ADRIANO – eine vielseitige schillernde Dirigentenpersönlichkeit

  • Adriano ist der Künstlername eines in Zürich lebenden Schweizer Dirigenten, der nur mit seinem Vornamen in die Musikgeschichte eingehen will. (ähnlich wie eins der Pianist "Solomon"). Adriano dessen Tätigkeiten ihn zu einer interessanten Persönlichkeit der Klassikszene machen. Und wenn ich im Titel „schillernd“ schrieb, dann ist das ausschließlich positiv gemeint.
    Warum er sein Studium am Züricher Konservatorium abbrach beschreibt er in treffender Form auf seiner englischsprachigen Website
    Als Dirigent ist er in erster Linie Autodidakt, wurde jedoch von Ernest Ansermet und Joseph Keilbert beraten und sein diesbezüglicher Werdegang positiv beeinflusst. Er war Bank- und Versicherungsangestellter, gründete 1970 das Schallplattenlabel „Adriano Records“ mit Schwerpunkt Filmmusik., darunter auch jene von Bliss und Honegger. Zudem hatte er eine Gesangsausbildung, trat als Schauspieler und Pantomime auf und komponierte Musik für Bühne und Film.
    Seit 1987 ist Adriano als Dirigent für das Label „Marco Polo“ tätig, wobei natürlich viele seiner Aufnahmen heute auf „Naxos“ erschienen sind. Darüber hinaus nahm er auch für Die Label „Guild“ und „Sterling „ auf. Seine Diskographie beläuft sich auf über 45 CDs. Er gilt als Spezialist für Respighi und unbekannte Schweizer Komponisten.
    Hier finde ich den Bogen zu jenen Aufnahmen, über die ich diesen Dirigenten kennengelernt habe, nämlich den Sinfonien und Klavierkonzert von Fritz Brun. Er dirigiert diese Einspielungen, hat aber zugleich ausführliche informative Booklettexte verfasst. Da könnt sich mancher Konzertführer-Autor was abpausen.....




    Anmerkung: Brun hat 10 Sinfonien hinterlassen, die sämtlich mit dem Moskauer Sinfonie Orchester unter ADRIANO als Dirigent eingespielt wurden, jedoch ist die Sinfonie Nr 3 nicht auf dem Label Guild sondern auf STERLING erschienen......


    http://www.adrianomusic.com/


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Brun hat 10 Sinfonien hinterlassen, die sämtlich mit dem Moskauer Sinfonie Orchester unter ADRIANO als Dirigent eingespielt wurden …


    Leider ist diese Aussage nicht ganz zutreffend, wie hier zu lesen ist:

    Ausnahmen bestätigen die Regel … :baeh01:


    Hier wurde das
    Bratislava Symphony Orchestra
    für Vol. 8 in Anspruch genommen.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Und hier wieder eine Rarität, bzw Weltersteinspielung. Adriano ist ein begeisterter Schatzgäber und dirigiert immer wieder unbekanntes Repertoire für die Schallplatte (CD). Wir hören hier die Sinfonie Nr 5 "Reformationshymmnus" von Heinrich Schulz-Beuthen (1838-1915) Schultz beuthen, hieß mit bürgerlichem Namen eigentlich Schulz, fügte aber seinem Familiennamen dann nach seinen Geburtsort hinzu. Adriano beweist hier erneut seinen Witz wenn es um die weiteren Stücke auf der CD geht. Die "Negertänze" op 26 sind zwar klangschön und IMO hörenswert, indes haben diese Stücke mit "Negertänzen" überhaupt keine Gemeinsamkeiten...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred - und Danke für die Lorbeeren! Welche Ehre!
    Das Forum ist einfach sensationell und sehr vielseitig :-)


    Doch - die Enthüllung meines Familiennamens, muss das sein? Es gibt weitere (wenige) Klassik-Künstler, die nur mit dem Vornamen oder einem Künstlernamen auftreten... Meinen Familiennamen habe ich ganz einfach „eliminiert“, weil meine Eltern mich daran gehindert haben, Künstler zu werden – und ich noch aus anderen Gründen das „schwarze Schaf“ war.


    „Adriano Records“ hat nur eine einzige Filmmusik-LP im Katalog gehabt, und zwar Jack Trommers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“. Die restlichen Filmmusikern habe ich viel später auf Naxos-Marco Polo eingespielt. Der Schwerpunkt meines eigenen kleinen Labels lag im Bereich der Kammermusik.
    http://www.adrianomusic.com/styled-10/styled-8/index.html


    Adriano-Diskographie (inzwischen 49 CDs): Von mir gibt es noch Aufnahmen auf dem italienischen Label „Inedita“:
    http://www.ineditacd.com/asp/Dettaglio.asp?ID=PI2757
    http://www.ineditacd.com/asp/Dettaglio.asp?ID=PI2743


    Meinen Fritz-Brun-Zyklus habe ich inzwischen vollendet. Hier kann man allerlei drüber erfahren:
    http://www.adrianomusic.com/styled-10/styled-13/index.html


    Dort befinden sich auch drei Videos, die „meine“ Orchester und mich bei der Arbeit zeigen.


    Freut mich sehr, dass Fritz Brun Thema eines Forums wird. Auf unsungcomposers.com wurde er auch schon mehrmals thematisiert.


    Vielen Dank noch für die Komplimente, was meine Booklet-Texte betrifft*). Für mich ist es zwar eine echte Qual, solche Texte
    schreiben zu müssen, denn ich bin Musiker, kein Musikwissenschaftler. Es ist aber wichtig, dass nur jemand solche Texte schreibt, der die betreffende Musik gut kennt! Der Fall Fritz Brun ist nämlich heikel, denn viele wettern über ihn, kennen sein Gesamtwerk nicht und haben noch keine seiner Partituren studiert. Zu Bruns Musik habe ich selbst auch einige kritische Standpunkte, es soll also nicht heissen, dass ich ihr blind verfallen sei. Fühle mich jedoch sehr in dieser sanguinischen, nicht immer logisch-konsequent aufgebauten, doch faszinierenden Musik sehr zuhause, denn sie entspricht auch meinem Charakter.


    Zu meiner CD mit Schulz-Beuthens „Negertänzen“: Diese Tänze haben wohl mit „Negern“ zu tun; warum, erkläre ich in meinem Booklet-Text… Obwohl von einem „Weissen“ (Stephen Foster) komponiert, wurde das Lied „Oh, Susannah“ ein Hit in der blackface minstrel‘s community.


    Schaue gerne immer wieder in dieses Forum hinein, falls mir (intelligente) Fragen gestellt werden!


    adriano



    *) Schreibe lieber direkt auf Englisch. Deutsche „Fachtexte“ zu formulieren ist für mich ein ziemlicher Horror; bleibe immer in der Satzbildung hängen. Bin mit Deutsch und Italienisch gross geworden, mein Charakter ist jedoch eher meridional (Daher fühle ich mich seelenverwandt mit Busoni)…

  • Lieber Adriano, gern kann ich die Stelle mit dem Familiennamen abändern - aber das Internet ist unbarmherzig - man findet alles auch wenn man es nicht sucht. Ich kenne übrigens einen Autor der durch zwei Bücher berühmt wurde, B. Traven (Das Totenschiff), dessen Identität aber nie geklärt wurde, auch sein Verleger wusste nicht wer er wirklich war....


    Das Tamino-Forum befasst sich ja doch immer wieder mit "vergessenen" oder "weniger bekannten" Komponisten. Fritz Brun habe ich via Youtube Clips entdeckt - einige davon erworben und mal vorsichtig den Thread gestartet.


    Aber Du hat ja weit mehr mehr dirigiert als nur Brun. Einige Schätze müssten ja in den Archiven von "Marco Polo" auf ihre Renaissance bei "Naxos" warten. Und bei "STERLING" findet man ja auch einiges, aber ich möchte nichts übereilen, die einzelnen Beiträge und Threads sollen ja auch gelesen werden und letztlich das Interesse an den jeweiligen Komponisten wecken.


    Zum Booklet: Es war nicht zu bemerken, daß Du diese Arbeit nicht gern machst, die Texte waren sehr ausführlich und informativ.


    Wie freuen uns auf Deine Beiträge


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Adriano,


    wir haben uns mal in einer S-Bahn von Winterthur nach Zürich nach einer Vorstellung von Il Re Pastore persönlich kennen gelernt.
    Vielleicht kannst du dich ja an mich erinnern. :D


    Liebe Grüsse


    Figarooo

  • @ Alfred: alles klar - und nochmals herzlichen Dank 8-)
    Dieses Jahr sollte endlich meine Aufnahme von Martin Scherbers Erster Symphonie erscheinen - auf welchem Label ist jedoch noch unklar. Habe sie vor 2 Jahren aufgenommen. Da es von Scherber (ausser den beiden anderen Symphonien) keine weitere Orchesterwerke gibt, wird es auf dieser CD noch Klavierlieder von ihm geben - nicht von mir gesungen :D
    Und im kommenden September nehme ich meine dritte CD mit Werken von Emile Jaques-Dalcroze auf. Die wird einen wundervollen - und abgründigen - Liederzyklus mit Orchester enthalten, den Elena Mosuc singen wird.
    Diese CD könnte mein Schwanengesang als CD-Dirigent sein: Danach sieht es nämlich echt düster aus... Es gibt keine Sponsoren mehr, die sich für mich einsetzen wollen. Heutzutage muss man ja alles finanzieren. Ohne dies, hätte meine CD-Karriere schon 2003 aufgehört, und es hätte keinen Brun-Zyklus gegeben!
    Meine komplette Diskographie kann man hier einsehen:
    http://www.adrianomusic.com/styled-15/index.html


    Marco Polo-Aufnahmen, die bisher nicht auf Naxos neu aufgelegt wurden, wird es nicht mehr zum Kaufen geben, sondern nur noch als Downloads. Die letzte CD, die soeben erscheinen ist, ist diejenige mit den Filmmusiken von Erik Nordgren.


    @ Figaroo: erinnere mich ganz gut, freut mich, dass Du Dich an mich erinnerst :) Ist zwar etwas gefährlich, was Du da schreibst. Liest das einer der beiden Betroffenen, kriege ich keine Aushilfejobs an der Oper mehr. Das mit dem Regietheater würde ich schon lassen...

  • Lieber Adriano,


    ich finde es absolut toll, dass Alfred diesen Thread über deine Persönlichkeit eingestellt hat. Damit wird klar, mit wem wir es zu tun haben. Du scheinst ja allgemein wenig eingespieltes Repertoire aus der Taufe zu heben --- Klasse!


    Leider bin ich auf Dich und deinen Namen (auf CD) durch eine eher sehr langweilige Musik gestossen und konnte mir auch unter "Adriano" soweit nichts vorstellen. Die CD weilt inzwischen nicht mehr in meiner Sammlung. Es war die CD mit den Respighi-Ballettmusiken mit dem Czechos-Slowaischen RSO (Marco Polo).
    Ansonsten bin ich ja absoluter Respighi-Fan und habe alle verfügbaren Orchesterwerke vorliegen ... aber die CD war mir dann doch zu fad (sorry). :hello:;) Es liegt natürlich nicht am Dirigat, sondern eindeutig an der Musik ... so ist das eben mit dem Geschmack ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Danke sehr, teleton - bin auch Deiner Meinung ;)
    Von jener Respighi-Ballett-CD kann man nur "La pentola magica" als interessant und besser gespielt bezeichnen, wegen der verwendeten russischen Themen - und der guten Orchestrierung überhaupt... Immerhin kriegte ich für dieses Stück die Bemerkung eines Kritikers, der meine Interpretation temperamentvoller fand als diejenige Nosedas, der das Werk 12 Jahre später auf Chandos eingespielt hat.
    Diese CD ist ein ziemlich typisches Beispiel dafür, wie mich damals Marco Polo behandelt hat. Die Aufnahme war wie üblich genehmigt worden und ich kam ins Studio. Statt mein übliches Ensemble vorzufinden, sah ich praktisch nur neue Gesichter. Als ich mich erkundigte, was da los sei, teilte man mir mit, das Orchester würde sich auf Japan-Tournee befinden. Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht nach Bratislava gereist; wir waren ein derart gut eingespieltes Team! In anderen Worten, sass ein wild zusammengestellter Haufen da, mit einem Konzertmeister (angeblich derjenige der Slowakischen Philharmonie), der überhaupt keine Lust hatte und für schlechtes Klima sorgte, weil sich seine Unlust auf die restlichen Musiker übertrug. Die Aufnahmesessions waren ein Albtraum. In der gleichen Woche hätte ich noch Sylvio Lazzaris Symphonie und seine "Tableaux maritimes" aufnehmen sollen, was aber nicht in Frage kam (diese Musik war viel schwieriger), denn für den Respighi hatten wir bereits mehr Zeit gebraucht.
    Als ich dies Klaus Heymann von Marco Polo-Naxos mitteilte, fand er, wie üblich, dass ich immer was zu reklamieren hätte. Nimmt mich Wunder, wie dieses Booking dann abgerechnet wurde... Wenige Jahre danach gab es nämlich im Rundfunkorchester einen Korruptions-Skandal, weil herausgekommen war, dass gewisse Marco Polo-Naxos Abrechnungen nicht ganz korrekt waren, wie z.B. für Sitzungen, die gar nicht stattgefunden hatten. Daraufhin wurde das Orchester um die Hälfte reduziert, Managers wurden entlassen - und das Niveau ging bergab. Heute erst versuchen die es wieder auf die Beine zu bringen...
    Habe nichts gegen ad-hoc-Esembles, aber für jene Respighi-CD hatte man gerade die schlechtesten (oder billigsten?) Musiker gebucht.
    Das Bratislava Symphony Orchestra, mit dem ich zurzeit arbeite, sind auch zusammengesetzte Musiker (aus der Philharmonie, der Oper und aus dem Rundfunk), aber deren besten, und mit einem Konzertmeister, Stimmführern und Solisten, die mich seit Jahren gut kennen und mögen.
    2008 wollte Marco Polo diese CD auf Naxos wiederveröffentlichen - und da habe ich erst recht reklamiert! Es war meine Idee, wenigstens "La pentola magica" in die Wiederveröffentlichung der CD "La primavera" zu integrieren, worauf noch genügeng Leerplatz war.
    Weitere solch weniger erfreulichen Storys könnt Ihr lesen auf:
    http://www.adrianomusic.com/resources/Too_obscure.pdf

  • Lieber Adriano


    willkommen hier im Forum. Ich finde es wunderbar, das auch mal ein "Ausübender" sich hier im Forum äußert. Dazu noch einer, der das Randrepertoire pflegt, das mir und einigen Andere hier wichtig ist. Ich habe gerade Deine Discography durchgeschaut und gesehen, dass es da noch einiges gibt, was mich interessiert und was in meiner Sammlung fehlt. Zwei der CDs habe ich bereits, die mit Werken des amerikanischen Komponisten Templeton Strong. Es ist zwar schon einige Zeit her, dass ich die gehört habe, aber beide haben einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Nachdem auch unser Forenbetreiber die Werbetrommel für den Komponisten Fritz Brun rührt, werde ich mich zeitnah auch mit dessen Oeuvre befassen, von dem kenne ich noch gar nichts. Ich würde mich freuen, öfters hier Beiträge von Dir zu lesen. Das ausführliche 2002er Interview mit musicweb habe ich jedenfalls mit Sympathie und Gewinn gelesen. :)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Danke sehr, lutgra ^^


    Die drei Templeton Strong CDs sind, glücklicherweise, mit guten Erinnerungen verbunden, was meine Arbeit für Marco Polo-Naxos betrifft. Staune noch jetzt darüber, dass ich diese überhaupt machen durfte. Heutzutage wäre so was ohne volles Sponsoring auf keinem Label mehr möglich.
    Daher wird nächstes Jahr meine CD-Dirigentenkarriere rapid sinken - oder total versinken - denn es ist in der Tat niemand mehr da, der mich unterstützen möchte - dabei hätte ich noch einige tolle Projekte in petto!
    Nachdem Brun eher ein harter Brocken zum Verdauen ist, empfehle ich zuerst Symphonien No.1 und 2, dann die beiden Solokonzerte, dann Symphonien 8, 6, 7, 5 und 4 usw., wenn man ettappenweise in diese ziemlich knorrige, oft unberechenbare, doch faszinierende Welt eindringen möchte. Man muss sich etwas Mühe geben, es ist keine Musik, die man beim Kochen, Bügeln oder Radeln geniessen kann, man muss sich voll darauf konzentieren - und, am besten gleich anschliessend nochmals hören.
    Hätte nie gedacht, dass in meinem Alter noch ein solch tolles Projekt auf mich zukommen würde. Die Auseinandersetzung mit Fritz Brun hat mich entdecken lassen - und dies mit grosser Freude und Genugtuung - dass es noch Musik gibt, die ich "als wär's ein Stück von mir" bezeichnen darf, was nicht mein eigenes Komponieren betrifft, sondern den sanguinischen und eigenwilligen Charakter dieser Musik, der in mich eingedrungen ist. Und auch als Persönlichkeit bewundere ich Brun sehr, hätte sehr gerne einen solchen Vater gehabt.
    Jetzt, wo das Brun-Projekt beendet wurde, möchte ich natürlich dieses oder jenes Stück nochmals einspielen, denn man hat immer zu wenig Zeit für Proben, und bevor man Musik macht, wird man immer daran erinnert, dass diese viel kostet und dass möglichst viel gespart werden muss. In meiner Marco Polo-Naxos Zeit hatte ich den Ruf bekommen ein Dirigent zu sein, der am produktivsten und schnellsten im Aufahmestudio arbeitet - was ja nicht immer als Kompliment betrachtet werden kann, doch es gibt schon mehrere CDs, bei denen wir Glück hatten, dass in solch kurzer Zeit alles so gut geworden war!
    Hier noch einige Interviews nach 2002:
    http://www.adrianomusic.com/resources/2003-MT.pdf
    http://www.adrianomusic.com/resources/2004-MusicWeb.pdf
    http://www.adrianomusic.com/resources/2007-SM.pdf


    Danach hatte ich keine Lust aus Interviews mehr, weil die meisten Journalisten und Radio-Redakteure sich nur für meine Filmmusik-CDs Interviews interessierten - und dies erst nachdem ich keine solche Musik mehr für Marco Polo aufnehmen durfte - weil sie sich angeblich schlecht verkaufte (Frage: warum denn wurden sie auf Naxos wiederveröffentlicht?).
    Kann jedoch sein, dass ich in zum Thema Brun für Interviews angefragt werde - und ich zusagen muss, doch hierzulande (wo ich praktisch ignoriert werde - dabei bin ich u.a. der Schweizer Dirigent, der am meisten CDs mit Musik von Schweizer Komponisten aufgenommen hat). Nachdem ich, vor einigen Monaten, in einer Radiosendung, wegen meiner Aufnahme von Bruns 4. Symphonie von zwei hochnäsigen (und unseriös vorbereiteten) Moderatoren lächerlich gemacht wurde, bin ich sehr skeptisch geworden...

  • Vielen Dank an Alfred, dass er uns den Komponisten Adriano mit Beispielen seines Schaffens vorstellt. Lieber Adriano es ist schön, dass Du bei uns Taminos bist. Aktive Künstler im Forum sind immer eine wertvolle Bereicherung. Bitte antworte nicht nur auf Fragen, sondern berichte uns über Dein künstlerisches Wollen, Dein Wirken und vor allem über neue Projekte. Wir haben erfreulicher Weise eine Reihe von Mitgliedern, die ebenfalls direkt mit Musik zu tun haben. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, wenn es populär-eingängige Kompositionen vor Dir gibt, dass ich als Programm-Mitverantwortlicher des Heilbronner Sinfonie Orchester eine Aufführung eines Werkes von Dir anregen könnte.


    Herzichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Danke sehr, operus, für Dein Interesse :love:
    Jetzt miss ich halt doch noch meine Seele ausbreiten :evil:


    "Populär-Eingängliches" habe ich leider nichts in meiner Opus-Liste.
    Hör Dich doch mal in meinen Soundcloud-Link rein:
    https://soundcloud.com/search?q=adriano%20zurich


    Dort befinden sich, nebst Bühnenmusiken, auch andere Werke. Das Klarinettenquintett "Thoughts and Associations" wurde bisher nur zweimal aufgeführt. In den nächsten Wochen kommen auf Soundcloud weitere Stücke dazu.


    Die Bühnenmusiken (bisher nur mit synthetischen Klängen eingespielt) sind auch als Partituren erhältlich, also durchaus auffühbar.
    Diese drei hatten am meisten Erfolg (der Upload im YouTube stammt nicht von mir! Habe ihn jedoch genehmigt)
    https://www.youtube.com/watch?v=syJyZZrHxoo
    https://www.youtube.com/watch?v=jaONLz1PZIs
    https://www.youtube.com/watch?v=hprylssIFHw


    Auf meiner Website http://www.adrianomusic.com befindet sich übrigns eine komplette Liste von allem, was ich bisher als Komponist und Arrangeur "verbrochen" habe:
    http://www.adrianomusic.com/styled-2/index.html


    Habe jedoch keine grossen Ambitionen, mich als Komponist zu profilieren. Auch in diesem Gebiet habe ich ganz eigene Ideen und betrachte mich als Aussenseiter.
    Meine vier Concertini (für Klavier, Celesta, Cembalo und Ondes Martenot) sind mit Streichorchesterbegleitung, aber nicht gerade leicht zu spielen. Ist keine verrückte Avantagrdemusik, sie kommt aus meinem Herzen und expressiv-organsich konzipiert, ja sogar melodisch und oft sehr rhytmisch betont.
    Das Cembalo-Concertino ("Impertinent Concertino") habe ich für meinen Freund Jory Vinikour componiert, der es gerne mal uraufführen möchte. Es ist ein ziemlich freches und amüsantes Werk. Jory ist für mich der beste Cembalist der Welt. Hört Euch al seine (ungekürzte) Interpretation der "Goldberg-Variationen" an!
    Das Concertino für Ondes habe ich vor drei Wochen in Bratislava aufgenommen, doch eine zweite geplante CD mit eigenen Kompositionen wird jedoch nicht zustandekommen, weil kein Sponsor sich dafür interessiert.
    Hätte sehr gerne vor meinem Ableben meine Concertini mal mit einem anderen Dirigenten gehört!


    Dann gibt's ja noch ein Stück für Orgel, Schlagzeug und Streicher:
    http://www.masterandmargarita.…5media/muziekadriano.html


    Viel bekannter von mir sind zwei Debussy- und ein Ravel-Arrangement für Kammerensemble (alle drei für Flöte, Klarinette, Harfe und Streichquartett): Seinen "Après-midi d'un faune", seine "Trois Ballades de François Villon" (mit Bariton oder Mezzo) und Ravels "Tzigane".
    Dann gibt es noch Liedzyklen von Hugo Wolf und Othmar Schoeck für Bariton und Streichquartett sowie Brahms' "Vier ernste Gesänge" mit Streichsextett - und, sage und schreibe, sämtliche Mussorgsky-Zyklen für versch. Kammerensembles.
    Von Respighi habe ich einen lustigen vierhändigen Klavierzyklus für kleineres Orchester arrangiert (es gibt davon eine ziemlich grässliche Aufnahme auf einem ital. Label, nicht von mir dirigiert) sowie einen D'Annunzio-Zyklus für Streichorchester, Harfe und versch. Tasteninstrumente - und weitere Zyklen mit Bläserensemble und Harfe.
    Für Bläserensembles habe ich Saint-Saens "Introduction et Bacchanal" (für Nonett) arrangiert und eine Suite aus Smetanas "Verkauften Braut" (Sextett).
    Dann gibt es eine Kurzfassung von Dvoraks "Rusalka" für 5 Sänger und das oben erwähne Debussy-Ensemble (noch nie aufgeführt) - Dauer 1:30 Stunden und mit der Möglichkeit, die Musiknummern durch einen Erzähler in einer konzertanten Fassung kommentiert - oder einfach inszeniert zu haben. Für die Theater Krefeld-Mönchengladbach habe ich eine weitere Rusalka-Fassung für Bläserquintett arrangiert ("Das Lied and den Mond ohne Harfe!!) - eine Produktion für Kinder, die sehr erfolgreich und super inszeniert war (53 Vorstellungen).
    Geplante Bearbeitungen für nächtes Jahr sind Lieder von Duparc und eine Suite von Juon.


    Von den meisten hier erwähnten Werke/Bearbeitungen habe ich live Audio-Files.


