Opernhausarchitektur

  • Nachdem Ihr so herrlich vom Thema abgekommen seid in dem neuen Thread zum Regisseurs"theater", mache ich doch hier einfach mal einen neuen auf. In gewisser Weise stimme ich Alfred zu in seiner Kritik an der Theaterarchitektur der Nachkriegszeit. Vor allem aus dem Grunde, weil sie so ideologisch durchsetzt war beziehungsweise häufig auch noch ist. Der Grund, warum viele Gebäude nach den Zerstörungen und Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg, nicht wieder originalgetreu aufgebaut worden sind, liegt nicht zwingend in fehlenden Geldmitteln, sondern in der Verdammung einer gesamten Epoche. Alles was mit Gründerzeit, mit der Monarchie zu tun hatte, galt bereits nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg als verlogen und kitschig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es noch schlimmer, da galt der Historismus als Wegbereiter des Nationalsozialismus. Und deswegen wurde so vieles ausgemerzt. Ganze Straßenzüge wurden entstuckt und wiederaufbaufähige Relikte abgerissen. Ihr müsst Euch mal die Wiederaufbaupläne der Städte zu Gemüte führen. Da wird sich einer Sprache befleißigt, die mich das Gruseln lehrt. Das ist schon alles sehr sozialistisch, ja kommunistisch diktiert. Diese Gesinnung war übrigens auch der Grund, warum zum Beispiel der Kölner Dom seiner Treppenanlage beraubt wurde und volksnah auf eine Platte gestellt wurde. Eine dem Bistum zwangsverordnete Maßnahme, die man heute mehr als bedauert. Denn das Resultat dieser Volksnähe ist, dass die Leute mit Döner und iPod in die Kathedrale marschieren, dass Popkonzerte von der Domplatte in die Kathedrale schallen und Weihnachtsmarkt- mit Weihrauchdüften sich vermischen. Aber wieder zurück. Ich behaupte nicht, dass alle Theaterbauten der Nachkriegszeit derart moralisierend geplant worden. Von etlichen weiß ich es. Dennoch gibt es auch hier definitiv gelungene Architektur. Ob sie einem dann gefällt ist wieder eine andere Sache. Fakt ist aber, dass es Forderungen gab, Opernhäuser "von überkommenen, bürgerlichen Kunstidealen zu säubern". und dass die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs hierzu endlich Gelegenheit bieten würden. Und ich behaupte jetzt einfach mal, dass diese Gesinnung auch in vielen Köpfen der Regisseure heute spukt. Es geht doch kaum mehr um das Stück als solches, sondern nur um das Durchsetzen und lllustrieren von Gesinnungen und Ideologien, siehe Hannover Freischütz, ach, was soll's, der Beispiele gibt es unendlich viele. Leider. Und damit bin ich jetzt am Ende auch vom Thema abgekommen.

  • Lieber Hexerich,


    vielen Dank für deinen interessanten Beitrag und deine aufklärenden Worte. Ich habe mich zu wenig mit Architekturproblemen beschäftigt, dass ich etwas dazu beitragen könnte, aber ich finde auch, dass man vieles absichtlich zerstört hat, so wie man heute absichtlich die Oper zerstört.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard, in der Tat ist diese Beurteilung bis heute präsent. Gerade mal wieder sehr in Frankfurt, wo das Opernhaus, das ja eigentlich das Schauspielhaus war, in den 60er Jahren durch einen übergepfropften Glasbau in seiner Gründerzeitarchitektur unkenntlich gemacht werden sollte. Pikanterweise ist dieser Überbau mittlerweile völlig marode und die Frankfurter Bürger setzen sich jetzt dafür ein, dass der Ursprungszustand wiederhergestellt werden soll. Das kommt bei einigen Parteien überhaupt nicht gut an. Sie werfen das übliche Totschlagargument von Disneylandarchitektur in den Raum. Fakten, dass viele Teile der Gründerzeitarchitektur unter den Betonplatten ja noch vorhanden sind, werden bewusst ignoriert. Die Masche kennt man ja zu genüge: Als die Pläne zum Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt vorgelegt wurden, sprachen sich Politiker auch überwiegend und vehement dagegen aus. Jetzt bei den Richtfesten sind sie dabei und lassen sich feiern. Hoffentlich haben die Frankfurter bei dem Wiederaufbau des ehemaligen Schauspielhaus auch so einen langen Atem und zeigen der Politik eine lange Nase:


    http://m.fnp.de/lokales/frankf…nstruktion;art675,2136262
    Und in Köln verrotten die Wandgemälde des Jugendstil-Malers Sascha Schneider, die ehemals das Foyer der alten Kölner Oper zierten, im Depot. Traurig.
    http://mobil.ksta.de/koeln/der…n-prachtbau-sote-22702118

  • Wie ich schon kürzlich andeutete, richte ich mein Hauptaugenmerk beim Besuch einer Opernaufführung nicht auf die Architektur des Hauses. Sonst müsste ich etwa das Saarbrücker Staatstheater meiden. Es ist, zusammen mit den Theatern in Dessau (eine Nummer größer) und meiner Heimatstadt Zittau (eine Nummer kleiner) im Dritten Reich erbaut worden. Es steht nämlich im Zusammenhang mit der Wiedereindeutschung des Saarlandes ins Deutsche Reich und verdankt seine Existenz Hitler persönlich, der, einem On-dit zufolge, den Slogan getönt hat: Der Führer schenkt den Saarländern ein Theater.


    Dieser suspekte Kontext hat mich bisher noch in keiner Aufführung gestört, weil das, worauf es mir ankam, gestimmt hat: Man hat von allen Plätzen passable Sicht und gute Akustik. Und dem Zittauer Stadttheater verdanke ich meine ersten Opern- und Schauspiel-Aufführungen: immerhin den Wildschütz, Verdis Don Carlos, Rigoletto, Maskenball, Macht des Schicksals und Aida; die Walküre, die Entführung und den Barbier von Sevilla. Auch beim Nathan, dem Tell, den Räubern u.v.a. hat die Herkunft des Hauses mitsamt der dahinter stehenden Ideologie keinen negativen Einfluss auf meinen Kunstgenuss ausgeübt.


    Das ändert nichts daran, dass ich mich allen denen anschließe, die viele moderne Theaterbauten hässlich finden - einfach weil sie in einer Zeit gebaut wurden, wo entweder das Ornament verpönt oder einfach das Geld knapp war. Aber das trifft nicht nur auf Theater zu , sondern auf alle öffentlichen Gebäude: Sie sind u.a. Markenzeichen ihrer Zeit. Solange sie aber ihre Funktion erfüllen, nehme ich das inkauf. Sehen und Hören ist mir allemal wichtiger als mir den Hals verrenken und die Sänger nicht hören.


    Herzliche Grüße von Sixtus

  • Es sei vielleicht angemerkt, dass Architektur - insbesondere wenn es um Represäntationsbauten o.ä. geht - wohl schon immer auch etwas mit Ideologie und Gesinnung zu tun hatte; wobei diese beiden Begriffe die komplexen Zusammenhänge vermutlich nur sehr unzureichend beschreiben. Mithin gilt dies also auch für ein Gebäude, wie die z.B. Wiener Staatsoper, das Bayreuther Festspielhaus, die Elbphilharmonie oder das hier von Alfred schon häufiger erwähnte Opernhaus in Astana, Kasachstan.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • dass ich mich allen denen anschließe, die viele moderne Theaterbauten hässlich finden - einfach weil sie in einer Zeit gebaut wurden, wo entweder das Ornament verpönt oder einfach das Geld knapp war.


    Du sprichst offensichtlich von der Jetztzeit, den m.W. nach sind Ornamente nach wie vor verpönt und dass Geld einmal nicht mehr knapp sein wird, werden wir wohl alle nicht mehr erleben.

  • Naja. Als Architekturbegeisterter: Ausgerechnet die wilhelminischen Protzbauten finde ich nun nicht so besonders schön. Sicher ist das Düsseldorfer Landgericht noch eines der besseren. Wenn man aber davor steht, erschlagen einen diese Säulen und das Gebäude ist einfach im Kontext der Altstadt schon ein Monstrum, nicht gerade mit Sinn für "Maßstab" ins Stadtbild eingepaßt. Auf dem Photo sieht es schöner aus als es ist:



    Was für tolle Archtektur ist dagegen der Ehrenhof mit Tonhalle aus den 20iger Jahren (Wilhelm Kreis):



    Das Opernhaus Düsseldorf ist ein schönes Beispiel für gelungenen Umbau - die Kontinuität von alt und neu:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Opernhaus_D%C3%BCsseldorf


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    wenn du ein Opernhaus als Architekturfan betrachtest (was dir natürlich frei steht), bist du immer in der Gefahr, ein schiefes Urteil abzugeben, weil ein Theater immer auf seine Funktion hin konzipiert ist - oder zumindest sein sollte.
    Das ist ja das Dilemma der alten Häuser aus dem 18.Jahrhundert, die auf feudale Repräsentation und höfische Sitten hin entworfen wurden - oder der Häuser aus dem 19.Jahrhundert, in denen sich die Bourgeois genüsslich tummelten: Auf den teuren Plätzen fehlte es an nichts, optisch wie akustisch. Aber in den Seitenlogen verrenkte man sich das Genick, wenn man etwas hören oder sehen wollte. Und bei den Parkettplätzen wurde Platz gespart, und die Knie der Zuschauer konnten nach Belieben Kontakte knüpfen. Selbst die Wiener Staatsoper macht da keine Ausnahme - von der Opéra in Paris ganz zu schweigen. Sogar in Straßburg verfuhr man noch nach diesem Prinzip: Hauptsache alles nah beieinander. Die Akustik ist entsprechend dumpf, weil zudem alles von Plüsch überquillt.


    Erst Gottfried Semper machte damit Schluss. Er behielt zwar in Dresden die Hufeisenform bei, aber er öffnete die Wände zwischen den Logen. Das erschwerte zwar das Flirten, aber es verbesserte Hören und Sehen zur Bühne hin. Und Richard Wagner führte diese Logik zu Ende: In Bayreuth herrscht optimale Sicht und Akustik auf (fast) allen Plätzen. Dafür sieht das Festspielhaus von außen eher einer Scheune ähnlich.
    Das trifft zum Glück auch auf die meisten modernen Theater zu - mit dem Unterschied, dass sie von außen eher mit einem Bankhaus zu verwechseln sind. Aber die optimale Lösung wird es wohl erst geben, wenn die Theater wegen Geldmangel von Boulez-Jüngern niedergebrannt worden sind...


    Herzliche Grüße an alle Primär-Zuschauer und -hörer von Sixtus

  • wenn die Theater wegen Geldmangel von Boulez-Jüngern niedergebrannt worden sind...


    Hier das Originalzitat aus dem Spiegel-Gespräch


    DER SPIEGEL 40/1967:


    BOULEZ: Ganz bestimmt nicht. Da kommen wir auch zu einem weiteren Grund, warum es heute keine moderne Oper gibt. Die neuen deutschen Opernhäuser sehen zwar sehr modern aus -- von außen; innen sind sie äußerst altmodisch geblieben. In einem Theater, in dem vorwiegend Repertoire gespielt wird, da kann man doch nur mit größten Schwierigkeiten moderne Opern bringen -- das ist unglaubwürdig. Die teuerste Lösung wäre, die Opernhäuser in die Luft zu sprengen. Aber glauben Sie nicht auch, daß dies die eleganteste wäre?

  • Erst Gottfried Semper machte damit Schluss.


    Ganz genau. Und weil er damit so erfolgreich war haben nachfolgende Architekten seine Neuerungen meistens aufgegriffen. Der Theater Boom, der in der Kaiserzeit herrschte, bescherte den Städten viele hervorragende Theaterbauten. Diese befriedigten sowohl Repräsentationsbedürfnisse als auch das Verlangen, der Kunst einen angemessenen, festlichen Rahmen zu bieten. Sichtachsen wurden sehr genau konstruiert und eingehalten, schon allein um die Illusion gemalter Bühnenbilder nicht zu zerstören. Manche Bauten verzichteten sogar auf die fast obligatorischen Kronleuchter, nur um den billigen Plätzen auf der Galerie, nicht die Sicht zu versperren. die Akustik in Rang Theatern ist zu 95% sehr gut bis gut. Anders bei den innovativen Bauten der Nachkriegszeit. Die Kölner Oper zum Beispiel hat regelrechte Akustik Löcher. Eine Katastrophe.


    Ihr seht also, so einfach lassen sich Gründerzeitbauten nicht über einen Kamm scheren. Übrigens ist das von Holger angeführte Beispiel mehr Jugendstil und Reformbau als das, was gemeinhin als wilhelminisch abgetan wird.


    Grundsätzlich kann ich mich mit diesem Standardurteil Wilhelmismus gleich Protzbau nicht anfreunden. Es gibt so viele charmante, verspielte Gebäude und Details dieser Epoche. Gerade die Belle Epoque pflegte eine Individualität in ihrem Stil-Mischmasch der anderen Baustilen abgeht. Da paaren sich Neobarock und Neo-Renaissance mit Neogotik und Jugendstil Jeder klatschte Ornamente so hin wie es ihm gefiel. Und dennoch sieht es in den meisten Fällen sehr harmonisch, romantisch, märchenhaft und schön aus. Die Belle Epoque trägt ihren Namen eben nicht umsonst. Ein bisschen mehr davon wurde uns heute sehr gut tun.


    Das gerade die Düsseldorfer Oper als gelungen angeführt wird von dir Holger, dass belustigt mich schon. Gerade dieses Haus ist ein derartiger Mischmasch: Es wurde im Krieg beschädigt, noch während des Krieges fast originalgetreu wiederhergestellt, diente dann der Politik und wurde in den Folgejahren seines Stucks beraubt und dem 50er Jahrediktat angepasst. Ich gehe auch dorthin sehr gerne, aber ich finde, das es schon ein sehr merkwürdiges Gebäude ist.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ihr seht also, so einfach lassen sich Gründerzeitbauten nicht über einen Kamm scheren. Übrigens ist das von Holger angeführte Beispiel mehr Jugendstil und Reformbau als das, was gemeinhin als wilhelminisch abgetan wird.


