Barocke Musik-Pracht im Salzburger Dom

  • Es war nur ein Zweizeiler in meiner Fernsehzeitung, den ich fast, aber nur fast, überlesen hätte: Im 3sat-Programm wurde von den Salzburger Festspielen am Samstagabend ab 22.30 Uhr die „Missa Salisburgensis“ von Heinrich Ignaz Franz Biber aus dem Salzburger Dom gezeigt. Im Netz ist, zumindest momentan noch, eine Aufzeichnung zu sehen:


    http://www.3sat.de/page/?source=/musik/182236/index.html


    Auf der 3sat-Seite ist angegeben, dass aus Anlass der 200-jährigen Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich bei den diesjährigen Festspielen vier Konzerte mit Stücken der größten Salzburger Komponisten gegeben werden. Eines davon ist hier zu sehen und zu hören.


    Da sich hier bei Tamino noch niemand zu dieser Übertragung (oder Aufzeichnung?) geäußert hat, gehe ich mal davon aus, dass sie niemand gesehen hat. Und ich kann jeden Freund barocker Musik nur bedauern, denn diese Aufführung war großartig...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich habe, lieber musikwanderer, diese Sendung nicht nur gesehen, sondern auch aufgezeichnet. Allerdings, jetzt kommt der Wermutstropfen, nur den Monteverdi-Teil, nicht den folgenden Biber-Teil. Irgendwie ist mir dann entgangen, wer die sehr kompetenten Ausführungen waren.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich habe, lieber musikwanderer, diese Sendung nicht nur gesehen, sondern auch aufgezeichnet. Allerdings, jetzt kommt der Wermutstropfen, nur den Monteverdi-Teil, nicht den folgenden Biber-Teil. Irgendwie ist mir dann entgangen, wer die sehr kompetenten Ausführungen waren.


    Die habe ich mir auch nicht gemerkt. Manchmal sind Namen wie Schall und Rauch, hier eher Schall, aber phantastisch gutem zuzuordnen! Auch einige der verwendete Instrumente konnte ich nicht verifizieren.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich gehöre nicht zu denen, die Musikwanderer bedauern muß. :)
    AUch wenn ich es erst in den nächsten Tagen sehen und hören werde...


    Ich hab mal die Mitwirkenden rausgesucht. Collegium 1704 / Collegium vocale 1704 und Vaclav Luks sowieso lassen mich immer erwartungsvoll die Ohren spitzen...



    Miriam Feuersinger - Sopran
    Silvia Frigato - Sopran
    Julia Böhme - Alt
    Terry Wey - Countertenor
    Václav Cízek - Tenor
    Alessio Tosi - Tenor
    Tomás Král - Bass
    Stephan MacLeod - Bass


    Collegium Vocale 1704
    Collegium 1704
    Václav Luks

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Damit erklärt sich alles. Der WDR hatte mal ein paar Stücke, ich glaube, es war Telemann, von diesem Chor und Orchester gespielt; seitdem hat es bei mir einen guten Ruf, was ja auch durch diese Monteverdi-Stücke bestätigt wurde.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo,


    das Werk habe ich mit großer Freude und zunehmender Begeisterung gehört. Die Besetzung mit historischen Instrumenten (Zink, Barockposaunen etc.) große Klasse – und die Theorbe war nicht nur zu sehen (wie das oft zu sehen, aber eben nicht zu hören ist), sondern auch zu hören! – großes Lob an die Toningenieure von…(3-sat?) – die Verteilung der Ausführenden im Kirchenraum und das daraus resultierende akustische Ergebnis sehr befriedigend.


    Unklar ist mir allerdings geblieben ob ich tatsächlich nur und komplett die „Missa Salesburgensis“ gehört habe – daraus das „Sancta Maria…“ (Teil des Hymnus‘ „Ave maris stella“ aus der Marienvesper von Monteverdi) kenne ich nämlich zweifelsfrei von dort?


    Unabhängig davon – eine großartige Aufnahme!


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Nachsatz: Hinweise auf solche Aufnahmen sind sehr gut (besonders wenn sie aus der Mediathek abgerufen werden können, mit Livestream habe ich/mein PC meist Probleme.)

    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Unklar ist mir allerdings geblieben ob ich tatsächlich nur und komplett die „Missa Salesburgensis“ gehört habe


    Hier das vollständige Programm des Konzertes (von der Homepage der Salzburger Festspiele):


    CLAUDIO MONTEVERDI • „Dixit Dominus“ (Psalm 110) SV 264 aus Selva morale e spirituale SV 252–288


    CLAUDIO MONTEVERDI • „Beatus vir“ (Psalm 112) SV 268 aus Selva morale e spirituale SV 252–288


    CLAUDIO MONTEVERDI • Sonata sopra „Sancta Maria Ora pro nobis“ SV 206:11 aus Vespro della Beata Vergine SV 206


    CLAUDIO MONTEVERDI • „Laudate pueri“ primo (Psalm 113) SV 270 aus Selva morale e spirituale SV 252-288


    CLAUDIO MONTEVERDI • „Gloria in excelsis Deo“ SV 258 aus Selva morale e spirituale SV 252–288


    HEINRICH IGNAZ FRANZ BIBER • Missa Salisburgensis

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ich habe nur den Monteverdi-Teil aufgenommen; diesen habe ich jetzt eine Woche lang jeden Tag gehört. Das ist eine sensationelle Aufführung, in der es weder am Orchester noch den Solisten (die beiden Bässe!!) noch am Chor etwas zu bemängeln gibt. Dann ist dazu noch bei aller Prachtentfaltung (das ist mein berühmter Gabrieli-Faktor) immer alles durchhörbar. Auch der Dirigent Vaclav Luks: mitreißend, aber immer präzise. Ich habe bei jpc und bei amazon nachgesehen: es gibt leider keinen Monteverdi von dieser Truppe auf CD.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo Reinhard,


    falls bekannt, bitte, aus welchen der von Dir genannten Monteverdi-Werken stammt das "Sancta Maria...", das ich aus der Marienvesper kenne?


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ein Programmpunkt war in der Tat ein Auszug aus der Marienvesper, wie Du richtig erkannt hast.


    CLAUDIO MONTEVERDI • Sonata sopra „Sancta Maria Ora pro nobis“ SV 206:11 aus Vespro della Beata Vergine SV 206


    Das sollte das von Dir gemeinte sein? Oder habe ich was nicht verstanden?


    Partitur / Klavierauszug bei Breitkopf erhältlich:


    Claudio Monteverdi (1567-1643)
    Vespro della Beata Vergine SV 206
    Marienvesper herausgegeben von Jérome Roche [SSAATTTTBB,Orch] 70'


    z.B.
    ETP 8024 Studienpartitur
    ISMN: 979-0-2002-1187-0 (292 Seiten, 19 x 26,5 cm, 675 g, Broschur, Fadenheftung)

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Ich habe bei jpc und bei amazon nachgesehen: es gibt leider keinen Monteverdi von dieser Truppe auf CD.


    Die Marienvesper könntest Du evtl. am 28. Oktober in Dresden in der Annenkirche live erleben. Ich habe allerdings noch nicht nachgesehen, ob es noch Karten gibt, der Vorverkauf läuft seit Ende März. Und, wer weiß, vielleicht schneidet supraphon ja eines der Konzerte in Prag oder Dresden mit.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Lieber zweiterbass, das "Sancta Maria" ist eine Litanei aus der Marienvesper, die aber nicht, wie du vermutest hast, zu "Ave Maris Stella" gehört, sondern eine eigene Nummer ist.
    Allen von euch, die ihr gerne eine Aufzeichnung von diesem tollen Konzert haben möchtet (allerdings nur von Monteverdi) biete ich an, euch eine DVD zu schicken, ihr müsstet über Alfred, Gerhard oder andere meine Adresse rauskriegen. Unser musikwanderer kriegt sie sowieso bei der nächsten Privataudienz.


    P.S. Dresden ist leider unerreichbar für mich!

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Dank des Link-Hinweises von musikwanderer auf die Mediathek von 3Sat im ersten Beitrag lässt sich das Konzert ganz leicht herunterladen, was ich sofort tat. Es bedarf nur eines funktionierenden Downloaders. Die Bild- und Tonqualität ist vom Feinsten. Was für eine Musik! Danke sehr!


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Da hast Du, lieber Rheingold, etwas geschafft, was mir leider nicht gelungen ist - dieses hervorragende Konzert auf die Festsplatte zu bannen.
    Im übrigen möchte ich Dir (unter dem Siegel der Verschwiegenheit ;) ) schreiben, dass ich bisher Deinen Musikgeschmack in gänzlich späterer Zeit verortet habe, keinesfalls bei barocker Musik. Mein Staunen ist gewachsen...


    :thumbsup:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber musikwanderer, sei unverzagt, ich habe das Video schon fertig für dich in der Schublade!

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Lieber musikwanderer, ich benutze den Internet Download Manger, der ganz offiziell und legal im Netz zu beziehen ist. Du kannst ihn unter seinem Namen zur Probe herunterladen. Die Vollversionen kostetn dann um die zwanzig Euro. Diese Ausgabe habe ich nie bereut, zumal dieser Manger nicht in Echtzeit, sondern mit erhöhter Geschwindigkeit herunterlädt. Du musst also nicht für die Länge eines Stückes am Gerät bleiben.


    Ich freue mich sehr über die Nachfrage, meinen Musikgeschmack betreffend. Tatsächlich geht mein Interesse etwas weg von der Oper des 19. Jahrhunderts, das überhaupt mein liebstes Jahrhundert ist. Ich höre fast keinen Wagner mehr, obwohl ich es mir vornehme und mich sogar danach sehne. Dann aber singe mir die Stücke lieber in Gedanken. Ich führe mir also meinen eigenen Wagner auf. ;) Die Inszenierungen der letzten Jahre, die ich sah und die Debatten darum haben wir vieles verleidet. Ich bin nicht mehr neugierig darauf. :( Sinfonische Musik, Chorwerke und Lieder gewinnen die Oberhand. Ich bin davon überzeugt, dass Opern nicht dafür komponiert wurden, dass sie ununterbrochen aufgeführt, aufgenommen und in Sammlungen gehortet werden. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe selbst mehr als genug davon. Es wird Zeit, noch entschlossener aufzuräumen und zu reduzieren. Dadurch rette ich mir vielleicht die Oper.

    Für dieses Konzert aus Salzburg würde ich hundert schlecht gesungene Tristane geben. Ich sitze mich nicht gern fünf Stunden durch eine Händeloper, wenn ich nach den ersten zwei Stunden immer noch nicht weiß, wer wer ist. Aber so eine Darbietung wie im Salzburger Dom, bei der sich Musik auf sich selbst reduziert und nicht mehr sein will als in einer naseweisen Bühnenaufführung, empfinde ich als beglückend und befreiend. Es ist, als kehre man zu den Wurzeln und zu den Ursprüngen zurück. Das sind so ein paar persönliche Gedanken, auf die Du mich gebracht hast.


    Herzliche Grüße für Dich von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe allerdings noch nicht nachgesehen, ob es noch Karten gibt


    Inzwischen habe ich nachgesehen und Dank moderner Technologie sind zwei Stück frisch ausgedruckt in meinem Besitz. Ich bin gespannt.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Lieber Rheingold, wie sich die Bilder gleichen! Immer wenn ich sehe, was es für tolle Verdi- und Wagneraufnahmen gibt, bin ich ein bisschen neidisch. Aber warum kenne ich sie nicht so gut? Die Zeit, die man für Wagner und Verdi braucht, habe ich für Cavalli, Schütz, Palestrina, Monteverdi, Bach und Janacek gebraucht. Gerade habe ich noch mal die Monteverdi-Aufnahmen von Vaclav Luks (Monteverdi) und Thielemann (Wagner-Gala auf mdr) verglichen. Beide Musiken sind großartig, aber was für ein Unterschied bei den Dirigenten. Vaclav Luks: lebendig, beweglich, energiegeladen, aber absolut präzise in den Einsätzen. Perfekt! Übrigens, so einen Dirigenten habe ich in meinem Vokalensemble auch. Dann Thielemann: rätselhaft und nicht durchschaubar in seiner Zeichengebung, steif dazu. Unter ihm könnte ich nicht singen. Aber Orchester und Solisten sind souverän, sie singen und spielen das toll trotz des Dirigenten.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo,


    ich habe mir neulich auf BR-Klassik die Missa Salesburgensis z. T. anghört und nun diesen Thread aufgerufen.


    53 Stimmen und 5 gem. Chöre (der Rest sind Instrumentalstimmen) erzeugen eine ungeheure Klangpracht. Nachdem noch keine Aufnahme verlinkt wurde, hole ich das nun nach.
    https://www.youtube.com/watch?v=nE5LbRk4AfE


    Viel Freude - jenseits von Analytik - beim Eintauchen in diese Stimmenvielfalt


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler