Margarete Arndt-Ober (1885-1971): führender deutscher Mezzosopran der Vergangenheit

  • Margarete Arndt-Ober ist bisher nicht in diesem Forum vertreten gewesen und besitzt lediglich einen englischen Wikipedia-Eintrag, obwohl es sich hier um eine deutsche Opernsängerin handelt, welche im ersten Drittel ihres Lebens eine bedeutende internationale Karriere machte. Ihren jetzt gestarteten Thread verdankt sie der Tatsache, dass eine CD von ihr aus der Serie „Lebendige Vergangenheit“ des Labels PREISER in die Liste der Weihnachtsrätsel-Preise aufgenommen wurde (Eine Doublette in meiner Sammlung).
    Da ist es vielleicht doch interessant wer diese Sängerin war und welchen Ruf sie hatte. Enrico Caruso beispielsweise, mit dem sie gemeinsame Auftritte hatte, bezeichnete sie als „Deutsche Teufelin“, nachdem er sie an der deutschen Hofoper Berlin als Amneris erleben durfte. Das war 1903, als sie 23 war.
    Geboren 1885 in Berlin als Margarethe Ober, studierte sie bereits im Alter von 16 Jahren bei Benno Stolzenberg (1827-1906). Anschliessend debütierte sie im April 1906 in der Rolle der Azucena am Opern- und Schauspielhaus in Frankfurt/Oder.


    Leo Blech, der sie zufällig gehört hatte, vermittelte sie an den berühmten Gesangspädagogen Arthur Arndt, der sie schnell an die Berliner Hofoper brachte.


    Irgendwann in der Zwischenzeit muss sie ihn vermutlich geheiratet haben, denn seit 1913 trat sie in Deutschland unter dem Namen Arndt-Ober auf. International wurde sie aber unter Margarethe Ober bekannt, vor allem als Wagner-Sängerin an der Metropolitan Opera in New York, wo sie 1913 als Ortrud debütierte und gefeiert wurde, anschliessend während 4 Saisonen dort engagiert war und als eine der führenden Mezzosopranistinen des Hauses galt. Durch den ersten Weltkrieg bedingt, beendete das Management der MET ihre New Yorker Karriere am 27. April 1917. Eine Klage auf 50.000 Dollar wurde abgewiesen. Nach einigen Problemen (Internierung und Scheitern einer eigenen Theatertruppe kehrte sie 1919 nach Deutschland zurück und setzte dort ihre Karriere fort. Ihr Wirkungsort waren für 20 Jahre die Wagnerfestspiele der Zoppoter Waldoper, die bald als „Bayreuth des Nordens“ bekannt wurde. Dort blieb sie bis 1942. 1944 beendete sie ihre aktive Karriere. Einige Tonaufnahmen zeugen von ihrer Kunst.
    Sie starb am 17. März 1971.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    PS: Wenngleich die Aufnahme bereits bei jpc gestrichen wurde, ist es derzeit noch möglich die Tonbeispiele abzuhören. Sie stammen aus der akustischen Ära der Aufnahmetechnik, etwa 1910-15

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein paar Klangbeispiele finden sich auch auf youtube. Pars pro toto möchte ich dieses schöne klangliche Porträt nachreichen: An die Musik, einfühlsam gestaltet und trotz der beschränkten klanglichen Möglichkeiten der Technik ein eindrucksvolles Zeugnis ihres edlen, klangschönen Timbres. Schwierig, und wohl auch der Tontechnik geschuldet, ist hier die Diktion. Umso verdienstvoller der Versuch, im Jahre 1914 mit den damaligen Möglichkeiten ein dynamisch sehr differenziertes, abgestuftes Singen zu ermöglichen.



  • Hallo,


    eine schöne kleine späte Aufnahme von Margarethe Arndt-Ober ist ihre Agricola in Johann Strauss' Nacht in Venedig: Da macht sie sich und dem Hörer einen großen Spaß.


    Schöne Grüße
    wega