    Waaass?? :D :D :D :D Das ist von Jugenstil Lichtjahre entfernt - nämlich Klassizismus mit gründerzeitlicher Schwere. Jugendstil gibt es viel in Düsseldorf, aber anderswo, besonders schön hier beim Kaufhof (ehemals Warenhaus Tietz, Architekt war der Wiener Joseph Maria Olbrich, fertiggestellt 1909):


    https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Maria_Olbrich




    Schöne Grüße
    Holger

  • Die Wiener Staatsoper, erbaut von Eduard von Eduard van der Nüll und Sicard von Sicardsburg wurde im Stile des Historismus (konkret im speziellen Falle einer Stilkopie der ital- Frührenaissance) erbaut. Nach Kritik am Bauwerk durch Presse und Kaiser erhängte sich van der Nüll, Sicardsburg starb bald darauf an eienem Herzinfarkt. Beide erlebten die feierliche Eröffnung 1869 nicht.
    Im 2. Weltkrieg bombten unsere "Freunde" die Amerikaner (allein deshalb werde ich sie mein Leben lang hassen) die Oper in Schutt und Asche. Ein Neubau war geplant, da das Haus fast zur Gänze zerstört war. Dies scheiterte am Widerstand der Wiener Bevölkerung und so wurde das Haus fast zur Gänze wieder im ursprünglichen Stile hergestellt, was ein Vermögen gekostet hat. Lediglich der Zuschauerraum wurde etwas schmuckloser gestaltet, angeblich zugunsten der Akustik und besseren Sicht. Der ausführende Architekt war Erich Boltenstern. Auch der Eiserne Vorhang wurde damals erneuert. Er stammt von Prof Rudolf Eisenmenger und stellt eine Szene von Glucks Orpheus und Euridyke dar.
    In letzter Zeit gab es Gerüchte, daß dieser Vorhang durch andere getauscht werden sollte und so viele ich weiß dürfen jetzt "Zeigenössische Künstler" das Juwel der Wiener Staatsoper "verschönern" - und eine "internationale Jury" wählt den aus. Ich werde nie akzeptieren, daß Ausländer sich in österreichische Belange einmischen, dies sollte per Gesetz verboten werden - und wenn ich die politische Stimmung in Ö (und der Welt) richtig deute, dann ist diese Idee gar nicht so unrealistisch.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also Alfred, wirklich: Lass die Amerikaner in Ruh! Ich habe viel mehr Wut auf diese ideologischen Verrenkungen Europas, der u. a. die Kölner Oper 1958 nach leichten Beschädigungen zum Opfer gefallen ist! Ich mache drei Kreuze, dass das nicht Eurem Bau passierte. Wenn man bedenkt, dass die Wiener Gesellschaft einen der Architekten 90 Jahre zuvor in den Selbstmord getrieben hat.


    Lieber Holger, hässlich finde ich die Rheinoper auch nicht. Nur - wie schrieb ich - "merkwürdig". Es ist irgendwie so absurd, dass das Gebäude während des Krieges wiederhergestellt wurde mit all seinen charmanten Neorenaissanceschnörkeln, nur um dieselben dann zehn Jahre später innen und außen abzuschlagen und gegen neo-neoklassizistischen Pseudostuck auszutauschen. Davon abgesehen fühle ich mich dort aber auch immer sehr wohl - es sei denn die Inszenierungen sind daneben. Wenngleich ich viele kenne, die das Haus als Plastikoper abtun.


    Hier übrigens Fotos von 1947 mit der ursprünglichen Neobarock/Neorenaissance-Fassade, die mir weit besser gefällt als die heutige: https://www.landtag.nrw.de/por…Die__1.__Landtagswahl.jsp
    https://www.landtag.nrw.de/por…gs/01_Opernhaus/index.jsp
    Die Ähnlichkeiten zur Semperoper sind nicht von der Hand zu weisen, vergleiche auch die Opernhäuser von z. B. Köln und Freiburg. Leider finde ich gerade nicht das Foto des Original-Innenraumes von Ddorf. Nur so viel: Bleibt zu hoffen, das man heute schlauer wäre und den Originalstuck erhalten würde. Wobei, wenn ich sehe, dass in Köln gerade lustig munter Historismusbauten, die unter Denkmalschutz standen, abgeruissen werden, dann bin ich mir da nicht so sicher.


    Noch mal zu dem Landgericht: Schau Dir mal genau die Kapitelle an, den Figurensschmuck sowie die floralen Ornamente, die verwendeten Materialien (Muschelkalk!) und das Baujahr 1913: Das ist Jugendstil mit neoklassizistischen Anklängen. Der Justizpalast in München oder das Kölner Amtsgericht, das ist Wilhelmismus pur. Einfach herrlich:-) Übrigens gefällt mir auch das alte Ddorfer Landgericht :)

  • So, gefunden. Seht her und weint:


    http://www.rheinische-art.de/c…-und-ihre-architektur.php


    1954 war es dann vorbei mit der Herrlichkeit:-(


    Übrigens wurde auch das Freiburger Theater, trotz geringer Schäden, entstuckt und vor kurzem zumindest via Computertechnik rekonstruiert: http://www.onlineausstellung.t…&year=1910&area=documents


    Die Kölner Moritzoper und das Raschdorff-Schauspielhaus wurden 1958 komplett vernichtet. Wobei gerade die Oper zu 90 Prozent noch stand. Sehr bitter, wenn man das verkackte Teil von Riphahn dagegen sieht mit seiner mangelhaften Akustik. Sogar den Souffleurkasten hatte der Herr Architekt vergessen und die Kantine ebenfalls...

