Liebe Operninteressierte,
in Ermangelung eines Spielplan-Archivs, so wie es etwa die Wiener Staatsoper vorbildlich pflegt und online zur Verfügung stellt, möchte ich dieses Forum nutzen, um hier ein Besetzungsarchiv für die (Deutsche) Staatsoper Berlin (Unter den Linden) einzustellen.
Die dazu nötigen Besetzungszettel habe ich im Musiklesesaal der Deutschen Staatsbibliothek Berlin und im Berliner Landesarchiv eingesehen.
Die hier eingestellte Spielzeit 1990/91 erfolgt wie stets mit Schwerpunkt Oper, d.h. z.B. ohne etwa die Nennung von Ballettsolisten, außerdem ebenso ohne die Besetzungszettel der Gastspiele der Deutschen Staatsoper Berlin andernorts, denn diese Besetzungszettel sind in der Besetzungszettelsammlung der Deutschen Staatsbibliothek nicht vorhanden.
Natürlich war die Spielzeit 1990/91, in der die Deutsche Einheit zustande kam, eine Umbruchsspielzeit. Ab 3. Oktober 1990 war der Berliner Senat für das ehemals führende Opernhaus der DDR zuständig. Es gab aber auch noch zusätzlich eine besonders kritische Situation im Bereich der musikalischen Leitung des Hauses: Der geschäftsführende Generalmusikdirektor Otmar Suitner, der aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung schon in der vorangegangenen Spielzeit kaum noch dirigiert hatte, erklärte endgültig seinen Rücktritt. Generalmusikdirektor Heinz Fricke, bislang hinter Suitner der zweite Mann am Haus, übernahm kommissarisch dessen Aufgaben, war zu dieser Zeit allerdings ein sehr gefragter Gastdirigent (u.a. Hamburg, München und Düsseldorf/Duisburg sowie zahlreiche Auslandsverpflichtungen), stand also selbst nicht immer zur Verfügung bzw. konnte (und wollte) seine abgeschlossenen Gastverträge nicht kündigen.
Verschärfend kam hinzu, dass der dritte Generalmusikdirektor am Haus, der unermüdliche Siegfried Kurz, schon relativ am Anfang der neuen Spielzeit gesundheitsbedingt für viele Monate ausfiel (aufgrund eines Schlaganfalls), sodass viele für das Haus neue Dirigenten zum Einsatz kommen mussten, was manchmal gut ging und manchmal nicht. Der erfolgreichste „Newcomer“ war sicherlich der junge Fabio Luisi, der bereits im Mai 1990 mit einer „Figaro“-Vorstellung debütiert hatte, im Juni 1990 eine Vorstellung der „Sizilianischen Vesper“ übernommen hatte und für einige Jahre zum wichtigsten Dirigenten im Italienischen Fach am Haus aufsteigen sollte, bevor er dann international Karriere machte.
Die erste Spielzeithälfte war zudem geprägt von einem mehrmonatigen Gastspiel der Deutschen Staatsoper Berlin in Japan (u.a. mit „Tristan und Isolde“ und „Die Zauberflöte“). Gerade in dieser Zeit, wo kulturpolitisch wichtige Weichen für die Zukunft gestellt wurden, war das Ensemble nicht in der Stadt präsent und das Haus entweder geschlossen oder fremdbespielt.
Nach einer Übersicht über das Musiktheaterrepertoire der Spielzeit 1990/91 in der Deutschen Staatsoper Berlin (mit den entsprechenden Terminen) folgt eine kalendarische Übersicht.
In der kalendarischen Übersicht werden die Vornamen der Solisten und die Rollenzuordnungen in der Regel nur beim ersten Auftauchen des Stückes in der Spielzeit angegeben.
Bei den Namensschreibweisen der Sänger habe ich im Zweifelsfall die sic-Variante gewählt.