Einführungstext zur Sonate Nr. 3 C-dur op. 2 Nr. 3
Diese Sonate ist die dritte unter op. 2 und trägt im Gegensatz zu den ersten beiden orchestrale Züge, obwohl es natürlich auch echte Klaviermusik ist.
Auch diese Sonate wurde von Beethoven bereits 1795 vollendet.
Beethoven widmete sie ebenfalls Joseph Haydn und sie hat auch vier Sätze, und sie ist wie folgt aufgebaut:
1. Satz: Allegro con brio, C-dur, 4/4-Takt, 257 Takte (m. Wh. der Exposition + 90) 347 Takte,
2. Satz: Adagio, E-dur, 2/4-Takt, 82 Takte
3. Satz: Scherzo, Allegro, C-dur, 3/4-Takt, 128 Takte (m. Wh. + 136) 264 Takte,
4. Satz: Allegro Assai, C-dur, 6/8-Takt 312 Takte
Gesamt mit WH: 1005 Takte
Somit gehört sie taktmäßig zu den längsten Sonaten Beethovens, aber auch, wie wir noch sehen werden. zeitmäßig zu den längsten, wenn der Pianist, wie es gehört, die Wiederholungen spielt. Deswegen werde ich es auch bei dieser Sonate negativ bewerten, wenn ein Pianist die Wiederholungen, die ja hier nur den ersten Satz (Exposition) und das Scherzo (normale Wiederholungen) betrifft, auslässt.
Aufbau der einzelnen Sätze:
1. Satz: Allegro con brio
Exposition:
Hauptthema: 1. Phase, Takt 1 bis 12
Hauptthema: 2. Phase: Takt 13 bis 26 (also Hauptsatz: Takt 1 bis 26)
2. Thema (Seitenthema): plötzliche Sechstaktigkeit:
Phase 1, Takt 27 bis 32 g-moll, c-moll, d-moll
Phase 2: Takt 33 bis 38 d-moll, g-moll, a-moll
Phase 3, Takt 39 bis 44,
Übergang: Takt 45 bis 46
Zweite Hälfte des Seitenthemas:
Takt 47 bis 76
Schlussgruppe: Takt 77 bis 90
Durchführung (besteht aus zwei Zentren):
Einleitung durch modulierende Anknüpfung an die Expositions-Schlussgruppe: Takt 91 bis 96
erstes Durchführungszentrum: Takt 97 bis 108 (endet mit dem Calando)
zweites Zentrum: ab Takt 109 mit der Wiederkehr des Themas
Reprise: ab Takt 139
Coda: 1. Phase ab Takt 218
Coda, 2. Phase ab Takt 232
2. Satz: Adagio
Haupttonart in E-dur
Teil a: Takt 1 bis 10
Teil b: Takt 11 bis 42
Teil a' (mit integriertem Tel b) Takt 43 bis 76)
Coda: Takt 77 bis 82
die ersten 6 Takte haben Fragecharakter, und die nächsten 4 Takt halten die Antworten parat.
Der zweite Teil ab Takt 1 bildet den Kontrast und ist rein formal immer gleich, ein ruhiger, fließender Teil mit Begleitcharakter; Die anscheinend gleiche Wiederholung des Thementeils weicht aber doch an zwei Stellen ab, in denen das Grundmotiv im Fortissimo erscheint.
3. Satz: Scherzo: Allegro
Im Gegensatz zum Scherzo in Sonate Nr. 2 op. 2 Nr. 2, handelt es sich hier um ein "echtes" Scherzo, was sich auch in einem höheren Tempo äußert.
Im Thema knüpft Beethoven an die letzten 6 Takte aus dem Hauptsatz des Kopfsatzes an. Das Allegro besteht aus zwei Teilen Nr, 1Takt 1 bis 16 und Nr. 2, Takt 17 bis 64, wobei man dem ersten Teil auch Expositions- und dem zweiten, längeren Teil durchführungsartige (Takt 17 bis 38) und ab Takt 40 mit Auftakt 55 bis reprisenartige uns Takt 56 bis 64 codaartige Züge zumessen könnte. Beide Teile werden wiederholt.
Das Trio (Takt 65 bis 104) ist ebenfalls zweiteilig, Teil 1 Takt 65 bis 72 und Teil 2 viermal so lang bis Takt 104.
Nach dem Pausentakt 105 wird das Allegro Da Capo wiederholt und dann die eigentliche Coda ab Takt 106 bis 128 angeschlossen, die in großen dynamischen Gegensätzen die unterschwellige Dramatik dieses Scherzos und die visionäre Kraft Beethovens schon zu diesem frühen Zeitpunkt betont.
4. Satz: Allegro Assai
Das Finale ist eine Mischform zwischen Rondo und Sonatenform. Es steht, wie öfter bei Beethoven in strahlendem Licht dar und hat die dramatischen Auseinandersetzungen des voraufgegangenen Geschehens hinter sich gelassen und präferiert hier Virtuosität und Spielfreude. Ähnliches hatten wir ja auch von der Sonate Nr. 11 gesagt.
Da hier die strengen Wiederholungsvorschriften eines originalen Sonatensatzes fehlen, ergibt sich eine zeitliche Abfolge von mehreren Satzteilen hintereinander, die man wie folgt einteilen könnte, wobei natürlich inhaltliche Wieerholungen vorkommen, sie folgen nur im Notenbild hintereinander. Insgesamt haben wir hier also eine Dreiteilung:
I:
Hauptsatz........................Seitensatz.................Hauptsatz
Takt 1 - 28.......................Takt 29 - 68..............Takt 69 - 102
3teilig (A-B-A)..................C D(Dominante).......A mit neuer Fortsetzung
........................................C D..........................durchführungsartig
Takt 69 bis 102
........................................Rückleitung ............
.......................................Takt 55 bis 68.........
II:
........................................Mittelteil
........................................Takt 103 bis 180
........................................3teilig, mit Wiederholung
........................................des 2. und 3. Teils (Subdominante)
........................................Takt 147 bis 180
III:
Hauptsatz........................Seitensatz................Coda
Takt 181 - 217.................Takt 218 - 253..........Takt 253 - 312
3teilig..............................reprisenartig.............schlussmäßig umgestalteter
.......................................(Tonika).....................Hauptsatz
Literatur: siehe Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Klaviersonate_Nr._3_(Beethoven)
sowie Uhde, Jürgen, S. 89 bis 117
Ich wünsche viel Freude mit dem Anhören dieser Sonate sowie mit der Lektüre der Hörberichte in diesem Thread, außerdem keinerlei Zurückhaltung zu schriftlichen Äußerungen an dieser Stelle, sei es in Form von Kommentaren und Meinungsäußerungen oder in Form von eigenen Berichten.
Liebe Grüße
Willi