  • Hier übrigens Fotos von 1947 mit der ursprünglichen Neobarock/Neorenaissance-Fassade, die mir weit besser gefällt als die heutige: Noch mal zu dem Landgericht: Schau Dir mal genau die Kapitelle an, den Figurensschmuck sowie die floralen Ornamente, die verwendeten Materialien (Muschelkalk!) und das Baujahr 1913: Das ist Jugendstil mit neoklassizistischen Anklängen.

    Das ist aber doch evident, dass das dominantester, pompöser Neoklassizismus ist mit ein paar wirklich blässlichen Anklängen an den Jugendstil. Dieses Gebäude - ich kenne es zu Genüge seit meiner Kindheit, ich bin in Düsseldorf aufgewachsen - ist einfach fürchterlich. Das Foto schmeichelt wirklich. Ein düsterer Riesenklotz, eine totale Verirrung im Maßstab - in der Nähe findet man das älteste Haus von Düsseldorf von 1288. Die ganze Mühlenstraße wirkt so einfach düster durch diesen brutalen Klotz, wo doch Düsseldorf eigentlich rheinisch-fröhlich hell ist.



    Das ist der Irrsinn des Düsseldorfer Geschäftssinnes. Man hat das Grundstück nach 1945 gewinnbringenden an eine Kaufhauskette verkauft und dafür Jahre lang einfach kein Schauspielhaus mehr. Dafür gibt es aber - leider - viele Beispiele in der Stadt. (S.u., war Kopierfehler!)


    Schöne Grüße
    Holger


  • Hier übrigens Fotos von 1947 mit der ursprünglichen Neobarock/Neorenaissance-Fassade, die mir weit besser gefällt als die heutige: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB…andtagswahl.jsp
    https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB…nhaus/index.jsp

    Da muß ich Dir auch widersprechen. Die Düsseldorfer Oper steht im Kontext des Hofgartens. Und da steht das Hofgärtnerhaus im leichten Rokokostil - gebaut vom Architekten von Schloß Benrath, Nicolas de Pigage:



    Dazu paßt diese schwerfällige alte Neobarock-Fassade wirklich stilistisch wie die Faust auf Auge:



    Dagegen verhält sich die neue, moderne Lösung wenigstens neutral und erschlägt den Hofgarten nicht derart dominierend:



    Schöne Grüße
    Holger

  • Dabei magst Du es sonst so deftig: Regietheater stellt doch so gerne Dinge in Widerspruch und haut noch mal mit dem Holzhammer drauf. Und dann gefällt Dir die alte Fassade nicht? Wahrscheinlich ist die Blickbeziehung zum Hofgärtnerhaus doch nicht klein genug. Du musst Dir das mal imaginieren:-). Sorry, aber die moderne Variante erinnert mich immer an Arno Breker und an das Detlev-Rohwedder-Haus in Berlin. Im Ernst, ich hatte ja schon häufiger das Gefühl, dass Du nur provozieren möchtest. Mal mehr, mal weniger mit einem Augenzwinkern. Mir fehlt einfach das Vorstellungsvermögen, wie jemand ernsthaft diese Verschnittfassade der historischen Front vorziehen kann. Allein die Begradigung des sich aus dem Zuschauerraum entwickelnden Bogens macht mich Gruseln!!!!

  • Wo ist da die Ähnlichkeit?




    Kann ich nicht erkennen. Und was die Assoziation mit Nationalsozialismus hier soll, verstehe ich auch nicht. Die alte neobarocke Fassade der Oper Düsseldorf finde ich ziemlich einfach ziemlich häßlich.


    Und nächste Woche bin ich in Düsseldorf, da frage ich dann mal meinen Vater, 89, Architekt und Maler, der die Baugeschichte jedes Hauses in der Düsseldorfer Altstadt kennt und u.a. die Leuchten an der Düsseldorfer Königsallee entworfen und viele andere Spuren im Stadtbild hinterlassen hat mit besonderem Interesse für Architekturgeschichte, ob das bombastische Oberlandesgericht auf der Mühlenstraße nun Jugendstil oder Klassizismus ist. Er wird wahrscheinlich über die Frage so ein Gesicht machen: :D


    P.S. Düsseldorfer Mentalität: Was sie nicht lieben, reißen sie gnadenlos ab, egal wie historisch. Welche Residenzstadt reißt schon das ganze Schloß ab, wenn nur der Dachstuhl ausgebrannt ist? Sie haben offenbar diesen Neobarock nicht geliebt, also mußte er weg. Typisch Düsseldorf! :D :D :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Holger, bist Du sicher, dass du diese Fotos hier alle posten darfst? Nicht, dass Du noch Ärger kriegst wegen Fotorechten. Das aber nur am Rande.


    Bevor Du Dich weiter auf die Düsseldorfer einschießt, verweise ich noch mal auf meinen ersten Beitrag. Dieser Hass auf Gründerzeitbauten war in Gesamtdeutschland zwansverordnet. Sämtliche Publikationen und Medien verurteilten diesen Baustil bereits nach dem Ersten Weltkrieg. Jugendstil galt im Nationalsozialismus schon beinahe als entartet. Deswegen wurden im Dritten Reich in vielen öffentlichen Gebäuden, unter anderem der Nürnberger, der Kölner und der Freiburger Oper das Jugendstil -Dekor entfernt. Sie wurden einer faschistischen Ästhetik überantwortet und sollten nach dem Krieg abgerissen und durch andere Bauten ersetzt werden..


    Viele dieser Architekten haben natürlich auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg gewirkt. So entstand zum Beispiel das Gerling Viertel in Köln, auch genannt die kleine Reichskanzlei. Die Umbauten der Düsseldorfer Oper nach dem Krieg sind dieser Ästhetik zuzuordnen.


    Gruß an Deinen Vater. Seine Leuchten sind sehr gelungen.

  • Bevor Du Dich weiter auf die Düsseldorfer einschießt, verweise ich noch mal auf meinen ersten Beitrag. Dieser Hass auf Gründerzeitbauten war in Gesamtdeutschland zwansverordnet. Sämtliche Publikationen und Medien verurteilten diesen Baustil bereits nach dem Ersten Weltkrieg. Jugendstil galt im Nationalsozialismus schon beinahe als entartet. Deswegen wurden im Dritten Reich in vielen öffentlichen Gebäuden, unter anderem der Nürnberger, der Kölner und der Freiburger Oper das Jugendstil -Dekor entfernt. Sie wurden einer faschistischen Ästhetik überantwortet und sollten nach dem Krieg abgerissen und durch andere Bauten ersetzt werden..

    Der Jugendstil wurde lange nicht richtig geschätzt, das ist natürlich unbestreitbar. Dass es allerdings einen "Hass" auf diesen Stil (das war schon Industriearchitektur) gegeben hätte und dieser auch noch "zwangsverordnet" worden sei, klingt eher nach einem Mythos. Vieles galt bei den Nazis als entartet, so ebenfalls der Bauhaus-Stil. Auch Nazi-Architektur ist Klassizismus und oft vom Ästhetischen her gar nicht schlecht, wie auch der "Zuckerbäcker"-Stil (stalinistische Architkektur, Beispiel Warschau, Sofia), problematisch sind vor allem die Ausmaße, die Monumentalität. Da gibt es Parallelen zu repräsentativen Gründerzeit-Bauten, die sich (wie das alte Oberlandesgericht in Düsseldorf) einfach im Maßstab verirren. Mannesmann wollte damals ein neues Verwaltungsgebäude am Rhein bauen. Dazu sollte die komplette wirklich sehr schöne Straße mit Jugenstilhäusern weichen. Da hat die Stadt natürlich an die Steuereinnahmen gedacht und die Abwanderung eines Großunternehmens aus dem Stadtgebiet gefürchtet. Denkmalschutz war dann zweitrangig. Mein Vater hat damals mehrere Entwürfe gemacht und auf diese Weise verhindert, dass noch mehr von diesen Jugenstilgebäuden diesem unter städtebaulichen Gesichtspunkten irrsinnigen Projekt zum Opfer gefallen wären, wie es in dem ursprünglichen Entwurf vorgesehen war. Ironie der Geschichte: Mannensmann existiert heute nicht mehr und wurde von Vodaphone geschluckt. Also alles für die Katz!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Da wir gerade bei Düsseldorf sind: kannst du mal, lieber Holger, ein schönes Bild von Schloss Benrath einstellen (unbedingt mit beiden Seitenflügeln). Grund 1: ich kriege das technisch nicht so hin. Grund 2: es ist eines der schönsten Schlösser in Deutschland (erbaut 1756) und wird heute noch als Musiksaal genutzt, mit einer großartigen Akustik. Es ist auch immer noch der Empfangsort für ausländische Gäste. Wir als Schulkinder haben Kaiser Haile Selassie zugewinkt und auch der Queen. Die Queen kam mit dem Zug, da wurden nur die Teile des Benrather Bahnhofs gestrichen, die die Queen zu Gesicht bekam. Grund 3, der wichtigste: ich bin da von Klasse Sexta bis Oberprima zur Schule gegangen (Hast du das auch noch erlebt, Holger?).
    Wir hatten eine in Düsseldorf ganz bekannte Schultheatergruppe und haben auch oft im Keller des Schlosses geprobt. Das Schloss hat ganz oben eine Aussichtsplattform, die zu betreten streng verboten war. Ich habe es einmal doch mit einem Freund gewagt. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass die große Uhr unter der Plattform stehengeblieben war. Wir sind zum Glück nie entdeckt worden.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Leider kein Mythos. mir lagen die Bauakten aus dem Dritten Reich vor bezüglich der Umbaumaßnahmen der oben beschriebenen Theater. Die dort und dann auch in den damaligen Medien wiedergegebene Sprache ist eindeutig. Leider findet sich dieses Vokabular auch in vielen Wiederaufbauplänen deutscher Städte. Da wird wortwörtlich von überflüssiger Architektur geschrieben, die es auszumerzen gilt. Es ehrt deinen Vater sehr, dass er sich für diese verpönte Architektur eingesetzt hat.. ich kenne Professoren, Architekten, die bis heute stolz sind, dass sie damals die Abrissbirne schwingen dürften.

  • Leider kein Mythos. mir lagen die Bauakten aus dem Dritten Reich vor bezüglich der Umbaumaßnahmen der oben beschriebenen Theater. Die dort und dann auch in den damaligen Medien wiedergegebene Sprache ist eindeutig. Leider findet sich dieses Vokabular auch in vielen Wiederaufbauplänen deutscher Städte. Da wird wortwörtlich von überflüssiger Architektur geschrieben, die es auszumerzen gilt. Es ehrt deinen Vater sehr, dass er sich für diese verpönte Architektur eingesetzt hat.. ich kenne Professoren, Architekten, die bis heute stolz sind, dass sie damals die Abrissbirne schwingen dürften.

    Ich weiß allerdings nicht, ob man die Gründe dafür nur im Nationalsiozalismus suchen sollte. Der hat ja vieles an Zeitströmungen, was längst vorhanden waren, nur aufgegriffen. Denke mal an die Orgelbewegung und deren Purismus. Da wurden dann alle die "verspielten" Barockregister einfach mal ausgebaut - die man z.B. im Dom von Oliwa (bei Danzig) zum Glück noch hören kann.


    In vielen Städten hat man aber den Jugendstil einfach in Ruhe gelassen. Nicht nur in Düsseldorf gibt es viel, auch in Bielefeld außerhalb des Zentrums, das bei Luftangriffen im 2. Weltkrieg total zerstört wurde, haben sich ganze Jugendstil-Viertel erhalten. Mich faszinieren da immer die Türsprüche, reinste protestantische Arbeitsethik! Auch in Wuppertal gibt es wirklich wunderschöne Jugendstil-Viertel. Und die Historische Stadthalle ist natürlich ein Juwel!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Da wir gerade bei Düsseldorf sind: kannst du mal, lieber Holger, ein schönes Bild von Schloss Benrath einstellen (unbedingt mit beiden Seitenflügeln). Grund 1: ich kriege das technisch nicht so hin. Grund 2: es ist eines der schönsten Schlösser in Deutschland (erbaut 1756) und wird heute noch als Musiksaal genutzt, mit einer großartigen Akustik. Es ist auch immer noch der Empfangsort für ausländische Gäste. Wir als Schulkinder haben Kaiser Haile Selassie zugewinkt und auch der Queen. Die Queen kam mit dem Zug, da wurden nur die Teile des Benrather Bahnhofs gestrichen, die die Queen zu Gesicht bekam. Grund 3, der wichtigste: ich bin da von Klasse Sexta bis Oberprima zur Schule gegangen (Hast du das auch noch erlebt, Holger?).
    Wir hatten eine in Düsseldorf ganz bekannte Schultheatergruppe und haben auch oft im Keller des Schlosses geprobt. Das Schloss hat ganz oben eine Aussichtsplattform, die zu betreten streng verboten war. Ich habe es einmal doch mit einem Freund gewagt. Am nächsten Tag stand in der Zeitung, dass die große Uhr unter der Plattform stehengeblieben war. Wir sind zum Glück nie entdeckt worden.

    Ist ja irre! Über Schloß Benrath könnte ich auch viel erzählen, denn ich war damals mit dem Kastellan befreundet, der im rechten Schloßflügel wohnte (traumhaft da oben!) und aus einer bekannten Düsseldorfer Künstlerfamilie stammte (Düsseldorfer Malerschule). Er führte dann - kunstgeschichtlich ungemein beschlagen - uns durch das Schloß. Da bekommt man richtig Ehrfurcht vor diesem Gebäude - das ist einfach ein Wunder! (Ich habe übrigens einige Aquarelle vom Schloß gemalt - mein Vater natürlich auch!)





    :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Danke, lieber Holger, das sind wirklich tolle Bilder. Aber ich möchte doch wissen, ob du das Schloss noch als Schule erlebt hast oder nicht? Als wir klein waren, haben wir unseren Schulweg nicht so geschätzt, aber dann war uns doch bewusst, was wir für einen tollen Schulweg und eine noch tollere Schule hatten. Allerdings gab es immer wieder in den Klassenräumen des alten Schlosses eine ziemliche Menge von Mäusen. Wir als Jungs haben uns natürlich nicht erschreckt; unsere Lehrer umso mehr, wenn sie mal wieder in die Klasse kamen und auf dem Klassenbuch eine tote Maus vorfanden. Strafen gab es keine, weil jeder dicht hielt. Es gab also in den 50ern durchaus so was wie Pennälerherrlichkeit.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Danke, lieber Holger, das sind wirklich tolle Bilder. Aber ich möchte doch wissen, ob du das Schloss noch als Schule erlebt hast oder nicht? Als wir klein waren, haben wir unseren Schulweg nicht so geschätzt, aber dann war uns doch bewusst, was wir für einen tollen Schulweg und eine noch tollere Schule hatten. Allerdings gab es immer wieder in den Klassenräumen des alten Schlosses eine ziemliche Menge von Mäusen. Wir als Jungs haben uns natürlich nicht erschreckt; unsere Lehrer umso mehr, wenn sie mal wieder in die Klasse kamen und auf dem Klassenbuch eine tote Maus vorfanden. Strafen gab es keine, weil jeder dicht hielt. Es gab also in den 50ern durchaus so was wie Pennälerherrlichkeit.

    Lieber Dr. Pingel,


    ja, ich habe 1978 am Gymnasium Koblenzer Str., der Nachbarschule quasi, Abitur gemacht und bis 1980 war das Schloßgymnasium im Ostflügel des Schlosses untergebracht, dann zog es um in das neue Schulzentrum Wimpfener Straße. Dazu gibt es sogar einen Wikipedia-Artikel:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Schlo%C3%9F-Gymnasium_Benrath


    Viele unserer Lehrer kamen ja vom Schloßgymnasium und erzählten dann die Storys, etwa unser Klassenlehrer, wie er mal im Chemieunterricht beim Versuch zuviel Natrium ins Wasser tat und die Mischung zu explodieren drohte. Also öffnete er das Fenster und warf das Ganze in den Schloßteich zur Verblüffung der Enten! :D Über das alte Gestühl wurde auch viel erzählt, nur erinnere ich mich nicht mehr so genau.


    Am 19.11. bin ich zu einem Klavierabend im schönen Palais Wittgenstein in der Bilker Straße :) :




    Schöne Grüße
    Holger

  • Definitiv wurde der Hass auf Jugendstil und Wilhelmismus nicht erst durch den Nationalsozialismus geschürt. Ich schrieb ja weiter oben schon, dass das bereits nach dem Ersten Weltkrieg begang. Die Sozialisten und Kommunisten habe sich nicht weniger radikal geäußert und verhalten. Deswegen wurde ja in Leipzig das alte Opernhaus abgerissen nach dem Krieg.

  • Um nochmal auf Funktionalität von Theaterbauten zurückzukommen:
    Natürlich haben besonders Opernhäuser auch repräsentative Bedeutung, als Aushängeschilder des Teils der Bevölkerung, der sich gern mit kulturellen Werten schmückt. Sonst gäbe es ja nicht die aufwendigen Foyers als Wandelhallen der Bourgeois, die bis heute auch in kulturellen Belangen den Ton angeben - unabhängig davon, ob sie auch etwas von der Sache verstehen. Ähnliches gilt für das Äußere der Gebäude, das für die kommunale Verwaltung deshalb etwas mehr kosten darf.


    Die Komponisten und die Ausführenden aller Epochen haben das sicher ganz anders gesehen, und die meisten Kenner im Publikum auch. Für sie hat ein Theater den Rahmen zu schaffen für bestmögliche Aufführungen, alles andere ist mehr oder weniger schönes Beiwerk: Ist es da, rundet es das Ganze ab - fehlt es, ist es zu verschmerzen.


    Wagner hat das Bayreuther Festspielhaus als vorläufiges Theater für seine Werke ausprobieren wollen, um dann nach dem Vorbild dieses Modells ein festliches Haus zu errichten. Das Ergebnis war dann so perfekt nach seinen Intentionen geraten, dass er auf den Neubau verzichtete. Dieses Verfahren hätte mancher Kommune und manchem Land viel Geld erspart - und bessere Sicht und Akustik beschert. Doch die meisten Operngänger, sie sind nicht so. Wenn sie schon die Kunst nicht verstehen, wollen sie wenigstens eine glänzende Verpackung - wie die Kinder zu Weihnachten.


    Ich gehöre nicht dazu, und ich kenne noch ein paar andere. Auch vermute ich einige davon hier im Forum. Die grüße ich besonders herzlich!
    Sixtus

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose