Wieso gibt es von diesen Opern Keine Einspielung?

  • Ihr Lieben,


    händeringend suche ich meine Opernliste zu vervollständigen. Sie beinhaltet Werke der Opernliteratur, die bis zur NS-Zeit überaus erfolgreich waren, dann jedoch vom Spielplan getilgt wurden und nie mehr zurückkehrten. Aber auch Werke, die ich gerne mal auf deutsch hören würde. Ich werde nach und nach meine Wünsche hier veröffentlichen. Vielleicht kann ja der eine oder andere sogar mit seltenen Schellackplatten aushelfen. Auch würde ich mich freuen, wenn Ihr Eure Wünsche äußert. Vielelicht liest ja der eine oder andere Produzent mit!!!!


    Bittner: Höllisch Gold
    Gal: Die heilige Ente
    Goldmark: Heimchen am Herd
    Graener: Ennoch Arden, Friedemann Bach
    Mendelssohn: Des Teufels rußiger Bruder/Der Bärenhäuter
    Humperdinck: Das Mirakel

  • Snöff. Keine Antwort bsilang. Also mache ich mal weiter:


    Wolff-Ferrari: Schmuck der Madonna, Die neugierigen Frauen
    Dvorak: Der Jakobiner, Die Teufelskäthe (zumindest gibt es einen tschech. Mitschnitt hiervon, würde das aber gerne mal auf deutsch hören)
    Mascagni: Isabeau, Amica
    Leoncavallo: Zazà

  • Zumindest von Antonin Dvoraks "Jakobiner" und seiner "Teufelskäthe"existieren schon seit Jahren diese Einspielungen des Labels ORFEO:




    Grüße
    Garaguly

  • Danke Dir, aber leider nicht auf deutsch:-(


    Ahh, okay, ich wusste nicht, dass das "gerne auch auf Deutsch" aus deinem Ursprungsposting ein ausschließendes Kriterium sein sollte. Dass aber solche Opern aus dem Randrepertoire heute noch in deutscher Sprache eingespielt werden könnten - daran glaube ich, ehrlich gesagt, nicht. Die Produktionen sind auf den internationalen Markt ausgerichtet. Und da kauft der Amerikaner, Japaner, Franzose, Schwede wohl tschechische Oper lieber in tschechischer Sprache als in deutscher, die er zwar genauso wenig beherrscht, aber er hat immerhin das Gefühl, es mit etwas Originalem zu tun zu haben.


    Der deutschsprachige Markt ist schlicht zu klein!


    Grüße
    Garaguly

  • Deutsch gesungen wäre das Tüpflechen auf dem "i". ich bin mittlerweile zu faul, um mir neue Werke über das Textbuch zu erschließen. Aber dennoch bin ich Dir auch sehr dankbar für Deine Empfehlungen. Wie gefällt Dir denn "Der Jakobiner"? "Die Teufelskäthe" finde ich klasse!!!!

  • Es ist so, wie Garaguly sagt: Einspielungen - soweit sie nicht aus früherer Zeit noch existieren - in deutscher Sprache wird es in der Regel wohl nur geben, wenn es sich um deutsche Opern handelt. Aber da hat Knusperhexe ja auch einige genannt, von denen zwar ein Opernhaus kaum jemals eine Inszenierung zeigen wird, weil sie zu wenig bekannt sind (ist wird ja in der Regel nur das Standardrepertoire gezeigt, das die Opernhäuser im Laufe der Zeit selbst geschaffen haben), es aber durchaus Studioaufnahmen geben könnte.
    Die genannten Opern "Die Teufelskäthe" und "Der Jakobiner" existieren ja, wenn auch in tschechischer Sprache. Ich habe sogar die Bildaufzeichnungen auf DVD, die es auch auf youtube gibt. Ausführliche Inhaltsangaben habe ich dazu in unseren Opernführer eingestellt, anhand derer sich die Handlung gut verfolgen lässt.
    Aber das alles kann Knusperhexe wohl kaum befriedigen, denn seine Vorliebe ist, wie wir wissen, auch die fremdsprachige Oper in deutscher Sprache, während viele von uns die Opern lieber im Original hören.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Na, ich mag schon auch die Originalsprache sehr gerne hören, aber eben auch auf deutsch. Und Werke, die ich noch nicht kenne, s.o.:-)

  • Ich nenne mal August Bungerts Odysseus-Tetralogie, deren Inhalt ich für den Opernführer geschrieben habe, deren letzte davon (Odysseus' Tod) in Kürze eingestellt wird. Ein Berufsmusiker, Dirigent verschiedener Chöre und Orchester, hat mir beim zweiten Teil dieses Riesenwerkes (Nausikaa) über die Schulter geschaut und war überrascht, als er einen Blick in den Klavierauszug warf. Sinngemäß meinte er, dass sei ja hochinteressant und musikalisch umwerfend. Das auf der Bühne mit großem Orchester realisiert zu sehen wäre eine Sensation. Wir bedauerten, dass ich kein Klavier habe, um die Noten in Töne umsetzen zu können...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Danke, musikwanderer!!!! Den Bungert würde ich auch mal gerne hören!!!! Aufführungsfotos habe ich gesehen. ABer gehört leider noch gar nichts.

  • Lieber Knuspi,


    ich muss immer ein bisschen schmunzeln, wenn ich deine Klagen über fehlende Einspielungen von Opern in deutscher Sprache lese. Ich selbst habe diesbezügliche Erfahrungen nur in jungen Jahren gemacht, als die Theater noch alles in deutscher Sprache aufführten (und sogar die Plattenindustrie dieses Bedürfnis bediente). Später, durch meine Reisen nach Wien, lernte ich dann die Vorzüge der Originalsprache schätzen - und merkte ganz nebenbei, dass die Übersetzer oft ziemlich großzügig mit den Texten umgegangen waren.
    Der Vergleich mit dem Original fiel dann meistens nicht sehr günstig aus. Und vor allem: Die Musik ist ja auf den Originaltext komponiert, und da fallen bei Übersetzungen oft Text und Musik ziemlich weit auseinander. Die Akzente werden verschoben, vieles fällt unter den Tisch. Seitdem höre ich Oper in Übersetzung nur noch, wenn ich einen besonders guten Sänger mal wieder hören will.
    Besonders bei italienischen Opern nehme ich lieber ein erschwertes Textverständnis inkauf als eine klangliche Einbuße. Aber ich gebe zu, dass sich auch bei mir manchmal ein nostalgisches Bedürfnis einstellt, eine Arie so zu hören, wie sie sich in meiner Jugend in mein Ohr eingeprägt hat.
    Chaqu´un à son gout!


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Lieber Sixtus,


    und bei mir ist es genau umgekehrt gelaufen: Ich kannte Opern nur in der Originalsprache und habe mich immer amüsiert, wenn ältere Verwandte von Oper in deutsch schwärmten. Dann fiel mir eines Tages der Rigoletto mit Berger und Roswaenge in die Hände und ich war begeistert! Und bin es noch! Ich höre Oper in beiden Varianten, aber in deutsch vielleicht noch ein kleines bisschen lieber. Vor allem, wenn ich mir neue Opern erschließe. :-) Beneide Dich um Deine Opernerlebnisse!


    Herzlich,
    Knuspi


    Übrigens ist endlich "Der Schmuck der Madonna" auf CD erschienen. Zwar nicht auf deutsch, aber man kann ja nicht alles haben. ;-)https://www.amazon.de/Ermanno-…veristische/dp/3795212766

  • Ich habe Ausschnitte aus Höllisch Gold gefunden, dirigiert von Kleiber. Weiß jemand, ob es doch eine Gesamtaufnahme gab?



    Was, lieber Knusperhexe,


    hat dich eigentlich so für die Qualitäten von "Das Höllisch Gold" eingenommen. Offensichtlich ist das kleine Singspiel seit 100 Jahren nicht gespielt worden und es gibt auch keine Aufnahme davon. Der hier eingestellte Ausschnitt ist zwar ganz informativ, aber er gibt keine Idee davon, was an dem Versuch einer Wiederbelebung des deutschen Singspiels zukunftsfähig und speziell an diesem Werk fesselnd oder eindrucksvoll sein könnte.
    Im Krieg eine Oper über die Verführbarheit der Menschen und gegen das Böse zu schreiben, ist ja an sich lobenswert. Aber die Formen sind doch arg bieder, hamonisch, rhythmisch und melodisch hat Bittner nichts zu bieten, was ein Überleben des Werkes rechtfertigen würde. Ich kenne es allerdings nur von meiner Beschäftigung mit der Partitur. Hören konnte ich es bisher nicht. Und vermutlich werde ich es auch kaum je hören.


    Noch 1933 hat Oswald Kabasta in Wien ein Konzert mit Ausschnitten aus Bittners Werken gegeben! Die Kritiken sollen darauf nicht gerade sehr positiv gewesen sein. Wäre vielleicht interessant, so etwas zu wiederholen. CPO hat ja zum Beispiel auch drei CDs aufgenommen mit Szenen aus Werk von Siegfried Wagner. Ob man sie wohl motivieren könnte, Szenen von Julius Bittner aufzunehmen?


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Caruso, mich spricht das Werk sehr an. Und ich fand es toll endlich einmal den Orchesterklang dazu zu hören. Irgendwas muss das Stück haben, da es damals ja ein großer Erfolg war. Ich würde mich auch für eine konzertante Aufführung einsetzen wollen. Hast du Kontakte?

  • Zitat von Knusperhexe

    Lieber Caruso, mich spricht das Werk sehr an. Und ich fand es toll endlich einmal den Orchesterklang dazu zu hören. Irgendwas muss das Stück haben, da es damals ja ein großer Erfolg war. Ich würde mich auch für eine konzertante Aufführung einsetzen wollen. Hast du Kontakte?


    Lieber Knusperhexe,


    ich habe mir den Ausschnitt des Stückes heute mehrfach angehört und möchte Caruso doch wiedersprechen. Gerade harmonisch scheint mir dieses Zwischenspiel (?) doch sehr interessant - einfach aber durchaus effektvoll und gut gemacht. Die Klimax wirkt sogar ein wenig mahlerisch, Puccini hört man etwas heraus, er wagnert aber auch sehr - reizvoll finde ich es alle mal. Es scheint eine Produktion des MDR aus dem Jahr 1948 gegeben zu haben - vielleicht hast Du, Knusperhexe ja Kontakte dorthin?
    Ich habe bei einer Theaterarchivsauflösung zufällig auch den Klavierauszug des Oper mitgenommen und werde ihn in den kommenden Tagen mal durchspielen. Ich bin gespannt - danke jedenfalls für den interessanten Ausschnitt!


    LG
    Christian

  • Lieber Christian, das freut mich sehr. Meiner Meinung nach sollte es in dem Opernkanon ja auch darum gehen, Werke, die zu Unrecht vernachlässigt werden, aufzunehmen und so die Neugier dafür zu wecken. Das scheint in Deinem Fall geglückt zu sein und das freut mich sehr. Umso mehr, als dass ich mit meiner Meinung ziemlich alleine stehe. Wünsche Dir viel Spaß beim Studium der Partitur und freue mich auf Deine nächsten Beitrag.


    Liebe Grüße, Knuspi

  • Die Antwort auf die eigentliche Threadfrage könnte relativ vereinfacht lauten: "Weil sich kein Produzent Marktchancen für diese Werke ausrechnet"
    Also wäre die Sache THEORETISCH laut Statistik chancenlos. Die Praxis der letzten Jahre hat indes gezeigt, daß immer wieder total vergessene, teilweise sogar drittklassige Werke auf CD erschienen sind - allen Prognosen und marktsatrategischen Erwägungen zum Trotz. Meist handelt es sich dann um Mitschnitte von kleineren Festivals, die diese heute üblicherweise nicht mehr gespielten Opern auf ihre Spielpläne setzen, weil sie sich mit üblichem Repertoire gegen die großen und mittleren Opernhäuser nicht durchsetzen könnten. So konnt hat dann und wann eine völlig unbekannte Oper auf den Spielplan - und mit etwas Glück entsteht dann sogar ein Mitschnitt davon. Allerdings ist nicht vorhersehbar, welche Opern in den nächsten Jahren dieses Glück beschieden sein wird - und wieviel wir davon noch erleben werden....


    mfg aus Wien
    Alfre

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !