Christoph Eschenbach - Erinnerung an seine Pianistenkarriere

  • Nachdem ich etwas ungläubig feststellen mußte, daß CHRISTOPH ESCHENBACH in unerem so umfangreichen Themenverzeichnis "Klavier" nicht vorkommt, möchte ich hier etwas Wiedergutmachung betreiben und ihm einen Thread widmen, obwohl ich ihn schon an anderer Stelle in unserem Forum in einigen Beiträgen berücksichtigte.


    In erster Linie werden sich wohl die Älteren von uns an seine großartige Pianistenlaufbahn erinnern. Die meisten werden CHRISTOPH ESCHENBACH nur noch als Dirigenten kennen oder erlebt haben. Dabei beschäftigte er sich bis 1972 fast ausschließlich mit dem Klavierspiel.


    CHRISTOPH ESCHENBACH wurde am 20. 02. 1940 in Breslau als Sohn des Musikwissenschaftlers H. Ringmann geboren. Nachdem seine gesamte Familie im 2. Weltkrieg umkam, nahm er als Vollwaise den Namen seiner Adoptiveltern an. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er von WALLYDORE ESCHENBACH; einer Cousine seiner Mutter. Bereits als 10-Jähriger gewann er beim Hamburger Stainway-Wettbewerb den 1. Preis. Seine weitere pianistische Ausbildung erhielt er durch HANS-OTTO SCHMIDT-NEUHAUS in Köln, und anschließend bei ELIZA HANSEN in Hamburg, wo er auch bei WILHELM BRÜCKNER-RÜGGEBERG Orchesterleitung studierte. Seine steile Karriere als Pianist mit bereits weltweiten Reisen begann 1965, als er mit 25 Jahren den CLARA-HASKIL-Wettbewerb in Luzern gewann. 1962 hatte er beim ARD-Wettbewerb schon den 2. Preis gewonnen.(Kein 1. Preis vergeben) 1966 nahm kein geringerer als HERBERT VON KARAJAN BEETHOVEN's 1. Klavierkonzert mit ihm auf. Etwa in der gleichen Zeit begann er, mit JUSTUS FRANTZ vierhändig zu konzertieren, und mit ihrem hervorragenden Zusammenspiel ernteten diese damals große Anerkennung der Fachkritik, zumal mit der exemplarischen Einspielung aller 4-händigen Werke von MOZART. Konzerte als Solist führten ihn in die ganze Welt. 1967 begann er bei GEORGE SZELL sein Dirigierstudium, und 2 Jahre später gab er unter diesem sein pianistisches US-Debüt. 1972 gab er dann in Hamburg sein Dirigenten-Debüt mit der Aufführung von BRUCKNER's 3. Sinfonie.


    Als Pianist galt seine Liebe vor allem MOZART und BEETHOVEN sowie den deutschen Romantikern, auch CHOPIN und BARTOK. Auch für zeitgenössische Musik setzte er sich ein. So spielte er 1968 die Uraufführung von GÜNTER BIALAS' Concerto lirico und HANS WERNER HENZEs 2. Klavierkonzert.
    In der Folge spielte er auch häufig Kammermusik and begleitete große Sänger, vor allem DIETRICH FISCHER-DIESKAU. oder auch EDITH MATHIS mit SCHUMANN-Liedern. 1981 spielte er mit JUSTUS FRANTZ und Bundeskanzler SCHMIDT MOZART's Konzert für 3 Klaviere ein. Ähnlich wie seine Pianisten-Kollegen DANIEL BARENBOIM und VLADIMIR ASHKENAZY stellte CHRISTOPH ESCHENBACH dann immer mehr seine so gefeierte Pianistenkarriere ein - zum Leidwesen vieler Klavierliebhaber und Verehrer seiner Kunst - und entwickelte eine neue große Karriere als Dirigent, der sich nur noch gelegentlich als Pianist hören läßt.


    Als Pianist war mir der junge CHRITOPH ESCHENBACH schon 1963 aufgefallen, als ich ihn in Würzburg mit einem MOZART-Recital hörte, und ich besitze noch heute meine Notiz über diesen denkwürdigen Sonaten-Abend, in der ich meine Begeisterung schriftlich festhielt und auch meine Überzeugung, daß diesem damals noch 23-Jährigen wohl eine goße Zukunft beschieden sein dürfte. Damals wußte ich noch nicht, daß er schon 1 Jahr zuvor den Internationalen ARD-Preis gewonnen hatte. Ich war deshalb nicht mehr allzusehr überrascht, als Ende der 60er Jahre bekannt wurde, daß er sämtliche MOZART-Sonaten bei der DGG einspielte, und daß das künstlerische Ergebnis ein großartiges war und von vielen Musikkritikern mit Elogen bedacht wurde.
    Und trotz der zahlreichen großen MOZART-Interpreten wie z. B. HASKIL, UCHIDA, CURZON, ANNIE FISCHER, PIRES, GIESEKING und vielen anderen mehr, kann ESCHBACH mit seinem Spiel dieser Sonaten bis heute sehr gut bestehen und überzeugen, und es ist für mich nicht ganz zu verstehen, daß sein Name nicht öfter genannt wird wenn es um die Besprechung von MOZART-Aufnahmen, eben besonders seiner Sonaten geht. Allerdings entspricht es nicht seinem Verständnis der Werke des meist noch jungen MOZART, in seine Interpretation zu viel Verzärtlichung in die einzelnen Sonaten zu legen oder zuviel Reflexion walten zu lassen. Dennoch spult der die Sonaten nicht einfach ab mit der bei ihm gewohnten hohen Technik, sondern sein MOZART-Spiel ist wohltuend natürlich, jugendlich frisch, und dennoch von hoher Sensibilität, pointiert, im Anschlag mit vielen Schattierungen, und seine Phrasierung ist großartig. Weder nimmt er die Sonaten allzu leicht oder gar trivial, noch verleiht er diesen ein zu großes Gewicht, das diesen nicht zukommt. Die Presto-Sätze fließen bei ihm wunderbar leicht und quirlig, während er Andante-Sätzen mit jener Nachdenklichkeit zu versehen mag, wie man diese in so vielen anderen Werken MOAZRTs kennt. Jede einzelne Sonate gestaltet er mit individueller Phantasie und verleiht ihnen so ein ganz persönliche Note. Wie urteilte doch INGO HARDEN über sein Spiel so treffend: "Es gelingt ihm spielend das Kunststück, bei strengster Werktreue aus seinem Part musikalisches Gold zu schlagen!"
    Erinnert man sich an den klugen Ausspruch von WILHELM KEMPFF, daß MOZART's Sonaten Amateuren zu leicht erscheinen und sich für professionelle Musiker als oft zu schwer erweisen, so kann man von dem damals noch jungen ESCHENBACH feststellen, daß er genau das richtige Gespür und den richtigen Ton für diese oft kompositorisch und spieltechnisch unterschätzen Werke gefunden hat. Zumindest was die Sonaten KV 330 und 331 anbetrifft, wie auch seine Interpretation der Rondos KV 485 und 511, so konnte mich bis heute kaum eine der vielen Einspielungen anderer Pianisten je wieder so uneingeschränkt überzeugen!


    .com/watch?v=XOuv-e2X7vo&index=38&list=PLA212D0697BD3048A


    Aber auch bei der Einspielung der Klavierkonzerte KV 271, 414, 459, 467, 488 u. 595 mit dem LPO bewies CHRISTOPH ESCHENBACH als Pianist größte Sorgfalt und höchste Sensibiliät. Doch erschöpfte sich sein erfolgreiches pianistisches Wirken durchaus nicht mit den Werken MOZARTs, sondern bereits in den frühen 1970er Jahren spielte er in beeindruckender Manier so schwierige Werke wie BEETHOVEN's Hammerklavier-Sonate ein - die BEETHOVEN-Sonaten lagen ihm sehr am Herzen, doch konnte er sein Großprojekt eines BEETHOVEN-Sonaten-Zyklus bei EMI nicht realisieren - ferner SCHUBERT's letzte beiden Sonaten, die CHOPIN-Préludes, viel Beachtung fand auch die Einspielung seiner 4 HAYDN-Sonaten und die HAYDN-Variationen mit JUSTUS FRANTZ, schließlich auch die BRAHMS f-moll Sonate, und in diese Zeit fiel auf seine Gesamtaufnahme der Lieder SCHUMANNs als Klavierpartner von DIETRICH FISCHER-DIESKAU. Häufig begleitete er in diese Zeit auch andere Sänger. Vor allem gerühmt wurde seine Aufnahme von SCHUBERT-Liedern mit RENÉE FLEMING nach Beendigung seiner eigentlichen pianistsichen Aktivitäten. Seine Begleitung wurde dabei als "einzigartig farbenreich, intim und sensibel ausgehört" charakterisiert.


    Ich finde es sehr bedauerlich, daß CHRISTOPH ESCHENBACH schon so relativ frühzeitig seine Pianisten-Karriere beendete. Doch gebietet das schon in jungen Jahren von ihm pianistisch Erreichte und Geleistete den allergrößten Respekt und unseren Dank für seine großartige künstlerische Hinterlassenschaft!!






  • Ich darf vielleicht noch Zweierlei ergänzen, lieber wok, zum einen diese ausgezeichnete Box, in der Eschenbach und Frantz vierhändig Schubert spielen,



    und die Tatsache, dass Eschenbach in den letzten Jahren seine Pianistenkarriere wieder aufgenommen hat und zwar als ernsthafter und anerkannter Liedbegleiter, aber auch als Solopianist ist er zurückgekehrt, auf der dritten von mir eingestellten (Doppel)CD spielt er auch die B-dur-Sonate D.960, den wie es auf dem Cover heißt, "anderen Schwanengesang". Ich nenne ihn den "Schwanengesang ohne Worte".



    Übrigens habe ich Eschenbach zuletzt live erlebt, als er auf dem Schleswig-Holstein-Musikfestival-Abschlusskonzert am 30. August 2015 in Kiel das Verdi-Requiem in einem mitreißenden Konzert dirigierte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    William B.A.: Ich darf vielleicht noch Zweierlei ergänzen, lieber wok, zum einen diese ausgezeichnete Box, in der Eschenbach und Frantz vierhändig Schubert spielen,



    und die Tatsache, dass Eschenbach in den letzten Jahren seine Pianistenkarriere wieder aufgenommen hat und zwar als ernsthafter und anerkannter Liedbegleiter, aber auch als Solopiansit ist er zurückgekehrt, auf der dritten von mir eingestellten (Doppel)CD spielt er auch die B-dur-Sonate D.960, den wie es auf dem Cover heißt, "anderen Schwanengesang". Ich nenne ihn den "Schwanengesang ohne Worte".


    Hallo Willi,


    Vielen Dank, daß Du zu so später Stunde noch auf meinen Beitrag über CHRISTOPH ESCHENBACH zurückkommst.


    Ja, seine wunderbare Aufnahme mit JUSTUS FRANTZ der vierhändigen Werke von Schubert hätte ich in meinem Bericht auch noch unbedingt erwähnen sollen. Doch es gäbe ja noch soviel zu berichten!


    Ja, er tritt schon noch hin und wieder als Pianist auf, vor allem als Liedbegleiter - vielleicht auch mehr als mir bekannt ist, und macht auch noch Einspielungen - in meinem Bericht schrieb ich ja, daß er noch gelegentlich als Pianist zu hören ist, doch trauere ich als großer Liebhaber von Klaviermusik eben dem nach, was ESCHENBACH noch alles hätte auf diesem Gebiet leisten können, wenn er ganz dabei geblieben wäre, bei diesen großartigen Anlagen, die er für dieses Instrument mitbringt. Sein Anschlag - besonders gut in den Sonaten zu hören - ist einfach zauberhaft. Aber sehen wir es positiv und sind wir froh darüber, daß wir uns an ihm nun sogar in 2 Funktionen erfreuen können, in denen er Großes leistet!


    Viele Grüße nach Frankreich!


    wok

  • Lieber wok, hier haben wir noch einen kurzen Auschnitt mit Matthais Goerne und Christoph Eschenbach mit zwei kurzen Liedern aus der "Schönen Müllerin" aus der Carnegie Hall:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich danke für diesen Thread! Indes glaube ich nicht, dass es unbedingt geringe Wertschätzung für Eschenbach ist, dass er bisher scheinbar noch keinen eigenen Thread im Pianistenforum erhielt. Meiner bescheidenen Meinung nach wird Christoph Eschenbach heutzutage (und wohl seit mindestens zwanzig Jahren) in erster Linie als Dirigent wahrgenommen und auch durchaus geschätzt. Dafür sprechen zahlreiche Positionen bei renommierten Orchestern in aller Welt bis zum heutigen Tage. Er ist insofern wohl durchaus vergleichbar mit Barenboim. Ist er denn überhaupt noch als Pianist wirklich aktiv unterwegs? Ich könnte mich gar nicht entsinnen, den alten Eschenbach mal an einem Flügel gesehen zu haben. Als Dirigent dagegen ist er auch 2016 ständig weltweit präsent.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Wie das o. a. Video in aller Kürze zeigt, ist er ja wohl vor nicht allzu langer Zeit mit Matthias Goerne in der Carnegiee Hall mit der "Schönen Müllein" aufgetreten. Ob er das jetzt regelmäßig macht, weiß ich nicht, aber er hat etliche Aufnahmen mit Goerne gemacht (s. o.).


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    William B.A:. Lieber wok, hier haben wir noch einen kurzen Auschnitt mit Matthais
    Goerne und Christoph Eschenbach mit zwei kurzen Liedern aus der "Schönen
    Müllerin" aus der Carnegie Hall:


    Hallo Willi,


    Vielen Dank für das Video mit MATTHIAS GOERNE und CHRISTOPH ESCHENBACH als Klavierbegleiter. Ist sehr lieb, daß Du Dir trotz Deiner Chor-Engagements diese Mühe gemacht hast!


    Die Finger ESCHENBACH laufen ja noch bestens, denn das sind pianistisch 2 sehr schwierige Lieder, die da wiedergegeben wurden. Um in der Carnegie Hall spielen zu dürfen, muß man ja auch noch etwas bieten können. Für mich ist dies trotz der Kürze eine sehr interessante und wertvolle Aufnahme, denn ich kenne ihn eben noch mit seiner vollen Haarpracht als jungen und eben schon 1963 sehr beeindruckenden Pianisten. Seine früheren Aufnahmen mit DIETRICH FISCHER-DIESKAU haben mir sängerisch allerdings besser gefallen!


    Gruß
    wok

  • Ich danke für diesen Thread! Indes glaube ich nicht, dass es unbedingt geringe Wertschätzung für Eschenbach ist, dass er bisher scheinbar noch keinen eigenen Thread im Pianistenforum erhielt. Meiner bescheidenen Meinung nach wird Christoph Eschenbach heutzutage (und wohl seit mindestens zwanzig Jahren) in erster Linie als Dirigent wahrgenommen und auch durchaus geschätzt. Dafür sprechen zahlreiche Positionen bei renommierten Orchestern in aller Welt bis zum heutigen Tage. Er ist insofern wohl durchaus vergleichbar mit Barenboim. Ist er denn überhaupt noch als Pianist wirklich aktiv unterwegs? Ich könnte mich gar nicht entsinnen, den alten Eschenbach mal an einem Flügel gesehen zu haben. Als Dirigent dagegen ist er auch 2016 ständig weltweit präsent.


    Hallo Joseph II.,


    Vielen Dank für Deine Kommentierung meines Threads und meines Beitrags über CHRISTOPH ESCHENBACH!


    Ich bin mir ja voll bewußt darüber, daß ESCHENBACH als Dirigent nach wir vor sehr geschätzt ist, und diese Wertschätzung ist ja auch mehr als gerechtfertigt, denn was er als Dirigent in den letzten Jahrzehnten geleistet hat, ist aller Ehren wert! Du hast ja selbst 2010 einen Thread als Hommage zu ESCHENBACH's 70. Geburtstag lanciert, und u. a. auf seine Qualitäten als MAHLER-Dirigent hingewiesen!