    Alkso, wie Du siehst, wäre Einiges (jedoch Spezielles) da, aber ich mache mir keine grossen Hoffnungen mehr. Ich bin jetzt 72; was bringt es noch, weiterhin um sich zu kämpfen. In diesm Alter hat man andere Prioritäten; or allem leide ich sehr unter dem Zerfall der Kutur und der Weltpolitik. Die Meschhait kann nur noch herumlaufen indem sie mobil telefonieren oder mit ihren Handys spielen. Oder sie können nur an einem Fussball-Match in Freudesschreie ausbrechen.
    Natürlich fühle ich mich etwas verbittert, wegen meinen verlorenen Schlachten im Gebiet der Musisk, wo auch mafiöse Zustände herrschen und nur noch Geld zählt. Stars dürfen/müssen uns nach wie vor ihr gängiges Repertoire bis zum Brechreiz imemr wieder darbieten - und mehr oder weniger schlecht interpretieren, denn was will man mehr? Ihre Fans jubeln und der Rubel rollt...


    So! Jetzt muss ich unbedingt an meinem Fritz-Brun-Film weiterarbeiten!
    Gruss aus Zürich an alle!

  • Lieber Adriano
    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Du hast mir den Mund so wässerig gemacht, dass ich die erste Symphonie von Fritz Brun heute morgen gleich bei itunes heruntergeladen habe, etwas, was ich sonst nicht tue, weil mir physische Tonträger lieber sind als rein digitale. "Knorrige und unberechenbare Musik" liegt mir nämlich sehr, Havergal Brian und Allan Pettersson lassen grüßen. Nun, all das trifft auf die erste Symphonie von Brun natürlich nicht zu. Das Werk empfinde ich als eingängig und es hat mir gleich ziemlich Freude bereitet. Es ist vielleicht nicht ganz so genial wie die fast zeitgleich entstandene cis-moll Symphonie von Ernest Bloch, die für mich das Musterbeispiel eines genialen symphonischen Erstlings darstellt, aber es ist ein tolles Stück. Jedenfalls werde ich mich mit den anderen Symphonien in naher Zukunft auch auseinandersetzen. Ja, auch die Schweiz hat musikalisch einiges zu bieten, wie ich inzwischen realisiere. Erst kürzlich bin ich auf den Komponisten-Dirigenten Volkmar Andreae gestossen, über dessen Musik ich hier im Forum schon einiges geschrieben habe. Und auch den Komponisten Ernst Levy möchte ich näher kennenlernen, in meiner Sammlung steht eine LP mit seiner 15 (!) Symphonie, die mich in ihrem brucknerischen Duktus sehr beeindruckt hat. Ich habe gerade gesehen, dass Naxos einige weitere im Programm führt, allerdings nur als download. Und gerade heute abend habe ich entdeckt, dass eine alte Decca-LP, die ich kürzlich günstig erwerben konnte, neben Bartoks Divertimento eine Sinfonia für Streicher und Flöte eines Paul Müller (was für ein Name für einen Künstler ;) ) enthält, ebenfalls ein Schweizer Komponist, von dem ich noch nie gehört habe. Es gibt soviel zu entdecken. Ich kann Deinen Ärger und Unmut über die Marktmechanismen der Klassikszene gut nachvollziehen und habe inzwischen das Interesse an den Mainstream-Aktivitäten auch weitgehend verloren. Gut, dass es immer noch Firmen gibt, die das Randrepertoire beackern, wer weiss wie lange noch.
    Falls es unserem Operus gelingen sollte, mal ein Stück von Dir aufs Programm in Heilbronn zu platzieren, werde ich die kurze Anreise aus Stuttgart nicht scheuen. In diesem Sinne
    liebe Grüße
    lutgra

  • Hallo lutgra ;)
    Schade, dass man hier drin die eigenen Postings nicht nachkorrigieren kann, wenn man doofe Tippfehler gemacht hat; schäme mich ein wenig :(
    Andreae hat sicher gut komponiert, doch habe ich irgendwie Mühe damit, sie ehrlich zu finden, finde ich sie zu eklektisch, man spürt keine sehr starke Persönlichkeit dahinter wie bei Brun. Aber das ist nur meine persönliche Ansicht.
    Da gibt es Meinungen über Brun, die viel schlimmer sind. Schon zu Lebzeiten musste er in seinem Briefkasten beleidigende anyonyme Schreiben vorfinden. In alten Orchestertimmen fand ich ebenfalls Kommentare, von Musikern notiert, die mehr als unter die Gürtellinie gingen. Nach jeder Uraufführung fürchteten sich die Musiker bereits vor der nächsten Symphonie - glaube eher darum, weil Bruns Musik auch technisch sehr schwierig ist. Da gibt's halt zu tun - und eventuell zum Daheimüben für diese faulen Streicher...
    Wer ein ganz tolles Schweizer Chorwerk kennenlernen möchte, empfehle ich Heinrich Sutermeisters "Missa da Requiem" (auf Wergo, die ja zurzeit viele Restposten verramschen).
    Die cis-moll-Symphonie von Bloch ist genial. Diesen Komponisten liebe ich sehr!
    Andreae hat damals mit Brun bei Wüllner in Köln studiert (ein Jahr früher angefangen) und ebenfalls eine 1. Symphonie als Abschlussarbeit wie Brun produziert.
    Vo Wüllner gibt es ein sehs chönes Te Deum (siehe YouTube).
    Falls Du die heruntergeladene CD mit der Brun-Sinfonie nicht kaufen möchtest, kannst Du meinen ellenlangen Einführungstext im Brun-Kapitel meiner Homepage lesen/herunterladen - dort stehen deutsche Uebersetzungen aller meinen Einführungen drin. Dieses Erstlingswerk hat bereits einige unberechenbaren, leicht knorrigen Stellen drin!

  • Das Concertino für Ondes habe ich vor drei Wochen in Bratislava aufgenommen, doch eine zweite geplante CD mit eigenen Kompositionen wird jedoch nicht zustandekommen, weil kein Sponsor sich dafür interessiert.


    Lieber Adriano,


    dieser Thread entwickelt sich zum Interessantesten in den letzten Monaten. Es ist sehr interessant aus erster Hand über Deine Erfahrungen mit Orchestern und Einspielungen (bei Marco Polo) zu lesen und auch über Deine Kompositionen.
    Ich habe mir heute (wegen der für meinen Geschmack interessanten Instrumentenwahl) zuerst mal das Konzert für Orgel, Schlagzeug und Streicher "Obscure Saraband" angehört.
    Wichtig ist ja für Dich als Komponist, dass es aus dem Herzen kommt.
    Obscure Saraband fand ich schon interessant, aber ich will auch ehrlich sein ... so direkt vom Hocker gehauen hat es mich nicht, weil es (wie Du selber angibst) recht avantgardistisch und nicht einfach zugänglich ist. Gerade bei Schlagzeugverwendung, die ich immer in jedem Falle hoch schätze, will ich rhythmisch angeheizt werden. Und Du schreibst ja selber "weil sich kein Sponsor dafür interessiert" - ja auch der Hörer will angesprochen werden ...
    *** Ein amerikanischer Komponistenkollege hat den Dreh (für meinen Geschmack) unheimlich gut rauss, zwar supermodern zu komponieren, aber allgemein den Konzerthörer auch absolut zu begeistern und nicht zu avantgardistischen Tonfolgen zu , sagen wir - belasten = Michael Daugherty !
    Der ist auf NAXOS zahlreich vertreten und hat jede Menge "Hammerstücke" auf Lager, mit denen er das Publikum erreicht. Ich habe ich meinen Tamino-Beiträgen über Daugherty immer geschrieben: Musik für den Hörer ... weil man ihn gleich versteht und sich mitreissen lassen kann.


    Sicher sind deine Concertinos auch interessant. Nur mit dem Ondes Martenot komme ich für mein Hörempfinden nicht so ganz klar. Mir gefällt der Sound einfach nicht und empfinde diesen eher als nervend - auch bei der Tuangalia Sinfonie ... einfach nicht mein Sound ...
    Das wird Dich vieleicht ein wenig verwundern, da ich selber seit meiner Jugend Synthesizer gespielt, gebaut und entwickelt habe und auch (als Orchesterersatz) damit seit den 80ern komponiere. Heute natürlich mit den aktuellen Geräten von Yamaha und Korg mit ihren Ultra-Soundmöglichkeiten, die meinen Soundvorstellungen ungleich näher kommen, als der "Ondes-Sound" ...


    :D Wie wäre es mit einem Concertino für Synthesizer und Streicher von Adriano ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Deine ersten CD´s waren offenbar die unbekannten Werke von Respighi.
    Ich habe noch eine CD von Dir in meiner Sammlung gefunden, die ich mir auch mal vor Jahren gekauft hatte um meine Respighi-Sammlung zu vervollständigen - eine Marco Polo - Übernahme von Naxos:



    NAXOS, 1991, DDD


    Diese CD ist ein weiterer Mosaikstein um Respighi zu vervollständigen und ist mir Wert diese auch zu behalten (im Gegensatz zu der angesprochnen Ballett-CD von Marco Polo).
    Die Sinfonischen Variationen mit Orgel und Orchester; Preludio; Burleka, Ouverture carnevalesca sowie die 4sätzige Suite E-Dur sind frühe Werke auf dem Weg des Reifungsprozesses und alle ganz nett anzuhören. Diese haben es natürlich gegen die TOP-Werke von Respighi auch nicht ganz einfach gut anzukommen. Zumal auch bei mir, wenn man berücksichtigt, das mein Lieblingswerk von Respighi die Römischen Feste sind ... :untertauch:


    Ein unterschätztes, wertvolles (und ich glaube nur ein mal eingespieltes) Werk sind die Metharmorphosen (Variationen für Orchester) sowie die tolle Ballett-Suite Belkis - Queen of Sheba.
    Ich habe die hammergute Aufnahme mit Geoffrey Simon (Chandos).
    Beide Werke hätten auch gut in deine Discographie gepasst.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Alfred Schmidt: der nur mit seinem Vornamen in die Musikgeschichte eingehen will. (ähnlich wie eins der Pianist "Salomon")


    Ich will ja nicht pingelig sein, lieber Alfred, aber der Gute hieß "Solomon" (Cutner) :D .


    In die Sinfonie Nr. 1 von Fritz Brun habe ich mal hineingehört. Das klingt ja großartig, lieber Adraino, und auf diesem Wege auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum:

    Solltest du mal in der Kölner Philharmonie gastieren, werde ich bestimmt eine Karte kaufen.


    Ich habe die Aufnahme direkt auf meinen Einkaufszettel geschrieben.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Danke sehr, teleton - alles klar, sorry dass ich Dich enttäuschen musste. Mir gefällt Daugherty, er komponiert genau so, was sein momentanes Publikum und gewisse Trends erwarten. Auch Philip Glass ist diesbezüglich ein Experte - und ein hervorraender Geschäftsmann.


    Dass Du Ondes Martenot nicht magst, doch dafür Synthesizers, stimmt mich traurig. Die Ondes wurden in den 1930er Jahren erfunden und werden als Synthesizer-Vorgänger betrachtet! Der Sound eines Synthies kann nicht verglichen werden, denn bei Ondes kann man mit dem Anschlag subtil auf der Tastatur vibrieren wie mit den Fingern auf Streichersaiten, so was gibt's auf Synthies nicht, dort vibrieren bereits die Sounds mechanisch. Und mehroktavige Glissandi sind nur so rein und sinnlich auf Ondes hinzukriegen.
    Bevor du nur die "Turangalila" zitierst, müsstest Du z.B. die Concertos pour Ondes et Orchestre von Jolivet und von Landwoski anhören, zwei Meisterwerke. Es geht nicht darum, mit Synthies den Sound "näherzubringen" an die Ondes, die Ondes bleiben einfach Ondes und Synthies bleiben Synthies. Ein Conertino für Synthie, das wäre doch auch was für den Dougherty; wer ihn gut bezahlt, da schreibt er was man will...


    Bin froh, das Thema über meine eigenen Kompositionen hiermit abschliessen zu können, wurde mir auch etwas peinlich. Im Grunde genommen hätte ich mich nicht darüber äussern sollen, es gibt viel Besseres als Adriano. Hoffe jedoch dass Deine alleinige Beurteilungen, teleton, das Entscheiden eines Orchesterrepretoires nicht beeinflussen, sonst müssten wir dann viel mehr Dougherty bei Euch hören 8-)


    Respighi: Metamorfosen ist für mich sein orchestrales Meisterwerk. Mit meiner frühen Respighi-CD wollte ich auch nicht gegen die Top-Werke Respighis "ankommen" (wobei ich "Feste Romane" nicht gerade als "top" bezeichne).


