Countertenor und Geschäftsmann - Max Emanuel Cencic

  • [timg]http://www.kino.de/wp-content/…emanuel-6-rcm0x550u.jpg;l[/timg]Max Emanuel Cencic wurde am 21. September 1976 als Sohn eines Dirigenten und einer Opernsängerin in Zagreb geboren. Seine Mutter kümmerte sich um seine stimmliche Ausbildung und bereits als Kind gab er Konzerte und trat in Fernsehshows und an der Oper von Zagreb auf. 1986 kam er nach Wien und wurde zuerst Mitglied und dann Solist bei den Wiener Sängerknaben. In dieser Zeit war er an der Produktion diverser CDs beteiligt. So war er einer der drei Knaben in einer Gesamtaufnahme von Mozart’s Die Zauberflöte, bei der ihn der Dirigent Sir Georg Solti als den besten Knabensopran bezeichnete, den er jemals gehört hat. Als seine Zugehörigkeit bei den Sängerknaben 1992 endete, kehrte er - auch aufgrund des damaligen Jugoslawienkrieges - nicht mehr in seine kroatische Heimat zurück und machte Baden bei Wien endgültig zu seinem neuen zu Hause und Lebensmittelpunkt.


    Durch seine gesangliche Ausbildung war es Max auch nach dem Stimmbruch möglich die Sopranlage beizubehalten, und er begann im selben Jahr eine Solokarriere als Sopranist bzw. Mezzosopranist. Konzerte und Liederabende führten ihn durch ganz Europa und nach Japan.
    Schließlich begann er 2001 jene Karriere, die ihn in der Musikwelt weltberühmt und zu einem der führenden Interpreten seines Faches machen sollte: Die des Countertenors.


    Seitdem ist Max Emanuel Cencic an vielen bedeutenden Opernhäusern aufgetreten. Dazu gehören etwa das Opernhaus in Zürich, das Theater an der Wien, die Bayerische Staatsoper in München, die Staatsoper Unter den Linden in Berlin, das Gran Teatre del Liceu in Barcelona oder das Theatre de la Monnaie in Brüssel. 2010 debütierte er an der Wiener Staatsoper in Aribert Reimann’s Welturaufführung „Medea“.


    Cencic, der sich für die Aufführung der Musik des 18. Jahrhunderts einsetzt und stets auf der Suche nach Wiederentdeckungen ist, hat bereits eine Vielzahl von CDs aufgenommen. Viele davon mit seiner eigenen Produktionsfirma Parnassus, die er gegründet hat, weil er die Freiheit besitzen will, seine eigenen Ideen zu verwirklichen.


    Er ist sein eigener Manager und Produzent, und für seine Recitals, die bei der Decca erscheinen, ersinnt er selbst das Repertoire, entscheidet welches Orchester verpflichtet wird und kümmert sich selbst um Cover-Fotos, Booklets und die Promotion.
    Inzwischen ist Max Emanuel Cencic auch als Regisseur tätig. So inszenierte er Hasse’s Siroe mit sich selbst in der Titelrolle. Auch in Händel’s Arminio war er Regisseur und Titelrolleninterpret. Beide Produktionen wurden auch auf CD aufgenommen.
    Konzerttourneen werden von ihm geplant, komplette Opernproduktionen verkauft er an diverse Festivals.
    Sämtliche organisatorische Tätigkeiten meistert er mit großem Erfolg. Bei seiner Firma Parnassus hat er neben Sängern aller Stimmgattungen vor allem auch eine Reihe an Countertenören unter Vertrag.


    Für seine Einspielung von Vinci’s Artaserse gewann Cencic 2013 den Echo Klassik in der Kategorie „Operneinspielung des Jahres".
    Weitere Echos gab es für sein Duettalbum „Duetti“ (2012) mit Philippe Jaroussky und die Gesamtaufnahme von Gluck’s Ezio (2012).


    Zuletzt erschien mit Arie Napoletane ein hochgelobtes und erfolgreiches Album mit Arien für das Neapel des frühen 18. Jahrhundert’s.



