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Ein schön klingender, "philharmonischer", aber etwas fader Beethoven. Das BRSO spielt zwar anstandslos, allerdings fehlt das gewisse Etwas. So könnte man sich einen Beethoven für ein schon etwas betagteres Abo-Publikum vorstellen. Dieser Zyklus tut niemandem weh, aber es gibt hier nichts, was ihn außergewöhnlich machen würde.
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Joseph II: Ein schön klingender, "philharmonischer", aber etwas fader Beethoven. Das BRSO spielt zwar anstandslos, allerdings fehlt das gewisse Etwas.
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William B.A.: Beethoven: Symphonie Nr. 1 C-dur op. 21
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Mariss Jansons
AD: Tokyo 2012
Spielzeiten: 8:16-7:40-3:35-6:08 --- 25:29 min.;
Mariss Jansons hat natürlich das Rad nicht neu erfunden und liefert auch keine völlig neue Sicht auf Beethovens Symphonien. Aber im Kopfsatz der Ersten fällt immerhin auf, dass er dem besetzungsmäßig reduzierten Orchester (4 KB, 6 C, schlanker Geigenapparat, zweifaches Holz und Blech) einen Ton von geradezu Mozartinischer Leichtigkeit entlockt und dass Bläser und Streicher doch insgesamt ausgewogen erscheinen. Die Durchhörbarkeit ist ausgezeichnet, und ein „Aha“-Erlebnis hatte ich außerdem. Auch Mariss Jansons hat sich, zumindest hier bei der Ersten, bei den Berliner Philharmonikern den Solo-Paukisten ausgeliehen, Rainer Seegers, der ja nicht zu Unrecht als einer der besten Paukisten weit und breit gilt.
Noch eins ist mir aufgefallen, ohne, dass ich jetzt Zeiten verglichen hätte. Jansons nimmt auch das einleitende Adagio molto nicht etwa erdenschwer, sondern etwas leichter und auch schneller. Bei Gelegenheit werde ich das noch mit anderen Aufnahmen vergleichen. Es pass jedenfalls gut zum Allegro con brio.
Auch das Andante ist leicht, anmutig und von kristallinem Klang. Den federnden Rhythmus unterstützt Jansons noch dadurch, dass er die Taktenden immer zum Schweben bringt. Das ist kein Marschrhythmus, sondern das swingt, auch wenn die Tutti mal ihre Stimme erheben.
Im Menuett, das in seinem rasanten Zuschnitt schon bald an ein Scherzo gemahnt, geht es auch hier schon ganz anders zur Sache, unterstützt von den kühnen Läufen des fabelhaften Paukisten Rainer Seegers. Aber auch hier blitzt immer wieder die Mozartinische Leichtigkeit auf, die großen dynamischen Kontraste zwischen Pianissimo und Fortissimo. Mit der beschaulichen Ruhe aus dem zweiten Satz ist es vorbei. Großartig musiziert!
Das Finale, abermals durch ein eher zügiges Adagio eingeleitet, erweist sich dann als würdiger Höhepunkt dieser Symphonie, auch in dieser Aufnahme. Das ist schon ganz echter Beethoven. Wie engagiert und mit wie viel Schwung gehen doch die Musiker aus München zu Werke, auch hier wieder angetrieben von ihrem Chefdirigenten. Dem Orchester merkt man es an, dass es zum Zeitpunkt der Aufnahme schon im zehnten Jahr mit dem Dirigenten zusammenarbeitet. Da herrscht großen gegenseitiges Vertrauen und eine große gegenseitige Sicherheit sowie eins ehr hohes künstlerisches Niveau. Auch im Finale, in dem sich eigentlich alle Instrumentengruppen gleichermaßen hervortun, merkt man, welch einen großartigen Solopaukiten sie sich da ausgeliehen haben. Nun stehen die Berliner Philharmoniker ja dann nicht blank dar, denn sie haben noch einen großartigen zweiten Mann an den Pauken, der z. B. de Aufnahmeserie in St. Cecilia mit Claudio Abbado bestritten hat.
Beim Schleswig Holstein Musikfestival in Lübeck (1999) war Rainer Seegers übrigens auch schon mal vertreten, zusammen mit dem NDR-Sinfonie-Orchester unter Günter Wand.
