Hornkornzerte - und Artverwandte

  • Der Thread über Trompetenkonzerte hat mich zu diesem Thema inspiriert. Dort konnte ich nichts beitragen, den Trompetenkonzerte sind absolut nicht mein Fall. Das Horn indes zählt zu meinen Lieblingsblasinstrumenten. Es können hier also Hornkonzerte vorgestellt werden (Jeweils EINES pro Beitrag mit kurzer Erläuterung, allerdings ist die Anzahl von Beiträgen pro Mitspieler unbeschränkt) Zuletzt noch eine Erläuterung, was unter "Artverwandte" gemeint ist: Dazu gehört beispielseise die "Posthorn-Serenade" von Mozart und ähnliche Werke....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wer Hornkonzerte des 18. Jahrhunderts sucht, der wird vor allem beim Mozart Zeitgenossen Antonio Rosetti (1750-1792)fündig, dessen Werke gelegentlich auch Mozart zugeschrieben wurden. Allein 16 Konzerte für Horn und Orchester stammen aus seiner Feder, zusätzlich gibt es weitere 8 für 2 Hörner und Orchester. Das bedeutet, das die Instrumentengattung Horn 24 von insgesamt 60 Instrumentalkonzerten abdeckte. Durch die Beliebtheit und Verbreitung von Rosettis Kompositionen (ca 400 Werke) ist doch einiges auf CD erhältlich.
    Das Konzert Murray C 61 für 2 Hörner und Orchester in F-dur (1787) wurde von Rosetti zwei Hornisten der zugeeignet, nämlich den "Messieurs Nagel und Zwierzina" von der Wallersteinschen Hofkapelle. Solisten am Horn waren damals ziemlich gefragt und daher gewissemaßen auch "Stars", da die damaligen Hörner schwerer zu spielen waren als die heutigen modernen Instrumente..

    Das Konzert ist dreisätzig und beinhaltet die Satzbezeichnungen;
    1) Allegro
    2) Romance: Andante
    3) Rondeau: Allegretto


    Es befindet sich auf den Tracks 1-3 der abgebildeten CD


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In der gleichen Besetzung ist diese CD eingespielt, die sich auf Werke für zwei Hörner und Orchester konzentriert:


    Antonio Rosetti:
    3 Konzerte für 2 Hörner Murray C53,57,58
    +Notturno für Flöten, 2 Hörner & Streicher Murray B27

    Klaus Wallendorf, Sarah Willis, Bayerische Kammerphilharmonie, Johannes Moesus
    CPO, DDD, 2002


    Auch hier hat Rosetti bei der Komposition an die zwei Böhmen Joseph Nagel und Franz Zwierzina, die beiden berühmten Hornvirtuosen der Hofkapelle des Fürstentums Oettingen-Wallerstein, gedacht.
    Es ist eine klangschöne und lebendige Einspielung, die ich sehr empfehlen kann.


    Freundliche Grüße von der schon fast frühlingshaften Nordseeküste sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Ich möchte auf die Schnelle zwei Werke melden, zu denen dann später Erläuterungen folgen.
    1. Posthornsolo in Mahlers 3.
    2. Serenade für Tenor, Horn und Streicher, op. 31 von Britten.


    Übrigens, Alfred, ich teile deine Abneigung gegen die Trompete. Trompete und Querflöte mag ich nur als Farbe im Orchester. Ich habe mal gelesen, dass Mozart auch so dachte, bin mir aber nicht sicher.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich habe mal gelesen, dass Mozart auch so dachte, bin mir aber nicht sicher.


    Dass Mozart die Flöte nicht leiden konnte, ist bekannt, es gibt entsprechende Stellen in Briefen an seinen Vater.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Es gibt eine Anekdote, dass Mozart als kleines Kind vermutlich aufgrund der Lautstärke von einer Trompete erschreckt wurde oder anderweitig Abneigung zeigte. Mozarts Vater und Michael Haydn haben noch Trompetenkonzerte komponiert (über ein verlorenes Konzert Wolfgang Mozarts gibt es wohl Spekulationen). Entscheidend dürfte aber sein, dass die Clarinblastechnik, die die virtuosen hohen barocken Trompetenpartien möglich machte, ab Mitte des 18. Jhds. anscheinend schnell verloren gegangen ist. Jedenfalls musste Mozart, als er Ende der 1780er den "Messiah" bearbeitete, das Solo "The trumpet shall sound" für Horn umschreiben. Und dieses Solo ist verglichen mit denen bei Bach oder anderen mitteldeutschen Komponisten recht harmlos...


