John Blackwood McEwen (1868-1948)

  • Der schottische Komponist Sir John Blackwood McEwen wurde am 13. April 1868 in Hawick geboren, er starb am 14. Juni 1948 in London.



    McEwen studierte bis 1888 an der University of Glasgow, danach an der Royal Academy of Music in London. 1895 wurde er Kirchenmusiker an der South Paris Church in Greenock und lehrte in Glasgow an der Athenaeum School of Music. Ab 1898 war er Professor für Harmonielehre und Komposition an der Royal Academy of Music. 1924 wurde er in Nachfolge von Alexander Mackenzie zu deren Direktor ernannt, und hatte dieses Amt bis 1936 inne. 1931 wurde er in den Adelsstand erhoben.


    In McEwens Musik mischen sich Einflüsse der Spätromantik und des französischen Impressionismus mit jenen der schottischen Volksmusik. Er schuf mehrere Orchesterwerke (darunter 5 Sinfonien), teils mit programmatischem Bezug auf seine südschottische Heimat, etwa A Solway Symphony (1911; McEwens 5. Sinfonie), Hills o'Heather (1918) und Where the Wild Thyme Blows (1936). Unter seinen kammermusikalischen Werken ragt eine Reihe von 17 Streichquartetten heraus. (Quelle: wikipedia)

  • Es ist doch immer wieder erstaunlich, was es alles noch an toller Musik zu entdecken gibt. Die 5. Symphonie von John McEwen mit dem Titel "A Solway Symphony" entstand 1911 wurde aber erst 10 Jahre später uraufgeführt. Solway Firth ist ein Meeresarm zwischen Nordengland und Schottland und der Isle of Man. Wir haben es also mit einer Meerestondichtung zu tun, Das verraten auch die drei Satztitel: Spring Tide - Moonlight - The Sou'west Wind. Stilistisch komponiert McEwen auf der Höhe der Zeit, ich höre Einflüsse von Scriabin, Sibelius, Debussy und Gustav Mahler. Gustav Holst muß die Partitur gekannt haben, denn einige Ideen tauchen in der drei Jahre später entstandenen Planeten-Suite wieder auf. Das Werk ist also denkbar weit von den gleichzeitig entstandenen Symphonien von Elgar und RVW entfernt und stellt somit einen ganz eigenen Beitrag zur frühen britischen Symphonik dar. Es ist eindeutig "moderner" als die berühmtere Konkurrenz. Es war laut Booklet auch die erste britische Symphonie, die auf Tonträger aufgezeichnet wurde. Ob es davon noch eine Kopie gibt, habe ich nicht herausfinden können.
    Wie bei Chandos fast selbstverständlich tadellose Interpretation im typischen Chandos-Sound.


    Jetzt interessieren mich die 17 Streichquartette, von denen eine ganze Reihe vom Chilingirian Quartet eingespielt wurden.

  • Auf die Frage, wer denn wohl der bedeutendste irische Komponist von Streichquartetten sei, wüsste wohl kaum jemand die Antwort. Nun, John Blackwood McEwen dürfte zumindest an vorderster Stelle kandidieren, denn er hat insgesamt 19 Streichquartette komponiert, davon 17 nummerierte, zwei vermutlich frühen hat er eine Nummer versagt. Das Streichquartettschaffen scheint auch sein ganzes Leben durchzogen zu haben, denn die ersten entstanden noch im 19. Jahrhundert, das 15. um 1936. Ca. die Hälfte der Streichquartette hat das britische Quartett um Primarius Levon Chilingirian für Chandos eingespielt. Drei Folgen umfasst dieses Aufnahmeprojekt bis jetzt, ob an eine Komplettierung gedacht ist, weiß ich nicht; dagegen spricht, dass die 3. Folge schon 2003 erschienen ist. Auf der anderen Seite existiert das Quartett wohl noch, wenn auch bis auf Levon mit neuer Besetzung. Also, die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt.

    Derzeit spielt bei mir das Vol. 2 mit den Quartetten 3, 6 und 13.Bereits nach wenigen Takten ist schon mal klar, dass McEwen Quartette schreiben kann und zwar gute. Nach den ersten Hör- und Leseeindrücken speist sich seine Musik aus mindestens drei Quellen, 1) einer Spätromantik, wie wir sie vergleichbar bei Dvorak und Tanejew hören können, 2) Einflüsse irischer Volksmusik und 3) Einflüsse der beginnenden Modern, vor allem der französischen Spielart a la Debussy und Ravel. Das Ergebnis ist jedenfalls IMO sehr hörenswert und hat mich dazu veranlasst, die Folgen 1 und 3 zu ordern. Ich werde berichten.

  • Von John McEwen liegen bisher 3 CDs mit insgesamt 10 Streichquartetten vor, was ca. die Hälfte seines Outputs ausmacht.


    Folgende Quartette wurden durch das Chilingirian Quartett eingespielt.


    Nr. 2 (1898) 29:27
    Nr. 3 (1901) 17:33
    Nr. 4 (1905) 21:11
    Nr. 6 (1913) 17:17
    Nr. 7 (1916) 16:22 Threnody
    Nr. 8 (1918) 14:13
    Nr. 13 (1928) 23:32
    Nr. 15 (1936) 16:39
    Nr. 16 (1936) 20:18
    Nr. 17 (1947) 10:45


    Sie decken also die gesamte Schaffenszeit von knapp 50 Jahren ab.



    Das zweite Streichquartett ist mit knapp 30 min das umfangreichste der 10 vorliegenden. Das 1898 geschriebene Werk wurde 1900 durch das Wesseley Quartet in London uraufgeführt. Es hat die klassischen vier Sätze und steht stilistisch der böhmischen Schule nahe. Der zweite Satz ist aber hörbar von schottischer Volksmusik beeinflusst. Ein unproblematisches Werk, das sicher unschwer Freunde findet, sondern es denn mal zu Gehör gebracht wird.

  • 1914 schrieb RVW eines seiner populärsten und meist eingespielten Stücke, The Lark Ascending für Violine und Orchester, 1918 antwortete McEwen mit einem ähnlichen Stück für Cello und Orchester Hills o'Heather. Das 10 min kurze Stück ist atmosphärisch ähnlich und bereitet dem Hörer keinerlei Probleme. Gut um herunterzukommen vom anstrengenden Tagesgeschäft. Das 15-minütige Orchesterstück Where the Wild Thyme Blows klingt so wie es heisst, Naturschilderung zwischen Delius, RVW und Arnold Bax. Beide Stücke ergänzen die hörenswerte Solway Symphonie (s. Beitrag 2)

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