Donizettis Liebestrank als burleke Komödie und poetisches Märchen

  • Mein Merker-Dienst führte mich wieder einmal nach Straßburg. Neugierig gemacht durch einen Regisseur, der zugleich für Bühnenbild und Kostüme, Beleuchtung und Choreographie zeichnet, war ich gespannt, wie Donizettis pastorale Komödie sich unter den Händen eines Multitalents verformt. Doch der Meister entpuppte sich als veritabler Poet. Sein Name: Stefano Poda.


    Die Bühne öffnete sich zu einer von sattem Grün dominierten Waldlichtung - oder war es eher ein abgelassener, von trockenem Moos bedeckter See? Auch der Haufen roter Damenschuhe gab Rätsel auf: Wegweiser zu einer ländlichen Orgie oder hausfraulicher Ordnungssinn? Es blieb ebenso offen wie der Stellenwert des moosbedeckten VW-Käfers, der zuerst der kessen Adina als Liegestuhl und dann dem feschen Sergeanten als Auftrittsmobil diente. Zuhauf Mehrdeutigkeit und ungelöste Rätsel für den Zuschauer, dessen Fantasie hier eine Spielwiese erhielt. Einzig der riesige Apfel des Paris entzog sich nicht der Eindeutigkeit als Liebessymbol.


    Die musikalische Seite der Produktion kam keineswegs zu kurz - und passte sich geschmeidig einem Regiekonzept an, das diese Führungsrolle verdiente. In keinem Moment geriet beides in gegnerische Spannung. Im Gegenteil: Die vier Protagonisten, allesamt keine Stars oder Besitzer üppiger Stimmen, stellten ihre Instrumente ganz in den Dienst des Komponisten. Danielle de Niese brauchte die kesse Adina nicht zu spielen - sie war jeder Zoll eine unwiderstehliche junge Dame - und beglaubigte dies mit perlenden Koloraturen ebenso wie mit verschmitztem Lächeln. Ihr Nemorino Ismael Jordi litt anfangs arg unter ihrem Stolz, wuchs aber bald über sich selbst hinaus und drehte, nicht zuletzt mit seinem schlanken, biegsamen Tenor, den Spieß glaubwürdig um. Franco Pomponi demonstrierte mit imposantem Bariton seine virile Ausstrahlung und war am Ende ein guter Verlierer. Enzo Capuana schließlich, dessen Bassbuffo schon bessere Zeiten erlebt hatte, verzichtete klug auf stimmliches Auftrumpfen und gab mit souveränem Parlando einen eher chevaleresken Dulcamara, der das Leben zu gut kennt, um nicht auf seine Kosten zu kommen.


    Das Ganze wurde abgerundet durch Julia Jones, eine Dirigentin, die ihren Donizetti in den Fingerspitzen hatte und Protagonisten wie Chor sicher und klangschön über die Distanz führte. Ein Opernabend, den kaum jemand ohne ein nachhaltiges Glücksgefühl verlassen haben dürfte - sogar der gestrenge Sixtus...


    Noch dreimal gibt es Gelegenheit für einen Besuch der letzten Vorstellungen: am 2,, 4. und 7.November, jeweils 29 Uhr. Es lohnt sich!

  • Keine Sorge, dies ist kein Selbstgespräch, sondern ein philosophisches Intermezzo !


    Kleine Fehler können großen Schaden anrichten. Denn "die Zeit, die ist ein sonderbar Ding". Und ich will nicht schuld sein, wenn am 2., 4. und 7.11. jeweils um 29 Uhr vor der Straßburger Oper ein Verkehrsstau das städtische Leben lahmlegt.


    Mehr verrate ich nicht, denn das Forum besteht ja vorwiegend aus klugen Jungs, um es mal politisch unkorrekt auszudrücken. (Korrekt für Begriffsstutzige: mündige Bürgerinnen und Bürger)


    Jetzt lasst euch mal was Schönes einfallen, sonst sehe ich noch älter aus als ich bin...


    Sixtus der Fehlbare (aber Lernfähige)