    Interessant ist, dass die Früh- und Hochromantik, die das Horn ja vielfältig in Oper, Sinfonik, sogar mit Chor (Schubert, Brahms) eingesetzt hat, kaum bleibende Hornkonzerte hervorgebracht hat. Es gibt ein kurzes Concertino von C.M. von Weber und das brillante Konzertstück für 4 Hörner von Schumann, sonst fällt mir vor Richard Strauss nichts ein.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Im April kommt eine umfangreiche Box mit Hornkonzerten. Diesen Hinweis stelle ich hier ein:



    Freundliche Grüße von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Wie "populär" ist eigentlich Haydns Hornkonzert Nr 1 ? Irgrndwie habe ich den Eindruck, daß Haydns Solistenkonzert ein wenig im Schatten stehen und nicht wirklich wahrgenommen werden - aber ich kann mich auch irren. Tatsächlich finde ich beispielsweise, daß Das Hornkonzert Nr1 aus dem Jahre 1762, welches sich auf der hier abgebildeten CD befindet, ein äusserst klangschönes Werk ist. Der Autor des Booklets der hier gezeigten Aufnahme, nimmt an, daß Haydn es eventuell für Joseph Leutgeb (1732-1811), einen bekannten Hornisten komponiert hat. Hornkonzerte wurden oft speziell für einen Solisten geschrieben, dessen Eigenheiten und Stärken in die Komposition mit einbeziehend.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Haydns authentisches Hornkonzert (es gibt noch weitere zweifelhafte) gibt es meinem Eindruck nach in reichlichen Aufnahmen, auch wenn es sicher nicht so bekannt ist wie das Trompetenkonzert und die Cellokonzerte; ich habe, glaube ich, drei oder vier Einspielungen davon, ohne dass ich das Stück je bewusst gesammelt hätte, und auch eine eines der strittigen Werke (die Aufnahme der drittgenannten CD, allerdings in einer anderen Ausgabe).
    Bei "Artverwandten" sollte man vielleicht auch die grandiose CD "Haydn - the natural horn" nennen, die außer dem 1. Konzert weitere Werke (Divertimenti) mit virtuosen Hornpartien enthält.


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hinweisen möchte ich auf diesen Thread aus lang zurückliegender Tamino-Vergangenheit:


    Haydns Hörner - Joseph Haydns Werke für Horn/Hörner und Orchester


    Ab Kosters CD ist in der Tat großartig, es sind neben dem herrlichen Hornkonzert Nr. 1 auch andere, nicht so bekannte Werke eingespielt, darunter "Cassation for 4 horns, violin, viola & continuo in D major, H. 2/D22", die ich sehr mag.


    Empfehlenswert wegen der Einspielung des Hornkonzertes mit Naturhorn ist eine CD, die ich zu meinen absoluten Lieblings-CDs zähle:


    Joseph Haydn: Symphonie Nr. 31; Hornkonzert Nr. 1
    Michael Haydn: Concertino für Horn & Orchester D-dur

    Anthony Halstead, Hanover Band, Roy Goodman
    Label: Nimbus, DDD, 1988


    Besonders liebe ich auch diese Einspielung von Sinfonie Nr. 31 ('Hornsignal')


    Zitat

    Schmetternde Hornakkorde und darauf folgende Hornsignale eröffnen die Sinfonie Nr. 31 D-Dur und geben ihr gleichzeitig den Beinamen „Mit dem Hornsignal“ oder durch die Assoziation zur Jagd „Auf dem Anstand“. Das Hornquartett prägt den ersten Satz der Sinfonie. Bei dem Hornsignal handelt es sich um eines, das dem Typus der Jagdsignale aus dem Bereich Südungarn – Kroatien- Rumänien entspricht. Joseph Haydns Sinfonie Nr. 31 (September 1765) wird in den ersten Ausgaben auch als konzertante Sinfonie bezeichnet. Als Soloinstrumente spielen neben den Hörnern auch andere Instrumente eine hervorgehobene Rolle. Der zweite Satz wird neben den Hörnern auch von Solovioline und Solovioloncello geprägt. Im dritten Satz sind die Hörner wieder tonangebend. Im vierten Satz übernehmen sie eine der Variationen, in denen auch z.B. Flöte, Violoncello und Violine solistisch hervortreten. Besonders interessant ist die siebte Variation für den Kontrabaß. Danach kommt ein überraschender Schluss, der noch einmal den Anfang der Sinfonie aufnimmt.


    Eine ebenfalls starke und profilierte Aufnahme dieser Sinfonie legt Nikolaus Harnoncourt vor:



    Joseph Haydn: Symphonien Nr.31,59,73

    Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt


    Freundlich grüßt Andrew von der Nordseeküste

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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  • Brittens op. 31 ist die Serenade für Horn, Tenor und Streicher. Aufnahmen gibt es wie Sand am Meer.
    Zunächst das "Original"



    Dann eine moderne Aufnahme:



    Eine besondere Bewandtnis hat dieses Werk für mich. 2009 suchte ich bei Google nach dem Text und nach Informationen über dieses Werk. Was habe ich als erstes angeklickt? Ein gewisses Tamino-Klassikforum. Nachdem ich dort eine Stunde herumgesurft bin, habe ich einen gewissen Herrn Alfred Schmidt in Wien angerufen und wir hatten ein sehr nettes Gespräch. Danach war ich Mitglied und habe es bis heute nicht bereut.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)