    Mir ging es nun ja doch aber ausschließlich darum, an die Qualitäten ESCHENBACH's als Pianist zu erinnern, und nachdem er in unserem Verzeichnis von weit mehr als hundert von m. E. z.um Teil gewiß nicht bedeutenderen Pianisten fehlte, fand ich es an der Zeit, ihn eben auch einmal als wunderbaren Pianisten herauszustellen, denn schließlich galt von seinem 5. Lebensjahr an, bis etwa zu seinem 30. Lebensjahr, seine ganze Liebe und sein ganzes Wirken dem Klavier, und damit wurde er seit dem Gewinn des Clara Haskil Wettbewerbs in Luzern, und seit ihn HERBERT VON KARAJAN 1966 entdeckte und ihn für BEETHOVEN's 1. Kavierkonzert mit den BERLINER PHILHARMONIKERN engagierte, ja auch schlagartig international bekannt und berühmt. Wer ihn ihn in jungen Jahren als Pianist persönlich erlebte, war von seinem Spiel und seiner Ausstrahlung einfach fasziniert, und selbst wer nicht dieses Glück hatte, ihm in jener Zeit persönlich begegnet zu sein, der höre sich doch einfach einmal an, wie er schon in jungen Jahren die MOZART-Sonaten spielte! Dies allein rechtfertigt doch m. E. schon das Vorhaben, ihn n unserem Forum auch einmal als exzellenten Pianisten darzustellen, und an sein 25-jähriges Wirken als solcher zu erinnern.


    Viele Grüße aus Málaga!
    wok

  • Ich erinnere mich, daß ich in meiner Jugend EINE Langspielplatte mit Eschenbach besaß, wo unter anderem die Sonate KV 331 mit enthalten war "mit dem türkischen Marsch" im Schlußsatz. Heute besitze ich sämtliche Mozart Klaviersonaten mit Eschenbach in der DGG-Box - und weiß es nicht einmal, Erst bei der Recherche zu diesem Thread habe ich sie gefunden, Ich vermute übrigens, daß der verlassende Ruhm auf einen anderen Pianisten, den DGG im Stall hatte zurückzuführen istm nämlich Wilhelm Kempff. Spiel Eschenbasch die Sonaen nämlich ziemlich direkt und sachlich, finden wir bei Kempff ein weicheres Spiel und einen Hauch mehr Delikatesse, da war sozusagen die Konkurrenz im eigenen Haus. Diese Behauptung schmälert indes Eschenbachs musikalische Verdienste als Pianist in keiner Weise....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht darf ich noch diese Box mit Schumann-Liedern aus den Jahren 1974-78 hinzufügen, um Eschenbachs Pianistenbild zu ergänzen, der hier Dietrich Fischer Dieskau begleitet:



    die bekanntesten daraus sicherlich der Liederkreis op. 24, die Kerner-Lieder op. 35 und die Dichterliebe op. 48. Aber es ist auch viel Unbekannteres dabei, von den 18 Liedern op. 25 bis zu vier Gesängen op. 142. Ich habe diese Box schon auf meine Einkaufsliste gesetzt.


    Hier die Dichterliebe:


    Liebe Grüße


    Willi :)


    Leider hat sich der Threadgründer wok nach kurzer Reaktvierung im letzten Herbst wieder zurückgezogen. Ich vermisse ihn.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Ich habe diese Box schon auf meine Einkaufsliste gesetzt.

    Auf meine Wunschliste kommt sie auch, lieber Willi! Fischer-Dieskau ist natürlich aufregend, aber auch Eschenbach finde ich Extraklasse! Und Du hast Recht, das Repertoire ist eine Schumann-Entdeckungsreise! :)

    Leider hat sich der Threadgründer wok nach kurzer Reaktvierung im letzten Herbst wieder zurückgezogen. Ich vermisse ihn.

    Ich hoffe, er nimmt nur eine kurze schöpferische Pause!


    Herzlich grüßend
    Holger

  • seit ihn HERBERT VON KARAJAN 1966 entdeckte und ihn für BEETHOVEN's 1. Kavierkonzert mit den BERLINER PHILHARMONIKERN engagierte, ja auch schlagartig international bekannt und berühmt.

    Wie zahlreiche andere Klaviermusikfreunde, bedauere auch ich, daß Christoph Eschenbach sich vor Jahren praktisch als Pianist verabschiedet hat und sich seitdem praktisch ausschließlich als Dirigent betätigt.


    Neben den bereits hier genannten und gelobten Aufnahmen aus seiner Zeit als Klavierspieler möchte ich diese hier noch einmal besonders vorstellen:
    BEETHOVEN: Klavierkonzert Nr. 1 C-dur, Op. 15
    mit den Berliner Philharmonikern, Dirigent: Herbert von Karajan (Aufnahme: 12/1966, Berlin, Jesus-Christus-Kirche).


    Für mich ist sie bis heute eine der herausragendsten Aufnahmen dieses Konzerts. Ihr künstlerisches Niveau stelle ich in eine Reihe mit so berühmten Aufnahmen wie Michelangeli/Giulini (DGG), Arrau/Haitink (Philips), Svjatoslav Richter/Münch (RCA) oder Gilels/Szell (CBS).


    Nicht jeder mag sich mit den getragenen, fast majestätischen Tempi Eschenbachs gleich anfreunden (wurden sie mehr vom Dirigenten als vom Pianisten bestimmt?), doch mich beeindruckt diese Interpretation, die sich mit keiner mir bekannten vergleichen läßt, immer wieder durch ihre Geschlossenheit, ihren Atem und das herrliche, makellose Spiel des damals 26jährigen Pianisten. Zu rühmen ist auch die glänzende Aufnahmetechnik.
    Ursprünglich plante die DGG wohl eine Gesamtaufnahme in dieser Besetzung. Warum das Projekt schließlich nicht zustande kam, ist nicht bekannt geworden. Der junge Eschenbach trat in der Folge noch wiederholt mit Karajan in öffentlichen Konzerten auf, so u.a. auch in Salzburg, aber im Studio kamen sie nicht mehr zusammen.



    Christoph Eschenbach nahm später für die Deutsche Grammophon noch die Konzerte Nr. 3 (mit Hans-Werner Henze) und Nr. 5 (mit Seiji Ozawa) auf.


    Es sind gute, aber keine herausragenden Aufnahmen. Dies trifft aber m.E. uneingeschränkt auf die obige Produktion zu. Sie ist auf dieser CD gekoppelt mit Beethovens Tripelkonzert, das Karajan 1979 mit Mark Zeltser (Klavier), Anne-Sophie Mutter (Violine) und Yo Yo Ma (Cello) aufgenommen hat.


    LG, Nemorino





    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zum Pianisten Christoph Eschenbach möchte ich noch ergänzen, daß bei Brillant Classics folgende preiswerte 6 CD-Box erschienen ist:

    mit folgenden Aufnahmen, die ursprünglich alle von der DGG veröffentlicht wurden:
    CD 1: Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 3 (mit Henze) & 5 (mit Ozawa)
    CD 2: Beethoven: Hammerklavier-Sonate
    CD 3: Chopin: Préludes op. 28 + Schumann: Kinderszenen op. 15
    CD 4: Schubert: Sonate D. 959
    CD 5: Schubert: Sonate D. 960
    CD 6: Henze: Klavierkonzert Nr. 2


    Leider fehlt das Beethoven-Konzert Nr. 1 (mit Karajan), das ich hier noch in seiner Original-LP-Ausgabe vorstellen möchte:
    81U1-P4PPxL._SX522_.jpg


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Um Helmut Hofmanns Schumann-Thread nicht zu stören, poste ich hier eine kurze Bemerkung zu Christoph Eschenbach, der für mich als Dirigent und Pianist die Wiederentdeckung des Jahres 2023 darstellt.


    Mir ist es gleich beim Hören dieser Version von "In der Fremde" aufgefallen:




    Aber auch als Dirigent begann ich ihn neuerdings sehr zu schätzen, z.B. seine Erste Beethovens mit dem HR-Symphonieorchester - fantastisch. Dazu ggf. später mehr.

    Ich kam auch neuerdings an den "Schwanengesang" Schuberts mit Goerne und Eschenbach heran.


    Mein kurzes Fazit oder Statement: Was für ein wunderbarer Musiker! Ich habe mich entschlossen, ihm in Zukunft noch mehr zuzuhören.


    LG:hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • In der Kombination Christoph Eschenbach mit Justus Frantz habe ich Mozarts Klavierwerk für 4 Hände kennengelernt. Auf einer Plattenseite war seine Komposition für zwei Klaviere an der ich mich nicht satt hören konnte. Das geht mit bei dieser Interpretation sogar heute noch so ....


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    Der erste Satz ist ein wundervolles miteinander (gegeneinander ?) Spiel der wei Klaviere und der zweite (ab 8' etwa) ein mozartliches Andante. Beides nimmt sofort gefangen.


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  • Ja, auch diese schöne Aufführung bestätigt mir wieder ein Wort, dass mir in letzter Zeit wiederholt im Zusammenhang mit Eschenbachs Musizieren in den Sinn kommt: beglückend !


    Ich glaube fast, der Mann wird von vielen unterschätzt, sowohl als Pianist als auch als Dirigent, kann ich aber auch täuschen.


    LG

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • In der Kombination Christoph Eschenbach mit Justus Frantz habe ich Mozarts Klavierwerk für 4 Hände kennengelernt.


    In diesem Zusammenhang mag interessant sein, dass sowohl Eschenbach als auch Frantz Schüler der legendären Klavierpädagogin und -professorin Eliza Hansen in Hamburg waren. Hansen galt m. W. als Mozart-Spezialistin, so dass die Fähigkeiten der beiden Pianisten in diesem Repertoire nachvollziehbar sein dürften.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Hatte mich gerade mit dem Maestro beschäftigt und dann diesen Thread entdeckt. Deshalb diesen Hinweis für die Eschenbach-Freunde und Taminos aus der Gegend von Bamberg: Der Ehrendirigent der Bamberger Symphoniker dirigiert am Freitag, 21.Juni 2024 (20 Uhr), und am Sonntag, 23.Juni 2024 (17 Uhr), in der Konzerthalle Beethovens Violinkonzert

    (Solistin: Maria Duenas) und die Erste von Brahms.

    Abonnementbüro und Vorverkaufsstelle
    Telefon: +49 951 993 910 99


    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Der erste Satz ist ein wundervolles miteinander (gegeneinander ?) Spiel der wei Klaviere und der zweite (ab 8' etwa) ein mozartliches Andante. Beides nimmt sofort gefangen.

    Und der dritte Satz klingt ein bisschen wie das "Rondo alla turca" in Umkehrung (und natürlich in Dur statt Moll). Ich habe bei der zweiten Fermate deshalb ab und zu aus Spaß einen kleinen Kadenzeingang mit einem Zitat aus dem Rondo begonnen. Ich fand das witzig, dass man sich plötzlich in einem anderen Stück wiederfindet, ohne sich wirklich entfernt zu haben. Aber für die meisten Zuhörer kam es wohl doch zu unvorbereitet und war zu schnell wieder vorbei. Und ein Witz, über den man nur selbst lachen kann, war wohl doch nicht so gut ;(.

    Diese Sonate klingt zwar so herrlich spielerisch leicht, ist aber eines der schwersten Stücke für zwei Klaviere, auch rein technisch bzw. in Bezug auf das Zusammenspiel. Jeder einzelne Spieler muss so aberwitzig präzise spielen, wie das in keinem einzigen Solostück oder Konzert verlangt ist, und wenn das erfüllt ist, geht die gemeinsame Arbeit erst los. Die Aufnahme mit Eschenbach/Frantz finde ich diesbezüglich im Finale eher schlampig, da sind doch viele Stellen nicht gut übereinander. Die beiden ersten Sätze sind deutlich besser gelungen.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Zwei Lieblingsplatten mit Chistoph Eschenbach befinden sich bei mir:

    Helmut Schmidt – Das Mozart Konzert (2008, CD) - Discogs Konzerte für zwei & drei Klaviere / 1C 067-43 231 T

    und zwar in der Originalfassung (zweite Abbildung). Die kommt zu ganz bestimmten Anlässen in den Player (zum Gedenken an Helmut Schmidt), und

    Eschenbach_BeethovenKK1

    Beethovens Klavierkonzert Nr. 1 C-dur, op. 15 (Aufnahme: 1966, Jesus-Christus-Kirche, Berlin).

    Für mich die großartigste Versionen von allen mir bekannten (ca. 25). Man kann über die Interpretation trefflich streiten, denn Eschenbach/Karajan spielen das Konzert breit, majestätisch, nicht als Jugendwerk, sondern aus der Sicht auf den reifen Beethoven. Ich finde diese Sicht toll!


    Wer eine Übersicht über Eschenbachs Klavieraufnahmen aus seinen ersten Jahren als Pianist haben will, der kann sich hier ein Bild machen:


    Great Pianists

    Das Beethoven-Konzert mit Karajan ist auch dabei. Dazu: Klaviersonate D-dur Hob. XVI 37 (Haydn), Klaviersonate F-dur KV 332, Variationen "Ah, vous dirai-je maman" (Mozart), Klaviersonate A-dur D. 959 (Schubert) und Abegg-Variationen op. 1 & Intermezzi op. 4 (Schumann).

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • und zwar in der Originalfassung (zweite Abbildung). Die kommt zu ganz bestimmten Anlässen in den Player (zum Gedenken an Helmut Schmidt)

    Wie sich die Bilder gleichen. Helmut Schmidt (mit Eschenbach, Frantz und Oppitz) hatte ich kürzlich - im Austausch mit astewes - unter "Was hört ihr gerade jetzt?" ebenfalls gezeigt, zugegeben mehr aus Liebe und Verehrung für Helmut Schmidt...


    "Von Herzen - Möge es wieder zu Herzen gehen"

    (Ludwig van Beethoven über den Beginn des "Kyrie" seiner "Missa Solemnis")

  • Unverzichtbar auch diese Aufnahmen:

    Wolfgang Amadeus Mozart - Christoph Eschenbach, Justus Frantz –  Klaviermusik Zu 4 Händen (1990, CD) - Discogs

    aus den Jahren 1972 & 1974. Ein schier ideales Duo.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo,


    seine Solo-Pianistenlaufbahn hat Eschenbach beendet, weil er "am liebsten mit anderen Musikern zusammenarbeitet".


    Meine Lieblingsaufnahme ist K.467 mit dem LPO von 1978, vorher war ich der Meinung, dass Mozart am besten von Frauen wie Haebler, Haskil oder Pires wiedergegeben wird.


    Aber sein Verständnis vom KK Nr.21 ist beeindruckend, so leicht, so präzise, so schön, traumhaft gut gelungen.


    Karl

  • Meine Lieblingsaufnahme ist K.467 mit dem LPO von 1978

    Hallo, Karl,


    ich denke, Du meinst diese Originalaufnahme von EMI:

    Klavierkonz.9,19,21,23,27  Klavierkonzert 9, 12, 21 und 27*eschenbach

    die man auf dem Gebrauchtmarkt noch in diversen Ausgaben erwerben kann. Ich kenne sie leider nicht.

    In den oben abgebildeten, inhaltlich identischen 2 CD-Boxen sind zusätzlich noch die Konzerte Nr. 9, 12 & 27 enthalten.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Lieber Nemorino,


    diese Aufnahme ist etwas ganz Besonderes. Finde ich auch! :) Deswegen hatte ich mir die Ausgabe aus der Serie "Great Pianists" gebraucht besorgt - neu war sie nicht mehr zu kriegen. Ebenfalls außergewöhnlich ist die Aufnahme der Schumann-Lieder mit Fischer-Dieskau, die Glockenton oben verlinkt hat, Die habe ich auch! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

  • Das gilt auch für mich - eine meiner ersten LP's damals, und lange nach einer CD-Ausgabe gesucht. Was ich nie verstanden habe: dass die Zusammenarbeit nicht weitergeführt wurde und warum nicht, denn es war doch vermutlich eine Gesamtaufnahme aller Beethoven-KK's mit Karajan/Eschenbach/BPO auf DGG angestrebt? Eine GA hat Karajan dort tatsächlich nie realisiert, sondern dann mit A. Weissenberg bei EMI - gefällt mir gar nicht.

    Eschenbach hat dann noch das 5. Klavierkonzert mit Boston SO unter Seiji Ozawa eingespielt (AD: 1974), das ist ähnlich großartig angelegt.

    Eschenbachs Einspielung des 3. unter dem Dirigat von Hans-Werner Henze kenne ich nicht.

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)