Beim Schmökern in alten Forum-Texten stoße ich immer wieder auf interessante Erkenntnisse, die ich an dieser Stelle nicht vermutet hätte. Diesmal war es bei einem Bericht von den Salzburgerfestspielen 2014. Die Aufführung hatte ich sogar selber in der Fernseh-Übertragung verfolgt und mich gewundert, dass sie mich enttäuscht hatte. Den Grund lieferte mir jetzt, mehr als zwei Jahre danach - Rheingold!
Es handelte sich um die damals neue Produktion von Arabella. Als Grund für die matte Aufführung, trotz Starbesetzung, machte Rheingold in der Verschiebung der Handlungszeit aus, wodurch viele wichtige Textstellen im luftleeren Raum hängen blieben. Er untermauerte das mit einer stattlichen Liste von Textstellen, die eng an die Originalzeit gebunden sind - und die sich den meisten Zuschauern nur erschließen, wenn sie das Stück gut kennen.
Letzteres wurde mir beim Lesen schlagartig klar, denn das Stück gehört auch zu meinen Favoriten im Repertoire. Ähnlich erging es mir bei Rheingolds Beurteilung der Protagonisten, die mit Renée Fleming und Thomas Hampson zwar prominent, aber nicht rollendeckend besetzt waren. Auch dem kann ich nur zustimmen. Wenn ich heute die Stelle höre "Das ist ein Engel, der vom Himmel niedersteigt!" - und den prosaischen Zusatz von Waldner "Immer eine holbe Stunde zu spät!", dann sehe ich immer nur vor mir: Lisa Della Casa, George London und Otto Edelmann. Obwohl ich die letzteren beiden nie in diesen Rollen erlebt habe -nur auf Platten gehört!
Mit diesen Phänomenen lohnt es sich, damit auseinanderzusetzen: Es gibt Opern, die mehr als andere davon abhängen, dass sie in der richtigen Zeit, am richtigen Ort gespielt und in adäquater Besetzung gespielt werden. Dazu gehören etwa Figaro, Freischütz, Meistersinger, Jenufa, Boris, Verkaufte Braut... Auch die äußere Erscheinung ist, besonders bei Liebesszenen, manchmal sehr wichtig, wie das damals Dr.Pingel berechtigterweise forderte.
Auf eine fruchtbare Diskussion um die Annäherung an eine optimale Aufführung (und damit um die Eroberung der schönen Dame Oper!) freut sich, mit herzlichen Grüßen, Sixtus