    Max Emanuel Cencic während der Aufnahmen zu "Arie Napoletane"




    Verleihung Echo Klassik 2013






    Eine Auswahl aus seiner umfangreichen CD- und DVD-Diskographie:










    Gregor

  • Ich sehe gerade, lieber Gregor, dass ich bei einer Nachkontrolle des alten Erinnerungsthreads entdeckt habe, dass ich Max Emmanuel Cencic dort am 21. September letzten Jahres zum 39. Geburtstag gratuliert hatte. Dort hatte ich auch die von dir mit eingestellte Faramondo-Aufnahme Händels beigefügt:


    Leben und Sterben lassen - Die tägliche Gedenkminute


    Freuen wir uns also gemeinsam auf seinen diesjährigen 40. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Schließlich begann er 2001 jene Karriere, die ihn in der Musikwelt weltberühmt und zu einem der führenden Interpreten seines Faches machen sollte: Die des Countertenors.

    Das wundert mich, dass er diese Karriere erst 2001 begonnen habe soll, schließlich habe ich ihn schon ca. 1994 in einer Solistenrolle in der Galuppi-Oper "Il filosofo della campagna" im Schlosstheater Potsdam erlebt. Damals sprach man von einem "Sopranus", der am Beginn einer großen Karriere stünde, was ja dann auch so eingetroffen ist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Freuen wir uns also gemeinsam auf seinen diesjährigen 40. Geburtstag.


    Stimmt. Dieser runde Geburtstag steht bald an. Ob sich Max Emanuel auch so darauf freut, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. :D


    Das wundert mich, dass er diese Karriere erst 2001 begonnen habe soll, schließlich habe ich ihn schon ca. 1994 in einer Solistenrolle in der Galuppi-Oper "Il filosofo della campagna" im Schlosstheater Potsdam erlebt. Damals sprach man von einem "Sopranus", der am Beginn einer großen Karriere stünde, was ja dann auch so eingetroffen ist.


    So ist es aber. Cencic galt damals noch als Sopranist, wurde also nicht dezidiert als Countertenor bezeichnet. Der Sopranist stellt eine spezielle Form des Countertenors dar. Sein Umfang reicht bis zum C, bei manchen vielleicht sogar darüber. Der Umfang des "reinen" Countertenors entspricht jenem der Altstimme. Vom G bis zum E.
    Da Cencic's Stimme mehr Tiefe besitzt, sang er ja dann bald als Mezzosopranist. Heute wird ja auch von seiner Mezzosopranstimme gesprochen.
    Seit 2001 singt er offiziell als Countertenor. Zuvor war er eben eine spezielle Form eines Counters, der Sopranist.


    Vielleicht haben wir einen Stimmexperten hier im Forum, der das noch viel genauer erklären könnte. Interessant ist es ja, auch wenn die Grenzen hier etwas zu verschwimmen scheinen und eine genaue Abgrenzung vielleicht gar nicht so möglich ist.


    Gregor

  • Max Emanuel Cencic erhält von der Deutschen Phono-Akademie einen weiteren Echo Klassik. Gerade wurden die diesjährigen Preisträger bekanntgegeben und Cencic gewinnt den Echo in der Kategorie "Beste Operneinspielung 17. u. 18. Jahrhundert" für seine Aufnahme von Vinci's Catone in Utica.
    Den Preis wird Cencic bei der Preisverleihung am 09. Oktober 2016 erhalten, die auch im TV ausgestrahlt und in diesem Jahr von Thomas Gottschalk moderiert wird.


    Es ist übrigens schade, dass Countertenöre hier im Forum auf so wenig Interesse stoßen. Sie scheinen eher ein Schattendasein zu führen. :(


    Gregor

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  • Es ist übrigens schade, dass Countertenöre hier im Forum auf so wenig Interesse stoßen. Sie scheinen eher ein Schattendasein zu führen. :(

    Na ja, der Gesang eines Counters ist halt nicht Jedermanns Sache. . .


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Na ja, der Gesang eines Counters ist halt nicht Jedermanns Sache. . .


    :hello:


    Davon abgesehen hat die Barock-Oper, bei der Countertenöre nun mal hauptsächlich zum Einsatz kommen, hier leider nur wenige Liebhaber. Und auch zur Barock-Musik im allgemeinen tut sich nicht viel. Früher war das mal anders, in diesem Bereich hat das Forum leider viele interessierte und aktive Mitglieder verloren :( .

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Davon abgesehen hat die Barock-Oper, bei der Countertenöre nun mal hauptsächlich zum Einsatz kommen, hier leider nur wenige Liebhaber. Und auch zur Barock-Musik im allgemeinen tut sich nicht viel. Früher war das mal anders, in diesem Bereich hat das Forum leider viele interessierte und aktive Mitglieder verloren :( .

    Lieber Bertarido, ich möchte den Thread über Cencic nicht zerstören, will aber wenigstens kurz auf Deine Argumente antworten: Mir fehlt die Übersicht, wer sich so im Forum für Barockopern interessiert ebenso wie der Überblick über die in diesem Bereich ehemals aktiv gewesenen Mitglieder. Im Grunde fallen mir nur drei Namen ein, von denen ich lange nichts mehr gelesen habe: Salisburgensis, der Lullist und BigBerlinBaer...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Davon abgesehen hat die Barock-Oper, bei der Countertenöre nun mal hauptsächlich zum Einsatz kommen, hier leider nur wenige Liebhaber.


    Es ist übrigens schade, dass Countertenöre hier im Forum auf so wenig Interesse stoßen. Sie scheinen eher ein Schattendasein zu führen.


    Lieber Gregor, Lieber Bertarido!


    Ihr beklagt zu Recht das fehlende Interesse für Countertenöre im Forum. Dabei gibt es gegenwärtig sicher zwei Dutzend erstklassige Countertenöre: sie sind durchweg technisch glänzend geschult, hoch musikalisch und stilistisch versiert. Will man hingegen Heldentenöre, von denen man das gleiche sagen könnte, aufzählen, dann reichen die Finger einer Hand. Vermutlich braucht man gar nicht alle!


    Aber das Desinteresse an Sängern und Gesangskunst trifft nicht nur doe Barockszene und die Countertenöre. Es fehlt gegenwärtig im Forum an eingefleischten Melomanen. Da werden alle Geburts- und Todestage gewürdigt, aber mehr ist nicht.


    Ich habe gerade einen neuen Thread gestartet, in dem neue Sängerinnen und Sänger kurz vorgestellt werden können. Man kann ja nicht ewig nur über Frick und Salminen, Netrebko und Pavarotti, Kaufmann und Vogt diskutieren. Andererseits ist es unsinnig, über junge Talente gleich einen ganzes Thread anzulegen.
    Mal sehen ob da was in Gang kommt!


    Bisher habe ich da übrigens zwei Sänger vorgestellt, die beide aus der Alten-Musik-Szene kommen: Elliot Madore und Sabine Devieilhe. Beide haben auch Aufnahmen von Barockopern gemacht. Bisher hat noch niemand darauf reagiert, aber es ist ja auch erst zwei Tage im Netz. Noch habe ich Hoffnung.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Aber das Desinteresse an Sängern und Gesangskunst trifft nicht nur doe Barockszene und die Countertenöre. Es fehlt gegenwärtig im Forum an eingefleischten Melomanen. Da werden alle Geburts- und Todestage gewürdigt, aber mehr ist nicht.


    Ich habe gerade einen neuen Thread gestartet, in dem neue Sängerinnen und Sänger kurz vorgestellt werden können. Man kann ja nicht ewig nur über Frick und Salminen, Netrebko und Pavarotti, Kaufmann und Vogt diskutieren. Andererseits ist es unsinnig, über junge Talente gleich einen ganzes Thread anzulegen.
    Mal sehen ob da was in Gang kommt!


    Die Eröffnung dieses Threads ist sehr verdienstvoll, lieber Caruso, ebenso wie all Deine anderen Bemühungen um eine fundierte Diskussion über Sängerinnen und Sänger. Ich würde dazu gerne etwas beitragen, wenn ich es denn könnte. Aber leider bin ich zwar ein Liebhaber von Opern- und Liedgesang, aber kein Stimmenexperte.

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  • Ich würde dazu gerne etwas beitragen, wenn ich es denn könnte. Aber leider bin ich zwar ein Liebhaber von Opern- und Liedgesang, aber kein Stimmenexperte.


    Och neeeee, lieber Bertarido! Zu viel der Bescheidenheit.
    Wer so viel singende Menschen hört, der kann auch was dazu sagen!
    Gerade in dem Thread kann es ja eine kurze Vorstellung sein. Sehr persönlich und gerade nicht mit dem Anspruch, das letzte Wort zu dem Sänger oder der Sängerin zu sagen.


