Wie hätten Sie´s denn gern? Alles ist möglich - außer dem Werk der Autoren!
Wieder mal Regie und Bühnenbild im Doppelpack. Keine schlechte Idee, wenn´s gut gemacht ist. Aber diesmal war´s von Patrick Schlösser.
Schon die Ouvertüre durfte nicht sein. Mittendrin lief ein kleiner Junge auf die Bühne, der von einem großen männlichen Engel wieder eingefangen wurde. Die herrliche Musik war zerstört.
Es gab keinen Wald, kein Försterhaus - weder von außen noch von innen. Und es gab keine Wolfsschlucht. Stattdessen jedesmal eine leere Bühne, auf der fünf Großbuchstaben in Form von riesigen Ikea-Regalen von sieben hinkenden Samiels hin- und hergeschoben wurden, bis sie, zur Belehrung des Publikums, das Wort ANGST ergaben. Die Rückseite dieser Belehrung diente dann in Agathes leerem Zimmer als Mobiliar...
In diesem Rahmen hätte auch eine hochkarätige Besetzung nicht mehr viel retten können. Aber die gab es allenfalls, mit Einschränkungen, bei den Damen: Elizabeth Wiles verkörperte die fromme Agathe mit stiller Inbrunst und wunderbar schwebendem lyrischen Sopran, stieß aber in der großen Arie an die Grenzen ihres Volumens. Ihr zur Seite stand und trillerte tonschön und charmant Herdis Anna Jonasdottir als Ännchen.
Die Herrenriege konnte weniger punkten. Algirdas Drevinkas spielte überzeugend den unglücklichen Max, blieb der Partie aber stimmlich viel Dramatik schuldig. Vollends Markus Jaursch als Kaspar: Sauber gesungen, aber mit sehr hellem Bariton und gänzlich bar der Dämonie. Ein Anti-Kaspar. Die kleinen Partien waren ordentlich besetzt.
Enttäuschend auch der Dirigent. Christopher Ward gelang es selten, etwas Spannung aus dem Orchester zu kitzeln - es plätscherte eher dahin. Und der Jägerchor (Einstudierung Jaume Miranda) lieferte seine Glaznummer auch ohne ihn virtuos ab.
So endete die (längst nicht ausverkaufte!) Premiere dieses Zugstücks, wie sie begonnen hatte: ohne Spannung, ganz zu schweigen von Romantik. So treibt man Zuschauer aus dem Haus...
Leider nichts Besseres zu berichten hat, mit herzlichen Grüßen, Sixtus