Meine zehn liebsten Lieder-Zyklen (Umfrage 2016)

  • Liebe Taminos,


    nicht nur dank der zahlreichen Anregungen durch die wunderbaren Beiträge von Helmut Hofmann in diesem Kunstlied-Forum habe ich in den vergangenen Tagen und Wochen wieder verstärkt Lieder und Liederzyklen gehört - und mich dabei selbst gefragt, welche der Zyklen mir wohl die wichtigsten und teuersten sind.


    Das Ergebnis meiner Überlegungen folgt im nächsten Beitrag, mich interessiert jedoch auch das Top-10-"Ranking" anderer Taminos.


    Als Liederzyklus definiere ich hier eine (in der Reihenfolge) festgelegte Folge von (mindestens drei) Liedern eines Komponisten für (in der Regel) eine Solostimme und instrumantaler Begleitung - ganz egal, ob mit Klavier, Orchester, Laute oder was auch immer.


    Sicherlich kann man über diese Definition diskutieren, denn sie führt dazu, dass einige "Zyklen" von mir genannt werden, die einige vielleicht nicht auf der Rechnung haben, während andere, die als Zyklus gelten, vielelicht nicht genannt werden. Nach meiner Definition ist Mahlers "Lied von der Erde" ein Liederzyklus, während es Mahlers "Wunderhornlieder", die selten komplett, als zyklisch in feststehender Reihenfolge aufgeführt werden, eher weniger sind - Helmut wird und darf mir gerne widersprechen.
    Auch beim "Spanischen" und "Italienischen Liederbuch" von Hugo Wolf ist die festgelegte Reihenfolge im Graubereich, immer wieder gibt es bei den Aufführungen Umstellungen - trotzdem dürfen diese beiden Zyklen natürlich ebenso genannt werden wie Mahlers "Wunderhorn-Lieder" oder Schuberts "Schwanengesang", der als Zyklus nicht so klar definiert ist wie die "Schöne Müllerin" oder "Die Winterreise", aber wir wollen hier bei allen Nennungen möglichst großzügig sein.


    Und nun fang ich einfach mal an:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • 1. Die Winterreise (Schubert)
    2. Dichterliebe (Schumann)
    3. Das Lied von der Erde (Mahler)
    4. Die schöne Müllerin (Schubert)
    5. Ernste Gesänge (Eisler)


    6. Vier ernste Gesänge (Brahms)
    7. Lieder eines fahrenden Gesellen (Mahler)
    8. Kindertotenlieder (Mahler)
    9. Weihnachtslieder op. 8 (Cornelius)
    10. Der wandernde Musikant (Schwarz-Schilling)


    Um Nachfragen vorzubeugen: Ja, ich kenne auch Liederzyklen von Beethoven, Mussorgski, Dvorak, Janacek, Hugo Wolf u.a., aber ich habe sie bewusst ebensowenig genannt wie den "Schwanengsang", die "Schöne Magelone" oder Schumanns Eichendorff-Liederkreis op. 39 - nicht, weil ich sie nicht kennen und schätzen würde, sondern, weil mir die anderen zehn genannten halt noch wichtiger sind.


    Und nun bin ich gespannt auf eure Nennungen!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich mache mal 5 mit Klavier und 5 mit Orchester, bei weiter Auslegung von Zyklus, über die "Liedersinfonien" kann man sicher streiten, auch wenn die ja immer komplett aufgeführt werden. Und die Publikationsgeschichte von Mahlers Wunderhorn und Rückert-Liedern macht ihren zyklischen Status eher zweifelhaft.


    Schuberts sog. Schwanengesang kann ich für mich allerdings nicht als Zyklus akzeptieren, nicht einmal die Heine-Lieder (von denen einige zu meinen favorisierten Liedern überhaupt gehören) daraus bilden für mich einen Zyklus. Die am engsten zusammengeschlossenen, bei denen man viele Lieder kaum einzeln aufführen könnte, sind für mich Beethovens An die ferne Geliebte und Schumanns opp. 24 und 48. Dagegen scheinen mir z.B. Schumanns "Kerner-Lieder" eher eine Sammlung als ein Zyklus.
    Ich kenne einige bedeutende Zyklen bisher nur oberflächlich, z.B. Brahms' Magelone, die von Mussorgsky, oder praktisch gar nicht (Hindemith: Marienleben, Krenek: Reisetagebuch).


    Winterreise
    Schumann: Eichendorff-Lieder op.39
    Dichterliebe
    Die schöne Müllerin
    Schumann Liederkreis op.24


    Mahler: Das Lied von der Erde
    Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen
    Mahler: Lieder aus des Knaben Wunderhorn
    Strauss: Vier letzte Lieder
    Zemlinsky: Lyrische Sinfonie

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dann will ich mal meine 10 Favoriten nennen:


    1. Schubert, Winterreise D.911
    2. Schubert, Schöne Müllerin, D.795
    3. Schumann, Dichterliebe, op. 48
    4. Schubert, Schwanengesang, D. 957
    5. Schumann, Liederkreis op. 39 und op. 24
    6. Mahler: "Des Knaben Wunderhorn"
    7. Beethoven, Ferne Geliebte op. 98
    8. Schumann, Frauenliebe und -leben op. 42
    9. Brahms, Die schöne Magelone op. 33
    10. Mahler, Kindertotenlieder


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eigentlich eine übliche zusammenstelleung, Lediglich daß ich "Die Schöne Müllerin" an Stelle 1 noch vor die Winterreise gesetzt habe und daß ich den in meiner Sammlung befindlichen Zyklus von Franz Lachner auf die Liste gesetzt habe - Ich habe übrigens nur 9 Zyklen nominiert....



    1. Schubert: Schöne Müllerin, D.795
    2. Schubert: Winterreise D.911
    3. Schubert: Schwanengesang, D. 957
    4. Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen
    5. Mahler: Des Knaben Wunderhorn
    6. Schumann: Lieder op. 35 Nr. 1-12 (nach Gedichten von Justinus Kerner)
    7. Schumann: Lieder op. 39 Nr. 1-12 (Liederkreis nach Gedichten von Joseph von Eichendorff)
    8. Schumann: Dichterliebe, op. 48
    9 Lachner: Die Sängerfahrt


    mit freundlichen Grüßen aus wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Soll ich jetzt als Liedenthusiast hier auch die altbekannten Zyklen herunterbeten?


    Die Nennung von Lachners »Die Sängerfahrt« finde ich gut!
    Auch bei Marschners Liedern finde ich einige wunderbare Stücke, die sich zyklisch zusammenfassen ließen.


    Aus meiner Sicht ist der beste Zyklus der Liedliteratur überhaupt - weil wirklich geschlossen - Schumanns »Frauenliebe- und Leben« und der so stiefmütterlich und naserümpfend behandelte Opus 60 von Carl Loewe, der wirklich alle 9 Gedichte Chamissos vertont hat.

  • Soll ich jetzt als Liedenthusiast hier auch die altbekannten Zyklen herunterbeten?


    Die Nennung von Lachners »Die Sängerfahrt« finde ich gut!


    Und die mir so wichtigen "Ernsten Gesänge" von Hanns Eisler kommentiert der Liedenthusiast hart nicht?
    Würde ich jetzt zumindest nicht als "altbekannten Zyklus" bezeichnen, auch wenn er nun auch schon seit mehr als 50 Jahren bekannt ist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    hart: Soll ich jetzt als Liedenthusiast hier auch die altbekannten Zyklen herunterbeten?


    Lieber hart,


    sind etwa diejenigen, die an den ersten Stellen die Liederzyklen von Schubert und Schumann nennen, keine Liedenthusiasten? ?(
    Stimmenliebhaber nannte den Thread doch eigens "Meine zehn liebsten Liederzyklen" und nicht "Meine zehn liebsten Liederzyklen abseits des Mainstreams".


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Schwere Entscheidung!
    Ich verzichte mal auf die Liederzyklen von Beehoven, Schubert und Schumann, die doch inzwischen nur noch selten höre - obwohl ich sie immer noch sehr schätze.


    Janacek: Tagebuch eines Verschollenen
    Mussorgsky: Lieder und Tänze des Todes
    Strauss: Vier letzte Lieder
    Ravel: Don Quichotte á Dulchinée
    Ravel: Chansons Madecasse
    Mahler: Kindertotenlieder
    Mahler Lieder eines fahrenden Gesellen
    Britten: Les Illuminations
    Messiaen: Poèmes pour Mi


    und
    Britten: Serenade für Tenor, Horn Und Streicher
    (Wenn das "Lied von der Erde" als Liederzyklus durchgeht, müsste die Serenade es auch!)


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber Caruso, du bist mir da zuvorgekommen, was mir natürlich die Sache leichter macht. Danke!
    Hier meine Wahl:
    Janacek Tagebuch eines Verschollenen
    Brahms Die schöne Magelone
    Mahler Lieder eines fahrenden Gesellen, Kindertotenlieder, Das Lied von der Erde
    Schubert Winterreise
    Britten Serenade für Tenor, Horn und Streicher
    Britten Les Illuminations

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Und die mir so wichtigen "Ernsten Gesänge" von Hanns Eisler kommentiert der Liedenthusiast hart nicht?

    Lieber Stimmenliebhaber,


    da habe ich doch mal im »Duden« nachgeschlagen, beziehungsweise nachgeklickt, was Enthusiasmus bedeutet: leidenschaftlich begeistert, schwärmerisch, überschwänglich, steht da.


    Das bedeutet jedoch nicht, dass der Enthusiast auch alles versteht. So habe ich mich zwar um die Eisler-Lieder bemüht, aber keinen Zugang gefunden, wobei mein Enthusiasmus bei Lachner spontan entflammte.


    Auch bei Hans Werner Henzes »Sechs Gesänge aus dem Arabischen« hatte es mich noch nie so richtig gepackt ...


    Der Musikfreund kann sich ja nur bemühen; die Begeisterung für ein Werk muss sich praktisch automatisch einstellen. Aber wenn man einen Anstoß bekommt, sollte man sich dem Hören nicht entziehen.
    Aktuell kam so ein Anstupsen von Soile Isokoski, die sich vehement für Hindemiths »Das Marienleben« so sehr ins Zeug legt und sowohl von Rilke als auch Hindemiths Musik fasziniert ist. Sie sagt: »Wenn man eine Rangliste erstellen würde, würde ich diesen Zyklus zu den wichtigsten Werken seiner Zeit zählen, ich finde es ist ein echter Klassiker.«



    Zitat

    sind etwa diejenigen, die an den ersten Stellen die Liederzyklen von Schubert und Schumann nennen, keine Liedenthusiasten?

    Lieber William,


    wie käme ich auch dazu, jemandem seinen Enthusiasmus abzusprechen? Aber wenn es um Liederzyklen geht, dann »muss« eben fast zwangsläufig die Reihenfolge Winterreise, Müllerin, Schwanengesang kommen, und ob man nun mit Schumann oder Beethoven weitermacht, ist dann so spannend auch wieder nicht.
    Von »Mainstream« kann man im Zusammenhang von Liederzyklen überhaupt nicht sprechen, die Kulturszene gibt das nicht her, aber Du hast das sicher nur Tamino-intern gemeint ...

  • Aber wenn es um Liederzyklen geht, dann »muss« eben fast zwangsläufig die Reihenfolge Winterreise, Müllerin, Schwanengesang kommen,.....


    Lieber hart!


    Wieso???
    "Muss" man???


    Für mich kommt definitiv an erster Stelle Janacek. Aber ich würde nicht sagen, Janacek "muss" für jeden "Liedenthusiasten" an erster Stelle kommen!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • "Muss" man???


    Der weise Nathan sagt ja: Kein Mensch muss müssen; das war mir schon immer klar, deshalb hatte ich die vier Buchstaben mit Anführungsstrichen flankiert ...


    Aber ich bedanke mich für Deine Anregung, denn nun muss ich mich mal mit »Deinem« Janacek befassen ...

  • Aber ich bedanke mich für Deine Anregung, denn nun muss ich mich mal mit »Deinem« Janacek befassen ...


    Lieber hart!


    Tu das. Du wirst es nicht bereuen!
    Bei Supraphon gibt es eine CD da ist der Zyklus in zwei Einspielungen drauf.
    Einmals mit Nicolai Gedda: Sehr schön gesungen!
    Zum anderen mit Benno Blachut: erschütternd durchlebt und durchlitten!


    [timg]https://media1.jpc.de/image/w6…925002220.jpg;n;300;300;*[/timg] .


    Da musst du nicht mehr als 1o,--€ investieren.
    Ohne Versandkosten - bis Sonntag!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Wolf: Italienisches Liederbuch
    Wolf: Spanisches Liederbuch
    Schumann: Liederkreis op. 39
    Loewe: Drei Balladen op. 2 (Treuröschen, Herr Oluf, Walpurgisnacht)
    Loewe: Drei Balladen von Freiligrath op. 97 (Der Mohrenfürst, Die Mohrenfürstin, Der Mohrenfürst auf der Messe)
    Brahms: Acht Zigeunerlieder op. 103
    Mahler: Lieder eines fahrenden Gesellen
    Janacek: Tagebuch eines Verschollenen
    Strauss: Vier letzte Lieder
    Wagner: Wesendonck-Lieder (Orchesterfassung)


    Das ist keine wertende Reihenfolge. Ich nenne Werke, die ich derzeit immer wieder mit großer Anteilnahme und Gewinn höre. Winterreise, Müllerin, Dichterliebe sowie Frauenliebe- und Leben müssten in meiner Liste auch stehen. Schwanengesang ist grenzwertig, weil nicht direkt als Zyklus angelegt. Er gehört dazu. Alle diese Zyklen sind für mich außer Konkurrenz, weil so übermächtig. Und so elementar. Sie sind für mich nicht wegzudenken. Das ist in etwa so, als würde ich auf die Frage, was mir im Leben besonders wichtig ist, mit dem Hinweis auf Nahrung- und Flüssigkeitsaufnahme antworten. Den Einwurf von hart (7) habe ich schon als sehr interessant empfunden. Davon bin ich nicht weit entfernt.


    Rankings, mit denen ich nicht sehr viel anfangen kann, sind bei Tamino sehr beliebt. Deshalb beteilige ich mich hin und wieder auch gern. Schin deshalb, weil man ins Nachdenken kommt. Aber mal ehrlich, ist es wirklich mitteilenswert, was gern gehört wird? Es sei denn, ich begründe es sehr genau. Dafür fehlt mir aber jetzt die Zeit.


    Mir hat besonders die kleine Debatte um den Janacek gefallen. Da stecken Anregungen drin, die ich verfolgen werde. Das Tagebuch eines Verschollenen führt bei mir leider ein unbelichtetes Dasein. Das muss sich ändern. Deshalb habe ich dieses Werk, das ich nicht genug kenne, schon mal auf meine Liste gesetzt. :)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nur damit Du nicht denkst, lieber Stimmenliebhaber, ich würde Deinen hiesigen Thread bewusst ignorieren (was ich natürlich nicht der Fall ist) …
    Ich habe mich redlich bemüht, auch so eine Liste der „Lieder-Zyklen“ zu erstellen. Aber es ist mir nicht gelungen. Auch wenn ich – was ja auch gar nicht anders möglich ist – ganz und gar subjektive Kriterien zugrundelege: Ich vermag keine Rangfolge zu erstellen, die einer kritischen Überprüfung im Sinne einer Selbstbefragung standhielte. Wie soll man ein Werk mit hohem personalen Bekenntnischarakter wie Schuberts „Winterreise“ oder Mahlers „Kindertotenlieder“ in vergleichenden und wertenden Bezug bringen mit einem Liederzyklus, der aus dem Geist einer bewusst vom Expressionismus der „Zweiten Wiener Schule“ sich absetzenden liedkompositorischen Sachlichkeit entstand, wie das bei Hindemiths Opus 27 „Das Marienleben“ der Fall ist?
    Das einzige, wozu ich in der Lage wäre, das sind Angaben darüber, welcher Liederzyklus mich in ganz besonderer Weise angesprochen hat und warum. Aber das ginge sehr ins Persönliche und gehörte, wie ich finde, aus diesem Grund nicht in ein Internet-Forum. Wenn Rheingold oben meint: „Aber mal ehrlich, ist es wirklich mitteilenswert, was gern gehört wird? Es sei denn, ich begründe es sehr genau…“
    …dann stimme ich mit ihm darin überein. Aber die „Begründung“ liefe ja von der Zielsetzung des Threads her auf eben solche sehr subjektive und persönliche Bekenntnisse hinaus. Eine „Begründung“ auf der Basis einer der Sachlichkeit verpflichteten analytischen Betrachtung der Werke ist hier weder gefragt, noch wäre sie überhaupt möglich.


    Ich habe auch Probleme mit der Begrifflichkeit. In den oben bereits in diesen Thread eingebrachten Listen werden liedmusikalische Werke, die sich in ihrer thematischen, liedstrukturellen und harmonischen Faktur als wirkliche Zyklen erweisen, in einen Topf geworfen mit solchen Werken, die ihre innere Einheit und Zusammengehörigkeit aus dem schlichten Faktum ihrer Publikation als liedmusikalisches Opus beziehen. Das macht sie aber noch nicht zu einem „Zyklus“. Die aus dem zyklischen Charakter einer Liedfolge hervorgehende künstlerisch-musikalische Aussage ist aber eine andere als die, die sich aus der Rezeption einer Lieder-Reihe ergibt, die vom Komponisten gar nicht als Zyklus angelegt ist. Ich denke, das sollte man auseinanderhalten.
    Aber vielleicht bin ich da wieder mal zu kleinkariert.


  • Diese CD habe ich auch, aber mit dem Timbre von Beno Blachut bin ich immer unzufrieden, etwa auch im Totenhaus.
    Es gibt eine sehr schöne deutsche Fassung mit Peter Schreier, bei der die Textverständlichkeit enorm groß ist. Meine Lieblingsaufnahme ist allerdings die mit Philip Langridge (auch schon tot) unter Claudio Abbado. Das Besondere ist hier die Orchesterbearbeitung, die diesen Zyklus zu einer dramatischen kleinen Oper macht.
    Am Rande: ich habe mir eine Zusammenstellung der schönsten Janacek-Zyklen gemacht, also die obige Abbado-Einspielung des "Tagebuchs", dann die unbekannte, aber eindrucksvolle Kantate "Amarus" und die ebenso unbekannte wie eindrucksvolle Kantate "Das ewige Evangelium". Wenn du an einer CD mit diesen Stücken interessiert bist, lieber Caruso, musst du meine E-Mail-Adresse rauskriegen (die kennen hier einige, zur Not Alfred) oder einen Weg finden, wie ich an deine komme!
    P.S. Ich lese gerade deinen Beitrag, lieber Rheingold! Das Angebot an Caruso gilt auch für dich und für jeden Janacek-Verehrer oder für die, die es werden wollen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich vermag keine Rangfolge zu erstellen, die einer kritischen Überprüfung im Sinne einer Selbstbefragung standhielte.


    Genauso geht es mir auch. Zehn Liederzyklen auszuwählen und dann womöglich noch in eine Rangfolge zu bringen, ist mir ebenso unmöglich wie es bei den "zehn liebsten Symphonien" der Fall wäre. Ich kann nur neben den vielen schon genannten Zyklen einige weitere nennen, die mir auch sehr am Herzen liegen:


    Hector Berlioz: Les nuits d'été
    Claude Debussy: Ariettes oubliées, Poèmes de Baudelaire
    Arnold Schönberg: Das Buch der hängenden Gärten
    Ralph Vaughan Williams: Songs of Travel
    Benjamin Britten: The Holy Sonnets of John Donne, Seven Sonnets of Michelangelo, Hölderlin-Fragmente
    Henri Dutilleux: Correspondances

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Da ich mit Klavierliedern so meine Probleme habe, gibt es bei mir nur Orchesterlieder und darunter natürlich erwartungsgemäß die Mahler'schen an vorderster Front.


    Lied von der Erde
    Knaben Wunderhorn
    Fahrenden Gesellen
    Kindertotenlieder
    Rückert Lieder


    Dann natürlich
    Strauss Vier letzte Lieder
    und
    von Bertarido auch schon genannt
    Berlioz Les nuits d'ete


    Zemlinkys Lyrische Symphonie
    Kalevi Ahos Chinesische Lieder sowie seine Orchestrierung von Mussorgsky's Lieder und Tänze des Todes


    Und seit einigen Tagen gibt es bei mir auch die Orchesterversion
    von
    Janaceks Tagebuch eines Verschollenen


    Bleibt noch
    Schostakowisch's Michelangelo-Suite.


    Nun sind wir aber schon bei 12

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Nur damit Du nicht denkst, lieber Stimmenliebhaber, ich würde Deinen hiesigen Thread bewusst ignorieren (was ich natürlich nicht der Fall ist) …

    Das weiß ich doch, lieber Helmut - schon, weil ich deinen Namen recht schnell nach Erstellung der Rubrik unten als Mitleser angezeigt bekam. :)



    Ich habe mich redlich bemüht, auch so eine Liste der „Lieder-Zyklen“ zu erstellen. Aber es ist mir nicht gelungen.

    Dafür habe ich Verständnis, denn dafür kennst du einfach zu viele! ;)



    Das einzige, wozu ich in der Lage wäre, das sind Angaben darüber, welcher Liederzyklus mich in ganz besonderer Weise angesprochen hat und warum. Aber das ginge sehr ins Persönliche und gehörte, wie ich finde, aus diesem Grund nicht in ein Internet-Forum.

    Findest. Macht das nicht gerade den Reiz eines solchen Forums aus? Objektives kann man auch anderswo lesen, aber in diesem Forum scheint mir das Subjektive doch entscheidender zu sein.



    Wenn Rheingold oben meint: „Aber mal ehrlich, ist es wirklich mitteilenswert, was gern gehört wird? Es sei denn, ich begründe es sehr genau…“
    …dann stimme ich mit ihm darin überein.

    Ich nicht. Warum muss man (sich) immer alles begründen? Muss ich mir begründen, warum ich mich heute für das Anhören dieser oder jender Aufnahme entschieden habe oder warum ich in den letzten Tagen wieder verstärkt die "Ernsten Gesänge" von Hanns Eisler gehört habe? Ich finde, das muss man nicht. Ich begründe mir auch nicht, warum gerade der Fernsehsender läuft, der gerade läuft, oder warum ich heute dieses und nicht jenes gegessen habe. Das sind häufig ganz unbewusste Entscheidungen - und wenn man solche mitteilt, kann das zum Nachdenken, zum Begründen darüber anregen, also einen Selbstreflexionsvorgang anstoßen - er muss aber mit der Mitteilung einer Begründung, also einer Bewusstmachung, keineswegs abgeschlossen sein - "mein' ich, Hans Sachs!" ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Es tut mir etwas leid, aber ich habe einfach nur fünf echte Lieblinge, die aber heißgeliebt, vor allem die drei von Schubert:


    1. Schubert, Winterreise D.911


    2. Schubert, Schwanengesang, D. 957


    3. Schubert, Schöne Müllerin, D.795


    4. Schumann, Dichterliebe, op. 48


    5. Brahms, Vier ernste Gesänge


    Noch vor der Dichterliebe lägen bei mir Mendelssohn-Lieder, aber ich weiß jetzt nicht, ob man die als Zyklus ansehen kann - wohl eher nicht.
    Sie sind jedoch von größter Schönheit und hoher Qualität.


    Wenn man hier liest, dann ahnt man, wie bedeutend und beliebt doch die Winterreise des Franz Schubert sein muss. Es sind Kompositionen, ohne die man nicht mehr leben möchte.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Diese CD habe ich auch, aber mit dem Timbre von Beno Blachut bin ich immer unzufrieden,.....


    Lieber Dr. Pingel!


    Ich habe Blachut zunächst mit seinen frühen Aufnahmen kennen und seine Kunst schätzen gelernt: Rusalka, Dalibor, Verkaufte Braut und vor allem Jenufa (Laca). Da fiel es leicht, sich an das Timbre zu gewöhnen. Wer Blachut nur mit seinen späten Aufnahmen kennt, mag sich da schwerer tun. Sein lyrischer Tenor ist hell, obertonreich und hat ein ausgeprägtes schnelles Vibrato, wie viele slawische Tenöre!
    Was aber seine Stimme so besonders macht, ist, dass immer ein etwas erdiger Klang mitschwingt.
    Aber wichtiger ist noch, wie er singt. Gerade im Tagebuch eines Verschollenen hat er eine expressive Intensität, die kein anderer Tenor erreicht. Man hört nicht, man erlebt mit! Bis zu dem auf einen extremen Spitzenton führende letzten Phrase. Ist es eine Schmerzensaufschrei? Eine trunkene Hymne? Eine Befreiung? Vielleicht alles zugleich! Unglaublich und einfach ist unvergesslich!
    Andere habe das schöner gesungen! Vielleicht. Aber keiner eindringlicher und ehrlicher.
    Ich will nicht über andere Tenöre schlecht reden, aber wer an dem Tagebuch interessiert ist, sollte sich auf Benno Blachut einlassen.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Glockenton: Wenn man hier liest, dann ahnt man, wie bedeutend und beliebt doch die Winterreise des Franz Schubert sein muss. Es sind Kompositionen, ohne die man nicht mehr leben möchte.


    Du sprichst mir aus der Seele, lieber Glockenton. Ich muss sie immer wieder hören, und sie regt mich auch immer zum Nachdenken über mein eigenes Leben an.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wenn man hier liest, dann ahnt man, wie bedeutend und beliebt doch die Winterreise des Franz Schubert sein muss. Es sind Kompositionen, ohne die man nicht mehr leben möchte.


    Ja, das stimmt absolut. Ich möchte nicht mehr ohne diese Lieder leben! Warum auch? :)


    (Das gilt für mich persönlich für alle zehn von mir genannten Liedzyklen.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • @23, Caruso


    Lieber Caruso, ich danke dir sehr für diesen Beitrag. Ich habe ihn mir ausgedruckt und in die CD eingelegt, damit ich Blachut besser verstehe, wenn ich mir das Stück noch mal anhöre. Noch eine Bitte: in welcher Jenufa singt er den Laca?

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • @23, Caruso


    Lieber Caruso, ich danke dir sehr für diesen Beitrag. Ich habe ihn mir ausgedruckt und in die CD eingelegt, damit ich Blachut besser verstehe, wenn ich mir das Stück noch mal anhöre. Noch eine Bitte: in welcher Jenufa singt er den Laca?


    Lieber Dr. Pingel!


    Die Frage beantworte ich gerne, wenn es auch nicht in den Thread passt:


    1952 JENUFA
    Jaroslav Vogel; Chor & Orchester des Nationaltheaters Prag
    Alte Buryja: Milada Cadikovicova
    Altgesell: Karel Kalas
    Jenufa: Stepanka Jelínková
    Kostelnicka: Marta Krásová
    Laca Klemen: Beno Blachut
    Steva: Ivo Zidek
    Sonstige: Miloslava Fidlerova; Ludmila Hanzalíková; Vladimir Jedenáctic; Libuse Korimska; Milada Musilova; Milada Sburtova; Marie Veselá
    Supraphon SU 3331-2 602 (2 CD 102'59), Voce Luna CD: VL 2008-2


    Übrigens Kennst Du ihn in "Aus einem Totenhaus" vermutlich durch die Mackerras Aufnahme auf der er den Alten Stäfling singt! Die ist 1980 gemacht. Da Blachut 1913 geboren wurde, klingt er da nicht so, wie Du Dir das wohl wünschst. Aber er ist immer noch ungemein ausdrucksstark. Mackerras wusste schon, warum er ihn verpflichtete.
    Aber Du solltest Ihn auf der Aunahme von Gregor hören.
    Da würdest Du gewiß positiver urteilen, er singt da den Filka Morosoff.


    1964 "Aus einem Totenhaus"
    Bohumil Grégor; Chor & Orchester des Nationaltheaters Prag
    Alej: Helena Tattermuschová
    alter Sträfling: Antonin Votava
    betrunkener Sträfling: Jaroslav Mach
    Dirne: Eva Zigmundová
    Filka Morosoff: Beno Blachut
    Gorjantschikoff: Václav Bednár
    großer Sträfling: Jaroslav Striska
    junger Sträfling: Victor Koci
    Kedril: Antonin Slesak
    kleiner Sträfling: Hanus Thein
    Koch: Jaroslav Sindelar
    Platzkommandant: Jaroslav Horácek
    Pope: Jaromir Bélor
    Schapkin: Milan Karpisek
    Schischkoff: Premsyl Kocí
    Schmied: Jiri Joran
    Skuratoff: Ivo Zidek
    Sträfling: Jiri Joran
    Tschekunoff: Josef Heriban
    Tscherewin: Rudolf Vonasek
    Wache: Jindrich Jindrák
    Supraphon AST 50 705-6 (2 LP)


    Übrigens kennst Du auch seine Aufnahmen des Boris Grigorjevic in Katja Kabanowa?
    Da singt er lyrisch schwelgerisch! Ganz herrlich!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Übrigens kennst Du auch seine Aufnahmen des Boris Grigorjevic in Katja Kabanowa?


    Kann man das vielleicht im Blachut-Thread weiterbesprechen? ;)


    (Die Diskussion ist ja sehr interessant, hat nur mit dem ursprünglichen Rubrikthema so GAR nichts mehr zu tun...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Kann man das vielleicht im Blachut-Thread weiterbesprechen?


    Lieber Stimmenliebhaber!


    Die Weichen dafür habe ich gestellt!


    Wäre ja zu schade wenn die Sammlung der #Liebsten Lieder-Zyklen# nicht weiter ging! Ich warte ja auf die Lieder-Zyklen von Manuel de Falla, Alberto Ginastera, Joaquín Rodrigo oder Enrique Granado. Hätte man mehr als 10 nennen dürfen, hätte ich da welche genannt! Hebe ich mir auf für die "Umfrage 2017"....


    Beste Grüße


    Caruso41


    P.S.: Ich bin jetzt erst mal wieder eine paar Tage weg! :hello:

    ;) - ;) - ;)


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  • Hallo!


    Meine liebsten Liederzyklen (ich beschränke mich auf die Zyklen, die ich so gut kenne, dass ich sie priorisieren kann - daher nur 5):


    Richard Strauss: Vier letzte Lieder (wenn sie auch ursprünglich nicht als Zyklus angelegt waren)
    Schubert: Winterreise
    Vaughan - Williams: Ten Blake Songs (Oboenbegleitung)
    Schumann: Frauenliebe und -leben
    Schumann: Dichterliebe


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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