    Danke auch an willi ^^
    Mich will seit 40 Jahren niemand auf dem Konzerpodium, also warum sollten dies gerade die Kölner Philharmoniker? Als ich für Naxos-Marco Polo arbeitete, lehnten mich bereits Agenten ab, gerade weil ich für diese Labels arbeitete. Wir wären mit Klaus Heymanns Hundegagen und sonstigen Bedingungen einverstanden und würden für Pricedumping sorgen. Und mein Repertoire wäre zu ausgefallen. Andere Agenten fanden mich damals "zu alt" (über 40). Ich wollte nämlich keinen Beethoven oder Mozart dirigieren... Und ich erinnere mich: hatte Köln vor vielen Jahren mal kontaktiert, um ein Filmmusik-Konzert vorzuschlagen, die haben mir gesagt, man kenne mich zu wenig. Wenn schon, würden sie einen echten Profi wie Frank Strobel nehmen. Der dirigierte damals noch nur Stummfilmmusiken. Für Köln bin ich halt eben nur ein Amateur. 8-)

  • Concertos pour Ondes et Orchestre von Jolivet


    Danke für den Hinweis, Adriano.


    Ich schätze Jolivet auch; besonders sein percussionbehaftetes Klavierkonzert.
    Leider sind viele Jolivet-Aufnahmen in Mono (die Rarissmes-EMI-Doppel-CD 1955-57), was mir den Hörspass deutlich verleidet. Von daher habe ich auch noch nicht alles intensiv durchgehört.
    Deutlich besser sind klangtechnisch die Aufnahmen in der 4CD-ERATO-Box mit Jolivet, Jouineau und Lombard.
    *** Dort ist auch das Concerto pour Ondes et Orchestre enthalten. Ich habe es mir gerade mal aufgelegt ... :huh: erstmals, obwohl ich die CD´s schon viele Jahre habe ... ;) aber der Appetit auf Ondes war eben nicht vorhanden.


    Es ist die Aufnahme mit Jeanne Loriod/ORTF SO/Jolivet (ERATO). Ich bin jetzt etwas positiver eingestellt und die Ondes nerven mich hier bei weitem nicht so wie in der Turangalia-Sinfonie (Messiaen). Ein intimes und ernstes Stück mit aufgewühltem 2.Satz Allegro, was man da zu hören bekommt. Ich war zeitweise an die unheimliche Atmosphäre bei der Schatzsuche auf der Schatzinsel erinnert (dort hat man das Instrument in der Filmmusik von BRD 1964 auch eingesetzt; habe die DVD !) Dennoch würde ich einen entsprechenden Synthy-Sound (der weniger "Gejaule" erzeugt (sorry)) angemessener finden. Mit dem Synthesizer kann man auch feinste Klangraffinessen mit der anschlagsdynamischen Tastatur erzeugen, die einem Ondes mit Sicherheit nicht nachstehen.
    :thumbup: Ansonsten kann ich Dir zustimmen - das Jolivet Ondes-Konzert hat schon beachtlichen Meisterwerk-Charakter.
    Wenn dein Ondes-Concertino auch in die Richtung geht - alle Achtung !



    Ich habe mir dann anschliessend noch die Suite delphique pour 12 instruments auf der EMI-Rarissmes-Doppel-CD angehört.
    Sicherlich auch ein Meisterstück, wenn man geschmacklich für so etwas aufgelegt ist und es mag. Das im wahrsten Sinne des Wortes "Ondes-Gejaule" konnte mich hier wiederum wieder eher abtörnen ... es gibt doch so viele schöne Soloinstrumente, die ungleich ansprechender tönen !?! Ich bin auch kein Liebhaber von Flötenkonzerten, weil dieses ewige Gefipse mich genau so nervt, wie eine schrille Sopranistin ... uaaahhhh. Meine Favoriten gehen da klar in die percussive Richtung. Ich schätze Vibraphon und Metallophon als melodieführendes Soloinstrument in meinen Synthy-Stücken. (Röhren-)Glockenklänge finde ich in Orchesterwerken einfach erhebend; und ohne Pauke sollte es ohnehin nicht gehen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Adriano:Für Köln bin ich halt eben nur ein Amateur. 8-)


    Das tut mir Leid, lieber Adriano. Ich habe mir zumindest deine Daten notiert und in meine Musiker-Dateien aufgenommen. Ich erinnere hier im Forum an die Geburtstage und Todestage verstorbener Musiker und gratuliere lebenden Musikern zum Geburtstag. Wenn alles gut geht, werde ich also in 6 Wochen dem ersten Dirgenten (und Komponisten) hier Im Forum zum Geburtstag gratulieren, mit dem ich mich schon persönglich ausgetauscht habe.


    Letzten Donnerstag habe ich hier an den 160. Geburtstag von George Templeton Strong erinnert und dabei eine deiner Aufnahmen eingestellt. Da ich die meisten Aufnahmen, die ich noch nicht kenne, in Hörbeispielen höre, habe ich auch diese gehört:
    Erinnerungen an verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker

    Sie hat mir schon in den Ausschnitten gut gefallen, und über eine weitere habe ich in "Klassik Heute" eine Besprechung des frühreren Taminos, deines Kollegen Dr. Benjamin G. Cohrs gelesen:



    http://www.klassik-heute.com/4…w_medien_einzeln?id=14501
    Ich habe mir auch diese angehört, und beide werden in wenigen Tagen bei mir eintreffen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Adriano,


    das sind doch eine ganze Menge Stücke, die Du hier angeführt hast. Ganz spontan meine ich, dass wir vielleicht mit der "Rusalka"-
    Fassung für 5 Sänger etwas auf die Beine stellen könnten. Für die Einstudierung könnte u. U. eine mit uns befreundete Musikhochschule gewonnen werden. Mit dieser machen wir in diesem Jahr am 24. Juli 2016 im romantischen Deutschhof in Heilbronn ein Open-Air-Konzert unter dem Titel "Heiterkeit und Fröhlichkeit" mit Höhepunkten aus Spielopern und Operetten. Voraussetzung wäre, dass das Orchestermaterial für eine Sinfonieorchester-Besetzung von ca. 50 -60 Musikern zur Verfügung steht. Dies gilt für alle anderen Stücke ebenfalls.
    Am besten wäre es, wir könnten alles miteinander dieskutieren. Sei doch so lieb und schau unter http://www.hn-sinfonie.de nach, dann siehst Du, was wir so machen. Du bist auch herzlich zum Open-Air-Konzert am 24, als Ehrengast eingeladen. Da könntest Du gleich alles miterleben und einen eigenen Eindruck haben.


    Für heute mit besten Grüßen
    Herzlichst
    Hans A. Hey

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Danke sehr, Hans :D
    Wenn Du mir Deine E-Mail mitteilst (meine kannst Du direkt auf meiner Webseite finden), kann ich Dir Partitur & Infos über diese "Rusalka" zukommen lassen. Das Ganze wird vom Dilia-Verlag Prag (Dvoraks damaliger Verlag, welche Ehre!) vertreten, wo das Material und die Kalvierauszüge bestellt werden können, doch ich habe freie Hand was Ansichtsexemplare (PDF) der Partitur betrifft. Nun spreche ich ja von der noch (nie aufgeführten) Fassung für Flöte, Klarinette, Harfe und Streichquartett. Nochmals eine "Rusalka" für Orchester umzuarbeiten, da habe ich keine Lust mehr.
    Es gibt eine sehr gute (englische) Kammerorchester-Bearbeitung, jedoch der vollständigen Oper, mit Chor usw. Falls 1-2 Nummern dazu benötigt werden, kann ich natürlich für die erwähnte Kammerbesetzung noch was dazu liefern oder Euch bei Kürzungen beistehen.
    Das Projekt mit einer Musikschule zu verbinden finde ich sogar ganz toll!
    Das grösste Problem wird jedoch sein, einen guten Tenor zu finden, obwohl ich diese Rolle drastisch gekürzt habe. Habt Ihr einen super Mezzo, kann sie die Rolle der Fürstin und der Hexe gleichzeitig singen - so was wurde auch schon bei der Originalfassung gemacht. Ein lokaler Dichter könnte engagiert werden, Zwischentexte zu verfassen und ein lokaler Schauspieler, diese dann vorzutragen; in anderen Worten lässt diese Partitur noch Freiheiten offen, je nach Umstände/Bedürfnisse. Falls man es inszenieren will, kann man auch Dialoge einbauen zwischen den Musiknummer;, doch habe ich auch einige Stellen mitten in der Musik eingebaut, wo kurze Dialoge platziert werden können. Bei einer konzertanten Aufführung könnten auch noch Hintergrund-Projektionen eingebaut werden...
    Also, wie gesagt, es geht um eine eher "edlere" Pocket-Fassung für Kammerensemble, die sehr schön klingt und keine Unsummern kostet ;)
    Meine andere ("Krefelder") Fassung für Bläserquintett ist immer noch vorhanden, samt Libretto und Bühnenbild, doch diese ist für eine grössere Bühne konzipiert worden (Bühnenbilder fast à la Walt Disney); es braucht einen Orchestergraben, der in einen See umgebaut wird und worin sich immer wieder die drei Dryaden und der Wassermann tummeln. Die Hexe wird von einem Bariton gesungen. Das Quintett spiel links oder rechts an der Grabenseite (es gibt ein Video der GP). Dies, wie bereits erwähnt, ist für Kinder inszeniert, mit einem Happy-End. In dieser Fassung wird mehr dialogisiert als gesungen und ab und zu wird das Publikum zum Fragen beantworten, Mithüpfen oder -klatschen miteinbezogen.
    Meine weiter oben erwähnte Fassung bleibt dem Originallibretto treu, was aber immer noch allerlei modernere Inszenierungskonzpete erlaubt.
    Euer Heilbronner-Programm ist sehr schön! Leider bin ich Ende Juli schon mit einem anderen Projekt beschäftigt...

  • Herzlichen Dank! Schade, dass ich keine weiteren Strong-CDs mehr aufnehmen durfte, war damals nämlich dabei, einige Frühwerke neu zu edieren und Stücke für versch. Soloinstrumente und Orchester zusammenzustellen... Benjamin Cohrs hat mich zufälligerweise vor 2 Stunden angerufen! Auch die dritte aufgenommene CD mit der aufregenden Symphonie "Sintram" war ein grosser Erfolg... Mensch, das liegt alles schon 16 Jahre zurück!

  • Nachträglich herzlichen Glückwunsch an Adriano. Diesen Ehrentag werde ich nicht vergessen können, weil mein ältester Enkel ebenfalls an diesem Tag Geburtstag hat - zwei (für mich) prominente Gründe, sich zu freuen!


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber Adriano,


    auch von mir ein herzliches Willkommen und noch alles Gute zum Geburtstag. Ich habe diesen Thread gerade erst für mich neu aufgetan, und sehe, dass es hier einiges zu entdecken gibt! Wie ich in Deiner Diskographie sehe, tauchen dort keine spanischen Komponisten auf, wenn ich nicht irre - und da Spanien und spanische Musik ein Steckenpferd von mir sind, meine Frage an Dich: gibt es spanische Komponisten bzw. Kompositionen, die Dich interessieren, und könntest Du Dir vorstellen, auch einmal aus diesem Bereich etwas aufzunehmen?


    herzliche Grüße

  • Danke auch Dir, Don Gaiferos
    Wenn Du wüsstest, was ich alles noch gerne aufnehmen möchte!
    Doch dies sieht ganz anders aus in Wirklichkeit. Die Zeiten, wo CD-Produzenten in ihre Künstler investierten, sind lange vorbei, also muss ich für jedes Projekt, das ich realisieren möchte, Sponsoren suchen. Dies nicht nur für einen Teil des Budgets, sondern fürs Ganze.
    Auch Stars haben es nicht mehr so leicht wie früher - und ich bin ja keiner.
    Die Jaques-Dalcroze-CD, die ich im September aufnehmen werde, wird sehr wahrscheinlich mein Schwanengesang als CD-Dirigent sein; es gibt niemanden mehr, der mich unterstützen möchte. Nun, ich sollte mich eigentlich nicht beklagen, nach 49 CDs... Die 50. wäre eine CD mit Eigenkompositionen geworde, doch auch daraus wird wahrscheinlich nichts...
    Natürlich liebe ich auch spanische Musik, doch da gibt es bereits viele ganz tolle Interpretationen. Vor 20 Jahren habe ich übrigens mehrmals mit Maestro Frühbeck de Burgos zusammengearbeitet, er mochte mich, hat mich immer wieder ermutigt und ich konnte viel von ihm lernen.

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