durchgedrungen war. Ein echter Lichtblick in dieser trüben Zeit des deutschen Theaters. Es ist zwar nicht die beste Inszenierung von Lohengrin, die ich kenne, aber es ist durchaus eine, die mir gefällt. Der Applaus zeigte, dass sie auch dem Publikum gefallen hat.
    Die Aufnahme auf youtube zeigte allerdings - bei mir jedenfalls - gegen über anderen Opernaufnahmen auf youtube eine relativ schlechte Bildqualität. Sendet ORF III noch nicht in HD?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    daß mit dem Applaus hat eher was mit den Sängern, als mit der Inszenierung zu tun. Die Sänger hätten in einer RT Inszenierung spielen können und hätten genau so viel Applaus bekommen.

  • Davon abgesehen mag ich mich von der Sängerbesetzung (was für mich das Essentzielle ist!) an nichts Besseres für die letzen drei Jahrzehnte erinnern! Beczala und Netrebko, sowie Zeppenfeld und vor allem Thieleman sind heute unerreicht!


    Da muss ich dann doch nachfragen: In den letzten 30 Jahren keine besseren Besetzungen, Netrebko und Beczala unerreichtt? Was ist - um nur in die letzten Jahre zurückzuschauen - mit Nina Stemme und Camilla Nylund, was mit Klaus Florian Vogt, Jonas Kaufmann, Johan Botha? Ich bin kein Stimmenkenner, aber die genannten Sängerinnen und Sänger habe ich in den Rollen teils live, teils auf Aufzeichnungen erlebt, und sie schienen mir zumindestens ebensogut wie Beczala und Netrebko, insoweit sich das anhand des Youtube-Videos beurteilen lässt. Aber eben weil ich kein Experte bin, lerne ich hier gerne dazu.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Rodolfo,


    du solltest das nicht kleinreden. Das ist vielleicht eine deiner Ansichten, hinter denen ich bisher eine klare Linie noch nicht erkennen konnte. Ich und, wenn ich es hier richtig lese, manche anderen, spenden dieser Inszenierung ihr Lob. Ich denke, dass auch die meisten Zuschauer ihren Applaus nicht nur den Sängern, sondern endlich einmal wieder einer gescheiten Inszenierung spenden wollten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    das war ja auch keine Kritik von mir, da mir die Inszenierung auch gefallen hat. Und wie schon häufiger geschrieben bin ich weder ein RT Noch ein Anhänger von werkgerschien, Inszenierungen, sondern von gut gemachten Inszenierungen. In diesem Fall galt mein Hauptinteresse den Sängern.

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  • Da muss ich dann doch nachfragen: In den letzten 30 Jahren keine besseren Besetzungen, Netrebko und Beczala unerreichtt? Was ist - um nur in die letzten Jahre zurückzuschauen - mit Nina Stemme und Camilla Nylund, was mit Klaus Florian Vogt, Jonas Kaufmann, Johan Botha? Ich bin kein Stimmenkenner, aber die genannten Sängerinnen und Sänger habe ich in den Rollen teils live, teils auf Aufzeichnungen erlebt, und sie schienen mir zumindestens ebensogut wie Beczala und Netrebko, insoweit sich das anhand des Youtube-Videos beurteilen lässt. Aber eben weil ich kein Experte bin, lerne ich hier gerne dazu.


    Ich will mich nicht um eine Antwort drücken:
    Bleiben wir mal beim Sänger der Titelpartie: Da muss schon das "Gesamtpaket" stimmen. Deshalb bleibt bei mir Botha schon aus figürlichen Gründen aussen vor. Des Weiteren müsste ich merken, dass der Sänger auch durch die Mimik und die Stimmfarben zu erkennen gibt, dass er versteht, was er zu singen hat. Daher ist Vogt wohl nicht gerade ideal, vorsichtig ausgedrückt... Dem Ideal einer Lohengrinstimme kamen in der Vergangenheit Franz Völker und später Sandor Konja nahe, davon ist der extrem baritonale Kaufmann mit den aufgesetzten nicht organisch entwickelten Spitzentönen, der zudem noch durch die Guth-Inszenierung als Epileptiker behindert wird, sehr weit entfernt.
    "Meine" Anforderungen wurden durch Beczala, bei dem es zudem noch das Rollendebut war, nahezu ideal umgesetzt.

  • Lieber Gerhard,


    daß mit dem Applaus hat eher was mit den Sängern, als mit der Inszenierung zu tun. Die Sänger hätten in einer RT Inszenierung spielen können und hätten genau so viel Applaus bekommen.


    Das ist eine kühne These. Wer über eine Inszenierung richtig sauer ist, klatscht häufig am Ende nicht mehr mit, sondern geht vor dem Applaus, wenn er nicht schon vor Ende der Oper gegangen ist. Seine Begeisterung ist zumindest gedämpft.


    Ich habe diese Inszenierung zwischen 1993 und 2013 insgesamt 11x live erlebt und war immer sehr angetan. Was jetzt von einigen Videoguckern moniert wird, Details der Kostüme oder die Chorgruppenregie, wirkt im Raum ganz anders als in den Großaufnahmen auf dem Video. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass der Dresdner "Lohengrin" nicht im Klassenzimmer spielt...


    Aber noch aus einem anderen Grund war diese Inszenierung für mich eine wichtige, prägende: sie kommt nämlich Ausschnittsweise in dem 1988 gedrehten wunderbaren Film "Die Weihnachtsgans Auguste" vor, den ich seitdem eigentlich jährlich zu Weihnachten wiedersehe. Da stehen auch einige aus der Premierenbesetzung auf der Bühne: Pusar als Elsa, Büsching als König Heinrich, Ketelsen als Heerrufer und - wenn auch nur akustisch, denn er sang nur, während der wunderbare Schauspieler Dietrich Körner spielte - Klaus König in der Titelpartie. Herrlich der dort geänderte Text bei Lohengrins Abschied. "Nun hau doch ab! Das Gänsevieh stört spät und früh" :D :rolleyes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat von »Bertarido« Da muss ich dann doch nachfragen: In den letzten 30 Jahren keine besseren Besetzungen, Netrebko und Beczala unerreichtt? Was ist - um nur in die letzten Jahre zurückzuschauen - mit Nina Stemme und Camilla Nylund, was mit Klaus Florian Vogt, Jonas Kaufmann, Johan Botha? Ich bin kein Stimmenkenner, aber die genannten Sängerinnen und Sänger habe ich in den Rollen teils live, teils auf Aufzeichnungen erlebt, und sie schienen mir zumindestens ebensogut wie Beczala und Netrebko, insoweit sich das anhand des Youtube-Videos beurteilen lässt. Aber eben weil ich kein Experte bin, lerne ich hier gerne dazu.
    Ich will mich nicht um eine Antwort drücken:
    Bleiben wir mal beim Sänger der Titelpartie: Da muss schon das "Gesamtpaket" stimmen. Deshalb bleibt bei mir Botha schon aus figürlichen Gründen aussen vor. Des Weiteren müsste ich merken, dass der Sänger auch durch die Mimik und die Stimmfarben zu erkennen gibt, dass er versteht, was er zu singen hat. Daher ist Vogt wohl nicht gerade ideal, vorsichtig ausgedrückt... Dem Ideal einer Lohengrinstimme kamen in der Vergangenheit Franz Völker und später Sandor Konja nahe, davon ist der extrem baritonale Kaufmann mit den aufgesetzten nicht organisch entwickelten Spitzentönen, der zudem noch durch die Guth-Inszenierung als Epileptiker behindert wird, sehr weit entfernt.
    "Meine" Anforderungen wurden durch Beczala, bei dem es zudem noch das Rollendebut war, nahezu ideal umgesetzt.

    Da stimme ich m.joho voll zu. Ich habe im Laufe der letzten 30 Jahre wohl alle wichtigen Rollenvertreter erlebt. Für mich war Peter Seiffert als Lohengrin immer unerreicht, da es etliche Stellen gibt, die nur er so schön und lieblich zu singen vermag (Brautgemachszene). Beczala besitzt sicher keine vergleichbare Stimmkraft, aber im Gesamtpaket war ein Lohengrin genau nach meinem Geschmack. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht ahnen, dass ich ein halbes Jahr später noch einmal die Chance bekommen würde Peter Seiffert zweimal in der Rolle hören zu können (welch ein Erlebnis!).