    Trau Dich!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Heute feiert Max Emanuel Cencic nicht nur seinen 41. Geburtstag sondern in diesem Monat auch sein 35-jähriges (!!!) Bühnenjubiläum. Bereits mit sieben Jahren stand Cencic auf der Bühne der Oper in Zagreb. Aus diesem Grund findet heute in der Oper in Zagreb eine Galaveranstaltung für den "König der Countertenöre" statt, in welcher Cencic Gluck's Orfeo singen wird.


    Am kommenden Sonntag gastiert Cencic mit Händel's Ottone im Theater an der Wien. Die Einspielung der Oper ist kürzlich auf CD erschienen. Zu Cencic' schönsten Aufnahmen gehört seine CD "Arie Napoletane".






    Gregor

  • Max Emanuel Cencic, ein großartiger Countertenor. Ich durfte ihn auch schon live erleben (in der Titelrolle von Händels "Alessandro"). Sicher einer der besten seiner Zunft.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Max Emanuel Cencic gilt als Pionier, der gerne in den Archiven stöbert, und der stets auf der Suche ist "Neues" zu entdecken.
    Und so ist Cencic wieder auf vergessene Musik gestoßen.


    Nicola Antonio Porpora
    GERMANICO IN GERMANIA


    Bereits im letzten Jahr brachte er - unter anderem auch im Theater an der Wien - Porpora's Germanico in Germania auf die Bühne.
    Jetzt legt der Countertenor mit seiner eigenen Produktionsfirma Parnassus bei Decca die Gesamtaufnahme der Oper auf CD vor.
    Nachdem Cencic schon früher Arien von Porpora gesungen hat, widmet er sich nun erstmals einer ganzen Oper des italienischen Barockkomponisten, der höchste Ansprüche an die Sänger stellt.
    So gesteht auch Cencic "Es ist wirklich schwer, seine Musik zu singen."





    hr beklagt zu Recht das fehlende Interesse für Countertenöre im Forum. Dabei gibt es gegenwärtig sicher zwei Dutzend erstklassige Countertenöre: sie sind durchweg technisch glänzend geschult, hoch musikalisch und stilistisch versiert.


    Ich glaube gar nicht, dass es die Countertenöre sind, für die man sich wenig interessiert. Das Problem geht wohl noch etwas tiefer. Das Interesse an Barock- und Alter Musik scheint generell gering zu sein, da haben dann natürlich auch ihre Interpreten das Nachsehen. Du hast recht, lieber Caruso. Es gibt derzeit eine Reihe hervorragender Countertenöre. Neben Cencic sind da ja auch noch Xabata, Zazzo, Jaroussky oder Sabadus. Um nur einige sehr bekannte zu nennen.
    Und einige von ihnen haben Plattenverträge. Es gibt also doch ein Interesse und ein Publikum für diese Musik und diese Stimmen.


    Aber das Desinteresse an Sängern und Gesangskunst trifft nicht nur doe Barockszene und die Countertenöre. Es fehlt gegenwärtig im Forum an eingefleischten Melomanen. Da werden alle Geburts- und Todestage gewürdigt, aber mehr ist nicht.


    Es scheint mir, dass man in letzter Zeit auch hier im Forum - unabhängig von den von dir beklagten Jubiläen - wieder ein größeres Interesse an einzelnen Sängern zeigt, wie diverse Beiträge und Diskussionen in den Sängerthreads erkennen lassen.


    Gregor

  • Hallo Gregor, ......

    Zitat

    Es gibt derzeit eine Reihe hervorragender Countertenöre. Neben Cencic sind da ja auch noch Xabata, Zazzo, Jaroussky oder Sabadus. Um nur einige sehr bekannte zu nennen.


    ......naja, den allerbesten hast du leider nicht genannt siehe hier ;):D


    Ich höre übrigens seit Tagen den "Germanico in Germania"! Und der Star der Aufnahme ist Mary-Ellen Nesi als Arminio! :hail:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich glaube gar nicht, dass es die Countertenöre sind, für die man sich wenig interessiert. Das Problem geht wohl noch etwas tiefer. Das Interesse an Barock- und Alter Musik scheint generell gering zu sein, da haben dann natürlich auch ihre Interpreten das Nachsehen.


    Ich bin mir da nicht so sicher wie Du, lieber Gregor. Seit Jahren schon beobachte ich eine starke Hinwendung in diese Richtung. Du nicht? So viele Barockopern wie heute dürften nach meinem Eindruck sonst nie gegeben und eingespielt worden sein. Das halte ich für sehr erfreulich, wenn auch dieses Genre nicht mein allerliebste ist. Mir fällt es nach wie vor schwer, mich durch ein endloses Werk mit vielen Wiederholungen und ohne große Ensembles durchzusitzen. In ihrer Entstehungszeit waren diese Opern oft wie großes Kino. Da gab es etwas zu sehen. Heute sind sie oft sehr reduziert, nicht selten in die Gegenwart übertragen.


    Hier in Berlin habe ich fast alle Auftritte von Philippe Jaroussky erlebt. Immer oder fast immer gab es Barockmusik. Die Konzerte fanden sogar mehrfach in der bis auf den letzten Platz gefüllten Philharmonie statt. Wenn das kein Ausdruck des Interesses für sein Repertoire ist? Was dann?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin mir da nicht so sicher wie Du, lieber Gregor. Seit Jahren schon beobachte ich eine starke Hinwendung in diese Richtung. Du nicht? So viele Barockopern wie heute dürften nach meinem Eindruck sonst nie gegeben und eingespielt worden sein. Das halte ich für sehr erfreulich, wenn auch dieses Genre nicht mein allerliebste ist. Mir fällt es nach wie vor schwer, mich durch ein endloses Werk mit vielen Wiederholungen und ohne große Ensembles durchzusitzen. In ihrer Entstehungszeit waren diese Opern oft wie großes Kino. Da gab es etwas zu sehen. Heute sind sie oft sehr reduziert, nicht selten in die Gegenwart übertragen.


    Hier in Berlin habe ich fast alle Auftritte von Philippe Jaroussky erlebt. Immer oder fast immer gab es Barockmusik. Die Konzerte fanden sogar mehrfach in der bis auf den letzten Platz gefüllten Philharmonie statt. Wenn das kein Ausdruck des Interesses für sein Repertoire ist? Was dann?


    Natürlich gibt es ein Publikum für Barock- und Alte Musik wie auch für Countertenöre, lieber Rüdiger. Ich denke aber doch, dass es im Vergleich zur Musik der Romantik bzw. des 19. Jahrhunderts beispielsweise kleiner ist. Natürlich fällt das bei solchen Konzerten nicht auf. Die Säle sind rappelvoll, wie du das ja richtig beschreibst. So habe ich es selbst beim Cencic-Konzert gesehen. Unglaublich wie da der Andrang gewesen ist und wie toll die Stimmung.


    Warum aber die Barockmusik einen schwereren Stand hat, liegt wohl, wie du es ja schon richtig sagst, in den endlosen Wiederholungen. Vielen ist das zu monoton. Auch ich hatte zuletzt mit Händel's Alcina zu kämpfen. In der Pause bin ich gegangen. Da braucht man eben auch mitreissende Interpreten auf der Bühne. Meine erste Alcina war - obwohl ich auch da Längen fühlte - ein über viele Strecken mitreissendes Erlebnis, was zum Großteil an der herausragenden Vesselina Kasarova lag, die gesanglich und darstellerisch ein furioser Ruggiero war. Was wurde eigentlich aus dieser Sängerin? Es scheint, man hört gar nichts mehr von ihr.


    Aber es stimmt, so viele neue und erstmalige Barockeinspielungen wie jetzt hat es wohl nie gegeben. Für Liebhaber des Genres gibt es da vieles zu entdecken. Und vielleicht tummeln sich diese Fanmassen nicht hier im Forum. Da ist Tamino vielleicht einfach nicht sehr repräsentativ. ;)


    Vielleicht möchtest du ja auch Germanico in Germania eine Chance geben, Rüdiger. Cencic singt darauf übrigens ein phantastisches "Qual turbine che scende".


    Gregor

  • Für Liebhaber des Genres gibt es da vieles zu entdecken. Und vielleicht tummeln sich diese Fanmassen nicht hier im Forum. Da ist Tamino vielleicht einfach nicht sehr repräsentativ.


    Nun, ich bin jedenfalls ein ganz großer Fan von Barock-Musik und Barock-Oper im besonderen. Und ich verstehe überhaupt nicht, was daran langweilig sein soll. In der "Alcina" in der Pause gehen? No way! Da finde ich so manche italienische Oper des 19. Jahrhunderts viel eintöniger.