Die Dokumentation habe ich schon zum zweiten Mal gesehen, lieber Wolfgang. Vor einiger Zeit wurde sie schon einmal auf Classica gezeigt, irgendwann im letzten Jahr, wenn ich das recht erinnere.
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teleton:
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Für mich gilt diese Analyse von Joseph noch immer. Ist der Ruhm von Jansons nicht vornehmlich ein Medienruhm? Durch eine unglaubliche Omnipräsenz hat er sich einen Platz in der ersten Reihe erobert, der ihm wohl nicht mehr streitig zu machen ist. Steht die Qualität seiner Leistung auch dafür? Was macht ihn unverwechselbar und einzigartig? Mir fällt nichts ein
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"Fazit: Viele gute Dirigenten stehen BIS HEUTE im Schatten der "Großen alten Männer" (dazu zählt IMO auch Jansons)
Ja, es gibt noch viel mehr alte Männer, aber nicht jeder alte Mann wirft deshalb automatisch einen großen Schatten!Ich würde eher sagen: Mariss Jansons gehört spätestens seit heute zum "Kreis der Schatten werfenden großen alten Männer". Dazu gehören auch Daniel Barenboim (75),Riccardo Muti (76), Christoph Eschenbach (77), Marek Janowski (78), Zubin Mehta (81), Bernhard Haitink (88) und Herbert Blomstedt (90). Dabei habe ich bestimmt noch jemanden vergessen.
Das BRSO hat auch eine etwas längere Tradition als die anderen deutschen Rundfunkorchester, aber alleine die Riege der Chefdirigenten seit der Neugründung nach dem Kriege gleicht einem "Who is Who" der Dirigenten: Jochum-Kubelik-Kondraschin-Davis-Maazel-Jansons. Was Jochum grundgelegt hat, haben Kubelik und seine Nachfolger nicht nur gehalten, sondern weiterentwickelt, und unter Jansons hat das Orchester in den letzten 15 Jahren gewiss keinen Rückschritt gemacht, wovon der weltweit ausgzeichnete Ruf des Orchesters zeugt, und das liegt gewiss nicht in erster Linie an der Geschäftstüchtigkeit des BR oder an der einhelligen Meinung der Kritik, sondern auch und vor allem am Zuspruch des Publikums, wie die durchweg euphorischen Reaktion des japanischen Publkums in der Syntory Hall in Tokio zeigen.
Komisch,
dass seit meiner Gratulation zum 75. auch in diesem Thread es zwar etliche Beiträge über Mariss Jansons gegeben hat, ob er nun ein Großer ist oder nicht, aber keiner, der sich meinen Glückwünschen angeschlossen hat.![]()
Ich würde eher sagen: Mariss Jansons gehört spätestens seit heute zum "Kreis der Schatten werfenden großen alten Männer". Dazu gehören auch Daniel Barenboim (75),Riccardo Muti (76), Christoph Eschenbach (77), Marek Janowski (78), Zubin Mehta (81), Bernhard Haitink (88) und Herbert Blomstedt (90). Dabei habe ich bestimmt noch jemanden vergessen.
Mariss Jansons ist zweifellos ein sehr guter Dirigent. Allein, geht es um Referenzaufnahmen, fällt sein Name zumindest bei mir selten. Ich habe gerade mal überlegt, bei welchem Werk ich Jansons tatsächlich als eine erste Empfehlung ansehen würde. Zumindest ein Gedanke kam mir:
Diese Einspielung der Orgelsymphonie von Saint-Saens aus dem Jahre 1994 ist aus unerfindlichen Gründen ein Geheimtipp geblieben. Wayne Marshall spielt an der großartigen Cavaillé-Coll-Orgel in St-Ouen in Rouen (1890). Ein spektakulärer Klang! Bei diesem Werk könnte ich mich spontan an keine mächtigere Orgel erinnern. Das Oslo Philharmonic Orchestra unter Mariss Jansons zieht kongenial mit und hat mit der Cavaillé-Coll einen wirklich ebenbürtigen Mitspieler, so dass der Orchesterklang die Orgel nicht überdeckt, wie leider in zahlreichen Aufnahmen der Fall.
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Rheingold1876: Die großen alten Männer sind - bei allem Respekt - ein Kapitel für sich. Die machen gern immer dasselbe. Ich sehe dieses Thema sehr kritisch und bin froh, dass sich die Jungen in die ersten Reihen vorarbeiten. Wir haben hier in Berlin jetzt den Robin Ticciati. Der ist die Zukunft.
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Joseph II: Ohne Jansons seine Verdienste beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks kleinreden zu wollen, aber dieses war auch schon lange vor seiner Chefdirigentenzeit eines der besten deutschen Orchester. Bei den Rundfunkorchestern erscheint es mir noch vor denjenigen des WDR und NDR schon seit Jahrzehnten als das auch international angesehenste, was sich auch in diversen Rankings niederschlug. Bei aller Liebe für Celibidache, aber seine Münchner Philharmoniker hatten spieltechnisch nur ausnahmsweise dasselbe Niveau wie die Münchner Kollegen vom BR. Auf jeden Fall müssen in diesem Zusammenhang noch Sir Colin Davis (1983-1992) und Lorin Maazel (1993-2002) genannt werden, die dem BRSO beide ein knappes Jahrzehnt vorstanden und aus deren Ära auch etliche sehr nennenswerte Aufnahmen stammen.
Mariss Jansons ist zweifellos ein sehr guter Dirigent. Allein, geht es um Referenzaufnahmen, fällt sein Name zumindest bei mir selten. Ich habe gerade mal überlegt, bei welchem Werk ich Jansons tatsächlich als eine erste Empfehlung ansehen würde. Zumindest ein Gedanke kam mir:
Diese Einspielung der Orgelsymphonie von Saint-Saens aus dem Jahre 1994 ist aus unerfindlichen Gründen ein Geheimtipp geblieben. Wayne Marshall spielt an der großartigen Cavaillé-Coll-Orgel in St-Ouen in Rouen (1890). Ein spektakulärer Klang! Bei diesem Werk könnte ich mich spontan an keine mächtigere Orgel erinnern. Das Oslo Philharmonic Orchestra unter Mariss Jansons zieht kongenial mit und hat mit der Cavaillé-Coll einen wirklich ebenbürtigen Mitspieler, so dass der Orchesterklang die Orgel nicht überdeckt, wie leider in zahlreichen Aufnahmen der Fall.
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KUNSTSTÜCK! Ist ja auch eine verdammte Frankensteinaufnahme, in die der Orgelpart reinsynchronisiert ist. Von wegen "kongenial" und "mitzieht" ... Erst kam das Orchester, dann hat irgendwann die Orgeltonspur drübergefegt.
https://www.gramophone.co.uk/review/sain…hestral-works-2
Diese Spitzfindigkeiten kennen wir ja bereits zu Genüge. Das wird in einigen Aufnahmen der Orgelsymphonie so gehandhabt, u. a. bei Karajan. Das Ergebnis klingt bei Marshall/Jansons in jedem Falle spektakulär, was bei diesem Werk legitim ist, so dass sich für mich die Frage, wie das genau zustande gekommen ist, gar nicht stellt. Wer auf schmalbrüstigere Aufnahmen steht, wird auf dem Markt schon fündig werden.
Orgelsinfonieaufnahmen mit reinsynchronisierter Orgel können eine absolute Katastrophe sein (Karajan/DG) oder aber auch durchaus sehr gut (Barenboim/DG).
Zitat
Hallo Josef,
wie würdest Du die Jansons-Aufnahme der Sibelius Sinfonie Nr.2 charakterisieren ? Lässt er dem Orchester, bes. im Finale freie Zügel ?
Oder bin ich nicht doch bei Bernstein, Szell, Berglund I besser aufgehoben ?
Das ist in der Vergangenheit viel häufiger passiert, als man meint, dass bei berühmten Studio-Aufnahmen (einzelne) Sänger hinterher aufgenommen und reingeschnitten wurden. Manchmal erfährt man davon, manchmal nicht. Manchmal wähnt man etwas zu merken, manchmal nicht.Ebenso würde ich eine Opern-Aufnahme ablehnen, in der die Sänger nachträglich aufgenommen werden.![]()
Das ist in der Vergangenheit viel häufiger passiert, als man meint, dass bei berühmten Studio-Aufnahmen (einzelne) Sänger hinterher aufgenommen und reingeschnitten wurden. Manchmal erfährt man davon, manchmal nicht. Manchmal wähnt man etwas zu merken, manchmal nicht.Ebenso würde ich eine Opern-Aufnahme ablehnen, in der die Sänger nachträglich aufgenommen werden.![]()