"Alles auf Anfang" oder "Man müsste Klavier spielen können" - ein Gedankenexperiment

  • Auslöser des folgenden Experiments war dies: ich habe mir mal wieder einen Lieblingsfilm angesehen, nämlich ein Porträt von "The Sixteen", die in einer schönen spanischen Kirche Tomàs Luis de Victoria sangen. Da habe ich das gedacht, was ich damals auch gedacht habe: wenn ich noch mal auf die Welt komme, möchte ich da Tenor singen. Dazu hätte ich natürlich einen besseren Tenor abgeben müssen als ich ihn hatte.
    Das Gedankenexperiment: versetzt euch in eure Jugend, so um 20. Ihr habt im musikalischen Bereich außerordentliche Fähigkeiten, die euch in die Lage versetzen, Berufsmusiker zu werden, egal ob Instrumentalist, Sänger oder Musikwissenschaftler.
    Hier meine Reihe:
    1. Orgel spielen können (ich hatte in meiner Klasse einen Jungen, der in der Kirche in Düsseldorf-Benrath regelmäßig spielte. Den habe ich sehr bewundert, und da störte mich auch nicht die Tatsache, dass er katholisch war.


    2. Oboe und Englischhorn spielen bei den Duisburger Philharmonikern


    3. Mitglied bei "The Sixteen" werden oder Dirigent der "Suspicious Cheese Lords"


    4. Als Musikwissenschaftler Neues entdecken, z.B. eine Oper von Pavel Haas mit handschriftlichen Einträgen seines Lehrers Leos Janacek. Oder eine unbekannte Motette von Schütz. Oder das Allerbeste: "Arianna" von Monteverdi finden.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • hallo Dr.,


    da bringst Du bei mir eine Saite zum Schwingen. Ich war 12, konnte leidlich Noten lesen und lernte mein erstes Musikinstrument - eine Blockflöte.


    Wenn ich heute daran denke, was gewesen wäre wenn ich das Notenlesen mehr oder weniger vervollkommnet hätte und das Instrument wäre ein Klavier gewesen ...
    ein Dasein als Künstler wäre für mich wohl nie in Frage gekommen, aber ich stelle es mir toll vor, wenn man vom Blatt spielen kann, auch schwierige Sachen.


    Und wenn ich manchmal im Schlaf die tollste Musik träume, die ich vorher noch nie gehört habe, das zu Blatt zu bringen ...


    Was wäre wenn ... eigentlich nicht mein Lielingsspiel, denn es zählt für mich nur, was ist, nicht was wäre - aber träumen darf man ja ...


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Als Kind hab ich auch angefangen Klavier spielen zu lernen, daß ist dann aber daran gescheitert, weil ich immer nur Volkslieder spielen musste. Vielleicht , wenn ich trotzdem weiter gemacht hätte, dann wäre ich heute Dirigent an der Rheinoper :) .Heute kann ich zwar Parituren lesen, und mehr schlecht als recht Keyboard spielen, aber ich erwische mich manchmal dabei, mich zu ärgern, eine Chance vertan zu haben. So langt es halt nur zum Hobby Dirigenten.

  • Ach, das ist, um Fontane zu zitieren, ein weites Feld.
    Tatsache ist, dass ich, wie Rolo, als Zweitklässler mit der Blockflöte anfing, ab dem fünften Schuljahr die Geige zu strapazieren lernte, um dann mit zwölf oder dreizehn bei der Orgel anlangte.
    Es hat alles nicht viel genützt, denn über die erste Geigenlage bin ich nie hinausgekommen, auch, weil mir der Geigenton, Solo gespielt, grauselig vorkam (noch heute rufen die entsprechenden Solowerke großer Komponisten stehende Haare hervor - so gut der Profi-Geiger auch sein mag!)
    Und das "Clavier"? Ach du meine Güte, meine Hände wollten immer im Gleichklang agieren und die Füße haben ja bei der Orgel auch imm er eine Funktion - es war einfach nicht mein Ding.
    Aber Notenlesen ist geblieben - etwas wenigstens...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich musste vorhin wegen eines Termins meinen Beitrag abbrechen - zu sehr mit der Zeit verschätzt.
    Jetzt aber möchte ich gerne zugeben - damit auch dr. pingels Vorgabe erfüllend -, dass mich Klavier oder Orgel gut spielen zu können, schon reizen würde. Beides sind Instrumente, die mir von der Klangerzeugung und ihrer Wirkung zusagen.
    Kurz überlegt, wie es mit dem guten Ton aus dem Hals, dem Singen also, bei mir wäre, bin ich mir sicher, das nicht.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich war als Kind und Jugendlicher so weit von einer musikalischen Begabung entfernt, dass sich jeder Gedanke an eine eine entsprechende Laufbahn nicht im entferntesten gestellt hat. Über ein paar klägliche Versuche mit der Blockflöte bin ich nicht hinausgekommen, immerhin hat es dazu gereicht, bei ein paar Weihnachtsfesten im Familienkreise das musikalische "Rahmenprogramm" zu gestalten :thumbup: .


    Dennoch - wenn eine gute Fee mir eine Berufung und einen dazu passenden Beruf ermöglichen würde, dann wäre es eine musikalische, und zwar in dieser Reihenfolge:


    1. Dirigent
    Mein Traum war es immer, ein großes Symphonieorchester zu dirigieren und meine geliebten Werke selbst aufzuführen. Leider bin ich über das Mit-Dirigieren vor der heimatlichen Stereo-Anlage nie hinausgekommen. ;(


    2. Opernsänger, am liebsten Tenor
    Auch ein lange gehegter Traum, auf der Bühne zu stehen und Rollen wie den "Cavaradossi" oder "Tristan" zu singen (am liebsten natürlich in einer zeitgemäßen Inszenierung :baeh01: )


    3. Konzertpianist
    Auch das wäre großartig, einmal die virtuosen Klavierkonzerte selbst spielen zu können.



    Leider alles nur Träume, wie so vieles im Leben. Immerhin kann ich mir hier zumindest sicher sein, dass sie alle weit außerhalb des Erreichbaren gelegen haben.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Dirigieren, lieber Bertarido, hatte ich in diesem Zusammenhang auch ins Auge gefasst. Da ich mich aber schon etwas länger und von daher auch näher kenne, diesen Gedanken auch wieder versenkt. Müssen nicht die Pultstrategen wie Diktatoren gestrickt sein (sinngemäß Georg Solti zitiert: Wenn ich vor dem Orchester stehe, wird es gemacht wie ich es befehle!)? Das aber liegt mir überhaupt nicht. Wenn ich mich richtig erinnere, wird Bruno Walter als Gegenpol beschrieben (vielleicht gibt es auch noch andere, deren Namen mir nicht in den Sinn kommt). Aber es stimmt schon: Hier geht es ja nur
    um Fiktives! In diesem Sinne wäre das auch eine feine Sache ;)


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich spiele leider gar kein Instrument, kann lediglich einige unrühmliche Klangexperimente - anders kann man das nicht nennen - mit einer Trompete vorweisen.
    Gerne spielte ich Cello oder Gitarre, am besten natürliches Beides (wenn vielleicht auch nicht gleichzeitig :D).


    Mangels zeitlicher Ressourcen muss das aber noch bis zur Rente warten.

    Zitat

    Den habe ich sehr bewundert, und da störte mich auch nicht die Tatsache, dass er katholisch war.


    Bewundernswert, wie man so viel Toleranz aufzubringen vermag. :D


    Viele Grüße
    Frank

  • Ich muss sagen, dass mir jetzt erst eingefallen ist, was bisher immer für Ärger gesorgt hat, aber inzwischen von den meisten geduldet wird. Es ist natürlich die Sache mit der 9. von Beethoven. Ich möchte betonen, dass diese Sinfonie in den ersten drei Sätzen die wohl beste Sinfonie ist, die je geschrieben wurde. Inzwischen habe ich mich auch etwas an den 4. Satz gewöhnt. Als Dirigent eines Sinfonieorchesters allerdings würde ich ein großes Experiment machen. Denn inzwischen habe ich entdeckt, dass der 4. Satz große Musik ist, etwa die Einleitung, die alle Motive zusammenbringt. Jetzt kommt die Einschränkung: ich würde die Stimmen weglassen. Die Noten der Solisten würde ich von einem kleinen Orchester spielen lassen und den Chor von den Blechbläsern.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)