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  • Vielleicht möchtest du ja auch Germanico in Germania eine Chance geben, Rüdiger. Cencic singt darauf übrigens ein phantastisches "Qual turbine che scende".


    Lieber Gregor, herzlichen Dank für diesen Tipp, dem ich gern folge. Ich habe mir die Aufnahme bereits bei Spotify vorgemerkt. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Für Liebhaber des Genres gibt es da vieles zu entdecken. Und vielleicht tummeln sich diese Fanmassen nicht hier im Forum. Da ist Tamino vielleicht einfach nicht sehr repräsentativ.


    Nun, ich bin jedenfalls ein ganz großer Fan von Barock-Musik und Barock-Oper im besonderen.


    Lieber Gregor, lieber Bertarido!


    Aber für Jakub Józef Orliński und die Aufnahmen, die ich von ihm eingestellt habe, mochtet Ihr Euch irgendwie auch nicht recht interessieren!
    Das motiviert irgendwie denn nicht gerade, Sänger mit barockem Repertoire vorzustellen.


    Trotzdem: Mit besten Grüßen


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!


  • Lieber Gregor, lieber Bertarido!


    Aber für Jakub Józef Orliński und die Aufnahmen, die ich von ihm eingestellt habe, mochtet Ihr Euch irgendwie auch nicht recht interessieren!
    Das motiviert irgendwie denn nicht gerade, Sänger mit barockem Repertoire vorzustellen.


    Lieber Caruso,


    was mich betrifft, so höre ich zwar sehr gerne Barock-Opern, habe aber nur wenig Lust, einzelne Arien zu hören (das gilt für Opern ganz allgemein). Sabine Devieilhes "Mirages" war die erste CD mit Arien, die ich seit wahrscheinlich einigen Jahren gehört habe, und auch dort haben mich primär die "Poèmes hindous" interessiert. So hat jeder seine Vorlieben und seinen persönlichen Zugang zur Musik. Du schaust Dir wiederum nicht gerne Opern auf Video an, was ich - neben dem Besuch von Aufführungen - nahezu ausschließlich tue.


    Es hat also nichts mir einem generellen Desinteresse an den vorgestellten Sängerinnen und Sängern zu tun, wenn ich selten etwas zu YouTube-Clips sage.


    Trotzdem halte ich Deinen Neue Stimmen-Thread für einen der wertvollsten Beiträge zu diesem Forum, von dem auch ich profitiere, indem ich zum Beispiel nach Auftritten und Opern-Gesamtaufnahmen der dort empfohlenen Sängerinnen und Sänger Ausschau halte. Sollte mir Jakub Józef Orliński dort einmal begegnen, werde ich etwas zu ihm schreiben, versprochen :hello:


    Sei herzlich gegrüßt!
    Bertarido

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Trotzdem halte ich Deinen Neue Stimmen-Thread für einen der wertvollsten Beiträge zu diesem Forum, von dem auch ich profitiere, indem ich zum Beispiel nach Auftritten und Opern-Gesamtaufnahmen der dort empfohlenen Sängerinnen und Sänger Ausschau halte. Sollte mir Jakub Józef Orliński dort einmal begegnen, werde ich etwas zu ihm schreiben, versprochen :hello:


    Lieber Bertarido!


    Opern-Gesamtaufnahmen gibt es wohl noch nicht von Jakub Józef Orliński. Immerhin hat er hat gerade einen Exklusivvertrag mit ERATO abgeschlossen und im Herbst soll sein erstes Album erscheinen. Das wird geistliche Arien aus dem 17. Jahrhundert zusammenstellen. Er wir begleitet von Il Pomo d’oro unter der Leitung von Maxim Emelyanychev. Dieses Barockorchester hat ja auch schon unter anderem mit Max Emanuel Cencic zusammengearbeitet.


    Näheres erfährst Du hier: Entdeckungen: Neue Stimmen


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die die wird sich wohl am 9.3. im CD PLAYER drehen! :love:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

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  • Die die wird sich wohl am 9.3. im CD PLAYER drehen! :love:
    LG Fiesco


    Die hat sich schon sehr oft im Player gedreht!



    MAX EMANUEL CENCIC
    Goldene Stimmgabel und Sternenregen – Max Emanuel Cenic‘ Porpora-Album preisgekrönt!


    Hier


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die hat sich schon sehr oft im Player gedreht!


    MAX EMANUEL CENCIC
    Goldene Stimmgabel und Sternenregen – Max Emanuel Cenic‘ Porpora-Album preisgekrönt!


    Dieser CD-Release wäre fast an mir vorbeigegangen. Man kommt ja kaum nach mit den Veröffentlichungen von Cencic. Und auch mit den vielen Auszeichnungen, die er und seine Einspielungen erhalten.
    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Countertenöre hier im Forum auf wenig Resonanz stoßen. Dem Forum fehlen wohl einfach die Liebhaber der Barock- und Alten Musik.
    Die Porpora-CD dürfte wohl sehr hörenswert sein. ;)


    Gerade ist eine weitere DVD mit Cencic erschienen. Nach dem Arminio von Händel auf CD liegt nun ein DVD-Mitschnitt vor:



    Gregor

  • Hallo lieber Gregor,

    Zitat

    Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Countertenöre hier im Forum auf wenig Resonanz stoßen. Dem Forum fehlen wohl einfach die Liebhaber der Barock- und Alten Musik.

    .....aus diesem Grund bin ich im Moment nicht mehr sehr präsent hier im Forum, weil ich momentan nur noch diese Musik höre und nicht davon loskomme :thumbsup: aber auch nicht will :jubel: !

    Zitat

    Die Porpora-CD dürfte wohl sehr hörenswert sein.

    Das kannst du laut sagen, auch deshalb schon, weil wie du weißt
    M.E.CENCIC nicht ganz mein erkorener Counter Lieblings ist,(aber er folgt ganz dicht dahinter ;) ) und dieses Porpora Recital ist von einer besonderes beeindruckenden gesanglichen Qualität, ich bin total begeistert!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Bayreuth bekommt zweites Opernfestival


    crbst_cencic-2.jpg"Bayreuth Baroque" wird erstmals unmittelbar nach den Wagner-Festspielen im September 2020 stattfinden. Max Emanuel Cencic übernimmt für vorerst drei Jahre die künstlerische Leitung des Festivals.

    Cencic hat das Programm für 2020 vorgelegt. Es besteht aus zwei Opernproduktionen und fünf Konzerten. Der Counter-Tenor legt den Fokus bei der Programmgestaltung auf Werke die nach der Entstehungszeit nur noch selten bis gar nicht mehr augeführt wurden. Für Freunde der Barock-Oper verspricht das Festival somit sicher einiges an Entdeckungen.

    Schauplätze des Festivals sind das Markgräfliche Opernhaus, die Schlosskirche als auch die Stadtkirche in Bayreuth.


    Das Festival eröffnet am 3. September 2020 mit Carlo il calvo von Nicola Antonio Porpora. Max Emanuel Cencic singt den Lottario. In der Besetzungsliste finden sich auch Julia Lezhneva und Franco Fagioli.

    Die Arien des Lottario hat Cencic bereits auf seiner dem Komponisten Porpora gewidmeten CD eingespielt.


    Eine zweite Oper wird konzertant bzw. semiszenisch aufgeführt: Gismondo - re di Polonia von Leonardo Vinci mit Max Emanuel Cencic in der Titelrolle.


    Bis 13. September finden dann auch noch Konzerte mit Jordi Savall, den Mezzosopranistinnen Joyce DiDonato, Vivica Genaux und Romina Basso und der Altistin Delphine Galou statt.


    Das genaue Programm mit Hintergrundinformationen zum Festival und zu den Konzerten findet man auf der kürzlich eröffneten Homepage:


    https://www.bayreuthbaroque.de/



    Gregor

  • Eine zweite Oper wird konzertant bzw. semiszenisch aufgeführt: Gismondo - re di Polonia von Leonardo Vinci mit Max Emanuel Cencic in der Titelrolle.


    Und bevor Cencic mit diesem Werk bei Bayreuth Baroque im September auf die Bühne geht, gibt es vorab die Gesamtaufnahme der Vinci-Rarität nun auf CD.

    Für alle Freunde der (wiederentdeckten) Barock-Opern. Ein paar dieser Freunde gibt es ja im Forum vielleicht noch. ;)




    Gregor

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