Wenn Hannover schon junges Publikum vom Freischütz ausschließt, weil es demselben nicht die Freude am Theater nehmen wolle, so ist dieses neue Thema mehr als berechtigt. Aus eigener leidvoller Erfahrung berichte ich, dass ich mir nach einem Besuch der von Hilsdorf in Ddorf inszenierten "Suor Angelica" die Freude an diesem werk komplett vergangen ist. Ich fand diese Produktion schlichtweg widerlich und die Bilder des blutigen Fötus haben sich mir ins Gedächtnis gegraben wie seinerzeit, als ich im Teenageralter "Orca, der Killerwal" sah und ebenfalls mit dem Brechreiz kämpfte beim Anblick des abgestoßenen Walfötus.
Zum Leidwesen eines Freundes, der gerade diese Oper liebt, habe ich seitdem nie mehr Suor Angelica angehört. Und nun kommt es: Kölns ehemalige Primadonna Elsa Oehme-Förster ist auf einigen Schellacks zu hören - und was ist jetzt aufgetaucht? Richtig, ein Mitschnitt der 20er Jahre aus Köln von Schwester Angelika. Na, Prost Mahlzeit! Will sagen: Danke Herr Hilsdorf, dass Sie mir die Freude an diesem Werk komplett vermiest haben.
Was bin ich froh, dass ich mir nie die unselige Rusalka im Inzestkeller angesehen habe oder den KZ-Tannhäuser. Sonst stünden diese Werke wohl auch auf meinem Index. Diese Lust am Schlechten, Bösen, am Dreck, an der Umkehrung und der das Gegenteil unterstellenden Hinterfragung von Gefühlen ist ein fast pathologisches Merkmal des Regietheaters. Alles unter dem Deckmantel der selbstbeweihräuchernden Feststellung: "Macht Euch nichts vor! Das Theater ist kein Wohlfühlbetrieb, es zeigt die Welt wie sie wirklich ist. Und wie sie wirklich ist, das wissen nur wir. Sie ist böse, schlecht und gemein. Das gilt es herauszuarbeiten. Je drastischer umso besser."
Und wie das mit bösen Bildern ist. Sie brennen sich ins Gedächtnis. Ob man will oder nicht. In meinem Fall: Ich will nicht! Und deswegen haben sich meine Theaterbesuch von ca. 200 im Jahr auf zehn reduziert. Ich halte es wie Anneliese Rothenberger, die sagte: "Was soll ich mir meine Erinnerungen oder meine Empfindungen an bzw. von einem Werk zerstören lassen? Und sogar dafür noch bezahlen?"
Welches sind Eure absoluten Horrotrips in Opernhäusern? Figarooo berichtete ja von einem entsetzlichen Nomoki-Abend in Zürich mit "Il puritani".